Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Verläumbdung oder Ehr-Abschneidung.


Die Zehnte Geistliche
LECTION

Von der
Verläumbdung oder Ehr-Abschneidung.
Remove a te Os pravum, & Labia detrahentium sintProv. 4.
24.

procul a te.

Ein böses Maul thue von dir hinweg/ und laster-
hafftige Lippen laß weit von dir.

Der Erste Theil.

1. AUsser allem Zweiffel ist/ daß die Verläumbdung oder das Ehr-Ab-
schneiden von dem freventlichen Urtheil herrühre; und weilen die-
selbe vor ein Haupt-Feindin der brüderlichen und schwesterlichen
Liebe gehalten wird/ als haben wir für rathsamb befunden/ dieselbe kürtzlich
zu entwerffen; von dero dieser Worten sich gebrauchet der gelehrte Drexe-In Phaet
c.
15.

lius. Die Verläumbdung oder Chr-Abschneidung ist ein unrech tferti-
ge Beschmitzung deß guten Nahmens seines Nächstens. Der H. An-
tonius ein Einsidler/ und vieler derselben Vätter/ da er gefragt wurde/
was die Ehr-Abschneidung vor ein Laster seye/ hat er geantwortet; allePallad. e.
19. n.
15.

bößhaffte Reden/ so man in Gegenwart dessen/ vom wem man redet/ nicht
darff hervor bringen/ seynd eine Ehr-Abschneidung. Den Schaden
aber/ so dieses Laster mit sich führet/ beschreibt der heilige Bernardus
mit diesen Worten: Jst nicht die Zung deß Verläumbders ein Natter-
Schlang? fürwahr ein sehr wildes und grausames Thier/ das da mit einem
Athem drey zugleich tödtet. Jst nicht diese Zung ein sehr scharffe Lantze/ wel-
che mit einem Stich drey auff einmahl dur chrennet? ihre Zung/ sagt er/ ist

ein
Von der Verlaͤumbdung oder Ehr-Abſchneidung.


Die Zehnte Geiſtliche
LECTION

Von der
Verlaͤumbdung oder Ehr-Abſchneidung.
Remove à te Os pravum, & Labia detrahentium ſintProv. 4.
24.

procul à te.

Ein boͤſes Maul thue von dir hinweg/ und laſter-
hafftige Lippen laß weit von dir.

Der Erſte Theil.

1. AUſſer allem Zweiffel iſt/ daß die Verlaͤumbdung oder das Ehr-Ab-
ſchneiden von dem freventlichen Urtheil herruͤhre; und weilen die-
ſelbe vor ein Haupt-Feindin der bruͤderlichen und ſchweſterlichen
Liebe gehalten wird/ als haben wir fuͤr rathſamb befunden/ dieſelbe kuͤrtzlich
zu entwerffen; von dero dieſer Worten ſich gebrauchet der gelehrte Drexe-In Phaet
c.
15.

lius. Die Verlaͤumbdung oder Chr-Abſchneidung iſt ein unrech tferti-
ge Beſchmitzung deß guten Nahmens ſeines Naͤchſtens. Der H. An-
tonius ein Einſidler/ und vieler derſelben Vaͤtter/ da er gefragt wurde/
was die Ehr-Abſchneidung vor ein Laſter ſeye/ hat er geantwortet; allePallad. e.
19. n.
15.

boͤßhaffte Reden/ ſo man in Gegenwart deſſen/ vom wem man redet/ nicht
darff hervor bringen/ ſeynd eine Ehr-Abſchneidung. Den Schaden
aber/ ſo dieſes Laſter mit ſich fuͤhret/ beſchreibt der heilige Bernardus
mit dieſen Worten: Jſt nicht die Zung deß Verlaͤumbders ein Natter-
Schlang? fuͤrwahr ein ſehr wildes und grauſames Thier/ das da mit einem
Athem drey zugleich toͤdtet. Jſt nicht dieſe Zung ein ſehr ſcharffe Lantze/ wel-
che mit einem Stich drey auff einmahl dur chrennet? ihre Zung/ ſagt er/ iſt

ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0131" n="103"/>
      <fw place="top" type="header">Von der Verla&#x0364;umbdung oder Ehr-Ab&#x017F;chneidung.</fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b">Die Zehnte Gei&#x017F;tliche<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LECTION</hi></hi></hi><lb/>
Von der<lb/><hi rendition="#b">Verla&#x0364;umbdung oder Ehr-Ab&#x017F;chneidung.</hi></head><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Remove à te Os pravum, &amp; Labia detrahentium &#x017F;int</hi> <note place="right"><hi rendition="#aq">Prov.</hi> 4.<lb/>
24.</note><lb/> <hi rendition="#aq">procul à te.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#fr">Ein bo&#x0364;&#x017F;es Maul thue von dir hinweg/ und la&#x017F;ter-<lb/>
hafftige Lippen laß weit von dir.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Er&#x017F;te Theil.</hi> </head><lb/>
          <p>1. <hi rendition="#in">A</hi>U&#x017F;&#x017F;er allem Zweiffel i&#x017F;t/ daß die Verla&#x0364;umbdung oder das Ehr-Ab-<lb/>
&#x017F;chneiden von dem freventlichen Urtheil herru&#x0364;hre; und weilen die-<lb/>
&#x017F;elbe vor ein Haupt-Feindin der bru&#x0364;derlichen und &#x017F;chwe&#x017F;terlichen<lb/>
Liebe gehalten wird/ als haben wir fu&#x0364;r rath&#x017F;amb befunden/ die&#x017F;elbe ku&#x0364;rtzlich<lb/>
zu entwerffen; von dero die&#x017F;er Worten &#x017F;ich gebrauchet der gelehrte <hi rendition="#aq">Drexe-</hi><note place="right"><hi rendition="#aq">In Phaet<lb/>
c.</hi> 15.</note><lb/><hi rendition="#aq">lius.</hi> Die Verla&#x0364;umbdung oder Chr-Ab&#x017F;chneidung i&#x017F;t ein unrech tferti-<lb/>
ge Be&#x017F;chmitzung deß guten Nahmens &#x017F;eines Na&#x0364;ch&#x017F;tens. Der H. An-<lb/>
tonius ein Ein&#x017F;idler/ und vieler der&#x017F;elben Va&#x0364;tter/ da er gefragt wurde/<lb/>
was die Ehr-Ab&#x017F;chneidung vor ein La&#x017F;ter &#x017F;eye/ hat er geantwortet; alle<note place="right"><hi rendition="#aq">Pallad. e.<lb/>
19. n.</hi> 15.</note><lb/>
bo&#x0364;ßhaffte Reden/ &#x017F;o man in Gegenwart de&#x017F;&#x017F;en/ vom wem man redet/ nicht<lb/>
darff hervor bringen/ &#x017F;eynd eine Ehr-Ab&#x017F;chneidung. Den Schaden<lb/>
aber/ &#x017F;o die&#x017F;es La&#x017F;ter mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret/ be&#x017F;chreibt der heilige Bernardus<lb/>
mit die&#x017F;en Worten: J&#x017F;t nicht die Zung deß Verla&#x0364;umbders ein Natter-<lb/>
Schlang? fu&#x0364;rwahr ein &#x017F;ehr wildes und grau&#x017F;ames Thier/ das da mit einem<lb/>
Athem drey zugleich to&#x0364;dtet. J&#x017F;t nicht die&#x017F;e Zung ein &#x017F;ehr &#x017F;charffe Lantze/ wel-<lb/>
che mit einem Stich drey auff einmahl dur chrennet? ihre Zung/ &#x017F;agt er/ i&#x017F;t<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0131] Von der Verlaͤumbdung oder Ehr-Abſchneidung. Die Zehnte Geiſtliche LECTION Von der Verlaͤumbdung oder Ehr-Abſchneidung. Remove à te Os pravum, & Labia detrahentium ſint procul à te. Ein boͤſes Maul thue von dir hinweg/ und laſter- hafftige Lippen laß weit von dir. Der Erſte Theil. 1. AUſſer allem Zweiffel iſt/ daß die Verlaͤumbdung oder das Ehr-Ab- ſchneiden von dem freventlichen Urtheil herruͤhre; und weilen die- ſelbe vor ein Haupt-Feindin der bruͤderlichen und ſchweſterlichen Liebe gehalten wird/ als haben wir fuͤr rathſamb befunden/ dieſelbe kuͤrtzlich zu entwerffen; von dero dieſer Worten ſich gebrauchet der gelehrte Drexe- lius. Die Verlaͤumbdung oder Chr-Abſchneidung iſt ein unrech tferti- ge Beſchmitzung deß guten Nahmens ſeines Naͤchſtens. Der H. An- tonius ein Einſidler/ und vieler derſelben Vaͤtter/ da er gefragt wurde/ was die Ehr-Abſchneidung vor ein Laſter ſeye/ hat er geantwortet; alle boͤßhaffte Reden/ ſo man in Gegenwart deſſen/ vom wem man redet/ nicht darff hervor bringen/ ſeynd eine Ehr-Abſchneidung. Den Schaden aber/ ſo dieſes Laſter mit ſich fuͤhret/ beſchreibt der heilige Bernardus mit dieſen Worten: Jſt nicht die Zung deß Verlaͤumbders ein Natter- Schlang? fuͤrwahr ein ſehr wildes und grauſames Thier/ das da mit einem Athem drey zugleich toͤdtet. Jſt nicht dieſe Zung ein ſehr ſcharffe Lantze/ wel- che mit einem Stich drey auff einmahl dur chrennet? ihre Zung/ ſagt er/ iſt ein In Phaet c. 15. Pallad. e. 19. n. 15.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/131
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/131>, abgerufen am 21.12.2024.