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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706.

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Auf die weise wird der Käse/ nachdem er an ein dunkles und kaltes Ohrt ge-
stellet worden/ je mehr und mehr beschwert/ je fester und fester/ und mit Salz
zuweilen besprengt/ damit er daur- und schmackhaft werde. Es ist aber ein un-
terscheid zumachen zwischen denen Mageren und feißten Käsen. Dise wer-
den bereitet von frisch gemolkener/ nicht abgenommener Milch/ auf bisher be-
schriebene weise/ haben folglich in sich das Käsichte/ und Butterichte wesen/
da jene gemachet werden von der jenigen Milch/ welche etliche Tag in dem
Milch-keller an einem külen Ort gestanden/ und den raum/ oder Nidel/ wo-
rauß der Butter gemachet wird/ von sich gegeben.

Von dem Lupp.

VErwunderlich ist ja die wirkung dises vornemmlich zur Käsemachung
dienlichen Safts/ weilen ein einiger Löffel foll scheiden kan in die 100.
Maß Milch: noch verwunderlicher aber/ wann es wahr/ daß glei-
che wirkung sol verursachen ein in das Kesse gesänkte Türkische Ducaten.
Und geben beyde denen Naturforscheren zuverstehen/ wie ein wenig Saur-
teig den ganzen Teig versäure/ wie etwan eine grosse Kraft in wenigen Thei-
len bestehe/ wie so kleine/ und oft unsichtbare theil grosse Wirkungen thun/
welche Wahrheit bestätiget eben dises Lup/ von deme nur etliche Tropfen in
Milch/ oder Brühen/ eingenommen mit grossem gewalt über- und nidsich pur-
gieren/ und hier durch die schärffe ihrer Theilen merklich zeigen. Es wird aber
dises Lup also bereitet. Man nimmet einen/ oder zween zerschnittene Kal-
ber mägen/ eine Handfoll Salz/ giesset darauf gemeines wasser/ laßt es
stehen ohngefahr zwey Wochen; So dienet es dann zum gebrauch. Die
Holländer haben ein Wort/ welches mit unserem Lupp zimlich nahe über-
einkomt/ wann sie es heissen Lebbe, Libbe, Kalfslebbe; gleich sie auch die
Mutten nennen Mouden, oder Molden.

Von bereitung des Butters.

DJse edle Milchfrucht hervor zubringen stellet der Senn die frisch ge-
molkene/ und gesienete Milch in den so genannten Milchkeller/ wel-
cher desto besser/ wann er frischer und kälter. Jn einer gewissen vor-
nehmen Sennhütte ist diser Keller in einen Felsen eingegraben/ und entsprin-
get darinn ein kalt Wasser/ welches den Boden bedecket/ so daß die alldort
zufindende Küpferne/ innwendig wol verzinnete Mutten in dem Wasser ste-
hen/ da dann die Milch etlich Tag frisch bleibet/ und einen herrlichen Nidel
in grosser vile von sich gibet. Diser Nidel wird zusamen gefasset/ und in
einem Ankenkübel durch einen Stecken/ oder in dem Ankenfaß oder Liren/
so lang dort auf und nider/ hier in die ründe/ beweget/ bis sich der wässerichte

Auf die weiſe wird der Kaͤſe/ nachdem er an ein dunkles und kaltes Ohrt ge-
ſtellet worden/ je mehr und mehr beſchwert/ je feſter und feſter/ und mit Salz
zuweilen beſprengt/ damit er daur- und ſchmackhaft werde. Es iſt aber ein un-
terſcheid zumachen zwiſchen denen Mageren und feißten Kaͤſen. Diſe wer-
den bereitet von friſch gemolkener/ nicht abgenom̃ener Milch/ auf bisher be-
ſchriebene weiſe/ haben folglich in ſich das Kaͤſichte/ und Butterichte weſen/
da jene gemachet werden von der jenigen Milch/ welche etliche Tag in dem
Milch-keller an einem kuͤlen Ort geſtanden/ und den raum/ oder Nidel/ wo-
rauß der Butter gemachet wird/ von ſich gegeben.

Von dem Lupp.

VErwunderlich iſt ja die wirkung diſes vornem̃lich zur Kaͤſemachung
dienlichen Safts/ weilen ein einiger Loͤffel foll ſcheiden kan in die 100.
Maß Milch: noch verwunderlicher aber/ wann es wahr/ daß glei-
che wirkung ſol verurſachen ein in das Keſſe geſaͤnkte Tuͤrkiſche Ducaten.
Und geben beyde denen Naturforſcheren zuverſtehen/ wie ein wenig Saur-
teig den ganzen Teig verſaͤure/ wie etwan eine groſſe Kraft in wenigen Thei-
len beſtehe/ wie ſo kleine/ und oft unſichtbare theil groſſe Wirkungen thun/
welche Wahrheit beſtaͤtiget eben diſes Lup/ von deme nur etliche Tropfen in
Milch/ oder Bruͤhen/ eingenom̃en mit groſſem gewalt uͤber- und nidſich pur-
gieren/ und hier durch die ſchaͤrffe ihrer Theilen merklich zeigen. Es wird aber
diſes Lup alſo bereitet. Man nimmet einen/ oder zween zerſchnittene Kal-
ber maͤgen/ eine Handfoll Salz/ gieſſet darauf gemeines waſſer/ laßt es
ſtehen ohngefahr zwey Wochen; So dienet es dann zum gebrauch. Die
Hollaͤnder haben ein Wort/ welches mit unſerem Lupp zimlich nahe uͤber-
einkomt/ wann ſie es heiſſen Lebbe, Libbe, Kalfslebbe; gleich ſie auch die
Mutten nennen Mouden, oder Molden.

Von bereitung des Butters.

DJſe edle Milchfrucht hervor zubringen ſtellet der Senn die friſch ge-
molkene/ und geſienete Milch in den ſo genannten Milchkeller/ wel-
cher deſto beſſer/ wann er friſcher und kaͤlter. Jn einer gewiſſen vor-
nehmen Sennhuͤtte iſt diſer Keller in einen Felſen eingegraben/ und entſprin-
get darinn ein kalt Waſſer/ welches den Boden bedecket/ ſo daß die alldort
zufindende Kuͤpferne/ iñwendig wol verzinnete Mutten in dem Waſſer ſte-
hen/ da dann die Milch etlich Tag friſch bleibet/ und einen herꝛlichen Nidel
in groſſer vile von ſich gibet. Diſer Nidel wird zuſamen gefaſſet/ und in
einem Ankenkuͤbel durch einen Stecken/ oder in dem Ankenfaß oder Liren/
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[34/0049] Auf die weiſe wird der Kaͤſe/ nachdem er an ein dunkles und kaltes Ohrt ge- ſtellet worden/ je mehr und mehr beſchwert/ je feſter und feſter/ und mit Salz zuweilen beſprengt/ damit er daur- und ſchmackhaft werde. Es iſt aber ein un- terſcheid zumachen zwiſchen denen Mageren und feißten Kaͤſen. Diſe wer- den bereitet von friſch gemolkener/ nicht abgenom̃ener Milch/ auf bisher be- ſchriebene weiſe/ haben folglich in ſich das Kaͤſichte/ und Butterichte weſen/ da jene gemachet werden von der jenigen Milch/ welche etliche Tag in dem Milch-keller an einem kuͤlen Ort geſtanden/ und den raum/ oder Nidel/ wo- rauß der Butter gemachet wird/ von ſich gegeben. Von dem Lupp. VErwunderlich iſt ja die wirkung diſes vornem̃lich zur Kaͤſemachung dienlichen Safts/ weilen ein einiger Loͤffel foll ſcheiden kan in die 100. Maß Milch: noch verwunderlicher aber/ wann es wahr/ daß glei- che wirkung ſol verurſachen ein in das Keſſe geſaͤnkte Tuͤrkiſche Ducaten. Und geben beyde denen Naturforſcheren zuverſtehen/ wie ein wenig Saur- teig den ganzen Teig verſaͤure/ wie etwan eine groſſe Kraft in wenigen Thei- len beſtehe/ wie ſo kleine/ und oft unſichtbare theil groſſe Wirkungen thun/ welche Wahrheit beſtaͤtiget eben diſes Lup/ von deme nur etliche Tropfen in Milch/ oder Bruͤhen/ eingenom̃en mit groſſem gewalt uͤber- und nidſich pur- gieren/ und hier durch die ſchaͤrffe ihrer Theilen merklich zeigen. Es wird aber diſes Lup alſo bereitet. Man nimmet einen/ oder zween zerſchnittene Kal- ber maͤgen/ eine Handfoll Salz/ gieſſet darauf gemeines waſſer/ laßt es ſtehen ohngefahr zwey Wochen; So dienet es dann zum gebrauch. Die Hollaͤnder haben ein Wort/ welches mit unſerem Lupp zimlich nahe uͤber- einkomt/ wann ſie es heiſſen Lebbe, Libbe, Kalfslebbe; gleich ſie auch die Mutten nennen Mouden, oder Molden. Von bereitung des Butters. DJſe edle Milchfrucht hervor zubringen ſtellet der Senn die friſch ge- molkene/ und geſienete Milch in den ſo genannten Milchkeller/ wel- cher deſto beſſer/ wann er friſcher und kaͤlter. Jn einer gewiſſen vor- nehmen Sennhuͤtte iſt diſer Keller in einen Felſen eingegraben/ und entſprin- get darinn ein kalt Waſſer/ welches den Boden bedecket/ ſo daß die alldort zufindende Kuͤpferne/ iñwendig wol verzinnete Mutten in dem Waſſer ſte- hen/ da dann die Milch etlich Tag friſch bleibet/ und einen herꝛlichen Nidel in groſſer vile von ſich gibet. Diſer Nidel wird zuſamen gefaſſet/ und in einem Ankenkuͤbel durch einen Stecken/ oder in dem Ankenfaß oder Liren/ ſo lang dort auf und nider/ hier in die ruͤnde/ beweget/ bis ſich der waͤſſerichte

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 1. Zürich, 1706, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten01_1706/49>, abgerufen am 23.11.2024.