Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.Von Ausbildung der Figuren/ o- [Spaltenumbruch]
der wie die alte Heyden ihre Götter gebildet und unterschieden haben. DEr Anfang und Ursprung der Bilder/ oder die Zeit/ da man begonnen Bilder zumachen und zu verehren/ ist wegen hohen Alters/ und fast undencklich-zuruck gelegter Jahren/ sehr alt/ grau und begreist. Anfänglich hat man durch die Bilder im frischen Angedencken zu erhalten gedacht der Gestalten mächtiger/ weiser und wol regierender Königen/ und anderer Männer/ die eine oder andere nohtwendige Erfindung/ zum gemeinen Nutzen/ vernünfftlich haben hervor und ans Liecht gebracht: Solche Bilder der Welt Wolthäter/ waren in sothaner Würde und Hochachtung bey den Völckern/ daß endlich daraus dieser Misbrauch entstanden/ welcher sie zu verehren und anzubeten gereitzt/ auch die Opffer-Feuer angezündet/ aufgeblasen/ und/ auf den hohen Altaren/ die Opffer rauchen gemacht. Und obwol viel unter ihnen der Sinnen so gar beraubt nicht waren/ daß sie gemeint/ es habe der unsichtbare/ ewige Gott/ als die sterbliche Menschen/ Haupt/ Hände/ Füsse/ und andere irrdisch materialische Gliedmassen: So haben sie doch meistens ihre Bilder als nackete Menschen gemacht/ darmit sie andeuten wollen/ daß Gott ein gantz geistliches und verständiges Wesen sey: dieweil sie kein Thier funden/ wordurch sie solches besser vorstellen können/ als den Menschen/ welcher über alle Geschöpffe eines göttlichen Geists/ und der Was durch die Nackigkeit/ oder Blöse der göttlichen Bilder angedeutet. gesunden Vernunfft theilhafftig ist. Durch das nackende Vorstellen der Bilder wolten sie auch ausbilden und beweisen/ daß die Macht der Götter vor einem iedweden bloß und offenbar/ sie auch nackend/ rein/ und von aller Sünde weit entfernet/ gerecht von Hertzen/ und von aller List und Betrug unbefleckt wären/ worinnen die Menschen ihnen nachfolgen/ und gleich zu werden trachten müsten. Das unerhebte Bildwerck/ die Mahlerey/ pfleget ebenmässig/ mit ihrem schönen/ frölichen Ansehen/ des Menschen Gesicht und Sinnen zu erqvicken/ wie auch gemeine Plätze/ Kirchen/ Rahthäuser und Spatzier-Gänge zu zieren. Die Gesichter der Götter sind gleichfalls in Gestalten und durch gewisse Kennzeichen unterschieden worden: Etliche alt/ etliche auch jung vom Ansehen/ in Manns- oder Weibs-Gestalt/ einige Kindisch/ und einige kleine Götter/ halb thierisch/ verschiedene Waffen führende/ als den Donnerstrahl/ drey- und vier-zackige Gabeln/ Schlangen-Stöcke/ Helme/ Schilde/ Schwerter/ Lantzen/ wie auch unterschiedliche Thiere um sich habende. Dieser Götter Bilder sind auch gedeutet worden auf verschiedene Zustände/ Eigenschafften und Neigungen der Menschen/ so daß unreine/ schnöde Sünden auch ihre Patronen und [Spaltenumbruch] Götter hatten. Und weiß ich fast nicht/ ob auf der Welt etwas gewesen/ so nicht seinen Gott gehabt; inmassen sie alles/ was sie nur können ausbilden/ mit einigen Beyfügungen und Zeichen/ gemacht und zu wegen gebracht. Dessen erste und vornehmste Anfänger der Egypter gewesen. Welcher Nachfolger die Griechen und Römer/ oder Toscaner worden sind. Wie sie die erste Gottheiten/ Demogorgon. DEn Vatter aller Dinge/ nennet der Hetrusische Poet Boccatius, und andere mit ihm/ Demogorgon. Dieser war abgebildet als ein bleicher/ runtzelicht/ grauhärig und groß-bärtig-alter Mann/ mit grünem Moß bekleidet/ und beschattet mit feuchten Nebel-Wolcken/ in dem Eingange einer zwiefachen Höle gleichsam ermüdet darnieder ligend. Die Ewigkeit. Auf einer Seiten hatte er die Ewigkeit/ allenthalben grün bekleidet/ weil sie iederzeit jung bleibet: Diese hatte eine grün-sprenglichte Schlange/ welche/ einen runden Zirckel machende/ den Schwantz im Munde hielte: Ihr Haupt war einem Sperber gleich. Auf der andern Seiten neben Der Chaos ihm war der Chaos, den einige ebenmässig für den Demogorgon hielten: Und dieser war gebildet/ als ein ungestalteter Hauffe/ und nicht in vollkommener Menschen-Gestalt. Aus ietztbesagter Höle kam hervor gestiegen die/ mit Blumen und Früchten gezierte/ viel-brüstige Mutter die Die Erde. Erde. Des Demogorgons Thiere/ oder Zieh-Pferde waren zweene Drachen. Hinter ihm/ in der grösten Dunckelheit und äusserster Tieffe der Höle/ lag sein Sohn der schwartze Erebus, und die Nacht/ eine Tochter der Erden/ in den Armen haltende zwey Kinder: in dem Lincken ein Schlaffendes weisses/ welches der Schlaf war: Und das Die Nacht und der Nacht Kinder/ der Schlaf und Tod Gebrüder. Die Erde. Schwartze/ so sie auf dem Rechten hielte/ und krumme Füsse hatte/ war der Tod. Diese Mutter die Nacht hatte das Haupt mit Mohnhäuptern umbunden/ an den Schultern zwey grosse schwartze Flügel/ wormit sie die Erde überdecket/ und anzusehen war/ als ob sie flöge: Sie schickte auch viel schwartze Träume von ihr aus: Ihre Farb war ebenmässig schwartz/ ihr Kleid aber etwas gläntzend/ und dergestalt bemahlet/ daß man die Zieraten des Himmels drinnen sahe. Die Sterne/ ihre Töchter/ folgen ihr nach/ welches auch der Von Ausbildung der Figuren/ o- [Spaltenumbruch]
der wie die alte Heyden ihre Götter gebildet und unterschieden haben. DEr Anfang und Ursprung der Bilder/ oder die Zeit/ da man begonnen Bilder zumachen und zu verehren/ ist wegen hohen Alters/ und fast undencklich-zuruck gelegter Jahren/ sehr alt/ grau und begreist. Anfänglich hat man durch die Bilder im frischen Angedencken zu erhalten gedacht der Gestalten mächtiger/ weiser und wol regierender Königen/ und anderer Männer/ die eine oder andere nohtwendige Erfindung/ zum gemeinen Nutzen/ vernünfftlich haben hervor und ans Liecht gebracht: Solche Bilder der Welt Wolthäter/ waren in sothaner Würde und Hochachtung bey den Völckern/ daß endlich daraus dieser Misbrauch entstanden/ welcher sie zu verehren und anzubeten gereitzt/ auch die Opffer-Feuer angezündet/ aufgeblasen/ und/ auf den hohen Altaren/ die Opffer rauchen gemacht. Und obwol viel unter ihnen der Sinnen so gar beraubt nicht waren/ daß sie gemeint/ es habe der unsichtbare/ ewige Gott/ als die sterbliche Menschen/ Haupt/ Hände/ Füsse/ und andere irrdisch materialische Gliedmassen: So haben sie doch meistens ihre Bilder als nackete Menschen gemacht/ darmit sie andeuten wollen/ daß Gott ein gantz geistliches und verständiges Wesen sey: dieweil sie kein Thier funden/ wordurch sie solches besser vorstellen können/ als den Menschen/ welcher über alle Geschöpffe eines göttlichen Geists/ und der Was durch die Nackigkeit/ oder Blöse der göttlichen Bilder angedeutet. gesunden Vernunfft theilhafftig ist. Durch das nackende Vorstellen der Bilder wolten sie auch ausbilden und beweisen/ daß die Macht der Götter vor einem iedweden bloß und offenbar/ sie auch nackend/ rein/ und von aller Sünde weit entfernet/ gerecht von Hertzen/ und von aller List und Betrug unbefleckt wären/ worinnen die Menschen ihnen nachfolgen/ und gleich zu werden trachten müsten. Das unerhebte Bildwerck/ die Mahlerey/ pfleget ebenmässig/ mit ihrem schönen/ frölichen Ansehen/ des Menschen Gesicht und Sinnen zu erqvicken/ wie auch gemeine Plätze/ Kirchen/ Rahthäuser und Spatzier-Gänge zu zieren. Die Gesichter der Götter sind gleichfalls in Gestalten und durch gewisse Kennzeichen unterschieden worden: Etliche alt/ etliche auch jung vom Ansehen/ in Manns- oder Weibs-Gestalt/ einige Kindisch/ und einige kleine Götter/ halb thierisch/ verschiedene Waffen führende/ als den Donnerstrahl/ drey- und vier-zackige Gabeln/ Schlangen-Stöcke/ Helme/ Schilde/ Schwerter/ Lantzen/ wie auch unterschiedliche Thiere um sich habende. Dieser Götter Bilder sind auch gedeutet worden auf verschiedene Zustände/ Eigenschafften und Neigungen der Menschen/ so daß unreine/ schnöde Sünden auch ihre Patronen und [Spaltenumbruch] Götter hatten. Und weiß ich fast nicht/ ob auf der Welt etwas gewesen/ so nicht seinen Gott gehabt; inmassen sie alles/ was sie nur können ausbilden/ mit einigen Beyfügungen und Zeichen/ gemacht und zu wegen gebracht. Dessen erste und vornehmste Anfänger der Egypter gewesen. Welcher Nachfolger die Griechen und Römer/ oder Toscaner worden sind. Wie sie die erste Gottheiten/ Demogorgon. DEn Vatter aller Dinge/ nennet der Hetrusische Poet Boccatius, und andere mit ihm/ Demogorgon. Dieser war abgebildet als ein bleicher/ runtzelicht/ grauhärig und groß-bärtig-alter Mann/ mit grünem Moß bekleidet/ und beschattet mit feuchten Nebel-Wolcken/ in dem Eingange einer zwiefachen Höle gleichsam ermüdet darnieder ligend. Die Ewigkeit. Auf einer Seiten hatte er die Ewigkeit/ allenthalben grün bekleidet/ weil sie iederzeit jung bleibet: Diese hatte eine grün-sprenglichte Schlange/ welche/ einen runden Zirckel machende/ den Schwantz im Munde hielte: Ihr Haupt war einem Sperber gleich. Auf der andern Seiten neben Der Chaos ihm war der Chaos, den einige ebenmässig für den Demogorgon hielten: Und dieser war gebildet/ als ein ungestalteter Hauffe/ und nicht in vollkommener Menschen-Gestalt. Aus ietztbesagter Höle kam hervor gestiegen die/ mit Blumen und Früchten gezierte/ viel-brüstige Mutter die Die Erde. Erde. Des Demogorgons Thiere/ oder Zieh-Pferde waren zweene Drachen. Hinter ihm/ in der grösten Dunckelheit und äusserster Tieffe der Höle/ lag sein Sohn der schwartze Erebus, und die Nacht/ eine Tochter der Erden/ in den Armen haltende zwey Kinder: in dem Lincken ein Schlaffendes weisses/ welches der Schlaf war: Und das Die Nacht und der Nacht Kinder/ der Schlaf und Tod Gebrüder. Die Erde. Schwartze/ so sie auf dem Rechten hielte/ und krumme Füsse hatte/ war der Tod. Diese Mutter die Nacht hatte das Haupt mit Mohnhäuptern umbunden/ an den Schultern zwey grosse schwartze Flügel/ wormit sie die Erde überdecket/ und anzusehen war/ als ob sie flöge: Sie schickte auch viel schwartze Träume von ihr aus: Ihre Farb war ebenmässig schwartz/ ihr Kleid aber etwas gläntzend/ und dergestalt bemahlet/ daß man die Zieraten des Himmels drinnen sahe. Die Sterne/ ihre Töchter/ folgen ihr nach/ welches auch der <TEI> <text> <body> <div> <div> <pb facs="#f0345" xml:id="pb-1292" n="[Metamorphosis, S. 169]"/> <div> <head>Von Ausbildung der Figuren/ o-<lb/> der wie die alte Heyden ihre Götter<lb/> gebildet und unterschieden haben.</head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Anfang und Ursprung der Bilder/ oder die Zeit/ da man begonnen Bilder zumachen und zu verehren/ ist wegen hohen Alters/ und fast undencklich-zuruck gelegter Jahren/ sehr alt/ grau und begreist. Anfänglich hat man durch die Bilder im frischen Angedencken zu erhalten gedacht der Gestalten mächtiger/ weiser und wol regierender Königen/ und anderer Männer/ die eine oder andere nohtwendige Erfindung/ zum gemeinen Nutzen/ vernünfftlich haben hervor und ans Liecht gebracht: Solche Bilder der Welt Wolthäter/ waren in sothaner Würde und Hochachtung bey den Völckern/ daß endlich daraus dieser Misbrauch entstanden/ welcher sie zu verehren und anzubeten gereitzt/ auch die Opffer-Feuer angezündet/ aufgeblasen/ und/ auf den hohen Altaren/ die Opffer rauchen gemacht.</p> <p>Und obwol viel unter ihnen der Sinnen so gar beraubt nicht waren/ daß sie gemeint/ es habe der unsichtbare/ ewige <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName>/ als die sterbliche Menschen/ Haupt/ Hände/ Füsse/ und andere irrdisch materialische Gliedmassen: So haben sie doch meistens ihre Bilder als nackete Menschen gemacht/ darmit sie andeuten wollen/ daß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-204">Gott</persName> ein gantz geistliches und verständiges Wesen sey: dieweil sie kein Thier funden/ wordurch sie solches besser vorstellen können/ als den Menschen/ welcher über alle Geschöpffe eines göttlichen Geists/ und der <note place="right">Was durch die Nackigkeit/ oder Blöse der göttlichen Bilder angedeutet.</note> gesunden Vernunfft theilhafftig ist. Durch das nackende Vorstellen der Bilder wolten sie auch ausbilden und beweisen/ daß die Macht der Götter vor einem iedweden bloß und offenbar/ sie auch nackend/ rein/ und von aller Sünde weit entfernet/ gerecht von Hertzen/ und von aller List und Betrug unbefleckt wären/ worinnen die Menschen ihnen nachfolgen/ und gleich zu werden trachten müsten. Das unerhebte Bildwerck/ die Mahlerey/ pfleget ebenmässig/ mit ihrem schönen/ frölichen Ansehen/ des Menschen Gesicht und Sinnen zu erqvicken/ wie auch gemeine Plätze/ Kirchen/ Rahthäuser und Spatzier-Gänge zu zieren. Die Gesichter der Götter sind gleichfalls in Gestalten und durch gewisse Kennzeichen unterschieden worden: Etliche alt/ etliche auch jung vom Ansehen/ in Manns- oder Weibs-Gestalt/ einige Kindisch/ und einige kleine Götter/ halb thierisch/ verschiedene Waffen führende/ als den Donnerstrahl/ drey- und vier-zackige Gabeln/ Schlangen-Stöcke/ Helme/ Schilde/ Schwerter/ Lantzen/ wie auch unterschiedliche Thiere um sich habende. Dieser Götter Bilder sind auch gedeutet worden auf verschiedene Zustände/ Eigenschafften und Neigungen der Menschen/ so daß unreine/ schnöde Sünden auch ihre Patronen und <cb/> Götter hatten. Und weiß <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">ich</persName> fast nicht/ ob auf der Welt etwas gewesen/ so nicht seinen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gott</persName> gehabt; inmassen sie alles/ was sie nur können ausbilden/ mit einigen Beyfügungen und Zeichen/ gemacht und zu wegen gebracht. Dessen erste und vornehmste Anfänger der Egypter gewesen. Welcher Nachfolger die Griechen und Römer/ oder Toscaner worden sind.</p> <p rendition="#c">Wie sie die erste <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4146 http://d-nb.info/gnd/4021469-2">Gottheiten</persName>/<lb/> oder Urhebligkeiten der<lb/> Dinge ausgebildet.</p> <p xml:id="p1292.1"><note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3887 http://d-nb.info/gnd/118829149 http://viaf.org/viaf/35253368">Demogorgon</persName>.</hi></note> DEn Vatter aller Dinge/ nennet der Hetrusische Poet <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1067 http://d-nb.info/gnd/11851217X http://viaf.org/viaf/64002165">Boccatius</persName>,</hi> und andere mit ihm/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3887 http://d-nb.info/gnd/118829149 http://viaf.org/viaf/35253368">Demogorgon</persName>.</hi> Dieser war abgebildet als ein bleicher/ runtzelicht/ grauhärig und groß-bärtig-alter Mann/ mit grünem Moß bekleidet/ und beschattet mit feuchten Nebel-Wolcken/ in dem Eingange einer zwiefachen Höle gleichsam ermüdet darnieder ligend.</p> <p xml:id="p1292.2"><note place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3889">Ewigkeit</persName>.</note> Auf einer Seiten hatte er die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3889">Ewigkeit</persName>/ allenthalben grün bekleidet/ weil sie iederzeit jung bleibet: Diese hatte eine grün-sprenglichte Schlange/ welche/ einen runden Zirckel machende/ den Schwantz im Munde hielte: Ihr Haupt war einem Sperber gleich. Auf der andern Seiten neben <note place="right">Der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3872">Chaos</persName></hi></note> ihm war der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3872">Chaos</persName>,</hi> den einige ebenmässig für den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3887 http://d-nb.info/gnd/118829149 http://viaf.org/viaf/35253368">Demogorgon</persName></hi> hielten: Und dieser war gebildet/ als ein ungestalteter Hauffe/ und nicht in vollkommener Menschen-Gestalt. Aus ietztbesagter Höle kam hervor gestiegen die/ mit Blumen und Früchten gezierte/ viel-brüstige Mutter die <note place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4007">Erde</persName>.</note> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4007">Erde</persName>.</p> <p>Des <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3887 http://d-nb.info/gnd/118829149 http://viaf.org/viaf/35253368">Demogorgons</persName></hi> Thiere/ oder Zieh-Pferde waren zweene Drachen. Hinter ihm/ in der grösten Dunckelheit und äusserster Tieffe der Höle/ lag sein Sohn der schwartze <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1862">Erebus</persName>,</hi> und die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3535">Nacht</persName>/ eine Tochter der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4007">Erden</persName>/ in den Armen haltende zwey Kinder: in dem Lincken ein Schlaffendes weisses/ welches der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3652 http://d-nb.info/gnd/118817108 http://viaf.org/viaf/25399150">Schlaf</persName> war: Und das <note place="right">Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3535">Nacht</persName> und der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3535">Nacht</persName> Kinder/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4532 http://d-nb.info/gnd/118815571 http://viaf.org/viaf/10642481">Schlaf</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4531 http://d-nb.info/gnd/124787614 http://viaf.org/viaf/77257290">Tod</persName> Gebrüder. Die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4007">Erde</persName>.</note> Schwartze/ so sie auf dem Rechten hielte/ und krumme Füsse hatte/ war der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-4531 http://d-nb.info/gnd/124787614 http://viaf.org/viaf/77257290">Tod</persName>. Diese Mutter die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3535">Nacht</persName> hatte das Haupt mit Mohnhäuptern umbunden/ an den Schultern zwey grosse schwartze Flügel/ wormit sie die Erde überdecket/ und anzusehen war/ als ob sie flöge: Sie schickte auch viel schwartze Träume von ihr aus: Ihre Farb war ebenmässig schwartz/ ihr Kleid aber etwas gläntzend/ und dergestalt bemahlet/ daß man die Zieraten des Himmels drinnen sahe. Die Sterne/ ihre Töchter/ folgen ihr nach/ welches auch der </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 169]/0345]
Von Ausbildung der Figuren/ o-
der wie die alte Heyden ihre Götter
gebildet und unterschieden haben.
DEr Anfang und Ursprung der Bilder/ oder die Zeit/ da man begonnen Bilder zumachen und zu verehren/ ist wegen hohen Alters/ und fast undencklich-zuruck gelegter Jahren/ sehr alt/ grau und begreist. Anfänglich hat man durch die Bilder im frischen Angedencken zu erhalten gedacht der Gestalten mächtiger/ weiser und wol regierender Königen/ und anderer Männer/ die eine oder andere nohtwendige Erfindung/ zum gemeinen Nutzen/ vernünfftlich haben hervor und ans Liecht gebracht: Solche Bilder der Welt Wolthäter/ waren in sothaner Würde und Hochachtung bey den Völckern/ daß endlich daraus dieser Misbrauch entstanden/ welcher sie zu verehren und anzubeten gereitzt/ auch die Opffer-Feuer angezündet/ aufgeblasen/ und/ auf den hohen Altaren/ die Opffer rauchen gemacht.
Und obwol viel unter ihnen der Sinnen so gar beraubt nicht waren/ daß sie gemeint/ es habe der unsichtbare/ ewige Gott/ als die sterbliche Menschen/ Haupt/ Hände/ Füsse/ und andere irrdisch materialische Gliedmassen: So haben sie doch meistens ihre Bilder als nackete Menschen gemacht/ darmit sie andeuten wollen/ daß Gott ein gantz geistliches und verständiges Wesen sey: dieweil sie kein Thier funden/ wordurch sie solches besser vorstellen können/ als den Menschen/ welcher über alle Geschöpffe eines göttlichen Geists/ und der gesunden Vernunfft theilhafftig ist. Durch das nackende Vorstellen der Bilder wolten sie auch ausbilden und beweisen/ daß die Macht der Götter vor einem iedweden bloß und offenbar/ sie auch nackend/ rein/ und von aller Sünde weit entfernet/ gerecht von Hertzen/ und von aller List und Betrug unbefleckt wären/ worinnen die Menschen ihnen nachfolgen/ und gleich zu werden trachten müsten. Das unerhebte Bildwerck/ die Mahlerey/ pfleget ebenmässig/ mit ihrem schönen/ frölichen Ansehen/ des Menschen Gesicht und Sinnen zu erqvicken/ wie auch gemeine Plätze/ Kirchen/ Rahthäuser und Spatzier-Gänge zu zieren. Die Gesichter der Götter sind gleichfalls in Gestalten und durch gewisse Kennzeichen unterschieden worden: Etliche alt/ etliche auch jung vom Ansehen/ in Manns- oder Weibs-Gestalt/ einige Kindisch/ und einige kleine Götter/ halb thierisch/ verschiedene Waffen führende/ als den Donnerstrahl/ drey- und vier-zackige Gabeln/ Schlangen-Stöcke/ Helme/ Schilde/ Schwerter/ Lantzen/ wie auch unterschiedliche Thiere um sich habende. Dieser Götter Bilder sind auch gedeutet worden auf verschiedene Zustände/ Eigenschafften und Neigungen der Menschen/ so daß unreine/ schnöde Sünden auch ihre Patronen und
Götter hatten. Und weiß ich fast nicht/ ob auf der Welt etwas gewesen/ so nicht seinen Gott gehabt; inmassen sie alles/ was sie nur können ausbilden/ mit einigen Beyfügungen und Zeichen/ gemacht und zu wegen gebracht. Dessen erste und vornehmste Anfänger der Egypter gewesen. Welcher Nachfolger die Griechen und Römer/ oder Toscaner worden sind.
Was durch die Nackigkeit/ oder Blöse der göttlichen Bilder angedeutet. Wie sie die erste Gottheiten/
oder Urhebligkeiten der
Dinge ausgebildet.
DEn Vatter aller Dinge/ nennet der Hetrusische Poet Boccatius, und andere mit ihm/ Demogorgon. Dieser war abgebildet als ein bleicher/ runtzelicht/ grauhärig und groß-bärtig-alter Mann/ mit grünem Moß bekleidet/ und beschattet mit feuchten Nebel-Wolcken/ in dem Eingange einer zwiefachen Höle gleichsam ermüdet darnieder ligend.
Demogorgon. Auf einer Seiten hatte er die Ewigkeit/ allenthalben grün bekleidet/ weil sie iederzeit jung bleibet: Diese hatte eine grün-sprenglichte Schlange/ welche/ einen runden Zirckel machende/ den Schwantz im Munde hielte: Ihr Haupt war einem Sperber gleich. Auf der andern Seiten neben ihm war der Chaos, den einige ebenmässig für den Demogorgon hielten: Und dieser war gebildet/ als ein ungestalteter Hauffe/ und nicht in vollkommener Menschen-Gestalt. Aus ietztbesagter Höle kam hervor gestiegen die/ mit Blumen und Früchten gezierte/ viel-brüstige Mutter die Erde.
Die Ewigkeit.
Der Chaos
Die Erde. Des Demogorgons Thiere/ oder Zieh-Pferde waren zweene Drachen. Hinter ihm/ in der grösten Dunckelheit und äusserster Tieffe der Höle/ lag sein Sohn der schwartze Erebus, und die Nacht/ eine Tochter der Erden/ in den Armen haltende zwey Kinder: in dem Lincken ein Schlaffendes weisses/ welches der Schlaf war: Und das Schwartze/ so sie auf dem Rechten hielte/ und krumme Füsse hatte/ war der Tod. Diese Mutter die Nacht hatte das Haupt mit Mohnhäuptern umbunden/ an den Schultern zwey grosse schwartze Flügel/ wormit sie die Erde überdecket/ und anzusehen war/ als ob sie flöge: Sie schickte auch viel schwartze Träume von ihr aus: Ihre Farb war ebenmässig schwartz/ ihr Kleid aber etwas gläntzend/ und dergestalt bemahlet/ daß man die Zieraten des Himmels drinnen sahe. Die Sterne/ ihre Töchter/ folgen ihr nach/ welches auch der
Die Nacht und der Nacht Kinder/ der Schlaf und Tod Gebrüder. Die Erde.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2013-05-21T09:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |