Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebes ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wir anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann[Spaltenumbruch] selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben. Vom Cupido.
[Spaltenumbruch]
Cupido. UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von PLATTE V.den Griechen eros genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebe allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. Wir aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß wir nicht allein von allen Orten her/ wo wir nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen. Ob nun wol Cupido eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie [Spaltenumbruch] (welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. Zwey Veneres/ und so viel Cupidines. Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem speciosen Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche Cupido entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch Philostratus bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe Pfeile deß Cupido. gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset. Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe [Spaltenumbruch] Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebes ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wir anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann[Spaltenumbruch] selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben. Vom Cupido.
[Spaltenumbruch]
Cupido. UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von PLATTE V.den Griechen ἒρως genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebe allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. Wir aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß wir nicht allein von allen Orten her/ wo wir nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen. Ob nun wol Cupido eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie [Spaltenumbruch] (welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. Zwey Veneres/ und so viel Cupidines. Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem speciosen Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche Cupido entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch Philostratus bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe Pfeile deß Cupido. gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset. Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1522.1"> <p><pb facs="#f0261" xml:id="pb-1535" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 171"/><cb/> Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3675 http://d-nb.info/gnd/100076378 http://viaf.org/viaf/56617989">Cebes</persName> ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName>/ wo <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann<cb/> selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben.</p> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="d1535.1"> <head>Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</head> <cb/> <p xml:id="p1535.1"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</note><hi rendition="#aq">U</hi>Nter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von <note place="right"><ref rendition="#aq" target="#figure-1534.1">PLATTE V.</ref></note>den Griechen <foreign xml:lang="el">ἒρως</foreign> genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Gottes der Liebe</persName> allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Liebes-Gott</persName>/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">Wir</persName> aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> nicht allein von allen Orten her/ wo <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen.</p> <p>Ob nun wol <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3729">zween Cupidines</persName>/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie <cb/> (welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen <hi rendition="#aq">Contemplati</hi>on oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. <note xml:id="n1535.2" place="right">Zwey Veneres/ und so viel Cupidines.</note> Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem <hi rendition="#aq">specios</hi>en Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName> entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1917 http://d-nb.info/gnd/118594044 http://viaf.org/viaf/89765385">Philostratus</persName> bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe <note xml:id="n1535.1" place="right">Pfeile deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</note> gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset.</p> <p>Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 171/0261]
Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebes ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wir anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann
selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben.
Vom Cupido.
UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von den Griechen ἒρως genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebe allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. Wir aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß wir nicht allein von allen Orten her/ wo wir nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen.
Cupido.
PLATTE V.Ob nun wol Cupido eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie
(welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem speciosen Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche Cupido entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch Philostratus bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset.
Zwey Veneres/ und so viel Cupidines.
Pfeile deß Cupido.Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Benjamin Fiechter: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2014-06-24T13:18:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |