Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von der Vortreffligk. der Trübsal und Widerwärtigkeit. ten gefragt worden; hat er geantwortet: Bißhero hab ich die Schelt-und Schmäh-Wort mit Geld bezahlen müssen; nun aber bekomme ich selbige von dir umbsonst; derhalben erfrewe ich mich: Da dieses der Alte gehöret/ hat er ihn gern hinein gelassen/ und gesagt: ey du lieber Bruder/ spatziere nun zur Statt hinein; der du würdig biß/ daß unter die Weise gezehlet werdest. Sollen wir dann nicht billig/ mein Christliche Seel/ alle Schmach und Verfolgung mit lachendem Mund und frölichem Hertzen annehmen/ auff daß wir durch solche heroische That in die Statt Gottes einzugehen/ und der Zahl der himmlischen Wei- sen beygesetzet zu werden/ ge würdiget werden? Wolte GOtt/ sagt derL. 2. c. 12. §. 13. geistreiche Thomas a Kempis, daß du umb deß Nahmens JEsu willen etwas zu leiden wurdig wärest O wie grosse Herr- ligkeit wutdest du davon haben! wie ein grosse Freud wä- re es allen Heiligen/ und wie grosse Besserung deß Nech- sten! Derhalben lasset uns mit allem möglichen Fleiß daran seyn/ damit wir dahin kommen/ daß uns Trübsall und Bekümmernuß süß werden/ und uns umb Gottes willen wohl schmecken: alsdan können wir darfür halten/ daß es wohl umb uns stehe/ weilen wir das Paradeiß auff Erden gefunden haben. Die Fünff und zwantzigste LECTION Von den Versuchungen. Fili, accedens ad servitutem Dei, sta in Justitia & timore,Eccli 2. Mein Sohn/ wann du herzu trettest/ GOtt zu die- Der Erste Theil. 1. WEilen ein Geistlicher mehr als ein Weltlicher Mensch durch den sich Q q
Von der Vortreffligk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit. ten gefragt worden; hat er geantwortet: Bißhero hab ich die Schelt-und Schmaͤh-Wort mit Geld bezahlen müſſen; nun aber bekomme ich ſelbige von dir umbſonſt; derhalben erfrewe ich mich: Da dieſes der Alte gehoͤret/ hat er ihn gern hinein gelaſſen/ und geſagt: ey du lieber Bruder/ ſpatziere nun zur Statt hinein; der du wuͤrdig biß/ daß unter die Weiſe gezehlet werdeſt. Sollen wir dann nicht billig/ mein Chriſtliche Seel/ alle Schmach und Verfolgung mit lachendem Mund und froͤlichem Hertzen annehmen/ auff daß wir durch ſolche heroiſche That in die Statt Gottes einzugehen/ und der Zahl der himmliſchen Wei- ſen beygeſetzet zu werden/ ge wuͤrdiget werden? Wolte GOtt/ ſagt derL. 2. c. 12. §. 13. geiſtreiche Thomas à Kempis, daß du umb deß Nahmens JEſu willen etwas zu leiden wůrdig waͤreſt O wie groſſe Herr- ligkeit wůtdeſt du davon haben! wie ein groſſe Freud waͤ- re es allen Heiligen/ und wie groſſe Beſſerung deß Nech- ſten! Derhalben laſſet uns mit allem moͤglichen Fleiß daran ſeyn/ damit wir dahin kommen/ daß uns Truͤbſall und Bekuͤmmernuß ſuͤß werden/ und uns umb Gottes willen wohl ſchmecken: alsdan koͤnnen wir darfuͤr halten/ daß es wohl umb uns ſtehe/ weilen wir das Paradeiß auff Erden gefunden haben. Die Fuͤnff und zwantzigſte LECTION Von den Verſuchungen. Fili, accedens ad ſervitutem Dei, ſta in Juſtitia & timore,Eccli 2. Mein Sohn/ wann du herzu tretteſt/ GOtt zu die- Der Erſte Theil. 1. WEilen ein Geiſtlicher mehr als ein Weltlicher Menſch durch den ſich Q q
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Von der Vortreffligk. der Truͤbſal und Widerwaͤrtigkeit.
ten gefragt worden; hat er geantwortet: Bißhero hab ich die Schelt-
und Schmaͤh-Wort mit Geld bezahlen müſſen; nun aber
bekomme ich ſelbige von dir umbſonſt; derhalben erfrewe
ich mich: Da dieſes der Alte gehoͤret/ hat er ihn gern hinein gelaſſen/ und
geſagt: ey du lieber Bruder/ ſpatziere nun zur Statt hinein; der du wuͤrdig
biß/ daß unter die Weiſe gezehlet werdeſt. Sollen wir dann nicht billig/
mein Chriſtliche Seel/ alle Schmach und Verfolgung mit lachendem
Mund und froͤlichem Hertzen annehmen/ auff daß wir durch ſolche heroiſche
That in die Statt Gottes einzugehen/ und der Zahl der himmliſchen Wei-
ſen beygeſetzet zu werden/ ge wuͤrdiget werden? Wolte GOtt/ ſagt der
geiſtreiche Thomas à Kempis, daß du umb deß Nahmens JEſu
willen etwas zu leiden wůrdig waͤreſt O wie groſſe Herr-
ligkeit wůtdeſt du davon haben! wie ein groſſe Freud waͤ-
re es allen Heiligen/ und wie groſſe Beſſerung deß Nech-
ſten! Derhalben laſſet uns mit allem moͤglichen Fleiß daran ſeyn/ damit wir
dahin kommen/ daß uns Truͤbſall und Bekuͤmmernuß ſuͤß werden/ und uns
umb Gottes willen wohl ſchmecken: alsdan koͤnnen wir darfuͤr halten/ daß es
wohl umb uns ſtehe/ weilen wir das Paradeiß auff Erden gefunden haben.
L. 2. c. 12.
§. 13.
Die Fuͤnff und zwantzigſte
LECTION
Von den Verſuchungen.
Fili, accedens ad ſervitutem Dei, ſta in Juſtitia & timore,
& præpara animam tuam ad tentationem.
Mein Sohn/ wann du herzu tretteſt/ GOtt zu die-
nen/ ſo ſtehe in Gerechtigkeit und in der Forcht/ und bereite
deine Seele zur Anfechtung.
Der Erſte Theil.
1. WEilen ein Geiſtlicher mehr als ein Weltlicher Menſch durch den
Betrug deß leidigen Sathans immer angefochten wird; und
dann derſelbe denen Stricken zu entgehen/ ſich nicht allein fuͤr
ſich
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/333>, abgerufen am 01.03.2025. |