Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Abtödtung. gesehen wird. Und dieweil er alle Freytag mit gröster Auffmerckung dasLeyden Christi lase/ wann er zu einem Spruch der heiligen Schrifft von Schmertzen gekommen/ hat er sich alsobald auff der Erden geweltzet/ damit die Stacheln deß vorgedachten Wannes tieffer in das Fleisch giengen/ und also wurd er gesehen als ein anderer Benedietinus unter den Dörnern/ und Blasius unter den eisernen Kämmen der grausambsten Tyrannen. Diese haben ihre Peynigung nur einmahl außgestanden/ jener aber alle Wochen: er hat sich auch auffs harteste und grausambste viermahl in der Wochen/ und bißweilen zweymahl deß Tags eine gantze Stund lang/ bald mit eisernen Ketten/ bald mit Stricken/ darzwischen eisernen Stacheln gewesen/ und mit andern grausamen Jnstrumenten gegeißlet/ mit welchen er nicht ohne grosse Blut- Vergiessung seinen Leib abtödtete. Wegen solcher und der- gleichen andern Sachen/ welche ich kürtze halben außlasse/ haben billig und recht etliche vortreffliche Prälaten gesagt/ daß von vielen Zeiten her in der Kirche GOttes seines gleichen nicht gefunden worden. 7. Dieses/ lieber Bruder/ erzehle ich nicht/ daß du es nachthun solst/ dann Der Andere Theil. 8. ES ist deßwegen die beste Abtödtung/ sich selbst überwinden was E e e 3
Von der Abtoͤdtung. geſehen wird. Und dieweil er alle Freytag mit groͤſter Auffmerckung dasLeyden Chriſti laſe/ wann er zu einem Spruch der heiligen Schrifft von Schmertzen gekommen/ hat er ſich alſobald auff der Erden geweltzet/ damit die Stacheln deß vorgedachten Wannes tieffer in das Fleiſch giengen/ und alſo wurd er geſehen als ein anderer Benedietinus unter den Doͤrnern/ und Blaſius unter den eiſernen Kaͤmmen der grauſambſten Tyrannen. Dieſe haben ihre Peynigung nur einmahl außgeſtanden/ jener aber alle Wochen: er hat ſich auch auffs harteſte und grauſambſte viermahl in der Wochen/ und bißweilen zweymahl deß Tags eine gantze Stund lang/ bald mit eiſernen Ketten/ bald mit Stricken/ darzwiſchen eiſernen Stacheln geweſen/ und mit andern grauſamen Jnſtrumenten gegeißlet/ mit welchen er nicht ohne groſſe Blut- Vergieſſung ſeinen Leib abtoͤdtete. Wegen ſolcher und der- gleichen andern Sachen/ welche ich kuͤrtze halben außlaſſe/ haben billig und recht etliche vortreffliche Praͤlaten geſagt/ daß von vielen Zeiten her in der Kirche GOttes ſeines gleichen nicht gefunden worden. 7. Dieſes/ lieber Bruder/ erzehle ich nicht/ daß du es nachthun ſolſt/ dann Der Andere Theil. 8. ES iſt deßwegen die beſte Abtoͤdtung/ ſich ſelbſt uͤberwinden was E e e 3
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Von der Abtoͤdtung.
geſehen wird. Und dieweil er alle Freytag mit groͤſter Auffmerckung das
Leyden Chriſti laſe/ wann er zu einem Spruch der heiligen Schrifft von
Schmertzen gekommen/ hat er ſich alſobald auff der Erden geweltzet/ damit
die Stacheln deß vorgedachten Wannes tieffer in das Fleiſch giengen/ und
alſo wurd er geſehen als ein anderer Benedietinus unter den Doͤrnern/ und
Blaſius unter den eiſernen Kaͤmmen der grauſambſten Tyrannen. Dieſe
haben ihre Peynigung nur einmahl außgeſtanden/ jener aber alle Wochen:
er hat ſich auch auffs harteſte und grauſambſte viermahl in der Wochen/ und
bißweilen zweymahl deß Tags eine gantze Stund lang/ bald mit eiſernen
Ketten/ bald mit Stricken/ darzwiſchen eiſernen Stacheln geweſen/ und
mit andern grauſamen Jnſtrumenten gegeißlet/ mit welchen er nicht ohne
groſſe Blut- Vergieſſung ſeinen Leib abtoͤdtete. Wegen ſolcher und der-
gleichen andern Sachen/ welche ich kuͤrtze halben außlaſſe/ haben billig und
recht etliche vortreffliche Praͤlaten geſagt/ daß von vielen Zeiten her in der
Kirche GOttes ſeines gleichen nicht gefunden worden.
7. Dieſes/ lieber Bruder/ erzehle ich nicht/ daß du es nachthun ſolſt/ dann
die heilige Maͤnnern mit dem H. Geiſt erfuͤllet/ haben viel gethan/ woruͤ-
ber wir uns verwundern/ welches wir aber nicht nachthun koͤnnen/ dann einer
hat eine ſtaͤrckere Natur als der ander. Die Beſcheidenheit als eine Koͤni-
gin der Tugenden/ und der Rath der Aelteren muͤſſen uns in den leiblichen
Abtoͤdtungen regieren/ darumb iſt dieſes allein deßwegen erzehlet worden/
theils daß wir uns befleiſſigen moͤgen nur die kleine Ubungen der Abtoͤdtun-
gen anzunehmen/ vertrauend auff die Goͤttliche Gnade/ welche
uns darzu gewißlich nicht ermangeln wird/ wann wir nur keine Hin-
dernuß ſetzen: theils/ damit wir nicht uͤber etliche verrichtete Abtoͤdtungen
hoffaͤrtig werden/ und dieſelbe nicht allzu hoch halten/ und be-
trachten/ daß ſie gar nichts ſeynd/ wann ſie mit der H. H. Vaͤtter Stren-
gigkeiten verglichen werden. Derowegen/ damit wir zu andern Abtoͤdtun-
gen/ welche in gewiſſer Weiß ſich mehr auff uns ſchicken/ ſchreiten/ wird
es vonnoͤthen ſeyn/ dieſelben kuͤrtzlich in folgenden herzu zu ſetzen.
Der Andere Theil.
8. ES iſt deßwegen die beſte Abtoͤdtung/ ſich ſelbſt uͤberwinden
nach dem jenigen Spruch: Fortior eſt qui ſe, quàm qui
fortiſſima vincit Mœnia: das iſt: Der jenig iſt ſtaͤrcker/ der ſich
als die ſtaͤrckeſten Mauren uͤberwindet. Dieſer Sieg aber beſtehet in der
Verlaͤugnung deß eigenen Willens/ das iſt: wann wir nicht zulaſſen/
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