Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Judas der verzweiffelte Verräther/ etc.
Sepulchrum, Pulchrum

Der grosse Mann GOttes Elias ist mit Roß und Wa-
gen in Himmel gefahren/ welches noch keinem einigen Heiligen
wiederfahren; dem auf freyen Feld ein feuriger Wagen sammt
feurigen Pferden erschienen/ auf welchen er sich| gesetzt und folg-
sam durch einen Sturm (mercks wohl per turbinem in coe-
lum
) durch einen Sturm in Himmel gefahren. Dieses soll ein
Trost seyn allen betrangten/ und mit Creutz beladenen Men-
schen/ die so manchen Sturm müssen ausstehen/ daß nemblich
dieses die rechte Weiß seye in Himmel zukommen. Elias kommt
durch ein Sturm-Wind in Himmel/ aber Stephanus durch
ein Rißel und Schaur. Andere durch Schauer und Stein-Rißel
grathen in Zeitliches Verderben/ aber Stephanus durch seine
Stein ist Steinreich worden/ massen er hierdurch das Himmel-
reich erworben. Wie der Sathan unsern HErrn und Heyland
in der Wüsten versucht/ hat er neben andern auch begehrt/ er soll
aus Stein ein Brod machen. Dem Teuffel ist damahl die
Sach nit angangen: aber wie Stephanus versteiniget worden/
da hat ihme der HErr JEsus die Stein nit in Brod/ sondern gar
in Zucker verwandlet: Lapides illi dulces fuerunt; massen die
se ihme gantz Zuckersüß vorkommen/ in Erwegung der Glory/ so
ihme derenthalben der gütigste GOtt ertheilen werde. Es hat
aber der Allmächtige dem H. Ertz-Martyrer Stephano nit al-
lein die unendliche Glory deß Himmels gegeben/ sondern auch
sein Grab auf dem Erdboden herrlich und glorreich gemacht.
Wie der H. Leib deß grossen Ertz-Martyrers Stephani hat
sollen in ein anders Grab überführt werden/ und man solchen
Schatz auf ein Wagen gelegt/ so von zweyen Maul-Thieren
gespannt ware/ so seynd diese nit weiter gangen als an das Ort
Constantinus genannt/ allwo sie beyde still gestanden; als
man sie aber mit harten Streichen weiter zugehen angetrieben/
da hat eins aus besagten Maulthieren mit Menschlicher Stimm
diese Wort in Gegenwarth deß Römischen Pabstens und deß

ge-
Judas der verzweiffelte Verraͤther/ ꝛc.
Sepulchrum, Pulchrum

Der groſſe Mann GOttes Elias iſt mit Roß und Wa-
gen in Himmel gefahren/ welches noch keinem einigen Heiligen
wiederfahren; dem auf freyen Feld ein feuriger Wagen ſammt
feurigen Pferden erſchienen/ auf welchen er ſich| geſetzt und folg-
ſam durch einen Sturm (mercks wohl per turbinem in cœ-
lum
) durch einen Sturm in Himmel gefahren. Dieſes ſoll ein
Troſt ſeyn allen betrangten/ und mit Creutz beladenen Men-
ſchen/ die ſo manchen Sturm muͤſſen ausſtehen/ daß nemblich
dieſes die rechte Weiß ſeye in Himmel zukommen. Elias kommt
durch ein Sturm-Wind in Himmel/ aber Stephanus durch
ein Rißel und Schaur. Andere durch Schauer und Stein-Rißel
grathen in Zeitliches Verderben/ aber Stephanus durch ſeine
Stein iſt Steinreich worden/ maſſen er hierdurch das Himmel-
reich erworben. Wie der Sathan unſern HErꝛn und Heyland
in der Wuͤſten verſucht/ hat er neben andern auch begehrt/ er ſoll
aus Stein ein Brod machen. Dem Teuffel iſt damahl die
Sach nit angangen: aber wie Stephanus verſteiniget worden/
da hat ihme der HErꝛ JEſus die Stein nit in Brod/ ſondern gar
in Zucker verwandlet: Lapides illi dulces fuerunt; maſſen die
ſe ihme gantz Zuckerſuͤß vorkommen/ in Erwegung der Glory/ ſo
ihme derenthalben der guͤtigſte GOtt ertheilen werde. Es hat
aber der Allmaͤchtige dem H. Ertz-Martyrer Stephano nit al-
lein die unendliche Glory deß Himmels gegeben/ ſondern auch
ſein Grab auf dem Erdboden herꝛlich und glorreich gemacht.
Wie der H. Leib deß groſſen Ertz-Martyrers Stephani hat
ſollen in ein anders Grab uͤberfuͤhrt werden/ und man ſolchen
Schatz auf ein Wagen gelegt/ ſo von zweyen Maul-Thieren
geſpannt ware/ ſo ſeynd dieſe nit weiter gangen als an das Ort
Conſtantinus genannt/ allwo ſie beyde ſtill geſtanden; als
man ſie aber mit harten Streichen weiter zugehen angetrieben/
da hat eins aus beſagten Maulthieren mit Menſchlicher Stimm
dieſe Wort in Gegenwarth deß Roͤmiſchen Pabſtens und deß

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0042" n="30"/>
        <fw type="header" place="top">Judas der verzweiffelte Verra&#x0364;ther/ &#xA75B;c.</fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Sepulchrum, Pulchrum</hi> </head><lb/>
          <p>Der gro&#x017F;&#x017F;e Mann GOttes Elias i&#x017F;t mit Roß und Wa-<lb/>
gen in Himmel gefahren/ welches noch keinem einigen Heiligen<lb/>
wiederfahren; dem auf freyen Feld ein feuriger Wagen &#x017F;ammt<lb/>
feurigen Pferden er&#x017F;chienen/ auf welchen er &#x017F;ich| ge&#x017F;etzt und folg-<lb/>
&#x017F;am durch einen Sturm (mercks wohl <hi rendition="#aq">per turbinem in c&#x0153;-<lb/>
lum</hi>) durch einen Sturm in Himmel gefahren. Die&#x017F;es &#x017F;oll ein<lb/>
Tro&#x017F;t &#x017F;eyn allen betrangten/ und mit Creutz beladenen Men-<lb/>
&#x017F;chen/ die &#x017F;o manchen Sturm mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en aus&#x017F;tehen/ daß nemblich<lb/>
die&#x017F;es die rechte Weiß &#x017F;eye in Himmel zukommen. Elias kommt<lb/>
durch ein Sturm-Wind in Himmel/ aber Stephanus durch<lb/>
ein Rißel und Schaur. Andere durch Schauer und Stein-Rißel<lb/>
grathen in Zeitliches Verderben/ aber Stephanus durch &#x017F;eine<lb/>
Stein i&#x017F;t Steinreich worden/ ma&#x017F;&#x017F;en er hierdurch das Himmel-<lb/>
reich erworben. Wie der Sathan un&#x017F;ern HEr&#xA75B;n und Heyland<lb/>
in der Wu&#x0364;&#x017F;ten ver&#x017F;ucht/ hat er neben andern auch begehrt/ er &#x017F;oll<lb/>
aus Stein ein Brod machen. Dem Teuffel i&#x017F;t damahl die<lb/>
Sach nit angangen: aber wie Stephanus ver&#x017F;teiniget worden/<lb/>
da hat ihme der HEr&#xA75B; JE&#x017F;us die Stein nit in Brod/ &#x017F;ondern gar<lb/>
in Zucker verwandlet: <hi rendition="#aq">Lapides illi dulces fuerunt;</hi> ma&#x017F;&#x017F;en die<lb/>
&#x017F;e ihme gantz Zucker&#x017F;u&#x0364;ß vorkommen/ in Erwegung der Glory/ &#x017F;o<lb/>
ihme derenthalben der gu&#x0364;tig&#x017F;te GOtt ertheilen werde. Es hat<lb/>
aber der Allma&#x0364;chtige dem H. Ertz-Martyrer Stephano nit al-<lb/>
lein die unendliche Glory deß Himmels gegeben/ &#x017F;ondern auch<lb/>
&#x017F;ein Grab auf dem Erdboden her&#xA75B;lich und glorreich gemacht.<lb/>
Wie der H. Leib deß gro&#x017F;&#x017F;en Ertz-Martyrers Stephani hat<lb/>
&#x017F;ollen in ein anders Grab u&#x0364;berfu&#x0364;hrt werden/ und man &#x017F;olchen<lb/>
Schatz auf ein Wagen gelegt/ &#x017F;o von zweyen Maul-Thieren<lb/>
ge&#x017F;pannt ware/ &#x017F;o &#x017F;eynd die&#x017F;e nit weiter gangen als an das Ort<lb/><hi rendition="#aq">Con&#x017F;tantinus</hi> genannt/ allwo &#x017F;ie beyde &#x017F;till ge&#x017F;tanden; als<lb/>
man &#x017F;ie aber mit harten Streichen weiter zugehen angetrieben/<lb/>
da hat eins aus be&#x017F;agten Maulthieren mit Men&#x017F;chlicher Stimm<lb/>
die&#x017F;e Wort in Gegenwarth deß Ro&#x0364;mi&#x017F;chen Pab&#x017F;tens und deß<lb/>
<fw type="catch" place="bottom">ge-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0042] Judas der verzweiffelte Verraͤther/ ꝛc. Sepulchrum, Pulchrum Der groſſe Mann GOttes Elias iſt mit Roß und Wa- gen in Himmel gefahren/ welches noch keinem einigen Heiligen wiederfahren; dem auf freyen Feld ein feuriger Wagen ſammt feurigen Pferden erſchienen/ auf welchen er ſich| geſetzt und folg- ſam durch einen Sturm (mercks wohl per turbinem in cœ- lum) durch einen Sturm in Himmel gefahren. Dieſes ſoll ein Troſt ſeyn allen betrangten/ und mit Creutz beladenen Men- ſchen/ die ſo manchen Sturm muͤſſen ausſtehen/ daß nemblich dieſes die rechte Weiß ſeye in Himmel zukommen. Elias kommt durch ein Sturm-Wind in Himmel/ aber Stephanus durch ein Rißel und Schaur. Andere durch Schauer und Stein-Rißel grathen in Zeitliches Verderben/ aber Stephanus durch ſeine Stein iſt Steinreich worden/ maſſen er hierdurch das Himmel- reich erworben. Wie der Sathan unſern HErꝛn und Heyland in der Wuͤſten verſucht/ hat er neben andern auch begehrt/ er ſoll aus Stein ein Brod machen. Dem Teuffel iſt damahl die Sach nit angangen: aber wie Stephanus verſteiniget worden/ da hat ihme der HErꝛ JEſus die Stein nit in Brod/ ſondern gar in Zucker verwandlet: Lapides illi dulces fuerunt; maſſen die ſe ihme gantz Zuckerſuͤß vorkommen/ in Erwegung der Glory/ ſo ihme derenthalben der guͤtigſte GOtt ertheilen werde. Es hat aber der Allmaͤchtige dem H. Ertz-Martyrer Stephano nit al- lein die unendliche Glory deß Himmels gegeben/ ſondern auch ſein Grab auf dem Erdboden herꝛlich und glorreich gemacht. Wie der H. Leib deß groſſen Ertz-Martyrers Stephani hat ſollen in ein anders Grab uͤberfuͤhrt werden/ und man ſolchen Schatz auf ein Wagen gelegt/ ſo von zweyen Maul-Thieren geſpannt ware/ ſo ſeynd dieſe nit weiter gangen als an das Ort Conſtantinus genannt/ allwo ſie beyde ſtill geſtanden; als man ſie aber mit harten Streichen weiter zugehen angetrieben/ da hat eins aus beſagten Maulthieren mit Menſchlicher Stimm dieſe Wort in Gegenwarth deß Roͤmiſchen Pabſtens und deß ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/42
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/42>, abgerufen am 21.12.2024.