Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] er/ aus des boshafftigen Thereus Geschlechte entsprossen/ seine Tochter zu geben geweigert war: worinnen er (Erichtheus) scheinet vorsichtiger gewest zu seyn/ als sein Vorfahrer im Reich/ der Pandion/ gewesen war. Welches dann lehret und ermahnet/ daß der Mensch sorgfältig und vorsichtig seyn solle/ daß er/ durch ein ehrlich leben/ ein [Spaltenumbruch] gutes Gerücht und Namen hinder sich verlassen/ und weder er/ noch seine Nachkömmlinge/ als aller Gemeinschafft ehrlicher Leute unwürdig/ geachtet/ in aller Schmach und Schande leben müssen. Ende des sechsten Buchs. Sinn-gebender Ausleg- und Erklärung/ der METAMORPHOSIS oder Verwandlungs- Bücher/ Des Publius Ovidius Naso. Siebendes Buch. [Spaltenumbruch]
ALhier haben wir nun gute Gelegenheit und Materi von der güldnen Fließ-Reise/ wie selbige/ mit unverzagtem Gemüht/ von Jason/ und den Seinigen angetretten/ und standhafftig ausgeführt worden seye/ zu reden. Welche weltberühmte Reise/ denen vortreflichsten Poeten/ vor Alters/ zu ihren Gedichten herzliche und überflüssige Materi an die Hand gegeben. Dann es war/ in selbiger Zeit/ ein mächtig/ gewagtes und kühnes Unterfangen/ mit dem ersten grossen Schiffe/ in die offenbare See/ die denen Menschen noch gantz unbekand war/ zu gehen/ da man wenig/ oder vielmehr gar keinen erfahrnen Schiffer/ oder Steurmann/ ja/ auch noch keinen Compas hatte: weil man noch nicht wuste/ daß zwischen dem Magnetsteine und dem Nordischen Polar-sterne/ oder unserer Homerus Odyssea lib. 8. verwandelten Calisto/ dem siebensternigem grossem Bären/ eine so verborgene Krafft solcher lieblichen Zuneigung wäre. Wiewol zu dieser unser vernünfftigen und wolversuchten Zeit/ eine solche Reise nur Kinderwerck seyn würde/ insonderheit bey unsern Holländern/ als denen recht neuen Pheacensern: deren Schiffe auch wol den Sinn des Volcks vermuhten können/ und wissen/ wo sie hin wollen/ wo die Länder/ Ströme und Fahrten ligen: Ja/ auch wol gar/ auf Art der schnellsten Fische/ wie es scheinet/ durchs Wasser dahin schwimmen/ dann von ihnen fast kein Volck mehr für frembd/ noch ausländisch geachtet wird; also daß unsere Antipodes/ oder Gegenfüsser/ gleichsam ihre Nachbarn und tägliche Gesellen zu seyn pflegen. Ehe wir aber füglich zu dieser güldnen Fließreise kommen/ müssen wir derselben Anführer/dem [Spaltenumbruch] Jason eigentlich nachforschen/ und besehen/ wer doch dieser tapffere Held gewest seye/ und wie dieses alles seinen Anfang und Ursprung genommen habe. Von dem Jason. JUpiter hatte einen Sohn/ Namens Aeolus, welcher eigentlich König von Elie/ und nicht der Winde gewesen. Dieser hatte zween Söhne/ genannt Salmoneus/ und Cretheus. Salmoneus hatte/ mit seinem ersten Weibe/ Alcidice genannt/ eine Tochter/ Namens Tyro: und als er hernach sein ander Weib nahm/ wurde diese seine Tochter/ bey ihrem Vetter/ dem Cretheus/ auferzogen: allda wir sie auferwachsen lassen/ und uns immittelst zu ihrem Vatter Salmoneus wenden wollen. Dieser war nicht zufrieden mit seinem Elidischem Königlichem Staat/ Ehre und Würde; sondern dermassen hochmütig/ daß er von seinen Unterthanen ein Gott titulirt seyn wolte. Er ließ/ über einen Theil der Stadt Eliden/ eine grosse Brücke/ oder küpfernen Himmel führen/ der sehr hoch von der Erden erhaben war: auf welchem er/ durch das Drüberhinfahren seines Kutschwagens/ ein schröckliches Gedonner machte/ auch in der Hand brennende Fackeln hatte/ wovon alle/ so darmit getroffen wurden/ wie er solche dann herunter auf die Menschen/ die er darzu verordnet hatte/ zu schiessen pflegte/ sterben musten. Weiln aber Jupiter dieses thörichte und hochmütige Nachäffen seiner Gottheit nicht leiden konte/ schlug er ihn endlich im Zorn/ mit einem Donnerstral/ in den Abgrund der Höllen hinunter. Nachdem nun seine [Spaltenumbruch] er/ aus des boshafftigen Thereus Geschlechte entsprossen/ seine Tochter zu geben geweigert war: worinnen er (Erichtheus) scheinet vorsichtiger gewest zu seyn/ als sein Vorfahrer im Reich/ der Pandion/ gewesen war. Welches dann lehret und ermahnet/ daß der Mensch sorgfältig und vorsichtig seyn solle/ daß er/ durch ein ehrlich leben/ ein [Spaltenumbruch] gutes Gerücht und Namen hinder sich verlassen/ und weder er/ noch seine Nachkömmlinge/ als aller Gemeinschafft ehrlicher Leute unwürdig/ geachtet/ in aller Schmach und Schande leben müssen. Ende des sechsten Buchs. Sinn-gebender Ausleg- und Erklärung/ der METAMORPHOSIS oder Verwandlungs- Bücher/ Des Publius Ovidius Naso. Siebendes Buch. [Spaltenumbruch]
ALhier haben wir nun gute Gelegenheit und Materi von der güldnen Fließ-Reise/ wie selbige/ mit unverzagtem Gemüht/ von Jason/ und den Seinigen angetretten/ und standhafftig ausgeführt worden seye/ zu reden. Welche weltberühmte Reise/ denen vortreflichsten Poeten/ vor Alters/ zu ihren Gedichten herzliche und überflüssige Materi an die Hand gegeben. Dann es war/ in selbiger Zeit/ ein mächtig/ gewagtes und kühnes Unterfangen/ mit dem ersten grossen Schiffe/ in die offenbare See/ die denen Menschen noch gantz unbekand war/ zu gehen/ da man wenig/ oder vielmehr gar keinen erfahrnen Schiffer/ oder Steurmann/ ja/ auch noch keinen Compas hatte: weil man noch nicht wuste/ daß zwischen dem Magnetsteine und dem Nordischen Polar-sterne/ oder unserer Homerus Odyssea lib. 8. verwandelten Calisto/ dem siebensternigem grossem Bären/ eine so verborgene Krafft solcher lieblichen Zuneigung wäre. Wiewol zu dieser unser vernünfftigen und wolversuchten Zeit/ eine solche Reise nur Kinderwerck seyn würde/ insonderheit bey unsern Holländern/ als denen recht neuen Pheacensern: deren Schiffe auch wol den Sinn des Volcks vermuhten können/ und wissen/ wo sie hin wollen/ wo die Länder/ Ströme und Fahrten ligen: Ja/ auch wol gar/ auf Art der schnellsten Fische/ wie es scheinet/ durchs Wasser dahin schwimmen/ dann von ihnen fast kein Volck mehr für frembd/ noch ausländisch geachtet wird; also daß unsere Antipodes/ oder Gegenfüsser/ gleichsam ihre Nachbarn und tägliche Gesellen zu seyn pflegen. Ehe wir aber füglich zu dieser güldnen Fließreise kommen/ müssen wir derselben Anführer/dem [Spaltenumbruch] Jason eigentlich nachforschen/ und besehen/ wer doch dieser tapffere Held gewest seye/ und wie dieses alles seinen Anfang und Ursprung genommen habe. Von dem Jason. JUpiter hatte einen Sohn/ Namens Aeolus, welcher eigentlich König von Elie/ und nicht der Winde gewesen. Dieser hatte zween Söhne/ genannt Salmoneus/ und Cretheus. Salmoneus hatte/ mit seinem ersten Weibe/ Alcidice genannt/ eine Tochter/ Namens Tyro: und als er hernach sein ander Weib nahm/ wurde diese seine Tochter/ bey ihrem Vetter/ dem Cretheus/ auferzogen: allda wir sie auferwachsen lassen/ und uns immittelst zu ihrem Vatter Salmoneus wenden wollen. Dieser war nicht zufrieden mit seinem Elidischem Königlichem Staat/ Ehre und Würde; sondern dermassen hochmütig/ daß er von seinen Unterthanen ein Gott titulirt seyn wolte. Er ließ/ über einen Theil der Stadt Eliden/ eine grosse Brücke/ oder küpfernen Himmel führen/ der sehr hoch von der Erden erhaben war: auf welchem er/ durch das Drüberhinfahren seines Kutschwagens/ ein schröckliches Gedonner machte/ auch in der Hand brennende Fackeln hatte/ wovon alle/ so darmit getroffen wurden/ wie er solche dann herunter auf die Menschen/ die er darzu verordnet hatte/ zu schiessen pflegte/ sterben musten. Weiln aber Jupiter dieses thörichte und hochmütige Nachäffen seiner Gottheit nicht leiden konte/ schlug er ihn endlich im Zorn/ mit einem Donnerstral/ in den Abgrund der Höllen hinunter. Nachdem nun seine <TEI> <text> <body> <div> <div> <div> <p><pb facs="#f0258" n="[Metamorphosis, S. 82]" xml:id="pb-1205"/><cb/> er/ aus des boshafftigen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3342 http://d-nb.info/gnd/124692664 http://viaf.org/viaf/28011282">Thereus</persName> Geschlechte entsprossen/ seine Tochter zu geben geweigert war: worinnen er (<persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2250 http://d-nb.info/gnd/118530763 http://viaf.org/viaf/22932814">Erichtheus</persName>) scheinet vorsichtiger gewest zu seyn/ als sein Vorfahrer im Reich/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3344">Pandion</persName>/ gewesen war. Welches dann lehret und ermahnet/ daß der Mensch sorgfältig und vorsichtig seyn solle/ daß er/ durch ein ehrlich leben/ ein <cb/> gutes Gerücht und Namen hinder sich verlassen/ und weder er/ noch seine Nachkömmlinge/ als aller Gemeinschafft ehrlicher Leute unwürdig/ geachtet/ in aller Schmach und Schande leben müssen.</p> <p rendition="#c">Ende des sechsten Buchs.</p> </div> <div> <head> Sinn-gebender Ausleg- und<lb/> Erklärung/<lb/> der<lb/><hi rendition="#aq">METAMORPHOSIS</hi><lb/> oder<lb/> Verwandlungs- Bücher/<lb/> Des<lb/><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-350 http://d-nb.info/gnd/118590995 http://viaf.org/viaf/88342447">Publius Ovidius Naso</persName>.</head><lb/> <head>Siebendes Buch.</head><lb/> <cb/> <p><hi rendition="#in">A</hi>Lhier haben wir nun gute Gelegenheit und Materi von der güldnen Fließ-Reise/ wie selbige/ mit unverzagtem Gemüht/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName>/ und den Seinigen angetretten/ und standhafftig ausgeführt worden seye/ zu reden. Welche weltberühmte Reise/ denen vortreflichsten Poeten/ vor Alters/ zu ihren Gedichten herzliche und überflüssige Materi an die Hand gegeben. Dann es war/ in selbiger Zeit/ ein mächtig/ gewagtes und kühnes Unterfangen/ mit dem ersten grossen Schiffe/ in die offenbare See/ die denen Menschen noch gantz unbekand war/ zu gehen/ da man wenig/ oder vielmehr gar keinen erfahrnen Schiffer/ oder Steurmann/ ja/ auch noch keinen Compas hatte: weil man noch nicht wuste/ daß zwischen dem Magnetsteine und dem Nordischen Polar-sterne/ oder unserer <note place="right"><hi rendition="#aq"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-2344"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-109 http://d-nb.info/gnd/11855333X http://viaf.org/viaf/63292865">Homerus</persName> Odyssea lib. 8.</ref></bibl></hi></note> verwandelten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-538 http://d-nb.info/gnd/118864319 http://viaf.org/viaf/809841">Calisto</persName>/ dem siebensternigem grossem Bären/ eine so verborgene Krafft solcher lieblichen Zuneigung wäre. Wiewol zu dieser unser vernünfftigen und wolversuchten Zeit/ eine solche Reise nur Kinderwerck seyn würde/ insonderheit bey unsern Holländern/ als denen recht neuen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3363">Pheacensern</persName>: deren Schiffe auch wol den Sinn des Volcks vermuhten können/ und wissen/ wo sie hin wollen/ wo die Länder/ Ströme und Fahrten ligen: Ja/ auch wol gar/ auf Art der schnellsten Fische/ wie es scheinet/ durchs Wasser dahin schwimmen/ dann von ihnen fast kein Volck mehr für frembd/ noch ausländisch geachtet wird; also daß unsere Antipodes/ oder Gegenfüsser/ gleichsam ihre Nachbarn und tägliche Gesellen zu seyn pflegen.</p> <p>Ehe <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> aber füglich zu dieser güldnen Fließreise kommen/ müssen <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-836">wir</persName> derselben Anführer/dem <cb/> <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName> eigentlich nachforschen/ und besehen/ wer doch dieser tapffere Held gewest seye/ und wie dieses alles seinen Anfang und Ursprung genommen habe.</p> <p xml:id="p1205.1" rendition="#c">Von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-531 http://d-nb.info/gnd/118557092 http://viaf.org/viaf/12290832">Jason</persName>.</p> <p><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">JUpiter</persName> hatte einen Sohn/ Namens <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-1526">Aeolus</persName>,</hi> welcher eigentlich König von <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-672 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&place=&nation=&subjectid=7008315">Elie</placeName>/ und nicht der Winde gewesen. Dieser hatte zween Söhne/ genannt <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3366">Salmoneus</persName>/ und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3367">Cretheus</persName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3366">Salmoneus</persName> hatte/ mit seinem ersten Weibe/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3368">Alcidice</persName> genannt/ eine Tochter/ Namens <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3370">Tyro</persName>: und als er hernach sein ander Weib nahm/ wurde diese seine Tochter/ bey ihrem Vetter/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3367">Cretheus</persName>/ auferzogen: allda wir sie auferwachsen lassen/ und uns immittelst zu ihrem Vatter <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3366">Salmoneus</persName> wenden wollen. Dieser war nicht zufrieden mit seinem Elidischem Königlichem Staat/ Ehre und Würde; sondern dermassen hochmütig/ daß er von seinen Unterthanen ein Gott titulirt seyn wolte. Er ließ/ über einen Theil der Stadt <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-2231">Eliden</placeName>/ eine grosse Brücke/ oder küpfernen Himmel führen/ der sehr hoch von der Erden erhaben war: auf welchem er/ durch das Drüberhinfahren seines Kutschwagens/ ein schröckliches Gedonner machte/ auch in der Hand brennende Fackeln hatte/ wovon alle/ so darmit getroffen wurden/ wie er solche dann herunter auf die Menschen/ die er darzu verordnet hatte/ zu schiessen pflegte/ sterben musten. Weiln aber <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jupiter</persName> dieses thörichte und hochmütige Nachäffen seiner Gottheit nicht leiden konte/ schlug er ihn endlich im Zorn/ mit einem Donnerstral/ in den Abgrund der Höllen hinunter. Nachdem nun seine </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 82]/0258]
er/ aus des boshafftigen Thereus Geschlechte entsprossen/ seine Tochter zu geben geweigert war: worinnen er (Erichtheus) scheinet vorsichtiger gewest zu seyn/ als sein Vorfahrer im Reich/ der Pandion/ gewesen war. Welches dann lehret und ermahnet/ daß der Mensch sorgfältig und vorsichtig seyn solle/ daß er/ durch ein ehrlich leben/ ein
gutes Gerücht und Namen hinder sich verlassen/ und weder er/ noch seine Nachkömmlinge/ als aller Gemeinschafft ehrlicher Leute unwürdig/ geachtet/ in aller Schmach und Schande leben müssen.
Ende des sechsten Buchs.
Sinn-gebender Ausleg- und
Erklärung/
der
METAMORPHOSIS
oder
Verwandlungs- Bücher/
Des
Publius Ovidius Naso.
Siebendes Buch.
ALhier haben wir nun gute Gelegenheit und Materi von der güldnen Fließ-Reise/ wie selbige/ mit unverzagtem Gemüht/ von Jason/ und den Seinigen angetretten/ und standhafftig ausgeführt worden seye/ zu reden. Welche weltberühmte Reise/ denen vortreflichsten Poeten/ vor Alters/ zu ihren Gedichten herzliche und überflüssige Materi an die Hand gegeben. Dann es war/ in selbiger Zeit/ ein mächtig/ gewagtes und kühnes Unterfangen/ mit dem ersten grossen Schiffe/ in die offenbare See/ die denen Menschen noch gantz unbekand war/ zu gehen/ da man wenig/ oder vielmehr gar keinen erfahrnen Schiffer/ oder Steurmann/ ja/ auch noch keinen Compas hatte: weil man noch nicht wuste/ daß zwischen dem Magnetsteine und dem Nordischen Polar-sterne/ oder unserer verwandelten Calisto/ dem siebensternigem grossem Bären/ eine so verborgene Krafft solcher lieblichen Zuneigung wäre. Wiewol zu dieser unser vernünfftigen und wolversuchten Zeit/ eine solche Reise nur Kinderwerck seyn würde/ insonderheit bey unsern Holländern/ als denen recht neuen Pheacensern: deren Schiffe auch wol den Sinn des Volcks vermuhten können/ und wissen/ wo sie hin wollen/ wo die Länder/ Ströme und Fahrten ligen: Ja/ auch wol gar/ auf Art der schnellsten Fische/ wie es scheinet/ durchs Wasser dahin schwimmen/ dann von ihnen fast kein Volck mehr für frembd/ noch ausländisch geachtet wird; also daß unsere Antipodes/ oder Gegenfüsser/ gleichsam ihre Nachbarn und tägliche Gesellen zu seyn pflegen.
Homerus Odyssea lib. 8.Ehe wir aber füglich zu dieser güldnen Fließreise kommen/ müssen wir derselben Anführer/dem
Jason eigentlich nachforschen/ und besehen/ wer doch dieser tapffere Held gewest seye/ und wie dieses alles seinen Anfang und Ursprung genommen habe.
Von dem Jason.
JUpiter hatte einen Sohn/ Namens Aeolus, welcher eigentlich König von Elie/ und nicht der Winde gewesen. Dieser hatte zween Söhne/ genannt Salmoneus/ und Cretheus. Salmoneus hatte/ mit seinem ersten Weibe/ Alcidice genannt/ eine Tochter/ Namens Tyro: und als er hernach sein ander Weib nahm/ wurde diese seine Tochter/ bey ihrem Vetter/ dem Cretheus/ auferzogen: allda wir sie auferwachsen lassen/ und uns immittelst zu ihrem Vatter Salmoneus wenden wollen. Dieser war nicht zufrieden mit seinem Elidischem Königlichem Staat/ Ehre und Würde; sondern dermassen hochmütig/ daß er von seinen Unterthanen ein Gott titulirt seyn wolte. Er ließ/ über einen Theil der Stadt Eliden/ eine grosse Brücke/ oder küpfernen Himmel führen/ der sehr hoch von der Erden erhaben war: auf welchem er/ durch das Drüberhinfahren seines Kutschwagens/ ein schröckliches Gedonner machte/ auch in der Hand brennende Fackeln hatte/ wovon alle/ so darmit getroffen wurden/ wie er solche dann herunter auf die Menschen/ die er darzu verordnet hatte/ zu schiessen pflegte/ sterben musten. Weiln aber Jupiter dieses thörichte und hochmütige Nachäffen seiner Gottheit nicht leiden konte/ schlug er ihn endlich im Zorn/ mit einem Donnerstral/ in den Abgrund der Höllen hinunter. Nachdem nun seine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/258 |
Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 82]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/258>, abgerufen am 03.03.2025. |