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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von der Armut.


Die Vierzehende Geistliche
LECTION
Von der Armut.
Beati pauperes Spiritu, quoniam ipsorum est RegnumMatth. 5.
v. 3.

Coelorum.

Seelig seynd die Armen im Geist/ dann ihnen ist
das Keich der Himmeln.

Der Erste Theil.

1. JCh hab für Gut befunden/ daß wir von den Lob-Sprüchen/ mit
denen die H. H. Vätter diese vorgesetzte Tugend außstreichen/
den Anfang machen: es mögte villeicht nach deren Erzehlung
unser Hertz vom Feuer der Liebe zu dieser Tugend entzündet werden. Es
ist aber die Armut deß Geists eine freywillige Absagung und Verwerffung
aller zeitlichen Dingen/ umb der Liebe GOttes Willen/ und umb die
Vollkommenheit zu erlangen. Diese nennet der Heil. Chrysostomus eineSerm. 18.
sup. Ep.
ad Hebr.

Hand-Führerin auff dem Weeg/ der den Menschen nach dem Himmel
leitet; eine Salbung der Fechtenden; eine grosse und wunderbarliche Ubung/
und einen rühigen und stillen Haven. Und weiters sagt er: Nichts ist
reicher/ als der die Armut freywilliglich liebet/ und mit Freuden annimbt.
Deßgleichen sagt der hoch-erleuchte Climacus: Die Armut ist eineGrad. 17.
Hindansetzung der Weltlichen Sorgen/ eine Reise zu
GOtt ohne Hindernuß/ eine Außtreiberin aller Trau-
rigkeit/ ein Grundvest deß Friedens/ eine Reinigkeit deß
Lebens/ welche uns befreyet von allen Sorgen deß zer-
gänglichen Lebens/ und macht/ daß wir den Gebotten
GOTTES vollkommentlich nachleben.
Der Gottselige

Lau-
X 3
Von der Armut.


Die Vierzehende Geiſtliche
LECTION
Von der Armut.
Beati pauperes Spiritu, quoniam ipſorum eſt RegnumMatth. 5.
v. 3.

Cœlorum.

Seelig ſeynd die Armen im Geiſt/ dann ihnen iſt
das Keich der Himmeln.

Der Erſte Theil.

1. JCh hab fuͤr Gut befunden/ daß wir von den Lob-Spruͤchen/ mit
denen die H. H. Vaͤtter dieſe vorgeſetzte Tugend außſtreichen/
den Anfang machen: es moͤgte villeicht nach deren Erzehlung
unſer Hertz vom Feuer der Liebe zu dieſer Tugend entzuͤndet werden. Es
iſt aber die Armut deß Geiſts eine freywillige Abſagung und Verwerffung
aller zeitlichen Dingen/ umb der Liebe GOttes Willen/ und umb die
Vollkommenheit zu erlangen. Dieſe nennet der Heil. Chryſoſtomus eineSerm. 18.
ſup. Ep.
ad Hebr.

Hand-Fuͤhrerin auff dem Weeg/ der den Menſchen nach dem Himmel
leitet; eine Salbung der Fechtenden; eine groſſe und wunderbarliche Ubung/
und einen ruͤhigen und ſtillen Haven. Und weiters ſagt er: Nichts iſt
reicher/ als der die Armut freywilliglich liebet/ und mit Freuden annimbt.
Deßgleichen ſagt der hoch-erleuchte Climacus: Die Armut iſt eineGrad. 17.
Hindanſetzung der Weltlichen Sorgen/ eine Reiſe zu
GOtt ohne Hindernuß/ eine Außtreiberin aller Trau-
rigkeit/ ein Grundveſt deß Friedens/ eine Reinigkeit deß
Lebens/ welche uns befreyet von allen Sorgen deß zer-
gaͤnglichen Lebens/ und macht/ daß wir den Gebotten
GOTTES vollkommentlich nachleben.
Der Gottſelige

Lau-
X 3
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[165/0193] Von der Armut. Die Vierzehende Geiſtliche LECTION Von der Armut. Beati pauperes Spiritu, quoniam ipſorum eſt Regnum Cœlorum. Seelig ſeynd die Armen im Geiſt/ dann ihnen iſt das Keich der Himmeln. Der Erſte Theil. 1. JCh hab fuͤr Gut befunden/ daß wir von den Lob-Spruͤchen/ mit denen die H. H. Vaͤtter dieſe vorgeſetzte Tugend außſtreichen/ den Anfang machen: es moͤgte villeicht nach deren Erzehlung unſer Hertz vom Feuer der Liebe zu dieſer Tugend entzuͤndet werden. Es iſt aber die Armut deß Geiſts eine freywillige Abſagung und Verwerffung aller zeitlichen Dingen/ umb der Liebe GOttes Willen/ und umb die Vollkommenheit zu erlangen. Dieſe nennet der Heil. Chryſoſtomus eine Hand-Fuͤhrerin auff dem Weeg/ der den Menſchen nach dem Himmel leitet; eine Salbung der Fechtenden; eine groſſe und wunderbarliche Ubung/ und einen ruͤhigen und ſtillen Haven. Und weiters ſagt er: Nichts iſt reicher/ als der die Armut freywilliglich liebet/ und mit Freuden annimbt. Deßgleichen ſagt der hoch-erleuchte Climacus: Die Armut iſt eine Hindanſetzung der Weltlichen Sorgen/ eine Reiſe zu GOtt ohne Hindernuß/ eine Außtreiberin aller Trau- rigkeit/ ein Grundveſt deß Friedens/ eine Reinigkeit deß Lebens/ welche uns befreyet von allen Sorgen deß zer- gaͤnglichen Lebens/ und macht/ daß wir den Gebotten GOTTES vollkommentlich nachleben. Der Gottſelige Lau- Serm. 18. ſup. Ep. ad Hebr. Grad. 17. X 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/193>, abgerufen am 21.11.2024.