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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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§. 244. Klagverjährung. Bedingungen. Bona fides.
Sache gehen (i), welche Meynung ich für die richtige
halte;
4) Außerdem auch auf die übrigen persönlichen Kla-
gen (k), also auf die Klagverjährung überhaupt, in ihrem
uneingeschränkten Umfang (l).

Es ist jedoch zu bemerken, daß Viele, besonders ans
älterer Zeit, auf diese genauere Abstufung nicht eingehen,
ja daß wohl die Meisten sich damit begnügen, über den
Gegensatz zwischen der dritten und vierten Meynung zu
streiten, von welchem auch sogleich gezeigt werden wird,
daß er wichtiger ist, als alle übrigen Gegensätze. Man
hat diesen Gegensatz, nicht unpassend, oft so ausgedrückt:
ob die bona fides nöthig sey, blos bey der Klage gegen

(i) Also z. B. auf actio com-
modati, depositi, pignoratitia,
locati,
wenn diese auf Rückgabe
der Sache gerichtet werden, nicht auf
Miethgeld, oder Ersatz für einzelne
Beschädigungen. -- Vertheidiger
dieser Meynung, die zum Theil
auch die entschiedene Praxis meh-
rerer Gerichte bezeugen: Wernher
obs. for. T. 1 P. 1 obs.
183.
(Präjudicien Num. 67 sq.). Böh-
mer
Jus eccl. prot. Lib. 2 Tit. 26
§ 52 -- 58. Cocceji Lib. 41 T. 3
quaest.
30. Möllenthiel a. a.
O. Unterholzner I. § 92. Gö-
schen
§ 153.
(k) Also auf alle Condictio-
nen, z. B. aus Darlehen, auf die
actio emti, venditi, conducti,
mandati, pro socio,
die meisten
Delictsklagen, kurz auf die aller-
meisten persönlichen Klagen über-
haupt.
(l) Vertheidiger dieser Meynung
sind fast alle ältere Praktiker, aber
auch neuere Schriftsteller. Lau-
terbach
Lib. 44 T. 3 § 17.
Stryk Lib. 44 T. 3 § 2. Struv.
exerc. 43 thes. 21. Pufendorf
T. 1 Obs.
115. Höpfner § 1182.
Hofacker § 870. Thibaut Ver-
jährung S. 82. 106. Pandekten
§ 1008. (Brauns Erörterungen
S. 873.). Es wird von ihnen
eine sehr ausgedehnte Praxis, ins-
besondere auch die der Reichsge-
richte, bezeugt.
§. 244. Klagverjährung. Bedingungen. Bona fides.
Sache gehen (i), welche Meynung ich für die richtige
halte;
4) Außerdem auch auf die übrigen perſönlichen Kla-
gen (k), alſo auf die Klagverjährung überhaupt, in ihrem
uneingeſchränkten Umfang (l).

Es iſt jedoch zu bemerken, daß Viele, beſonders ans
älterer Zeit, auf dieſe genauere Abſtufung nicht eingehen,
ja daß wohl die Meiſten ſich damit begnügen, über den
Gegenſatz zwiſchen der dritten und vierten Meynung zu
ſtreiten, von welchem auch ſogleich gezeigt werden wird,
daß er wichtiger iſt, als alle übrigen Gegenſätze. Man
hat dieſen Gegenſatz, nicht unpaſſend, oft ſo ausgedrückt:
ob die bona fides nöthig ſey, blos bey der Klage gegen

(i) Alſo z. B. auf actio com-
modati, depositi, pignoratitia,
locati,
wenn dieſe auf Rückgabe
der Sache gerichtet werden, nicht auf
Miethgeld, oder Erſatz für einzelne
Beſchädigungen. — Vertheidiger
dieſer Meynung, die zum Theil
auch die entſchiedene Praxis meh-
rerer Gerichte bezeugen: Wernher
obs. for. T. 1 P. 1 obs.
183.
(Präjudicien Num. 67 sq.). Böh-
mer
Jus eccl. prot. Lib. 2 Tit. 26
§ 52 — 58. Cocceji Lib. 41 T. 3
quaest.
30. Möllenthiel a. a.
O. Unterholzner I. § 92. Gö-
ſchen
§ 153.
(k) Alſo auf alle Condictio-
nen, z. B. aus Darlehen, auf die
actio emti, venditi, conducti,
mandati, pro socio,
die meiſten
Delictsklagen, kurz auf die aller-
meiſten perſönlichen Klagen über-
haupt.
(l) Vertheidiger dieſer Meynung
ſind faſt alle ältere Praktiker, aber
auch neuere Schriftſteller. Lau-
terbach
Lib. 44 T. 3 § 17.
Stryk Lib. 44 T. 3 § 2. Struv.
exerc. 43 thes. 21. Pufendorf
T. 1 Obs.
115. Höpfner § 1182.
Hofacker § 870. Thibaut Ver-
jährung S. 82. 106. Pandekten
§ 1008. (Brauns Erörterungen
S. 873.). Es wird von ihnen
eine ſehr ausgedehnte Praxis, ins-
beſondere auch die der Reichsge-
richte, bezeugt.
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[331/0345] §. 244. Klagverjährung. Bedingungen. Bona fides. Sache gehen (i), welche Meynung ich für die richtige halte; 4) Außerdem auch auf die übrigen perſönlichen Kla- gen (k), alſo auf die Klagverjährung überhaupt, in ihrem uneingeſchränkten Umfang (l). Es iſt jedoch zu bemerken, daß Viele, beſonders ans älterer Zeit, auf dieſe genauere Abſtufung nicht eingehen, ja daß wohl die Meiſten ſich damit begnügen, über den Gegenſatz zwiſchen der dritten und vierten Meynung zu ſtreiten, von welchem auch ſogleich gezeigt werden wird, daß er wichtiger iſt, als alle übrigen Gegenſätze. Man hat dieſen Gegenſatz, nicht unpaſſend, oft ſo ausgedrückt: ob die bona fides nöthig ſey, blos bey der Klage gegen (i) Alſo z. B. auf actio com- modati, depositi, pignoratitia, locati, wenn dieſe auf Rückgabe der Sache gerichtet werden, nicht auf Miethgeld, oder Erſatz für einzelne Beſchädigungen. — Vertheidiger dieſer Meynung, die zum Theil auch die entſchiedene Praxis meh- rerer Gerichte bezeugen: Wernher obs. for. T. 1 P. 1 obs. 183. (Präjudicien Num. 67 sq.). Böh- mer Jus eccl. prot. Lib. 2 Tit. 26 § 52 — 58. Cocceji Lib. 41 T. 3 quaest. 30. Möllenthiel a. a. O. Unterholzner I. § 92. Gö- ſchen § 153. (k) Alſo auf alle Condictio- nen, z. B. aus Darlehen, auf die actio emti, venditi, conducti, mandati, pro socio, die meiſten Delictsklagen, kurz auf die aller- meiſten perſönlichen Klagen über- haupt. (l) Vertheidiger dieſer Meynung ſind faſt alle ältere Praktiker, aber auch neuere Schriftſteller. Lau- terbach Lib. 44 T. 3 § 17. Stryk Lib. 44 T. 3 § 2. Struv. exerc. 43 thes. 21. Pufendorf T. 1 Obs. 115. Höpfner § 1182. Hofacker § 870. Thibaut Ver- jährung S. 82. 106. Pandekten § 1008. (Brauns Erörterungen S. 873.). Es wird von ihnen eine ſehr ausgedehnte Praxis, ins- beſondere auch die der Reichsge- richte, bezeugt.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/345>, abgerufen am 26.04.2024.