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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Beylage XIII.

Eben so sollte bey der b. f. actio der verurtheilende
Richter jegliches Interesse des Klägers in Anschlag brin-
gen können, auch dasjenige, welches auf ganz individuel-
len Verhältnissen desselben beruht (Affectionswerth) (f);
bey der str. j. actio sollte das Interesse dieser Art außer
Anschlag bleiben (g).

IV.

Auf der anderen Seite konnte die freyere Macht des
Richters auch dem Beklagten zu großem Vortheil gereichen.

Wenn der Anspruch des Klägers durch Exceptionen
ausgeschlossen, oder auf eine geringere Summe beschränkt
werden konnte, so hatte diese der Richter in der str. j. ac-
tio
nur dann zu berücksichtigen, wenn sie der Prätor in
der formula ausgedrückt hatte; für die b. f. actio galt
diese Beschränkung nicht, so daß der Richter sie beachten

ung des Klägers bey Geldschulden
finden wollen, denn für dessen In-
teresse war durch die sponsio ter-
tiae partis
sehr reichlich gesorgt.
(f) L. 54 pr. Mand. (17. 1.)
".. placuit enim prudentiori-
bus, affectus rationem in bo-
nae fidei judiciis habendam."
(g) Dieser Satz liegt augen-
scheinlich in der für die b. f. ju-
dicia
ausgesprochenen entgegenge-
setzten Regel (Note f). Er ist aber
auch in folgender Stelle unmittel-
bar anerkannt. L. 33 ad L. Aquil.
(9. 2.) "Si servum meum occi-
disti, non affectiones aestiman-
das esse puto .. sed quanti
omnibus valeret. S. quoque
Pedius ait, pretia rerum non
ex affectione, nec utilitate sin-
gulorum, sed communiter fun-
gi."
Nun darf zwar der a. L.
Aquiliae
der Name stricti juris
actio
nicht beygelegt werden, aber
unter die strengen Klagen gehört
sie eben so gut als die, welche je-
nen Namen führen, und die Re-
gel der Beurtheilung war für den
Richter völlig dieselbe. Alles Die-
ses wird weiter unten dargethan
werden.
Beylage XIII.

Eben ſo ſollte bey der b. f. actio der verurtheilende
Richter jegliches Intereſſe des Klägers in Anſchlag brin-
gen können, auch dasjenige, welches auf ganz individuel-
len Verhältniſſen deſſelben beruht (Affectionswerth) (f);
bey der str. j. actio ſollte das Intereſſe dieſer Art außer
Anſchlag bleiben (g).

IV.

Auf der anderen Seite konnte die freyere Macht des
Richters auch dem Beklagten zu großem Vortheil gereichen.

Wenn der Anſpruch des Klägers durch Exceptionen
ausgeſchloſſen, oder auf eine geringere Summe beſchränkt
werden konnte, ſo hatte dieſe der Richter in der str. j. ac-
tio
nur dann zu berückſichtigen, wenn ſie der Prätor in
der formula ausgedrückt hatte; für die b. f. actio galt
dieſe Beſchränkung nicht, ſo daß der Richter ſie beachten

ung des Klägers bey Geldſchulden
finden wollen, denn für deſſen In-
tereſſe war durch die sponsio ter-
tiae partis
ſehr reichlich geſorgt.
(f) L. 54 pr. Mand. (17. 1.)
„.. placuit enim prudentiori-
bus, affectus rationem in bo-
nae fidei judiciis habendam.”
(g) Dieſer Satz liegt augen-
ſcheinlich in der für die b. f. ju-
dicia
ausgeſprochenen entgegenge-
ſetzten Regel (Note f). Er iſt aber
auch in folgender Stelle unmittel-
bar anerkannt. L. 33 ad L. Aquil.
(9. 2.) „Si servum meum occi-
disti, non affectiones aestiman-
das esse puto .. sed quanti
omnibus valeret. S. quoque
Pedius ait, pretia rerum non
ex affectione, nec utilitate sin-
gulorum, sed communiter fun-
gi.”
Nun darf zwar der a. L.
Aquiliae
der Name stricti juris
actio
nicht beygelegt werden, aber
unter die ſtrengen Klagen gehört
ſie eben ſo gut als die, welche je-
nen Namen führen, und die Re-
gel der Beurtheilung war für den
Richter völlig dieſelbe. Alles Die-
ſes wird weiter unten dargethan
werden.
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[466/0480] Beylage XIII. Eben ſo ſollte bey der b. f. actio der verurtheilende Richter jegliches Intereſſe des Klägers in Anſchlag brin- gen können, auch dasjenige, welches auf ganz individuel- len Verhältniſſen deſſelben beruht (Affectionswerth) (f); bey der str. j. actio ſollte das Intereſſe dieſer Art außer Anſchlag bleiben (g). IV. Auf der anderen Seite konnte die freyere Macht des Richters auch dem Beklagten zu großem Vortheil gereichen. Wenn der Anſpruch des Klägers durch Exceptionen ausgeſchloſſen, oder auf eine geringere Summe beſchränkt werden konnte, ſo hatte dieſe der Richter in der str. j. ac- tio nur dann zu berückſichtigen, wenn ſie der Prätor in der formula ausgedrückt hatte; für die b. f. actio galt dieſe Beſchränkung nicht, ſo daß der Richter ſie beachten (e) (f) L. 54 pr. Mand. (17. 1.) „.. placuit enim prudentiori- bus, affectus rationem in bo- nae fidei judiciis habendam.” (g) Dieſer Satz liegt augen- ſcheinlich in der für die b. f. ju- dicia ausgeſprochenen entgegenge- ſetzten Regel (Note f). Er iſt aber auch in folgender Stelle unmittel- bar anerkannt. L. 33 ad L. Aquil. (9. 2.) „Si servum meum occi- disti, non affectiones aestiman- das esse puto .. sed quanti omnibus valeret. S. quoque Pedius ait, pretia rerum non ex affectione, nec utilitate sin- gulorum, sed communiter fun- gi.” Nun darf zwar der a. L. Aquiliae der Name stricti juris actio nicht beygelegt werden, aber unter die ſtrengen Klagen gehört ſie eben ſo gut als die, welche je- nen Namen führen, und die Re- gel der Beurtheilung war für den Richter völlig dieſelbe. Alles Die- ſes wird weiter unten dargethan werden. (e) ung des Klägers bey Geldſchulden finden wollen, denn für deſſen In- tereſſe war durch die sponsio ter- tiae partis ſehr reichlich geſorgt.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/480>, abgerufen am 21.11.2024.