Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite
Wurm. (bükt sich vergnügt) Ewig der Ihrige,
gnädiger Herr. (er will gehen)
Präsident. Was ich Ihm vorhin vertraut habe
Wurm (drohend) Wenn er plaudert --

Wurm. (lacht) So zeigen Ihr Exzellenz mei-
ne falschen Handschriften auf. (er geht ab)
Präsident. Zwar Du bist mir gewis. Ich halte
dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schröter
am Faden.

Ein Kammerdiener (tritt herein.) Hofmarschall
von Kalb --

Präsident. Kommt, wie gerufen. -- Er soll
mir angenehm seyn (Kammerdiener geht.)
Sechste Szene.
Hofmarschall von Kalb, in einem reichen aber ge-
schmaklosen Hofkleid, mit Kammerherrnschlüsseln, zwei
Uhren und einem Degen, Chapeau-bas und frisiert
a la Herisson. Er fliegt mit großem Gekreisch auf
den Präsidenten zu, und breitet einen Bisam-
geruch über das ganze Parterre.
Präsident.
Hofmarschall. (ihn umarmend) Ah guten Mor-
gen mein Bester! Wie geruht? Wie geschlafen? --
Sie verzeihen doch, daß ich so spät das Vergnügen
habe -- dringende Geschäfte -- der Küchenzettel --
Visitenbillets -- das Arrangement der Parthien auf
die heutige Schlittenfarth -- Ah -- und denn mußt
ich
B 4
Wurm. (buͤkt ſich vergnuͤgt) Ewig der Ihrige,
gnaͤdiger Herr. (er will gehen)
Praͤſident. Was ich Ihm vorhin vertraut habe
Wurm (drohend) Wenn er plaudert —

Wurm. (lacht) So zeigen Ihr Exzellenz mei-
ne falſchen Handſchriften auf. (er geht ab)
Praͤſident. Zwar Du biſt mir gewis. Ich halte
dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schroͤter
am Faden.

Ein Kammerdiener (tritt herein.) Hofmarſchall
von Kalb —

Praͤſident. Kommt, wie gerufen. — Er ſoll
mir angenehm ſeyn (Kammerdiener geht.)
Sechste Szene.
Hofmarſchall von Kalb, in einem reichen aber ge-
ſchmakloſen Hofkleid, mit Kammerherrnſchluͤſſeln, zwei
Uhren und einem Degen, Chapeau-bas und friſiert
à la Hériſſon. Er fliegt mit großem Gekreiſch auf
den Praͤſidenten zu, und breitet einen Biſam-
geruch uͤber das ganze Parterre.
Praͤſident.
Hofmarſchall. (ihn umarmend) Ah guten Mor-
gen mein Beſter! Wie geruht? Wie geſchlafen? —
Sie verzeihen doch, daß ich ſo ſpaͤt das Vergnuͤgen
habe — dringende Geſchaͤfte — der Kuͤchenzettel —
Viſitenbillets — das Arrangement der Parthien auf
die heutige Schlittenfarth — Ah — und denn mußt
ich
B 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0027" n="23"/>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p><stage>(bu&#x0364;kt &#x017F;ich vergnu&#x0364;gt)</stage> Ewig der Ihrige,<lb/>
gna&#x0364;diger Herr. <stage>(er will gehen)</stage></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p>Was ich Ihm vorhin vertraut habe<lb/>
Wurm <stage>(drohend)</stage> Wenn er plaudert &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#WUR">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Wurm.</hi> </speaker>
            <p><stage>(lacht)</stage> So zeigen Ihr Exzellenz mei-<lb/>
ne fal&#x017F;chen Hand&#x017F;chriften auf. <stage>(er geht ab)</stage></p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p>Zwar Du bi&#x017F;t mir gewis. Ich halte<lb/>
dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schro&#x0364;ter<lb/>
am Faden.</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#KAM">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ein Kammerdiener</hi> </speaker>
            <p><stage>(tritt herein.)</stage> Hofmar&#x017F;chall<lb/>
von Kalb &#x2014;</p><lb/>
          </sp>
          <sp who="#PRA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Pra&#x0364;&#x017F;ident.</hi> </speaker>
            <p>Kommt, wie gerufen. &#x2014; Er &#x017F;oll<lb/>
mir angenehm &#x017F;eyn <stage>(Kammerdiener geht.)</stage></p>
          </sp>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Sechste Szene.</head><lb/>
          <stage>Hofmar&#x017F;chall von Kalb, in einem reichen aber ge-<lb/>
&#x017F;chmaklo&#x017F;en Hofkleid, mit Kammerherrn&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln, zwei<lb/>
Uhren und einem Degen, <hi rendition="#aq">Chapeau-bas</hi> und fri&#x017F;iert<lb/><hi rendition="#aq">à la Héri&#x017F;&#x017F;on.</hi> Er fliegt mit großem Gekrei&#x017F;ch auf<lb/>
den Pra&#x0364;&#x017F;identen zu, und breitet einen Bi&#x017F;am-<lb/>
geruch u&#x0364;ber das ganze Parterre.<lb/>
Pra&#x0364;&#x017F;ident.</stage><lb/>
          <sp who="#KAL">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Hofmar&#x017F;chall.</hi> </speaker>
            <p><stage>(ihn umarmend)</stage> Ah guten Mor-<lb/>
gen mein Be&#x017F;ter! Wie geruht? Wie ge&#x017F;chlafen? &#x2014;<lb/>
Sie verzeihen doch, daß ich &#x017F;o &#x017F;pa&#x0364;t das Vergnu&#x0364;gen<lb/>
habe &#x2014; dringende Ge&#x017F;cha&#x0364;fte &#x2014; der Ku&#x0364;chenzettel &#x2014;<lb/>
Vi&#x017F;itenbillets &#x2014; das Arrangement der Parthien auf<lb/>
die heutige Schlittenfarth &#x2014; Ah &#x2014; und denn mußt<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">ich</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[23/0027] Wurm. (buͤkt ſich vergnuͤgt) Ewig der Ihrige, gnaͤdiger Herr. (er will gehen) Praͤſident. Was ich Ihm vorhin vertraut habe Wurm (drohend) Wenn er plaudert — Wurm. (lacht) So zeigen Ihr Exzellenz mei- ne falſchen Handſchriften auf. (er geht ab) Praͤſident. Zwar Du biſt mir gewis. Ich halte dich an deiner eigenen Schurkerei, wie den Schroͤter am Faden. Ein Kammerdiener (tritt herein.) Hofmarſchall von Kalb — Praͤſident. Kommt, wie gerufen. — Er ſoll mir angenehm ſeyn (Kammerdiener geht.) Sechste Szene. Hofmarſchall von Kalb, in einem reichen aber ge- ſchmakloſen Hofkleid, mit Kammerherrnſchluͤſſeln, zwei Uhren und einem Degen, Chapeau-bas und friſiert à la Hériſſon. Er fliegt mit großem Gekreiſch auf den Praͤſidenten zu, und breitet einen Biſam- geruch uͤber das ganze Parterre. Praͤſident. Hofmarſchall. (ihn umarmend) Ah guten Mor- gen mein Beſter! Wie geruht? Wie geſchlafen? — Sie verzeihen doch, daß ich ſo ſpaͤt das Vergnuͤgen habe — dringende Geſchaͤfte — der Kuͤchenzettel — Viſitenbillets — das Arrangement der Parthien auf die heutige Schlittenfarth — Ah — und denn mußt ich B 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/27
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Kabale und Liebe. Mannheim, 1784, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_kabale_1784/27>, abgerufen am 21.12.2024.