die ihn immer tiefer hinein reißt. Ich sehe nicht, wie das noch werden soll. Wir müssen fort -- hier ist keine andre Rettung -- wir müssen fort aus Venedig.
Aber, liebster Freund, noch immer keine Zeile von Ihnen! Wie muß ich dieses lange hartnäckige Schweigen mir erklären?
Baron von F*** an den Grafen von O***. Vierter Brief.
12. Junius.
Haben Sie Dank, liebster Freund, für das Zei¬ chen Ihres Andenkens, das mir der junge B***hl von Ihnen überbrachte. Aber was sprechen Sie darin von Briefen, die ich erhalten haben soll? Ich habe keinen Brief von Ihnen erhalten, nicht eine Zeile. Welchen weiten Umweg müssen die ge¬ nommen haben! Künftig, liebster O***, wenn Sie mich mit Briefen beehren, senden Sie solche über Trient und unter der Addresse meines Herrn.
Endlich haben wir den Schritt doch thun müs¬ sen, liebster Freund, den wir bis jezt so glücklich vermieden haben. -- Die Wechsel sind ausgeblie¬ ben, jezt in diesem dringenden Bedürfniß zum er¬
stenmal
die ihn immer tiefer hinein reißt. Ich ſehe nicht, wie das noch werden ſoll. Wir müſſen fort — hier iſt keine andre Rettung — wir müſſen fort aus Venedig.
Aber, liebſter Freund, noch immer keine Zeile von Ihnen! Wie muß ich dieſes lange hartnäckige Schweigen mir erklären?
Baron von F*** an den Grafen von O***. Vierter Brief.
12. Junius.
Haben Sie Dank, liebſter Freund, für das Zei¬ chen Ihres Andenkens, das mir der junge B***hl von Ihnen überbrachte. Aber was ſprechen Sie darin von Briefen, die ich erhalten haben ſoll? Ich habe keinen Brief von Ihnen erhalten, nicht eine Zeile. Welchen weiten Umweg müſſen die ge¬ nommen haben! Künftig, liebſter O***, wenn Sie mich mit Briefen beehren, ſenden Sie ſolche über Trient und unter der Addreſſe meines Herrn.
Endlich haben wir den Schritt doch thun müſ¬ ſen, liebſter Freund, den wir bis jezt ſo glücklich vermieden haben. — Die Wechſel ſind ausgeblie¬ ben, jezt in dieſem dringenden Bedürfniß zum er¬
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die ihn immer tiefer hinein reißt. Ich ſehe nicht,
wie das noch werden ſoll. Wir müſſen fort —
hier iſt keine andre Rettung — wir müſſen fort
aus Venedig.
Aber, liebſter Freund, noch immer keine Zeile
von Ihnen! Wie muß ich dieſes lange hartnäckige
Schweigen mir erklären?
Baron von F*** an den Grafen
von O***.
Vierter Brief.
12. Junius.
Haben Sie Dank, liebſter Freund, für das Zei¬
chen Ihres Andenkens, das mir der junge B***hl
von Ihnen überbrachte. Aber was ſprechen Sie
darin von Briefen, die ich erhalten haben ſoll?
Ich habe keinen Brief von Ihnen erhalten, nicht
eine Zeile. Welchen weiten Umweg müſſen die ge¬
nommen haben! Künftig, liebſter O***, wenn
Sie mich mit Briefen beehren, ſenden Sie ſolche
über Trient und unter der Addreſſe meines Herrn.
Endlich haben wir den Schritt doch thun müſ¬
ſen, liebſter Freund, den wir bis jezt ſo glücklich
vermieden haben. — Die Wechſel ſind ausgeblie¬
ben, jezt in dieſem dringenden Bedürfniß zum er¬
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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/130>, abgerufen am 22.02.2025.
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