Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 1. Salzburg, 1686.Judae Iscariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/ Judae Iscarioths eylfertige Flucht na- cher Jerusalem/ allwo er bey Pilato die Stell einer Hof-Katzen ver- tretten. NAchdeme der gottlose Bößwicht durch Antrib deß keine
Judæ Iſcariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/ Judæ Iſcarioths eylfertige Flucht na- cher Jeruſalem/ allwo er bey Pilato die Stell einer Hof-Katzen ver- tretten. NAchdeme der gottloſe Boͤßwicht durch Antrib deß keine
<TEI> <text> <body> <pb facs="#f0178" n="142"/> <fw place="top" type="header">Judæ Iſcariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="1"> <head><hi rendition="#b">Jud<hi rendition="#aq">æ</hi> Iſcarioths eylfertige Flucht na-<lb/> cher Jeruſalem/ allwo er bey Pilato die</hi><lb/> Stell einer Hof-Katzen ver-<lb/> tretten.</head><lb/> <p><hi rendition="#in">N</hi>Achdeme der gottloſe Boͤßwicht durch Antrib deß<lb/> Neyds den Koͤniglichen Printzen ermordet/ hat<lb/> er fuͤr gut/ vnd rathſamb gehalten/ ſich mit<lb/> der ohnverzuͤglichen Flucht zu retten/ auß Forcht/ es moͤch-<lb/> te der hoͤchſtbelaydigte Konig deſſenthalben mit ihme<lb/> ſcharpff verfahren/ ja wol gar das Haupt nemmen/ wei-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Jacob. de<lb/> Vorag.<lb/> Conc. S.<lb/> Matth.</hi></note>len er ein ſolches Haupt-Laſter freventlich begangen. Es<lb/> gabe ihm demnach das verletzte Gewiſſen ſelbſt die Spor-<lb/> ren/ welche ihn zu ſchneller Flucht angetriben/ vnd iſt wol<lb/> zu vermuthen/ daß er im wehrenden lauffen offt ob dem<lb/> geringſten Geraͤuſch der Blaͤtter auff den Baumen er-<lb/> blaichet ſeye/ in forchtſamer Mainung/ er werde von den<lb/> Nachſtellenden ertappet/ die finſtere Waͤlder/ vnd holle<lb/> Stain-Kluͤppen gedunckten ihm noch nit ſattſame Deck-<lb/> Maͤnkl zu ſeyn/ ſondern er eylre zu Land vnd Waſſer oh-<lb/> ne einigen Raſt/ biß er endlich die Graͤnitzen <hi rendition="#aq">Judeæ</hi> er-<lb/> raicht/ allwo er ſich in etwas erhollet/ die abgematte Gli-<lb/> der erquicket/ vnd nachmahls mit feinem aignen Bueſen<lb/> zu Rath gangen/ ſich etwann ſelbſt bey ſtiller Nacht in all-<lb/> gemainer Ruhzeit mit folgenden Rathſchlag beunruhiget.<lb/> Nun mein <hi rendition="#aq">Judas,</hi> wer biſt du geweſt? e<supplied>i</supplied>n Sohn eines<lb/> Koͤnigs: was anjetzo? ein Sohn deß Vngluͤcks: was haſt<lb/> du gehabt? alles: was haſt du der Zeit? nichts. Was<lb/> wilſt du anfangen? der Bettlſtab iſt kein Holtz fuͤr dich/ in<lb/> der Arbeit haſt du ein Haar gefunden/ es grauſt dir dar-<lb/> vor; ins Feld taugſt du nicht/ dann du zitterſt/ ſo man<lb/> nur von der Schaid redet/ will geſchweigen von dem Sabl/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">keine</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [142/0178]
Judæ Iſcariothis Zucht- vnd Flucht-Hauß/
Judæ Iſcarioths eylfertige Flucht na-
cher Jeruſalem/ allwo er bey Pilato die
Stell einer Hof-Katzen ver-
tretten.
NAchdeme der gottloſe Boͤßwicht durch Antrib deß
Neyds den Koͤniglichen Printzen ermordet/ hat
er fuͤr gut/ vnd rathſamb gehalten/ ſich mit
der ohnverzuͤglichen Flucht zu retten/ auß Forcht/ es moͤch-
te der hoͤchſtbelaydigte Konig deſſenthalben mit ihme
ſcharpff verfahren/ ja wol gar das Haupt nemmen/ wei-
len er ein ſolches Haupt-Laſter freventlich begangen. Es
gabe ihm demnach das verletzte Gewiſſen ſelbſt die Spor-
ren/ welche ihn zu ſchneller Flucht angetriben/ vnd iſt wol
zu vermuthen/ daß er im wehrenden lauffen offt ob dem
geringſten Geraͤuſch der Blaͤtter auff den Baumen er-
blaichet ſeye/ in forchtſamer Mainung/ er werde von den
Nachſtellenden ertappet/ die finſtere Waͤlder/ vnd holle
Stain-Kluͤppen gedunckten ihm noch nit ſattſame Deck-
Maͤnkl zu ſeyn/ ſondern er eylre zu Land vnd Waſſer oh-
ne einigen Raſt/ biß er endlich die Graͤnitzen Judeæ er-
raicht/ allwo er ſich in etwas erhollet/ die abgematte Gli-
der erquicket/ vnd nachmahls mit feinem aignen Bueſen
zu Rath gangen/ ſich etwann ſelbſt bey ſtiller Nacht in all-
gemainer Ruhzeit mit folgenden Rathſchlag beunruhiget.
Nun mein Judas, wer biſt du geweſt? ein Sohn eines
Koͤnigs: was anjetzo? ein Sohn deß Vngluͤcks: was haſt
du gehabt? alles: was haſt du der Zeit? nichts. Was
wilſt du anfangen? der Bettlſtab iſt kein Holtz fuͤr dich/ in
der Arbeit haſt du ein Haar gefunden/ es grauſt dir dar-
vor; ins Feld taugſt du nicht/ dann du zitterſt/ ſo man
nur von der Schaid redet/ will geſchweigen von dem Sabl/
keine
Jacob. de
Vorag.
Conc. S.
Matth.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |