Anmelden (DTAQ)

DWDS dlexDB CLARIN-D

Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

einem fliegenden Flammen/ der ein Glast gabe/ als wann der Mon leuchtet:
Die Naturkündiger nennen solche Entzündungen Lanceas ardentes, Plinius
Bolides, das ist/ Brennende Sper und Würff-Spieß; oder/ wann
die Materi etwas grösser ist/ Feuerbalken. Vrstis. Chron. Basil. L. VII.
c. 9. Dergleichen feurige Spieß und Balken rühren her von vilen schwefe-
licht entzündtlicher/ und darbey zäher/ zusamenhangender Materi/ welche/ ehe
sie in einen Brand gerahtet/ sich der länge nach/ und in solcher Form/ anhen-
ket/ daß ein Feuerwerk heraußkomt/ gleich einem Sper/ oder Balken. Der-
gleichen Exempel werden mehr folgen.

Stral-Exempel.

An. 1527. den 19. Herbstm. schlug die Stral zu Basel bey St. Alban
Thor in einen Pulfferthurn/ zerriß den auf den Grund/ und warff die Stein
hinauß über die Rinkmauren/ und erschlug 24. Personen in Weingärten/
und Häuseren. MSC. Bibl. Tig. n. 71. ad h. a.

An. 1546. an St. Anna Tag hat sich zu Solothurn Nachts um
11. Uhren ein grausam Wetter erhebt/ da der Donner in den Riedholz-
Thurn/ allwo über die 300. Centner Pulver im Vorraht aufbehalten/ ge-
schossen/ selbigen samt den nächstgelegenen 4. Häuseren in den Boden zer-
schlagen/ auch andere Gebäue/ Kirchen/ Fenster/ etc. übel verderbt/ in welcher
Ruin ein Mann/ ein Frau/ und zwey Knäblein todt verblieben/ vil andere
aber erbärmlich geschändt/ und zugericht worden/ der gestalt/ daß der Scha-
den ob die 10000. fl. so damahlen ein überauß grosse Summ/ geschätzet
worden. Zur Gedächtniß sein folgende Vers gemachet worden.

Saecula quinque decem conjungito, queeis superadde
Lustra quater, sextus tristis hic Annus erat.
Fulmine tacta fuit Solodori maxima Turris:
Avertat posthaec talia Fata Deus.
Hafner. Solothurn. Schauplaz. P. II. p. 230.

An. 1556. auf den zweyten Tag nach Kreuzes Erfindung hat der Don-
ner bey heiterem Himmel in die Mülle zu Huberstorff (in der Vogthey
Flumerthal/ Solothurner-Gebieths) geschlagen/ den Müller Urß
Biberstein hinder dem Tisch erschossen/ welcher in dem Hauß bis auf den
halben theil verbrunnen. Deßgleichen ist auch ein Kind in dem Hauß um-
kommen/ darzu Bartli Bibersteins Wohnung samt etlichen mehr Häuse-
ren auf den Grund abgebrandt. Hafner Soloth. Schaupl. P. II. p. 350.

An. 1557.

einem fliegenden Flammen/ der ein Glaſt gabe/ als wann der Mon leuchtet:
Die Naturkuͤndiger nennen ſolche Entzuͤndungen Lanceas ardentes, Plinius
Bolides, das iſt/ Brennende Sper und Wuͤrff-Spieß; oder/ wann
die Materi etwas groͤſſer iſt/ Feuerbalken. Vrſtiſ. Chron. Baſil. L. VII.
c. 9. Dergleichen feurige Spieß und Balken ruͤhren her von vilen ſchwefe-
licht entzuͤndtlicher/ und darbey zaͤher/ zuſamenhangender Materi/ welche/ ehe
ſie in einen Brand gerahtet/ ſich der laͤnge nach/ und in ſolcher Form/ anhen-
ket/ daß ein Feuerwerk heraußkomt/ gleich einem Sper/ oder Balken. Der-
gleichen Exempel werden mehr folgen.

Stral-Exempel.

An. 1527. den 19. Herbſtm. ſchlug die Stral zu Baſel bey St. Alban
Thor in einen Pulfferthurn/ zerꝛiß den auf den Grund/ und warff die Stein
hinauß uͤber die Rinkmauren/ und erſchlug 24. Perſonen in Weingaͤrten/
und Haͤuſeren. MSC. Bibl. Tig. n. 71. ad h. a.

An. 1546. an St. Anna Tag hat ſich zu Solothurn Nachts um
11. Uhren ein grauſam Wetter erhebt/ da der Donner in den Riedholz-
Thurn/ allwo uͤber die 300. Centner Pulver im Vorꝛaht aufbehalten/ ge-
ſchoſſen/ ſelbigen ſamt den naͤchſtgelegenen 4. Haͤuſeren in den Boden zer-
ſchlagen/ auch andere Gebaͤue/ Kirchen/ Fenſter/ ꝛc. uͤbel verderbt/ in welcher
Ruin ein Mann/ ein Frau/ und zwey Knaͤblein todt verblieben/ vil andere
aber erbaͤrmlich geſchaͤndt/ und zugericht worden/ der geſtalt/ daß der Scha-
den ob die 10000. fl. ſo damahlen ein uͤberauß groſſe Summ/ geſchaͤtzet
worden. Zur Gedaͤchtniß ſein folgende Vers gemachet worden.

Sæcula quinque decem conjungito, queîs ſuperadde
Luſtra quater, ſextus triſtis hic Annus erat.
Fulmine tacta fuit Solodori maxima Turris:
Avertat poſthæc talia Fata Deus.
Hafner. Solothurn. Schauplaz. P. II. p. 230.

An. 1556. auf den zweyten Tag nach Kreuzes Erfindung hat der Don-
ner bey heiterem Himmel in die Mülle zu Huberſtorff (in der Vogthey
Flumerthal/ Solothurner-Gebieths) geſchlagen/ den Müller Urß
Biberſtein hinder dem Tiſch erſchoſſen/ welcher in dem Hauß bis auf den
halben theil verbrunnen. Deßgleichen iſt auch ein Kind in dem Hauß um-
kommen/ darzu Bartli Biberſteins Wohnung ſamt etlichen mehr Haͤuſe-
ren auf den Grund abgebrandt. Hafner Soloth. Schaupl. P. II. p. 350.

An. 1557.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0060" n="51"/>
einem fliegenden Flammen/ der ein Gla&#x017F;t gabe/ als wann der Mon leuchtet:<lb/>
Die Naturku&#x0364;ndiger nennen &#x017F;olche Entzu&#x0364;ndungen <hi rendition="#aq">Lanceas ardentes, Plinius<lb/>
Bolides,</hi> das i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">Brennende Sper und Wu&#x0364;rff-Spieß;</hi> oder/ wann<lb/>
die Materi etwas gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t/ <hi rendition="#fr">Feuerbalken.</hi> <hi rendition="#aq">Vr&#x017F;ti&#x017F;. Chron. Ba&#x017F;il. L. <hi rendition="#g">VII</hi>.<lb/>
c.</hi> 9. Dergleichen feurige Spieß und Balken ru&#x0364;hren her von vilen &#x017F;chwefe-<lb/>
licht entzu&#x0364;ndtlicher/ und darbey za&#x0364;her/ zu&#x017F;amenhangender Materi/ welche/ ehe<lb/>
&#x017F;ie in einen Brand gerahtet/ &#x017F;ich der la&#x0364;nge nach/ und in &#x017F;olcher Form/ anhen-<lb/>
ket/ daß ein Feuerwerk heraußkomt/ gleich einem Sper/ oder Balken. Der-<lb/>
gleichen Exempel werden mehr folgen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stral-Exempel.</hi> </head><lb/>
          <p>An. 1527. den 19. Herb&#x017F;tm. &#x017F;chlug die Stral zu <hi rendition="#fr">Ba&#x017F;el</hi> bey St. Alban<lb/>
Thor in einen Pulfferthurn/ zer&#xA75B;iß den auf den Grund/ und warff die Stein<lb/>
hinauß u&#x0364;ber die Rinkmauren/ und er&#x017F;chlug 24. Per&#x017F;onen in Weinga&#x0364;rten/<lb/>
und Ha&#x0364;u&#x017F;eren. <hi rendition="#aq">MSC. Bibl. Tig. n. 71. ad h. a.</hi></p><lb/>
          <p>An. 1546. an St. Anna Tag hat &#x017F;ich zu <hi rendition="#fr">Solothurn</hi> Nachts um<lb/>
11. Uhren ein grau&#x017F;am Wetter erhebt/ da der Donner in den Riedholz-<lb/>
Thurn/ allwo u&#x0364;ber die 300. Centner Pulver im Vor&#xA75B;aht aufbehalten/ ge-<lb/>
&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;elbigen &#x017F;amt den na&#x0364;ch&#x017F;tgelegenen 4. Ha&#x0364;u&#x017F;eren in den Boden zer-<lb/>
&#x017F;chlagen/ auch andere Geba&#x0364;ue/ Kirchen/ Fen&#x017F;ter/ &#xA75B;c. u&#x0364;bel verderbt/ in welcher<lb/>
Ruin ein Mann/ ein Frau/ und zwey Kna&#x0364;blein todt verblieben/ vil andere<lb/>
aber erba&#x0364;rmlich ge&#x017F;cha&#x0364;ndt/ und zugericht worden/ der ge&#x017F;talt/ daß der Scha-<lb/>
den ob die 10000. fl. &#x017F;o damahlen ein u&#x0364;berauß gro&#x017F;&#x017F;e Summ/ ge&#x017F;cha&#x0364;tzet<lb/>
worden. Zur Geda&#x0364;chtniß &#x017F;ein folgende Vers gemachet worden.</p><lb/>
          <cit>
            <quote>
              <lg type="poem">
                <l> <hi rendition="#aq">Sæcula quinque decem conjungito, queîs &#x017F;uperadde</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Lu&#x017F;tra quater, &#x017F;extus tri&#x017F;tis hic Annus erat.</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Fulmine tacta fuit Solodori maxima Turris:</hi> </l><lb/>
                <l> <hi rendition="#aq">Avertat po&#x017F;thæc talia Fata Deus.</hi> </l><lb/>
                <l><hi rendition="#aq">Hafner.</hi> Solothurn. Schauplaz. <hi rendition="#aq">P. <hi rendition="#g">II</hi>. p.</hi> 230.</l>
              </lg>
            </quote>
          </cit><lb/>
          <p>An. 1556. auf den zweyten Tag nach Kreuzes Erfindung hat der Don-<lb/>
ner bey heiterem Himmel in die Mülle zu <hi rendition="#fr">Huber&#x017F;torff</hi> (in der Vogthey<lb/><hi rendition="#fr">Flumerthal/ Solothurner</hi>-Gebieths) ge&#x017F;chlagen/ den Müller Urß<lb/>
Biber&#x017F;tein hinder dem Ti&#x017F;ch er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ welcher in dem Hauß bis auf den<lb/>
halben theil verbrunnen. Deßgleichen i&#x017F;t auch ein Kind in dem Hauß um-<lb/>
kommen/ darzu Bartli Biber&#x017F;teins Wohnung &#x017F;amt etlichen mehr Ha&#x0364;u&#x017F;e-<lb/>
ren auf den Grund abgebrandt. Hafner Soloth. Schaupl. <hi rendition="#aq">P. <hi rendition="#g">II</hi>. p.</hi> 350.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">An. 1557.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[51/0060] einem fliegenden Flammen/ der ein Glaſt gabe/ als wann der Mon leuchtet: Die Naturkuͤndiger nennen ſolche Entzuͤndungen Lanceas ardentes, Plinius Bolides, das iſt/ Brennende Sper und Wuͤrff-Spieß; oder/ wann die Materi etwas groͤſſer iſt/ Feuerbalken. Vrſtiſ. Chron. Baſil. L. VII. c. 9. Dergleichen feurige Spieß und Balken ruͤhren her von vilen ſchwefe- licht entzuͤndtlicher/ und darbey zaͤher/ zuſamenhangender Materi/ welche/ ehe ſie in einen Brand gerahtet/ ſich der laͤnge nach/ und in ſolcher Form/ anhen- ket/ daß ein Feuerwerk heraußkomt/ gleich einem Sper/ oder Balken. Der- gleichen Exempel werden mehr folgen. Stral-Exempel. An. 1527. den 19. Herbſtm. ſchlug die Stral zu Baſel bey St. Alban Thor in einen Pulfferthurn/ zerꝛiß den auf den Grund/ und warff die Stein hinauß uͤber die Rinkmauren/ und erſchlug 24. Perſonen in Weingaͤrten/ und Haͤuſeren. MSC. Bibl. Tig. n. 71. ad h. a. An. 1546. an St. Anna Tag hat ſich zu Solothurn Nachts um 11. Uhren ein grauſam Wetter erhebt/ da der Donner in den Riedholz- Thurn/ allwo uͤber die 300. Centner Pulver im Vorꝛaht aufbehalten/ ge- ſchoſſen/ ſelbigen ſamt den naͤchſtgelegenen 4. Haͤuſeren in den Boden zer- ſchlagen/ auch andere Gebaͤue/ Kirchen/ Fenſter/ ꝛc. uͤbel verderbt/ in welcher Ruin ein Mann/ ein Frau/ und zwey Knaͤblein todt verblieben/ vil andere aber erbaͤrmlich geſchaͤndt/ und zugericht worden/ der geſtalt/ daß der Scha- den ob die 10000. fl. ſo damahlen ein uͤberauß groſſe Summ/ geſchaͤtzet worden. Zur Gedaͤchtniß ſein folgende Vers gemachet worden. Sæcula quinque decem conjungito, queîs ſuperadde Luſtra quater, ſextus triſtis hic Annus erat. Fulmine tacta fuit Solodori maxima Turris: Avertat poſthæc talia Fata Deus. Hafner. Solothurn. Schauplaz. P. II. p. 230. An. 1556. auf den zweyten Tag nach Kreuzes Erfindung hat der Don- ner bey heiterem Himmel in die Mülle zu Huberſtorff (in der Vogthey Flumerthal/ Solothurner-Gebieths) geſchlagen/ den Müller Urß Biberſtein hinder dem Tiſch erſchoſſen/ welcher in dem Hauß bis auf den halben theil verbrunnen. Deßgleichen iſt auch ein Kind in dem Hauß um- kommen/ darzu Bartli Biberſteins Wohnung ſamt etlichen mehr Haͤuſe- ren auf den Grund abgebrandt. Hafner Soloth. Schaupl. P. II. p. 350. An. 1557.

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/60
Zitationshilfe:	Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/60>, abgerufen am 21.11.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.