Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

und Zeichen desselben und mit Allem, was in der Astronomie und in der Chronologie sich daran anschliesst und allmählig daraus hervorgegangen ist, verdanken wir den Chaldäern. 1) Dass bei den Chaldäern der Thierkreis uralt sei, hat besonders Ideler und zuletzt in seiner Schrift über den Ursprung des Thierkreises, Berlin 1838, gründlich nachgewiesen. Im Bun-Deltesch II. ward daher die Eintheilung der Ekliptik in die zwölf Zeichen des Thierkreises und die davon abhängende Eintheilung des Jahres in zwölf Monate dem Ormuzd selbst bei der Schöpfung der Welt beigelegt,2) d. h. für eine uranfängliche erklärt. Nach dem Bun-Dehesch sind die Namen und die Reihenfolge der zwölf babylonischen oder chaldäischen Thierzeichen nachfolgende: Lamm (Widder), Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Aehre, Wage, Scorpion, Bogen, Steinbock, Schöpfeimer und Fische. Da die wenigen Ueberreste der heiligen Schriften der Parsen erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Anquetil du Perron wieder aufgefunden worden sind und kaum jetzt übersetzt und verstanden zu werden beginnen, - da ferner man erst vor mehreren Jahren Babylon und Ninive aus ihren Trümmern zu graben angefangen hat und noch auszugraben unternehmen muss, und da die Keilschriften der Babylonier, der Assyrier und Perser noch unentziffert und ungelesen sind: kann auch über den chaldäischen Thierkreis nichts Näheres gesagt werden und wir müssen deshalb mehr an Das uns halten, was darüber bei den Aegyptern, bei dem Volke der Monumente, aufbewahrt worden ist. Auf dem berühmten und eine ganze kleine Literatur habenden Thierkreis in einer obern Kammer und in dem Pronaos des Tempels zu Tentyra oder Dendera sind nun die zwölf Thierzeichen folgendermassen abgebildet:

1. ein rückwärts schauender liegender Widder;
2. ein springender seitwärts blickender Stier;
3. als Zwillinge zwei menschliche Figuren, von denen die eine gehend, die andere stehend dargestellt ist und
1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. Bd. S. 1122 ff.
2) Rohde, a. a. O., S. 107.

und Zeichen desselben und mit Allem, was in der Astronomie und in der Chronologie sich daran anschliesst und allmählig daraus hervorgegangen ist, verdanken wir den Chaldäern. 1) Dass bei den Chaldäern der Thierkreis uralt sei, hat besonders Ideler und zuletzt in seiner Schrift über den Ursprung des Thierkreises, Berlin 1838, gründlich nachgewiesen. Im Bun-Deltesch II. ward daher die Eintheilung der Ekliptik in die zwölf Zeichen des Thierkreises und die davon abhängende Eintheilung des Jahres in zwölf Monate dem Ormuzd selbst bei der Schöpfung der Welt beigelegt,2) d. h. für eine uranfängliche erklärt. Nach dem Bun-Dehesch sind die Namen und die Reihenfolge der zwölf babylonischen oder chaldäischen Thierzeichen nachfolgende: Lamm (Widder), Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Aehre, Wage, Scorpion, Bogen, Steinbock, Schöpfeimer und Fische. Da die wenigen Ueberreste der heiligen Schriften der Parsen erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Anquetil du Perron wieder aufgefunden worden sind und kaum jetzt übersetzt und verstanden zu werden beginnen, – da ferner man erst vor mehreren Jahren Babylon und Ninive aus ihren Trümmern zu graben angefangen hat und noch auszugraben unternehmen muss, und da die Keilschriften der Babylonier, der Assyrier und Perser noch unentziffert und ungelesen sind: kann auch über den chaldäischen Thierkreis nichts Näheres gesagt werden und wir müssen deshalb mehr an Das uns halten, was darüber bei den Aegyptern, bei dem Volke der Monumente, aufbewahrt worden ist. Auf dem berühmten und eine ganze kleine Literatur habenden Thierkreis in einer obern Kammer und in dem Pronaos des Tempels zu Tentyra oder Dendera sind nun die zwölf Thierzeichen folgendermassen abgebildet:

1. ein rückwärts schauender liegender Widder;
2. ein springender seitwärts blickender Stier;
3. als Zwillinge zwei menschliche Figuren, von denen die eine gehend, die andere stehend dargestellt ist und
1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. Bd. S. 1122 ff.
2) Rohde, a. a. O., S. 107.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="8"/>
und Zeichen desselben und mit Allem, was in der Astronomie und in der
 Chronologie sich daran anschliesst und allmählig daraus hervorgegangen ist, verdanken wir den
 Chaldäern. <note place="foot" n="1)">Lassen, indische Alterthumskunde, II. Bd. S. 1122 ff.</note>
 Dass bei den Chaldäern der Thierkreis uralt sei, hat besonders Ideler und zuletzt in seiner Schrift
 über den Ursprung des Thierkreises, Berlin 1838, gründlich nachgewiesen. Im Bun-Deltesch II. ward
 daher die Eintheilung der Ekliptik in die zwölf Zeichen des Thierkreises und die davon abhängende
 Eintheilung des Jahres in zwölf Monate dem Ormuzd selbst bei der Schöpfung der Welt beigelegt,<note place="foot" n="2)">Rohde, a. a. O., S. 107. </note> d. h. für eine uranfängliche erklärt. Nach dem
 Bun-Dehesch sind die Namen und die Reihenfolge der zwölf babylonischen oder chaldäischen
 Thierzeichen nachfolgende: Lamm (Widder), Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Aehre, Wage, Scorpion,
 Bogen, Steinbock, Schöpfeimer und Fische. Da die wenigen Ueberreste der heiligen Schriften der
 Parsen erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Anquetil du Perron wieder aufgefunden
 worden sind und kaum jetzt übersetzt und verstanden zu werden beginnen, &#x2013; da ferner man erst vor
 mehreren Jahren Babylon und Ninive aus ihren Trümmern zu graben angefangen hat und noch auszugraben
 unternehmen muss, und da die Keilschriften der Babylonier, der Assyrier und Perser noch unentziffert
 und ungelesen sind: kann auch über den chaldäischen Thierkreis nichts Näheres gesagt werden und wir
 müssen deshalb mehr an Das uns halten, was darüber bei den Aegyptern, bei dem Volke der Monumente,
 aufbewahrt worden ist. Auf dem berühmten und eine ganze kleine Literatur habenden Thierkreis in
 einer obern Kammer und in dem Pronaos des Tempels zu Tentyra oder Dendera sind nun die zwölf
 Thierzeichen folgendermassen abgebildet:</p>
        <cit rendition="#et">
          <quote> 1. ein rückwärts schauender liegender Widder;<lb/>
2. ein springender seitwärts blickender
 Stier;<lb/>
3. als Zwillinge zwei menschliche Figuren, von denen die eine gehend, die andere stehend
 dargestellt ist und<lb/></quote>
        </cit>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[8/0024] und Zeichen desselben und mit Allem, was in der Astronomie und in der Chronologie sich daran anschliesst und allmählig daraus hervorgegangen ist, verdanken wir den Chaldäern. 1) Dass bei den Chaldäern der Thierkreis uralt sei, hat besonders Ideler und zuletzt in seiner Schrift über den Ursprung des Thierkreises, Berlin 1838, gründlich nachgewiesen. Im Bun-Deltesch II. ward daher die Eintheilung der Ekliptik in die zwölf Zeichen des Thierkreises und die davon abhängende Eintheilung des Jahres in zwölf Monate dem Ormuzd selbst bei der Schöpfung der Welt beigelegt, 2) d. h. für eine uranfängliche erklärt. Nach dem Bun-Dehesch sind die Namen und die Reihenfolge der zwölf babylonischen oder chaldäischen Thierzeichen nachfolgende: Lamm (Widder), Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Aehre, Wage, Scorpion, Bogen, Steinbock, Schöpfeimer und Fische. Da die wenigen Ueberreste der heiligen Schriften der Parsen erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch Anquetil du Perron wieder aufgefunden worden sind und kaum jetzt übersetzt und verstanden zu werden beginnen, – da ferner man erst vor mehreren Jahren Babylon und Ninive aus ihren Trümmern zu graben angefangen hat und noch auszugraben unternehmen muss, und da die Keilschriften der Babylonier, der Assyrier und Perser noch unentziffert und ungelesen sind: kann auch über den chaldäischen Thierkreis nichts Näheres gesagt werden und wir müssen deshalb mehr an Das uns halten, was darüber bei den Aegyptern, bei dem Volke der Monumente, aufbewahrt worden ist. Auf dem berühmten und eine ganze kleine Literatur habenden Thierkreis in einer obern Kammer und in dem Pronaos des Tempels zu Tentyra oder Dendera sind nun die zwölf Thierzeichen folgendermassen abgebildet: 1. ein rückwärts schauender liegender Widder; 2. ein springender seitwärts blickender Stier; 3. als Zwillinge zwei menschliche Figuren, von denen die eine gehend, die andere stehend dargestellt ist und 1) Lassen, indische Alterthumskunde, II. Bd. S. 1122 ff. 2) Rohde, a. a. O., S. 107.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/24
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/24>, abgerufen am 26.04.2024.