Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite

schuhe, welche der neue Maurer empfängt, sind also im letzten und höchsten Sinne: das Symbol seiner selbst, der eigenen Seele, des eigenen Geistes und Herzens, die er nicht beflecken und beschmutzen, sondern rein von aller Schuld und Fehle bewahren und vor den ewigen Richter bringen soll. Sei ein Licht und licht, wenn du wirklich nach Gott und nach dem ewigen Lichte verlangest; auf der Reise nach dem Todtenreiche und nach dem ewigen Lichte, kann nur das lichtvolle Leben uns geleiten, dieses ist der wahre Todten- oder Seelenführer.





Die königliche Kunst.

Gewöhnlich und allgemein verbreitet ist die Ansicht, die Freimaurerei trage den Namen einer königlichen Kunst von den Beziehungen, in welchen sie in England zu den Bestrebungen der Stuarts gestanden: allein dennoch möchte diese Ansicht eine unbegründete und irrige sein. Vielmehr scheint es, dass die königliche Kunst ein Leben nach dem Willen und Gebote des Himmelsköniges oder himmlischen Herrschers, ein gottgefälliges und tugendhaftes, ein reines und lichtvolles Leben bezeichne, und dieser Begriff oder diese Bezeichnung von den Aegyptern ausgegangen sei. Osiris wurde unzweifelhaft bei den Aegyptern als der Himmelskönig, als der Beherrscher der Götter und Menschen, von Himmel und Erde, von Ober- und Unterägypten aufgefasst und trug desshalb auf den Abbildungen eine doppelte Königskrone, wie eine solche Krone auch seine Gemahlin Isis als Himmelskönigin trug oder mit der ägyptischen Königskrone und dem Scepter dargestellt wurde.1) Kronen trugen ebenso die besonders zu Sais verehrte Neith, die griechische

1) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 170.

schuhe, welche der neue Maurer empfängt, sind also im letzten und höchsten Sinne: das Symbol seiner selbst, der eigenen Seele, des eigenen Geistes und Herzens, die er nicht beflecken und beschmutzen, sondern rein von aller Schuld und Fehle bewahren und vor den ewigen Richter bringen soll. Sei ein Licht und licht, wenn du wirklich nach Gott und nach dem ewigen Lichte verlangest; auf der Reise nach dem Todtenreiche und nach dem ewigen Lichte, kann nur das lichtvolle Leben uns geleiten, dieses ist der wahre Todten- oder Seelenführer.





Die königliche Kunst.

Gewöhnlich und allgemein verbreitet ist die Ansicht, die Freimaurerei trage den Namen einer königlichen Kunst von den Beziehungen, in welchen sie in England zu den Bestrebungen der Stuarts gestanden: allein dennoch möchte diese Ansicht eine unbegründete und irrige sein. Vielmehr scheint es, dass die königliche Kunst ein Leben nach dem Willen und Gebote des Himmelsköniges oder himmlischen Herrschers, ein gottgefälliges und tugendhaftes, ein reines und lichtvolles Leben bezeichne, und dieser Begriff oder diese Bezeichnung von den Aegyptern ausgegangen sei. Osiris wurde unzweifelhaft bei den Aegyptern als der Himmelskönig, als der Beherrscher der Götter und Menschen, von Himmel und Erde, von Ober- und Unterägypten aufgefasst und trug desshalb auf den Abbildungen eine doppelte Königskrone, wie eine solche Krone auch seine Gemahlin Isis als Himmelskönigin trug oder mit der ägyptischen Königskrone und dem Scepter dargestellt wurde.1) Kronen trugen ebenso die besonders zu Sais verehrte Neith, die griechische

1) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 170.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0098" n="82"/>
schuhe, welche der neue Maurer empfängt, sind also im letzten und
 höchsten Sinne: das Symbol seiner selbst, der eigenen Seele, des eigenen Geistes und Herzens, die er
 nicht beflecken und beschmutzen, sondern rein von aller Schuld und Fehle bewahren und vor den ewigen
 Richter bringen soll. Sei ein Licht und licht, wenn du wirklich nach Gott und nach dem ewigen Lichte
 verlangest; auf der Reise nach dem Todtenreiche und nach dem ewigen Lichte, kann nur das lichtvolle
 Leben uns geleiten, dieses ist der wahre Todten- oder Seelenführer.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>Die königliche Kunst.</head><lb/>
        <p> Gewöhnlich und allgemein verbreitet ist die Ansicht, die Freimaurerei trage den Namen einer
 königlichen Kunst von den Beziehungen, in welchen sie in England zu den Bestrebungen der Stuarts
 gestanden: allein dennoch möchte diese Ansicht eine unbegründete und irrige sein. Vielmehr scheint
 es, dass die königliche Kunst ein Leben nach dem Willen und Gebote des Himmelsköniges oder
 himmlischen Herrschers, ein gottgefälliges und tugendhaftes, ein reines und lichtvolles Leben
 bezeichne, und dieser Begriff oder diese Bezeichnung von den Aegyptern ausgegangen sei. Osiris wurde
 unzweifelhaft bei den Aegyptern als der Himmelskönig, als der Beherrscher der Götter und Menschen,
 von Himmel und Erde, von Ober- und Unterägypten aufgefasst und trug desshalb auf den Abbildungen
 eine doppelte Königskrone, wie eine solche Krone auch seine Gemahlin Isis als Himmelskönigin trug
 oder mit der ägyptischen Königskrone und dem Scepter dargestellt wurde.<note place="foot" n="1)">Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 170.</note> Kronen trugen ebenso die besonders zu Sais
 verehrte Neith, die griechische
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[82/0098] schuhe, welche der neue Maurer empfängt, sind also im letzten und höchsten Sinne: das Symbol seiner selbst, der eigenen Seele, des eigenen Geistes und Herzens, die er nicht beflecken und beschmutzen, sondern rein von aller Schuld und Fehle bewahren und vor den ewigen Richter bringen soll. Sei ein Licht und licht, wenn du wirklich nach Gott und nach dem ewigen Lichte verlangest; auf der Reise nach dem Todtenreiche und nach dem ewigen Lichte, kann nur das lichtvolle Leben uns geleiten, dieses ist der wahre Todten- oder Seelenführer. Die königliche Kunst. Gewöhnlich und allgemein verbreitet ist die Ansicht, die Freimaurerei trage den Namen einer königlichen Kunst von den Beziehungen, in welchen sie in England zu den Bestrebungen der Stuarts gestanden: allein dennoch möchte diese Ansicht eine unbegründete und irrige sein. Vielmehr scheint es, dass die königliche Kunst ein Leben nach dem Willen und Gebote des Himmelsköniges oder himmlischen Herrschers, ein gottgefälliges und tugendhaftes, ein reines und lichtvolles Leben bezeichne, und dieser Begriff oder diese Bezeichnung von den Aegyptern ausgegangen sei. Osiris wurde unzweifelhaft bei den Aegyptern als der Himmelskönig, als der Beherrscher der Götter und Menschen, von Himmel und Erde, von Ober- und Unterägypten aufgefasst und trug desshalb auf den Abbildungen eine doppelte Königskrone, wie eine solche Krone auch seine Gemahlin Isis als Himmelskönigin trug oder mit der ägyptischen Königskrone und dem Scepter dargestellt wurde. 1) Kronen trugen ebenso die besonders zu Sais verehrte Neith, die griechische 1) Uhlemann, ägypt. Alterthumskunde, Il. S. 170.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Internetloge: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-08-14T13:44:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-08-14T13:44:32Z)
Google Books: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-08-14T13:44:32Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/98
Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/98>, abgerufen am 21.12.2024.