Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Neunter Auftritt. König zu den Vorigen. Alle erschrecken über seinen Anblick, weichen zurück und lassen ihn ehrerbietig mitten durch. Er kommt in einem wachen Traume, wie eines Nachtwandlers -- Sein Anzug und seine Gestalt zeigen noch die Unordnung, worein ihn die gehabte Ohnmacht versetzt hat. Mit lang- samen Schritten geht er an den anwesenden Granden vorbei, sieht jeden starr an, ohne einen einzigen wahr- zunehmen. Endlich bleibt er gedankenvoll stehen, die Augen zur Erde gesenkt, bis seine Gemüthsbewegung nach und nach laut wird. König. Gib diesen Todten mir heraus. Ich muß ihn wieder haben. Domingo leise zum Herzog von Alba. Reden Sie ihn an. König wie oben. Er dachte klein von mir und starb. Ich muß ihn wieder haben. Er muß anders von mir denken. Dom Karlos. Neunter Auftritt. König zu den Vorigen. Alle erſchrecken über ſeinen Anblick, weichen zurück und laſſen ihn ehrerbietig mitten durch. Er kommt in einem wachen Traume, wie eines Nachtwandlers — Sein Anzug und ſeine Geſtalt zeigen noch die Unordnung, worein ihn die gehabte Ohnmacht verſetzt hat. Mit lang- ſamen Schritten geht er an den anweſenden Granden vorbei, ſieht jeden ſtarr an, ohne einen einzigen wahr- zunehmen. Endlich bleibt er gedankenvoll ſtehen, die Augen zur Erde geſenkt, bis ſeine Gemüthsbewegung nach und nach laut wird. König. Gib dieſen Todten mir heraus. Ich muß ihn wieder haben. Domingo leiſe zum Herzog von Alba. Reden Sie ihn an. König wie oben. Er dachte klein von mir und ſtarb. Ich muß ihn wieder haben. Er muß anders von mir denken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0480" n="468"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Dom Karlos.</hi> </fw><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#g">Neunter Auftritt.</hi> </head><lb/> <stage> <hi rendition="#g">König zu den Vorigen.</hi> </stage><lb/> <stage>Alle erſchrecken über ſeinen Anblick, weichen zurück<lb/> und laſſen ihn ehrerbietig mitten durch. Er kommt in<lb/> einem wachen Traume, wie eines Nachtwandlers —<lb/> Sein Anzug und ſeine Geſtalt zeigen noch die Unordnung,<lb/> worein ihn die gehabte Ohnmacht verſetzt hat. Mit lang-<lb/> ſamen Schritten geht er an den anweſenden Granden<lb/> vorbei, ſieht jeden ſtarr an, ohne einen einzigen wahr-<lb/> zunehmen. Endlich bleibt er gedankenvoll ſtehen, die<lb/> Augen zur Erde geſenkt, bis ſeine Gemüthsbewegung<lb/> nach und nach laut wird.</stage><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König.</hi> </speaker><lb/> <p>Gib dieſen Todten mir heraus. Ich muß<lb/> ihn wieder haben.</p> </sp><lb/> <sp who="#DOMI"> <speaker> <hi rendition="#g">Domingo</hi> </speaker><lb/> <stage>leiſe zum Herzog von Alba.</stage><lb/> <p> <hi rendition="#et">Reden Sie ihn an.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker> <stage>wie oben.</stage><lb/> <p>Er dachte klein von mir und ſtarb. Ich muß<lb/> ihn wieder haben. Er muß anders von<lb/> mir denken.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [468/0480]
Dom Karlos.
Neunter Auftritt.
König zu den Vorigen.
Alle erſchrecken über ſeinen Anblick, weichen zurück
und laſſen ihn ehrerbietig mitten durch. Er kommt in
einem wachen Traume, wie eines Nachtwandlers —
Sein Anzug und ſeine Geſtalt zeigen noch die Unordnung,
worein ihn die gehabte Ohnmacht verſetzt hat. Mit lang-
ſamen Schritten geht er an den anweſenden Granden
vorbei, ſieht jeden ſtarr an, ohne einen einzigen wahr-
zunehmen. Endlich bleibt er gedankenvoll ſtehen, die
Augen zur Erde geſenkt, bis ſeine Gemüthsbewegung
nach und nach laut wird.
König.
Gib dieſen Todten mir heraus. Ich muß
ihn wieder haben.
Domingo
leiſe zum Herzog von Alba.
Reden Sie ihn an.
König wie oben.
Er dachte klein von mir und ſtarb. Ich muß
ihn wieder haben. Er muß anders von
mir denken.
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