Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Sieben und Viertzigste Geistliche Lection Rom. 7.v. 24.Verlangen sagte Paulus: Jch unseeliger Mensch/ wer wird mich doch erlösen von dem Leib dieses todts: Das ist/ von dem sterblichen und armseeligen Leib. Und an einem andern sagt er auß ei- nem Verdruß der längern Enthaltung: Jch begehre auffgelöset zu werden/ und zu seyn bey Christo. Also pflegen zu verlangen und zu seufftzen die Geistliche und Gott - förchtende Seelen/ wann der Todt heran kombt; dann sie wissen/ daß selbiger/ wie der heilige Bernardus sagt/ dem Gerechten gut seye wegen der Ruhe/ besser wegen der Verände- rung/ und am allerbesten wegen der Versicherung. Nun mercke doch/ mein Christliche Seel/ daß/ obschon nicht allen frommen und tugent- samen/ wie auch heiligen Menschen der heran schleichende Todt angenehm und freudig vorkomme; so ist doch ein solcher Todt für so glückseelig zu schä- tzen/ als wann er gantz frölig wäre dieweilen diese Seelen durch solchen Todt von ihren Unvollkommenheiten mehr und mehr gereiniget werden/ damit sie desto geschwinder ihr Ziel erteichen mögen/ wie mit vielen Exempel könnte bewiesen werden/ die wir alhier vorbey gehen/ und fangen an Die Sieben und Viertzigste Geistliche 2. Cor. 5.LECTION Von Dem besondern Gericht. v. 10. Omnes nos manifestari oportet ante Tribunal Christi, Wir mussen alle offenbahret werden vor dem Rich- 1. NAch dem Todt folgt das Gericht. Dieses Gericht aber ist viel wür-
Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche Lection Rom. 7.v. 24.Verlangen ſagte Paulus: Jch unſeeliger Menſch/ wer wird mich doch erloͤſen von dem Leib dieſes todts: Das iſt/ von dem ſterblichen und armſeeligen Leib. Und an einem andern ſagt er auß ei- nem Verdruß der laͤngern Enthaltung: Jch begehre auffgeloͤſet zu werden/ und zu ſeyn bey Chriſto. Alſo pflegen zu verlangen und zu ſeufftzen die Geiſtliche und Gott - foͤrchtende Seelen/ wann der Todt heran kombt; dann ſie wiſſen/ daß ſelbiger/ wie der heilige Bernardus ſagt/ dem Gerechten gut ſeye wegen der Ruhe/ beſſer wegen der Veraͤnde- rung/ und am allerbeſten wegen der Verſicherung. Nun mercke doch/ mein Chriſtliche Seel/ daß/ obſchon nicht allen frommen und tugent- ſamen/ wie auch heiligen Menſchen der heran ſchleichende Todt angenehm und freudig vorkomme; ſo iſt doch ein ſolcher Todt fuͤr ſo gluͤckſeelig zu ſchaͤ- tzen/ als wann er gantz froͤlig waͤre dieweilen dieſe Seelen durch ſolchen Todt von ihren Unvollkommenheiten mehr und mehr gereiniget werden/ damit ſie deſto geſchwinder ihr Ziel erteichen moͤgen/ wie mit vielen Exempel koͤnnte bewieſen werden/ die wir alhier vorbey gehen/ und fangen an Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche 2. Cor. 5.LECTION Von Dem beſondern Gericht. v. 10. Omnes nos manifeſtari oportet ante Tribunal Chriſti, Wir můſſen alle offenbahret werden vor dem Rich- 1. NAch dem Todt folgt das Gericht. Dieſes Gericht aber iſt viel wuͤr-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0618" n="590"/><fw place="top" type="header">Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Rom. 7.<lb/> v.</hi> 24.</note>Verlangen ſagte Paulus: <hi rendition="#fr">Jch unſeeliger Menſch/ wer wird<lb/> mich doch erloͤſen von dem Leib dieſes todts:</hi> Das iſt/ von<lb/> dem ſterblichen und armſeeligen Leib. Und an einem andern ſagt er auß ei-<lb/> nem Verdruß der laͤngern Enthaltung: <hi rendition="#fr">Jch begehre auffgeloͤſet zu<lb/> werden/ und zu ſeyn bey Chriſto.</hi> Alſo pflegen zu verlangen und<lb/> zu ſeufftzen die Geiſtliche und Gott - foͤrchtende Seelen/ wann der Todt<lb/> heran kombt; dann ſie wiſſen/ daß ſelbiger/ wie der heilige Bernardus ſagt/<lb/> dem Gerechten gut ſeye wegen der Ruhe/ beſſer wegen der Veraͤnde-<lb/> rung/ und am allerbeſten wegen der Verſicherung. Nun mercke<lb/> doch/ mein Chriſtliche Seel/ daß/ obſchon nicht allen frommen und tugent-<lb/> ſamen/ wie auch heiligen Menſchen der heran ſchleichende Todt angenehm<lb/> und freudig vorkomme; ſo iſt doch ein ſolcher Todt fuͤr ſo gluͤckſeelig zu ſchaͤ-<lb/> tzen/ als wann er gantz froͤlig waͤre dieweilen dieſe Seelen durch ſolchen Todt<lb/> von ihren Unvollkommenheiten mehr und mehr gereiniget werden/ damit ſie<lb/> deſto geſchwinder ihr Ziel erteichen moͤgen/ wie mit vielen Exempel koͤnnte<lb/> bewieſen werden/ die wir alhier vorbey gehen/ und fangen an</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LECTION</hi></hi></hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von</hi><lb/> <hi rendition="#b">Dem beſondern Gericht.</hi> </head><lb/> <note place="left"><hi rendition="#aq">2. Cor. 5.<lb/> v.</hi> 10.</note> <cit> <quote> <hi rendition="#aq">Omnes nos manifeſtari oportet ante Tribunal Chriſti,<lb/> ut referat unuſquiſque, pro ut geſſit.</hi> </quote> </cit><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#fr">Wir můſſen alle offenbahret werden vor dem Rich-<lb/> Stuhl Chriſti; auff daß ein jedweder empfahe/ nach-<lb/> dem er gehandlet hat.</hi> </quote> </cit><lb/> <p>1. <hi rendition="#in">N</hi>Ach dem Todt folgt das Gericht. Dieſes Gericht aber iſt viel<lb/> erſchroͤcklicher als der leibliche oder zeitliche Todt/ ja ſo gar auch<lb/> als die Peynen der Hoͤllen/ wann ſie nur eine Zeitlang dauren<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wuͤr-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [590/0618]
Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche Lection
Verlangen ſagte Paulus: Jch unſeeliger Menſch/ wer wird
mich doch erloͤſen von dem Leib dieſes todts: Das iſt/ von
dem ſterblichen und armſeeligen Leib. Und an einem andern ſagt er auß ei-
nem Verdruß der laͤngern Enthaltung: Jch begehre auffgeloͤſet zu
werden/ und zu ſeyn bey Chriſto. Alſo pflegen zu verlangen und
zu ſeufftzen die Geiſtliche und Gott - foͤrchtende Seelen/ wann der Todt
heran kombt; dann ſie wiſſen/ daß ſelbiger/ wie der heilige Bernardus ſagt/
dem Gerechten gut ſeye wegen der Ruhe/ beſſer wegen der Veraͤnde-
rung/ und am allerbeſten wegen der Verſicherung. Nun mercke
doch/ mein Chriſtliche Seel/ daß/ obſchon nicht allen frommen und tugent-
ſamen/ wie auch heiligen Menſchen der heran ſchleichende Todt angenehm
und freudig vorkomme; ſo iſt doch ein ſolcher Todt fuͤr ſo gluͤckſeelig zu ſchaͤ-
tzen/ als wann er gantz froͤlig waͤre dieweilen dieſe Seelen durch ſolchen Todt
von ihren Unvollkommenheiten mehr und mehr gereiniget werden/ damit ſie
deſto geſchwinder ihr Ziel erteichen moͤgen/ wie mit vielen Exempel koͤnnte
bewieſen werden/ die wir alhier vorbey gehen/ und fangen an
Rom. 7.
v. 24.
Die Sieben und Viertzigſte Geiſtliche
LECTION
Von
Dem beſondern Gericht.
Omnes nos manifeſtari oportet ante Tribunal Chriſti,
ut referat unuſquiſque, pro ut geſſit.
Wir můſſen alle offenbahret werden vor dem Rich-
Stuhl Chriſti; auff daß ein jedweder empfahe/ nach-
dem er gehandlet hat.
1. NAch dem Todt folgt das Gericht. Dieſes Gericht aber iſt viel
erſchroͤcklicher als der leibliche oder zeitliche Todt/ ja ſo gar auch
als die Peynen der Hoͤllen/ wann ſie nur eine Zeitlang dauren
wuͤr-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |