Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch I. Quellen. Kap. III. Quellen des heutigen R. R.
lichen Gesetzgebung konnten betrachtet werden die Edicte
oder generales formae der Praefecti Praetorio. Schon
Alexander Sever gab ihnen allgemein verbindliche Kraft,
wenn sie den Gesetzen nicht widersprächen, und so lange
der Kaiser nicht anders verfügen würde (bb). Justinian
beruft sich auf einzelne derselben wie auf Gesetze (cc).
Einige Bruchstücke von solchen haben sich hinter unsrer
Novellensammlung erhalten (dd). Cassiodor schreibt dem
Präfecten eine gleichsam gesetzgebende Gewalt zu (ee).

§. 25.
Aussprüche der Römer über das Gewohnheitsrecht.


Quellen:

Dig. I. 3.
Cod. VIII. 53.
Cod. Th. V. 12.


Bey Cicero findet sich, mitten unter ziemlich verwor-
renen Gedanken, folgende merkwürdige Äußerung über
das Gewohnheitsrecht. "Es giebt eine Regel des Lebens,
sagt er, die nicht aus der Meynung der Einzelnen, son-
dern aus einer unsrer sittlichen Natur inwohnenden Noth-
wendigkeit entspringt. In der Gemeinschaft der zusammen

(bb) L. 2 C. de off. praef.
praet. Or. et Ill.
(1. 26.). Das
war damals für das ganze Reich
zu verstehen, seit Constantin für
jede Präfectur besonders, so wie
vormals bey den Provinzialedicten
der Proconsuln.
(cc) L. 16 C. de jud. (3. 1.).
L. 27 C. de fidejuss.
(8. 41.).
(dd) Nov. 165. 166. 167. 168.
Vgl. Biener Geschichte der No-
vellen S. 98. 118.
(ee) Cassiodor. Var. VI. 3.
Formula Praef. Praet. "Pene
est ut leges possit condere" etc.

Buch I. Quellen. Kap. III. Quellen des heutigen R. R.
lichen Geſetzgebung konnten betrachtet werden die Edicte
oder generales formae der Praefecti Praetorio. Schon
Alexander Sever gab ihnen allgemein verbindliche Kraft,
wenn ſie den Geſetzen nicht widerſprächen, und ſo lange
der Kaiſer nicht anders verfügen würde (bb). Juſtinian
beruft ſich auf einzelne derſelben wie auf Geſetze (cc).
Einige Bruchſtücke von ſolchen haben ſich hinter unſrer
Novellenſammlung erhalten (dd). Caſſiodor ſchreibt dem
Präfecten eine gleichſam geſetzgebende Gewalt zu (ee).

§. 25.
Ausſprüche der Römer über das Gewohnheitsrecht.


Quellen:

Dig. I. 3.
Cod. VIII. 53.
Cod. Th. V. 12.


Bey Cicero findet ſich, mitten unter ziemlich verwor-
renen Gedanken, folgende merkwürdige Äußerung über
das Gewohnheitsrecht. „Es giebt eine Regel des Lebens,
ſagt er, die nicht aus der Meynung der Einzelnen, ſon-
dern aus einer unſrer ſittlichen Natur inwohnenden Noth-
wendigkeit entſpringt. In der Gemeinſchaft der zuſammen

(bb) L. 2 C. de off. praef.
praet. Or. et Ill.
(1. 26.). Das
war damals für das ganze Reich
zu verſtehen, ſeit Conſtantin für
jede Präfectur beſonders, ſo wie
vormals bey den Provinzialedicten
der Proconſuln.
(cc) L. 16 C. de jud. (3. 1.).
L. 27 C. de fidejuss.
(8. 41.).
(dd) Nov. 165. 166. 167. 168.
Vgl. Biener Geſchichte der No-
vellen S. 98. 118.
(ee) Cassiodor. Var. VI. 3.
Formula Praef. Praet. „Pene
est ut leges possit condere” etc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0200" n="144"/><fw place="top" type="header">Buch <hi rendition="#aq">I.</hi> Quellen. Kap. <hi rendition="#aq">III.</hi> Quellen des heutigen R. R.</fw><lb/>
lichen Ge&#x017F;etzgebung konnten betrachtet werden die Edicte<lb/>
oder <hi rendition="#aq">generales formae</hi> der <hi rendition="#aq">Praefecti Praetorio.</hi> Schon<lb/>
Alexander Sever gab ihnen allgemein verbindliche Kraft,<lb/>
wenn &#x017F;ie den Ge&#x017F;etzen nicht wider&#x017F;prächen, und &#x017F;o lange<lb/>
der Kai&#x017F;er nicht anders verfügen würde <note place="foot" n="(bb)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">C. de off. praef.<lb/>
praet. Or. et Ill.</hi></hi> (1. 26.). Das<lb/>
war damals für das ganze Reich<lb/>
zu ver&#x017F;tehen, &#x017F;eit Con&#x017F;tantin für<lb/>
jede Präfectur be&#x017F;onders, &#x017F;o wie<lb/>
vormals bey den Provinzialedicten<lb/>
der Procon&#x017F;uln.</note>. Ju&#x017F;tinian<lb/>
beruft &#x017F;ich auf einzelne der&#x017F;elben wie auf Ge&#x017F;etze <note place="foot" n="(cc)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 16 <hi rendition="#i">C. de jud.</hi> (3. 1.).<lb/><hi rendition="#i">L.</hi> 27 <hi rendition="#i">C. de fidejuss.</hi></hi> (8. 41.).</note>.<lb/>
Einige Bruch&#x017F;tücke von &#x017F;olchen haben &#x017F;ich hinter un&#x017F;rer<lb/>
Novellen&#x017F;ammlung erhalten <note place="foot" n="(dd)"><hi rendition="#aq">Nov.</hi> 165. 166. 167. 168.<lb/>
Vgl. <hi rendition="#g">Biener</hi> Ge&#x017F;chichte der No-<lb/>
vellen S. 98. 118.</note>. Ca&#x017F;&#x017F;iodor &#x017F;chreibt dem<lb/>
Präfecten eine gleich&#x017F;am ge&#x017F;etzgebende Gewalt zu <note place="foot" n="(ee)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Cassiodor</hi>. Var. VI. 3.<lb/>
Formula Praef. Praet. &#x201E;Pene<lb/>
est ut leges possit condere&#x201D; etc.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 25.<lb/><hi rendition="#g">Aus&#x017F;prüche der Römer über das Gewohnheitsrecht</hi>.</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p> <hi rendition="#et">Quellen:</hi> </p>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">Dig. I.</hi> 3.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">Cod. VIII.</hi> 53.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">Cod. Th. V.</hi> 12.</item>
            </list><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <p>Bey Cicero findet &#x017F;ich, mitten unter ziemlich verwor-<lb/>
renen Gedanken, folgende merkwürdige Äußerung über<lb/>
das Gewohnheitsrecht. &#x201E;Es giebt eine Regel des Lebens,<lb/>
&#x017F;agt er, die nicht aus der Meynung der Einzelnen, &#x017F;on-<lb/>
dern aus einer un&#x017F;rer &#x017F;ittlichen Natur inwohnenden Noth-<lb/>
wendigkeit ent&#x017F;pringt. In der Gemein&#x017F;chaft der zu&#x017F;ammen<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0200] Buch I. Quellen. Kap. III. Quellen des heutigen R. R. lichen Geſetzgebung konnten betrachtet werden die Edicte oder generales formae der Praefecti Praetorio. Schon Alexander Sever gab ihnen allgemein verbindliche Kraft, wenn ſie den Geſetzen nicht widerſprächen, und ſo lange der Kaiſer nicht anders verfügen würde (bb). Juſtinian beruft ſich auf einzelne derſelben wie auf Geſetze (cc). Einige Bruchſtücke von ſolchen haben ſich hinter unſrer Novellenſammlung erhalten (dd). Caſſiodor ſchreibt dem Präfecten eine gleichſam geſetzgebende Gewalt zu (ee). §. 25. Ausſprüche der Römer über das Gewohnheitsrecht. Quellen: Dig. I. 3. Cod. VIII. 53. Cod. Th. V. 12. Bey Cicero findet ſich, mitten unter ziemlich verwor- renen Gedanken, folgende merkwürdige Äußerung über das Gewohnheitsrecht. „Es giebt eine Regel des Lebens, ſagt er, die nicht aus der Meynung der Einzelnen, ſon- dern aus einer unſrer ſittlichen Natur inwohnenden Noth- wendigkeit entſpringt. In der Gemeinſchaft der zuſammen (bb) L. 2 C. de off. praef. praet. Or. et Ill. (1. 26.). Das war damals für das ganze Reich zu verſtehen, ſeit Conſtantin für jede Präfectur beſonders, ſo wie vormals bey den Provinzialedicten der Proconſuln. (cc) L. 16 C. de jud. (3. 1.). L. 27 C. de fidejuss. (8. 41.). (dd) Nov. 165. 166. 167. 168. Vgl. Biener Geſchichte der No- vellen S. 98. 118. (ee) Cassiodor. Var. VI. 3. Formula Praef. Praet. „Pene est ut leges possit condere” etc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/200
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 1. Berlin, 1840, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system01_1840/200>, abgerufen am 03.12.2024.