Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.N. 11.) 22. Apr. 1705. Seltsamer Naturgeschichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von der Gems-Jagd. ES ist dise eine der beschwerlichsten/ und zugleich gefährlichsten/ Jag- ihren
N. 11.) 22. Apr. 1705. Seltſamer Naturgeſchichten Des Schweizer-Lands Wochentliche Erzehlung. Von der Gems-Jagd. ES iſt diſe eine der beſchwerlichſten/ und zugleich gefaͤhrlichſten/ Jag- ihren
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N. 11.)
22. Apr. 1705.
Seltſamer Naturgeſchichten
Des Schweizer-Lands
Wochentliche Erzehlung.
Von der Gems-Jagd.
ES iſt diſe eine der beſchwerlichſten/ und zugleich gefaͤhrlichſten/ Jag-
den/ bey deren der Jaͤger keinen fleiß muß ſparen/ keine muͤhe ſich dau-
ren laſſen/ die Stell- und bewegungen der Thieren wol in acht neh-
men/ Froſt/ Hitz/ und andere ungemach außſtehen/ ja gar oft in Leib- und Le-
bens-gefahr ſich begeben. Keine Hunde nuͤtzen ihn etwas/ er muß den Jaͤger
und Hunde zugleich verſehen. Seine außruͤſtung beſtehet in einem rauchen
Kittel/ Geſchoß/ Pulver und Kuglen/ einem Raͤnzlein mit etwas gedigenem
Fleiſch/ oder Kaͤſe/ und Brot/ verſehen/ und einem bar Schuheiſen/ welche
er kan an den ganzen Schuh anlegen/ und damit uͤber die gaͤhen/ abhaldigen
Felſen/ oder uͤber die Gletſcher kletteren. Seine Wirthshaͤuſer ſind die
Sennten/ in denen er Milch und Milchſpeiſen antrift zu ſeiner erlabung/ und
da ſeinen Außſpan/ oder Nachtherberg nimmet/ auf bloſſer Erde/ oder/
wann es wol gehet/ auf dem Heu ſchlaffende. Oft geſchihets/ daß er mor-
gens außgehet auf die Jagd/ und entweder gar nicht mehr naher Hauß kom-
met/ oder ganz zerfallen dahin getragen wird; oft ſtuͤrzet er ſich in ſolche
ungeheure tieffenen uͤber Felſen und Berge herunter/ daß man ihne nimmer
findet; Oft ſchieſſet er ein Gewild von hohen Klippen herab/ oder er erſchre-
ket die auf hoͤchſte Felſen getriebene Gemſe durch loßbreñung eines Geſchoſſes
in freyen luft ſo ſehr/ daß diſe forchtſame Thiere durch verzweifelte ſpruͤnge ſich
ſelbs den Hals brechen/ und in ſolche Bergkluften hinunter fallen/ da ſie ohne
groͤſte Lebens gefahr nicht koͤñen herauf geholet werden/ oder gar muͤſſen ligen
bleiben/ und verfaulen/ daß ſie der Jaͤger entweder nicht findet/ oder nicht
darff ſuchen. Etwan tragt es ſich zu/ das ein oder vil Thiere in ſolche enge
getriben werden von dem ſchlauen/ an einem kaum viertelſchuͤhigen engen
Paßſtehenden Jaͤger/ daß ſie vor ſich nicht weiter kommen/ hinter ihnen aber
ihren
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