Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680.[Spaltenumbruch] Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebes ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wir anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann[Spaltenumbruch] selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben. Vom Cupido.
[Spaltenumbruch]
Cupido. UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von PLATTE V.den Griechen eros genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebe allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. Wir aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß wir nicht allein von allen Orten her/ wo wir nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen. Ob nun wol Cupido eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie [Spaltenumbruch] (welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. Zwey Veneres/ und so viel Cupidines. Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem speciosen Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche Cupido entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch Philostratus bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe Pfeile deß Cupido. gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset. Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe [Spaltenumbruch] Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebes ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wir anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann[Spaltenumbruch] selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben. Vom Cupido.
[Spaltenumbruch]
Cupido. UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von PLATTE V.den Griechen ἒρως genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebe allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. Wir aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß wir nicht allein von allen Orten her/ wo wir nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen. Ob nun wol Cupido eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie [Spaltenumbruch] (welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. Zwey Veneres/ und so viel Cupidines. Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem speciosen Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche Cupido entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch Philostratus bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe Pfeile deß Cupido. gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset. Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div xml:id="d1522.1"> <p><pb facs="#f0261" xml:id="pb-1535" n="TA 1680, Iconologia Deorum, S. 171"/><cb/> Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3675 http://d-nb.info/gnd/100076378 http://viaf.org/viaf/56617989">Cebes</persName> ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName>/ wo <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann<cb/> selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben.</p> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="d1535.1"> <head>Vom <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</head> <cb/> <p xml:id="p1535.1"><note place="right"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</note><hi rendition="#aq">U</hi>Nter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von <note place="right"><ref rendition="#aq" target="#figure-1534.1">PLATTE V.</ref></note>den Griechen <foreign xml:lang="el">ἒρως</foreign> genennet wird. 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Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe <note xml:id="n1535.1" place="right">Pfeile deß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>.</note> gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-573 http://d-nb.info/gnd/118677500 http://viaf.org/viaf/25396366">Cupido</persName>/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset.</p> <p>Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [TA 1680, Iconologia Deorum, S. 171/0261]
Erfüllung ihres Wunsches geniessen/ die der Tugend/ als einer Leiterin/ treulich nachgefolgt/ und alles Ubrige hinter sich verlassen und vergessen haben: Dann Cebes ist in der Meinung gewesen/ daß er mit vielen andern behauptet/ die Tugend sey allein mit sich selbst/ ob sie auch gleich aller andern Hülffe ermangle/ zum wol und glückseelig Leben aufs beste vergnügt; dem auch wir/ wo wir anders Christlich hiervon reden wollen/ in seiner Meinung billig müssen Beyfall geben; Jedoch ist solches nicht von derjenigen Glückseeligkeit zu verstehen/ die das gemeine Volck siehet/ (dann
selbige keine Glückseeligkeit ist/ sondern nur also zu seyn scheinet) sondern dero unsere Seelen/ wann sie diesen sterblichen Leib abgelegt/ dorten in den Himmlischen Wohnungen geniessen werden/ zu welcher nur die jenigen gelangen/ die/ vom Göttlichen Liechte erleuchtet/ die Wallfahrt dieses Lebens in wahren Glauben/ der durch die Liebe thätig ist/ wol werden zuruck gelegt haben.
Vom Cupido.
UNter allen Gemüts-Neigungen ist gewißlich keine hefftiger und schädlicher als die Liebe/ welche von den Griechen ἒρως genennet wird. Dannenhero sich nicht zu verwundern/ daß die Alten/ bey denen alle Gemüts-Kranckheiten oder Gebrechen für Götter gehalten wurden/ die Liebe gleichfalls als einen/ und zwar sehr grossen Gott verehret/ und also die Schändlichkeit ihrer Begierde mit dem Namen der Gottheit bemäntelt; dannenhero sie solche auf mancherley Weise ausgebildet/ nachdem sie nemlich auf mancherley Art ihre Kräfften in unsern Gemütern auswircket. Es sind aber die Bilder dieses Gottes der Liebe allen dermassen bekannt/ daß ein jeder bey sich selbst ohne Anweiser und Lehrmeister/ (so gar sind wir allesamt zu diesem Laster geneigt) wann er einen Knaben mit verbundenen Augen siehet/ der einen Bogen in der Hand/ und auf dem Rucken einen Pfeilköcher hangend hat/ alsobald schließet/ daß er dieser Liebes-Gott/ oder vielmehr Götze sey/ obwol nicht alle gleich auch die Ursach/ warum er so gemahlt werde/ anzeigen können. Wir aber befleissigen uns in diesem Wercke vornemlich dahin/ daß wir nicht allein von allen Orten her/ wo wir nur etwas Dienliches bekommen können/ der Götter Bildnussen ans Liecht stellen/ sondern auch aus den bewährtesten Autoren die Ursachen anführen.
Cupido.
PLATTE V.Ob nun wol Cupido eigentlich der Gemüts-Begierde/ dardurch wir zu Venerischen Dingen gezogen werden/ von den Alten vorgesetzt worden; so sind doch auch Einige gefunden worden/ die zween Cupidines/ die Laster unter dem Schein der Erbarkeit dardurch zu beschönen/ erdichtet haben/ als da sind die Platonici/ welche/ vermittels dieser Schminke/ die garstige Knaben-Liebe/ die sie
(welches schändlich zu gedencken/ geschweige zu sagen) zu Staffeln machen/ wordurch man zur Göttlichen Contemplation oder Betrachtung gelangen möge/ für die allererbarste ausgegeben. Diese Platonici haben auch zwo Veneres/ als der beyden Cupidinum Müttere/ unter einem speciosen Vorgeben erdichtet/ nemlich eine Himmlische/ aus welcher die Göttliche Liebe/ oder der Göttliche Cupido entspringe/ vermittelst dessen/ sagen sie/ unsere Gemüter zur Betracht- und Beschauung Göttlicher Dinge angezündet werden. Von dem geben sie vor/ daß er im Himmel wohne/ welches auch Philostratus bekräfftiget/ indem er schreibet/ es sey nur ein einiger Cupido/ der im Himmel wohne/ allwo er das Himmlische zu verwalten habe/ sey dabey gantz rein und ohne Mackel. Dahero haben ihn diese Platonici mit einem zarten helleuchtenden und sehr schönen Leibe gebildet: Sie machten ihm auch Flügeln an/ dardurch sie den Hinaufflug unserer von dieser Brunst entzündeter Gemüter nach den Himmel bedeuteten/ als welche den Göttlichen Geistern/ so von aller materialischen Unreinigkeit abgesondert/ hierdurch nachahmen wollten/ die an und für sich selbst/ die Göttliche Schönheit zu betrachten/ sich in die Höhe schwingen; denn indem dieselbe/ nämlich die Göttliche Schönheit/ in dem höchsten Theil deß Himmels wohnet/ so wirfft sie ihre Strahlen allenthalben hin/ wordurch sie in allen eine brünstige Liebe gegen sie/ ihrer mit höchsten Verlangen zu begehren/ erwecket: Diß sind die scharffen Pfeile/ die dieser Cupido/ ihrer Meinung nach/ von sich schiesset.
Zwey Veneres/ und so viel Cupidines.
Pfeile deß Cupido.Ferner setzen sie hinzu/ daß die Reinigkeit der Göttlichen Liebe/ durch dero durchsichtigen Leibe/ wann jemand denselben annehmen wolle/ vorgestellet werde; durch die Flügel/ derer Amt ist/ die an sich selbst schwere und an der Erden klebende Leiber/ in die Höhe
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: ICONOLOGIA DEORUM. Nürnberg, 1680, S. TA 1680, Iconologia Deorum, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_iconologia_1680/261>, abgerufen am 22.02.2025. |