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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
dem Weidenstozen formen, aber zu einem Spizbu-
ben wills Grüz -- auch gehört darzu ein eigenes
National-Genie, ein gewises, daß ich so sage,
Spizbuben Klima, und da rath ich dir, reis
du ins Graubünder Land, das ist das Athen der
heutigen Gauner.
Razmann. Bruder! man hat mir überhaupt
das ganze Jtalien gerühmt.
Spiegelberg. Ja ja! man mus niemand sein
Recht vorenthalten, Jtalien weist auch seine Män-
ner auf, und wenn Deutschland so fortmacht, wie
es bereits auf dem Weg ist, und die Bibel vol-
lends hinaus votirt, wie es die glänzendsten Aspek-
ten hat, so kann mit der Zeit auch noch aus Deutsch-
land was Gutes kommen, -- überhaupt aber,
mus ich dir sagen, macht das Klima nicht sonder-
lich viel, das Genie kommt überall fort, und das
übrige, Bruder -- ein Holzapfel weist du wohl wird
im Paradies-Gärtlein selber ewig keine Ananas --
aber daß ich dir weiter sage, -- wo bin ich stehen
geblieben?
Razmann. Bey den Kunstgriffen!
Spiegelberg. Ja recht, bey den Kunstgriffen.
So ist dein erstes, wenn du in die Stadt kommst,
du ziehst bey den Bettelvögten, Stadt-Patrollan-
ten und Zuchtknechten Kundschaft ein, wer so am
fleissigsten bey ihnen einspreche, die Ehre gebe,
und diese Kunden suchst du auf -- ferner nistest
du
F
ein Schauſpiel.
dem Weidenſtozen formen, aber zu einem Spizbu-
ben wills Gruͤz — auch gehoͤrt darzu ein eigenes
National-Genie, ein gewiſes, daß ich ſo ſage,
Spizbuben Klima, und da rath ich dir, reis
du ins Graubuͤnder Land, das iſt das Athen der
heutigen Gauner.
Razmann. Bruder! man hat mir uͤberhaupt
das ganze Jtalien geruͤhmt.
Spiegelberg. Ja ja! man mus niemand ſein
Recht vorenthalten, Jtalien weist auch ſeine Maͤn-
ner auf, und wenn Deutſchland ſo fortmacht, wie
es bereits auf dem Weg iſt, und die Bibel vol-
lends hinaus votirt, wie es die glaͤnzendſten Aſpek-
ten hat, ſo kann mit der Zeit auch noch aus Deutſch-
land was Gutes kommen, — uͤberhaupt aber,
mus ich dir ſagen, macht das Klima nicht ſonder-
lich viel, das Genie kommt uͤberall fort, und das
uͤbrige, Bruder — ein Holzapfel weiſt du wohl wird
im Paradies-Gaͤrtlein ſelber ewig keine Ananas —
aber daß ich dir weiter ſage, — wo bin ich ſtehen
geblieben?
Razmann. Bey den Kunſtgriffen!
Spiegelberg. Ja recht, bey den Kunſtgriffen.
So iſt dein erſtes, wenn du in die Stadt kommſt,
du ziehſt bey den Bettelvoͤgten, Stadt-Patrollan-
ten und Zuchtknechten Kundſchaft ein, wer ſo am
fleiſſigſten bey ihnen einſpreche, die Ehre gebe,
und dieſe Kunden ſuchſt du auf — ferner niſteſt
du
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[81/0103] ein Schauſpiel. dem Weidenſtozen formen, aber zu einem Spizbu- ben wills Gruͤz — auch gehoͤrt darzu ein eigenes National-Genie, ein gewiſes, daß ich ſo ſage, Spizbuben Klima, und da rath ich dir, reis du ins Graubuͤnder Land, das iſt das Athen der heutigen Gauner. Razmann. Bruder! man hat mir uͤberhaupt das ganze Jtalien geruͤhmt. Spiegelberg. Ja ja! man mus niemand ſein Recht vorenthalten, Jtalien weist auch ſeine Maͤn- ner auf, und wenn Deutſchland ſo fortmacht, wie es bereits auf dem Weg iſt, und die Bibel vol- lends hinaus votirt, wie es die glaͤnzendſten Aſpek- ten hat, ſo kann mit der Zeit auch noch aus Deutſch- land was Gutes kommen, — uͤberhaupt aber, mus ich dir ſagen, macht das Klima nicht ſonder- lich viel, das Genie kommt uͤberall fort, und das uͤbrige, Bruder — ein Holzapfel weiſt du wohl wird im Paradies-Gaͤrtlein ſelber ewig keine Ananas — aber daß ich dir weiter ſage, — wo bin ich ſtehen geblieben? Razmann. Bey den Kunſtgriffen! Spiegelberg. Ja recht, bey den Kunſtgriffen. So iſt dein erſtes, wenn du in die Stadt kommſt, du ziehſt bey den Bettelvoͤgten, Stadt-Patrollan- ten und Zuchtknechten Kundſchaft ein, wer ſo am fleiſſigſten bey ihnen einſpreche, die Ehre gebe, und dieſe Kunden ſuchſt du auf — ferner niſteſt du F

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/103>, abgerufen am 26.04.2024.