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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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Basel/ bey der Sonnen Aufgang/ welche auch also zerstreuet waren/ daß
man zu weilen 10. und auch mehrere zu sehen vermeinte/ nach der Zeugniß
Grossii in seiner Chronolog. Basil. Es ist aber disere Geschicht/ wie auch der
vor erzellten 3. 4. und 6. Regenbögen halben von Gelehrten vermuhtet
wird/ villeicht eher zu rechnen zu denen Halonibus, oder Sonnenhöfen/ oder
anzusehen als zertheilte Stück zweyer gemeinen Regenbögen/ dergleichen
man gemeinlich vor Windzeichen haltet.

Seltsamer ist/ was An. 1664. den 31. Decemb. zu Meyenfeld in
Pündten gesehen worden/ von 10. Uhr bis 12. Vormittag/ namlich zwey
wider einander/ der einte undersich/ der andere übersich stehende Regenbögen/
auf solche weise / deren gedenket Wagner. Hist. Nat. Helv. pag. 380.
Wann diß sich zutragen solte allezeit/ so hetten die alten Schul-Lehrer einen
guten Grund ihrer Meynung von dem zweyten/ oder oberen Regenbogen/
daß er entstehe per reflexionem primae, durch Abbildung des ersten in einer
Wolken/ gleich als in einem Spiegel/ wie wir dann sehen an den Gestaden
der Wasseren/ daß die wahrhaften Bäume aufrecht/ ihre Schattengestalt
aber umgekehrt nidsich stehen. Cartesius haltet einen umgekehrten Regen-
bogen vor möglich/ wann namlich die Luft gar still/ und die Sonnenstralen
auf ein auch stilles Wasser fallen/ und von dessen Fläche erst gegen einer über
dem Wasser stehenden Wolken zurukprellen. Es kommet aber dise Vernünf-
telung der heutigen Philosophischen Welt gar zu kunstlich vor/ und halten
die Gelehrten darvor/ daß dergleichen umgekehrten Regenbögen ein Hirn-
gedicht/ oder/ wann sie ja/ wie man Exempel hat/ gesehen worden/ widerum
nicht wahrhafte Regenbögen/ sondern Halones seyen/ worvon zu lesen
Sturm, de Iride p. 23. 88.

Von dem Donner/ Blitz/ Stral/ Feurigen
Kuglen/ und anderen Feurigen Luftgeschichten
des Schweizerlands.

Es scheinet zwar Anfangs disere Materi allgemein sein anderen Län-
deren/ weilen sich in der ganzen Welt hören lasset die Stimme des Herren/
die krachenden Donner/ sehen die flammenden Blitz/ und kein Volk ist/ wel-
ches nicht erzellen könne von traurigen Würkungen der schreklichen Stral/
und anderer dergleichen Feuer Geschichten. Jch hoffe aber dem geehrten
Leser zu beweisen/ daß die Natur/ Ursachen/ Eigenschaften/ und Umstände der
feuerigen Luft-Geschichten in keinem Land besser erlehrnet werden könne/ als
in dem Schweizerlande/ als welches über alle Länder erhoben/ die Köpfe sei-

ner

Baſel/ bey der Sonnen Aufgang/ welche auch alſo zerſtreuet waren/ daß
man zu weilen 10. und auch mehrere zu ſehen vermeinte/ nach der Zeugniß
Groſſii in ſeiner Chronolog. Baſil. Es iſt aber diſere Geſchicht/ wie auch der
vor erzellten 3. 4. und 6. Regenboͤgen halben von Gelehrten vermuhtet
wird/ villeicht eher zu rechnen zu denen Halonibus, oder Sonnenhoͤfen/ oder
anzuſehen als zertheilte Stück zweyer gemeinen Regenboͤgen/ dergleichen
man gemeinlich vor Windzeichen haltet.

Seltſamer iſt/ was An. 1664. den 31. Decemb. zu Meyenfeld in
Pündten geſehen worden/ von 10. Uhr bis 12. Vormittag/ namlich zwey
wider einander/ der einte underſich/ der andere uͤberſich ſtehende Regenboͤgen/
auf ſolche weiſe ⩆/ deren gedenket Wagner. Hiſt. Nat. Helv. pag. 380.
Wann diß ſich zutragen ſolte allezeit/ ſo hetten die alten Schul-Lehrer einen
guten Grund ihrer Meynung von dem zweyten/ oder oberen Regenbogen/
daß er entſtehe per reflexionem primæ, durch Abbildung des erſten in einer
Wolken/ gleich als in einem Spiegel/ wie wir dann ſehen an den Geſtaden
der Waſſeren/ daß die wahrhaften Baͤume aufrecht/ ihre Schattengeſtalt
aber umgekehrt nidſich ſtehen. Carteſius haltet einen umgekehrten Regen-
bogen vor moͤglich/ wann namlich die Luft gar ſtill/ und die Sonnenſtralen
auf ein auch ſtilles Waſſer fallen/ und von deſſen Flaͤche erſt gegen einer uͤber
dem Waſſer ſtehenden Wolken zurukprellen. Es kommet aber diſe Vernuͤnf-
telung der heutigen Philoſophiſchen Welt gar zu kunſtlich vor/ und halten
die Gelehrten darvor/ daß dergleichen umgekehrten Regenboͤgen ein Hirn-
gedicht/ oder/ wann ſie ja/ wie man Exempel hat/ geſehen worden/ widerum
nicht wahrhafte Regenboͤgen/ ſondern Halones ſeyen/ worvon zu leſen
Sturm, de Iride p. 23. 88.

Von dem Donner/ Blitz/ Stral/ Feurigen
Kuglen/ und anderen Feurigen Luftgeſchichten
des Schweizerlands.

Es ſcheinet zwar Anfangs diſere Materi allgemein ſein anderen Laͤn-
deren/ weilen ſich in der ganzen Welt hoͤren laſſet die Stimme des Herꝛen/
die krachenden Donner/ ſehen die flammenden Blitz/ und kein Volk iſt/ wel-
ches nicht erzellen koͤnne von traurigen Wuͤrkungen der ſchreklichen Stral/
und anderer dergleichen Feuer Geſchichten. Jch hoffe aber dem geehrten
Leſer zu beweiſen/ daß die Natur/ Urſachen/ Eigenſchaften/ und Umſtaͤnde der
feuerigen Luft-Geſchichten in keinem Land beſſer erlehrnet werden koͤnne/ als
in dem Schweizerlande/ als welches uͤber alle Laͤnder erhoben/ die Koͤpfe ſei-

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[47/0056] Baſel/ bey der Sonnen Aufgang/ welche auch alſo zerſtreuet waren/ daß man zu weilen 10. und auch mehrere zu ſehen vermeinte/ nach der Zeugniß Groſſii in ſeiner Chronolog. Baſil. Es iſt aber diſere Geſchicht/ wie auch der vor erzellten 3. 4. und 6. Regenboͤgen halben von Gelehrten vermuhtet wird/ villeicht eher zu rechnen zu denen Halonibus, oder Sonnenhoͤfen/ oder anzuſehen als zertheilte Stück zweyer gemeinen Regenboͤgen/ dergleichen man gemeinlich vor Windzeichen haltet. Seltſamer iſt/ was An. 1664. den 31. Decemb. zu Meyenfeld in Pündten geſehen worden/ von 10. Uhr bis 12. Vormittag/ namlich zwey wider einander/ der einte underſich/ der andere uͤberſich ſtehende Regenboͤgen/ auf ſolche weiſe ⩆/ deren gedenket Wagner. Hiſt. Nat. Helv. pag. 380. Wann diß ſich zutragen ſolte allezeit/ ſo hetten die alten Schul-Lehrer einen guten Grund ihrer Meynung von dem zweyten/ oder oberen Regenbogen/ daß er entſtehe per reflexionem primæ, durch Abbildung des erſten in einer Wolken/ gleich als in einem Spiegel/ wie wir dann ſehen an den Geſtaden der Waſſeren/ daß die wahrhaften Baͤume aufrecht/ ihre Schattengeſtalt aber umgekehrt nidſich ſtehen. Carteſius haltet einen umgekehrten Regen- bogen vor moͤglich/ wann namlich die Luft gar ſtill/ und die Sonnenſtralen auf ein auch ſtilles Waſſer fallen/ und von deſſen Flaͤche erſt gegen einer uͤber dem Waſſer ſtehenden Wolken zurukprellen. Es kommet aber diſe Vernuͤnf- telung der heutigen Philoſophiſchen Welt gar zu kunſtlich vor/ und halten die Gelehrten darvor/ daß dergleichen umgekehrten Regenboͤgen ein Hirn- gedicht/ oder/ wann ſie ja/ wie man Exempel hat/ geſehen worden/ widerum nicht wahrhafte Regenboͤgen/ ſondern Halones ſeyen/ worvon zu leſen Sturm, de Iride p. 23. 88. Von dem Donner/ Blitz/ Stral/ Feurigen Kuglen/ und anderen Feurigen Luftgeſchichten des Schweizerlands. Es ſcheinet zwar Anfangs diſere Materi allgemein ſein anderen Laͤn- deren/ weilen ſich in der ganzen Welt hoͤren laſſet die Stimme des Herꝛen/ die krachenden Donner/ ſehen die flammenden Blitz/ und kein Volk iſt/ wel- ches nicht erzellen koͤnne von traurigen Wuͤrkungen der ſchreklichen Stral/ und anderer dergleichen Feuer Geſchichten. Jch hoffe aber dem geehrten Leſer zu beweiſen/ daß die Natur/ Urſachen/ Eigenſchaften/ und Umſtaͤnde der feuerigen Luft-Geſchichten in keinem Land beſſer erlehrnet werden koͤnne/ als in dem Schweizerlande/ als welches uͤber alle Laͤnder erhoben/ die Koͤpfe ſei- ner

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/56>, abgerufen am 21.11.2024.