Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 252. Klagverjährung. Ausnahmen.
1) Die Klage auf Steuerreste (k).
2) Die Klage einer Stadt gegen Curialen, die sich ihren
Standespflichten entziehen (l).
3) Die vindicatio in libertatem, wenn ein angeblich
Freyer bisher im Sklavenstand gelebt hat (m).
4) Die Vindication eines Colonen von Seiten des
Grundherrn (n).
IV. Vertrag.

Ein Vertrag, wodurch die Verjährung ganz ausge-
schlossen, oder in ihren Bedingungen oder Wirkungen mo-
dificirt werden soll, kann auf zweyerley Weise gedacht
werden: vor oder nach Ablauf der Verjährung.

Vor Ablauf der Verjährung, unter andern gleich bey
Abschluß des Rechtsgeschäfts, worauf sich künftig eine Klag-
verjährung beziehen könnte, halte ich einen solchen Vertrag
für ganz unwirksam. Die Verjährung ist in dem Sinn
juris publici, daß sie der Privatwillkühr entzogen ist (o),
auf dieselbe Weise wie die ihr nicht unähnlichen Regeln
und Formen des Prozesses, und wie die Natur des Eigen-
thums, welches auch nicht durch Vertrag zu einem unver-
äußerlichen Recht gemacht werden kann (p). Jedoch wird
diese Meynung von mehreren Schriftstellern bestritten (q);

(k) L. 6 C. de praescript.
XXX.
(7. 39.), vgl. oben § 238.
(l) L. 5 C. de praescr. XXX.
(7. 39.), vgl. oben § 238.
(m) L. 3 C. de longi temp.
pr. quae pro lib.
(7. 22.). Selbst
60 Jahre sollen nicht im Wege
stehen.
(n) L. 23 pr. C. de agric.
(11. 47.).
(o) L. 38 de pactis (2. 14.),
L. 45 § 1 de R. J.
(50. 17.).
(p) L. 61 de pactis (2. 14.).
(q) Rave § 167 ist meiner
§. 252. Klagverjährung. Ausnahmen.
1) Die Klage auf Steuerreſte (k).
2) Die Klage einer Stadt gegen Curialen, die ſich ihren
Standespflichten entziehen (l).
3) Die vindicatio in libertatem, wenn ein angeblich
Freyer bisher im Sklavenſtand gelebt hat (m).
4) Die Vindication eines Colonen von Seiten des
Grundherrn (n).
IV. Vertrag.

Ein Vertrag, wodurch die Verjährung ganz ausge-
ſchloſſen, oder in ihren Bedingungen oder Wirkungen mo-
dificirt werden ſoll, kann auf zweyerley Weiſe gedacht
werden: vor oder nach Ablauf der Verjährung.

Vor Ablauf der Verjährung, unter andern gleich bey
Abſchluß des Rechtsgeſchäfts, worauf ſich künftig eine Klag-
verjährung beziehen könnte, halte ich einen ſolchen Vertrag
für ganz unwirkſam. Die Verjährung iſt in dem Sinn
juris publici, daß ſie der Privatwillkühr entzogen iſt (o),
auf dieſelbe Weiſe wie die ihr nicht unähnlichen Regeln
und Formen des Prozeſſes, und wie die Natur des Eigen-
thums, welches auch nicht durch Vertrag zu einem unver-
äußerlichen Recht gemacht werden kann (p). Jedoch wird
dieſe Meynung von mehreren Schriftſtellern beſtritten (q);

(k) L. 6 C. de praescript.
XXX.
(7. 39.), vgl. oben § 238.
(l) L. 5 C. de praescr. XXX.
(7. 39.), vgl. oben § 238.
(m) L. 3 C. de longi temp.
pr. quae pro lib.
(7. 22.). Selbſt
60 Jahre ſollen nicht im Wege
ſtehen.
(n) L. 23 pr. C. de agric.
(11. 47.).
(o) L. 38 de pactis (2. 14.),
L. 45 § 1 de R. J.
(50. 17.).
(p) L. 61 de pactis (2. 14.).
(q) Rave § 167 iſt meiner
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0425" n="411"/>
            <fw place="top" type="header">§. 252. Klagverjährung. Ausnahmen.</fw><lb/>
            <list>
              <item>1) Die Klage auf Steuerre&#x017F;te <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 6 <hi rendition="#i">C. de praescript.</hi><lb/>
XXX.</hi> (7. 39.), vgl. oben § 238.</note>.</item><lb/>
              <item>2) Die Klage einer Stadt gegen Curialen, die &#x017F;ich ihren<lb/>
Standespflichten entziehen <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 5 <hi rendition="#i">C. de praescr.</hi> XXX.</hi><lb/>
(7. 39.), vgl. oben § 238.</note>.</item><lb/>
              <item>3) Die <hi rendition="#aq">vindicatio in libertatem,</hi> wenn ein angeblich<lb/>
Freyer bisher im Sklaven&#x017F;tand gelebt hat <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 3 <hi rendition="#i">C. de longi temp.<lb/>
pr. quae pro lib.</hi></hi> (7. 22.). Selb&#x017F;t<lb/>
60 Jahre &#x017F;ollen nicht im Wege<lb/>
&#x017F;tehen.</note>.</item><lb/>
              <item>4) Die Vindication eines Colonen von Seiten des<lb/>
Grundherrn <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 23 <hi rendition="#i">pr. C. de agric.</hi></hi><lb/>
(11. 47.).</note>.</item>
            </list><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">IV.</hi> Vertrag.</head><lb/>
              <p>Ein Vertrag, wodurch die Verjährung ganz ausge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, oder in ihren Bedingungen oder Wirkungen mo-<lb/>
dificirt werden &#x017F;oll, kann auf zweyerley Wei&#x017F;e gedacht<lb/>
werden: vor oder nach Ablauf der Verjährung.</p><lb/>
              <p>Vor Ablauf der Verjährung, unter andern gleich bey<lb/>
Ab&#x017F;chluß des Rechtsge&#x017F;chäfts, worauf &#x017F;ich künftig eine Klag-<lb/>
verjährung beziehen könnte, halte ich einen &#x017F;olchen Vertrag<lb/>
für ganz unwirk&#x017F;am. Die Verjährung i&#x017F;t in dem Sinn<lb/><hi rendition="#aq">juris publici,</hi> daß &#x017F;ie der Privatwillkühr entzogen i&#x017F;t <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 38 <hi rendition="#i">de pactis</hi> (2. 14.),<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 45 § 1 <hi rendition="#i">de R. J.</hi></hi> (50. 17.).</note>,<lb/>
auf die&#x017F;elbe Wei&#x017F;e wie die ihr nicht unähnlichen Regeln<lb/>
und Formen des Proze&#x017F;&#x017F;es, und wie die Natur des Eigen-<lb/>
thums, welches auch nicht durch Vertrag zu einem unver-<lb/>
äußerlichen Recht gemacht werden kann <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 61 <hi rendition="#i">de pactis</hi></hi> (2. 14.).</note>. Jedoch wird<lb/>
die&#x017F;e Meynung von mehreren Schrift&#x017F;tellern be&#x017F;tritten <note xml:id="seg2pn_68_1" next="#seg2pn_68_2" place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Rave</hi></hi> § 167 i&#x017F;t meiner</note>;<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0425] §. 252. Klagverjährung. Ausnahmen. 1) Die Klage auf Steuerreſte (k). 2) Die Klage einer Stadt gegen Curialen, die ſich ihren Standespflichten entziehen (l). 3) Die vindicatio in libertatem, wenn ein angeblich Freyer bisher im Sklavenſtand gelebt hat (m). 4) Die Vindication eines Colonen von Seiten des Grundherrn (n). IV. Vertrag. Ein Vertrag, wodurch die Verjährung ganz ausge- ſchloſſen, oder in ihren Bedingungen oder Wirkungen mo- dificirt werden ſoll, kann auf zweyerley Weiſe gedacht werden: vor oder nach Ablauf der Verjährung. Vor Ablauf der Verjährung, unter andern gleich bey Abſchluß des Rechtsgeſchäfts, worauf ſich künftig eine Klag- verjährung beziehen könnte, halte ich einen ſolchen Vertrag für ganz unwirkſam. Die Verjährung iſt in dem Sinn juris publici, daß ſie der Privatwillkühr entzogen iſt (o), auf dieſelbe Weiſe wie die ihr nicht unähnlichen Regeln und Formen des Prozeſſes, und wie die Natur des Eigen- thums, welches auch nicht durch Vertrag zu einem unver- äußerlichen Recht gemacht werden kann (p). Jedoch wird dieſe Meynung von mehreren Schriftſtellern beſtritten (q); (k) L. 6 C. de praescript. XXX. (7. 39.), vgl. oben § 238. (l) L. 5 C. de praescr. XXX. (7. 39.), vgl. oben § 238. (m) L. 3 C. de longi temp. pr. quae pro lib. (7. 22.). Selbſt 60 Jahre ſollen nicht im Wege ſtehen. (n) L. 23 pr. C. de agric. (11. 47.). (o) L. 38 de pactis (2. 14.), L. 45 § 1 de R. J. (50. 17.). (p) L. 61 de pactis (2. 14.). (q) Rave § 167 iſt meiner

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/425
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/425>, abgerufen am 21.11.2024.