Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.Von dem Vngehorsamb. 6. Wann du Tag und Nacht fastest und bettest/ sagt der Heil. Vatter Die Drey und zwantzigste LECTION Von der Gedult der Geistlichen. Patientia vobis necessaria est, ut voluntatem Dei facien-Hebr. 10. Gedult ist euch nöthig/ auff daß ihr den Willen Got- Der Erste Theil. 1. WEilen alle Clöster der GOtt-verlobten Schulen seynd der Plagen; M m
Von dem Vngehorſamb. 6. Wann du Tag und Nacht faſteſt und betteſt/ ſagt der Heil. Vatter Die Drey und zwantzigſte LECTION Von der Gedult der Geiſtlichen. Patientia vobis neceſſaria eſt, ut voluntatem Dei facien-Hebr. 10. Gedult iſt euch noͤthig/ auff daß ihr den Willen Got- Der Erſte Theil. 1. WEilen alle Cloͤſter der GOtt-verlobten Schulen ſeynd der Plagen; M m
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Von dem Vngehorſamb.
6. Wann du Tag und Nacht faſteſt und betteſt/ ſagt der Heil. Vatter
Auguſtinus/ wann du ein haͤrenes Kleid trageſt/ deinen Leib caſteyeſt/ und al-
les unſtraͤfflich halteſt/ was in den Satzungen gebotten wird; und endlich
vermeineſt/ daß du alles weißlich verrichtet habeſt; gleichwohl deinem Vor-
ſteher nicht gehorcheſt/ ſo haſt du alle Tugenden verlohren: der eintzige Ge-
horſamb gilt mehr als alle Tugenden. Glaubeſt du nun nicht dem Heil. Au-
guſtino/ mein Chriſtliche Seel; glaubeſt du nicht den angezogenen warhaff-
ten Exempelen; ſoll dir auch nicht ſchmecken die Geſchicht der alten Heil.
Schrifft vom Himmel-Brod/ und andere; ſo ſchlage zu letzt deine Augen ins
newe Teſtament auff den armen fiſchenden Petrum/ und ſiche/ wie ſelbiger
nach ſeinem Belieben fiſchend/ kein eintziges Spirling fange: da er aber auß
Gehorſamb ſein Garn außwirfft/ mit einem Zug ſo haͤuffige und anſehnliche
Fiſche mit dicken Koͤpffen erwiſche/ daß er auch mit ſelbigen zwey Schifflein
erfuͤllenkoͤnne: dieſes verurſachet der Gehorſamb. Wilſt du nun dein Netz
mit Fiſchen/ ich will ſagen/ mit goͤttlichen Gnaden angefuͤllet zu dir ziehen; ſo
arbeite nicht auß deinem eigenen Willen und Wohlgefallen; ſondern werffe
dein Garn nach dem Befelch deiner Obrigkeit an den jenigen Orth/ den er
dir zeigen wird.
Luc. 5.
Die Drey und zwantzigſte
LECTION
Von der
Gedult der Geiſtlichen.
Patientia vobis neceſſaria eſt, ut voluntatem Dei facien-
tes reportetis Promiſſionem.
Gedult iſt euch noͤthig/ auff daß ihr den Willen Got-
tes thuet/ und die Verheiſſung erlanget.
Der Erſte Theil.
1. WEilen alle Cloͤſter der GOtt-verlobten Schulen ſeynd der
Gedult/ in welchen ein Geiſtlicher vom Morgen biß zum A-
bend nichts anders zu gewarten hat/ als Beſchwaͤrligkeit und
Plagen;
M m
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Zitationshilfe: | Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/301>, abgerufen am 01.03.2025. |