Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Die Fünff und Dreyssigste Geistliche Lection nach seinem Todt geschwinder gereiniget; dieweilen selbigem mit öff-term und kräfftigem Gebett und guten Wercken seiner Brüder/ und dann auch durch den Ablaß/ so den geistlichen Ordens-Leuthen verlie- hen worden/ sehr bald geholffen wird. Dahero ist dom frommen München Gerardo in einer Verzuckung gesagt worden: keiner wird auß deinem Or- den zu Grund gehen/ wann alle den Orden werden lieben; sie werden alle/ oder im Todt/ oder bald nachdemselben gesauberet werden. Endlich wird er auch Häuffiger belohnet: zumahlen die GOtt- verlobte/ nach Zeugnuß deß H. Augustini/ im Essen/ Trincken/ Wachen/ Schlaffen und allen ihren Ubungen immer Gott loben: dahero müssen sie auch nohtwen- diglich von allen diesen Wercken belohnet werden/ in dem sie alles auß Ge- horsamb verrichten. Sehestu/ mein Christliche Seel/ wie heyl- bringenden Nutzen der geistliche Stand den Seinigen schaffe? Derhalben erfreue dich von Hertzen/ und dancke GOtt daß er dich für so viel tausenden zu selbigem Ps. 147.heruffen habe: Deßgleichen hat erkeinem Volck gethan. Der Andere Theil. 7. DEr H. Anselmus hat einsmals in einer Verzuckung einen sehr 8. Zu diesem unserm Vorhaben hat einsmahls ein Bruder deß Cistercien- und
Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection nach ſeinem Todt geſchwinder gereiniget; dieweilen ſelbigem mit oͤff-term und kraͤfftigem Gebett und guten Wercken ſeiner Bruͤder/ und dann auch durch den Ablaß/ ſo den geiſtlichen Ordens-Leuthen verlie- hen worden/ ſehr bald geholffen wird. Dahero iſt dom frommen Muͤnchen Gerardo in einer Verzuckung geſagt worden: keiner wird auß deinem Or- den zu Grund gehen/ wann alle den Orden werden lieben; ſie werden alle/ oder im Todt/ oder bald nachdemſelben geſauberet werden. Endlich wird er auch Haͤuffiger belohnet: zumahlen die GOtt- verlobte/ nach Zeugnuß deß H. Auguſtini/ im Eſſen/ Trincken/ Wachen/ Schlaffen und allen ihren Ubungen immer Gott loben: dahero muͤſſen ſie auch nohtwen- diglich von allen dieſen Wercken belohnet werden/ in dem ſie alles auß Ge- horſamb verrichten. Seheſtu/ mein Chriſtliche Seel/ wie heyl- bringenden Nutzen der geiſtliche Stand den Seinigen ſchaffe? Derhalben erfreue dich von Hertzen/ und dancke GOtt daß er dich fuͤr ſo viel tauſenden zu ſelbigem Pſ. 147.heruffen habe: Deßgleichen hat erkeinem Volck gethan. Der Andere Theil. 7. DEr H. Anſelmus hat einsmals in einer Verzuckung einen ſehr 8. Zu dieſem unſerm Vorhaben hat einsmahls ein Bruder deß Ciſtercien- und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb n="432" facs="#f0460"/><fw type="header" place="top">Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche <hi rendition="#aq">Lection</hi></fw><lb/> nach ſeinem Todt geſchwinder gereiniget; dieweilen ſelbigem mit oͤff-<lb/> term und kraͤfftigem Gebett und guten Wercken ſeiner Bruͤder/ und<lb/> dann auch durch den Ablaß/ ſo den geiſtlichen Ordens-Leuthen verlie-<lb/> hen worden/ ſehr bald geholffen wird. Dahero iſt dom frommen Muͤnchen<lb/> Gerardo in einer Verzuckung geſagt worden: keiner wird auß deinem Or-<lb/> den zu Grund gehen/ wann alle den Orden werden lieben; ſie werden alle/<lb/> oder im Todt/ oder bald nachdemſelben geſauberet werden. <hi rendition="#fr">Endlich wird<lb/> er auch Haͤuffiger belohnet:</hi> zumahlen die GOtt- verlobte/ nach<lb/> Zeugnuß deß H. Auguſtini/ im Eſſen/ Trincken/ Wachen/ Schlaffen<lb/> und allen ihren Ubungen immer Gott loben: dahero muͤſſen ſie auch nohtwen-<lb/> diglich von allen dieſen Wercken belohnet werden/ in dem ſie alles auß Ge-<lb/> horſamb verrichten. Seheſtu/ mein Chriſtliche Seel/ wie heyl- bringenden<lb/> Nutzen der geiſtliche Stand den Seinigen ſchaffe? Derhalben erfreue dich<lb/> von Hertzen/ und dancke GOtt daß er dich fuͤr ſo viel tauſenden zu ſelbigem<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Pſ.</hi> 147.</note>heruffen habe: <hi rendition="#fr">Deßgleichen hat erkeinem Volck gethan.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Andere Theil.</hi> </head><lb/> <p>7. <hi rendition="#in">D</hi>Er H. Anſelmus hat einsmals in einer Verzuckung einen ſehr<lb/> groſſen und gaͤhen Fluß geſehen; in welchem aller Unflat der<lb/> Welt zuſammen gefloſſen/ und von welchem/ beydes Ge-<lb/> ſchlechts/ Maͤnner und Weiber immer zu verſchlungen worden. Nach die-<lb/> ſem hat er ein groſſes und weitlauffiges Kloſter geſehen/ deſſen Mauren mit<lb/> Gold bekleidet/ und in ſelbigem ein ſehr annehmlicher Garten/ ein uͤberauß<lb/> liebliche Lufft/ und ſonſt alles mit ſolcher Froͤlig- und Suͤſſigkeit erfuͤllet ge-<lb/> weſen/ daß man nichts weiters haͤtte verlangen koͤnnen. Der H. Anſelmus<lb/> aber iſt vergewiſſet worden/ daß durch das Kloſter/ der geiſtliche Stand/<lb/> und durch den Fluß/ die Welt verſtanden wuͤrde. Gleich wie nun nicht alle<lb/> von dem Außerwaͤhlten Jſraelitiſchen Volck die wunderbahre Suͤſſigkeit<lb/> deß Himmel-Brods empfunden haben/ ſondern die Fromme und Gerechte<lb/> allein; alſo muß man ſich nicht verwundern/ daß nicht alle Geiſtliche/ ſon-<lb/> dern die jenige der Freuden dieſes Engliſchen Stands theilhafftig werden/<lb/> die ſich der GOtt- gefaͤlligen geiſtlichen Vollkommenheit mit allem Ernſt<lb/> befleiſſen.</p><lb/> <p>8. Zu dieſem unſerm Vorhaben hat einsmahls ein Bruder deß Ciſtercien-<lb/> ſer Orden im Kloſter <hi rendition="#aq">Lucka,</hi> da er nach der Metten unter dem blauen<lb/> Himmel gebettet/ unſern Heyland/ mit fuͤnffzehen Geiſtlichen ſeines Or-<lb/> dens/ theils Prieſter/ theils Ley-Bruͤder am Creutz hangend geſehen: und<lb/> da er gefragt/ was dieſes bedeute/ iſt ihm geantwortet; daß dieſe allein auß<lb/> dem Orden wahre Geiſtliche ſeyen/ mit Chriſto ihrem Erloͤſer gecreutziget/<lb/> <fw type="catch" place="bottom">und</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [432/0460]
Die Fuͤnff und Dreyſſigſte Geiſtliche Lection
nach ſeinem Todt geſchwinder gereiniget; dieweilen ſelbigem mit oͤff-
term und kraͤfftigem Gebett und guten Wercken ſeiner Bruͤder/ und
dann auch durch den Ablaß/ ſo den geiſtlichen Ordens-Leuthen verlie-
hen worden/ ſehr bald geholffen wird. Dahero iſt dom frommen Muͤnchen
Gerardo in einer Verzuckung geſagt worden: keiner wird auß deinem Or-
den zu Grund gehen/ wann alle den Orden werden lieben; ſie werden alle/
oder im Todt/ oder bald nachdemſelben geſauberet werden. Endlich wird
er auch Haͤuffiger belohnet: zumahlen die GOtt- verlobte/ nach
Zeugnuß deß H. Auguſtini/ im Eſſen/ Trincken/ Wachen/ Schlaffen
und allen ihren Ubungen immer Gott loben: dahero muͤſſen ſie auch nohtwen-
diglich von allen dieſen Wercken belohnet werden/ in dem ſie alles auß Ge-
horſamb verrichten. Seheſtu/ mein Chriſtliche Seel/ wie heyl- bringenden
Nutzen der geiſtliche Stand den Seinigen ſchaffe? Derhalben erfreue dich
von Hertzen/ und dancke GOtt daß er dich fuͤr ſo viel tauſenden zu ſelbigem
heruffen habe: Deßgleichen hat erkeinem Volck gethan.
Pſ. 147.
Der Andere Theil.
7. DEr H. Anſelmus hat einsmals in einer Verzuckung einen ſehr
groſſen und gaͤhen Fluß geſehen; in welchem aller Unflat der
Welt zuſammen gefloſſen/ und von welchem/ beydes Ge-
ſchlechts/ Maͤnner und Weiber immer zu verſchlungen worden. Nach die-
ſem hat er ein groſſes und weitlauffiges Kloſter geſehen/ deſſen Mauren mit
Gold bekleidet/ und in ſelbigem ein ſehr annehmlicher Garten/ ein uͤberauß
liebliche Lufft/ und ſonſt alles mit ſolcher Froͤlig- und Suͤſſigkeit erfuͤllet ge-
weſen/ daß man nichts weiters haͤtte verlangen koͤnnen. Der H. Anſelmus
aber iſt vergewiſſet worden/ daß durch das Kloſter/ der geiſtliche Stand/
und durch den Fluß/ die Welt verſtanden wuͤrde. Gleich wie nun nicht alle
von dem Außerwaͤhlten Jſraelitiſchen Volck die wunderbahre Suͤſſigkeit
deß Himmel-Brods empfunden haben/ ſondern die Fromme und Gerechte
allein; alſo muß man ſich nicht verwundern/ daß nicht alle Geiſtliche/ ſon-
dern die jenige der Freuden dieſes Engliſchen Stands theilhafftig werden/
die ſich der GOtt- gefaͤlligen geiſtlichen Vollkommenheit mit allem Ernſt
befleiſſen.
8. Zu dieſem unſerm Vorhaben hat einsmahls ein Bruder deß Ciſtercien-
ſer Orden im Kloſter Lucka, da er nach der Metten unter dem blauen
Himmel gebettet/ unſern Heyland/ mit fuͤnffzehen Geiſtlichen ſeines Or-
dens/ theils Prieſter/ theils Ley-Bruͤder am Creutz hangend geſehen: und
da er gefragt/ was dieſes bedeute/ iſt ihm geantwortet; daß dieſe allein auß
dem Orden wahre Geiſtliche ſeyen/ mit Chriſto ihrem Erloͤſer gecreutziget/
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/460 |
Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/460>, abgerufen am 01.03.2025. |