Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.[Spaltenumbruch] gewest; und weil sie allezeit mit einander auf die Jagt gegangen/ habe er sich in sie verliebt; sie aber wäre inzwischen mit Tode abgegangen: Als er nun über ihren Verlust sehr betrübt und trostlos gewesen/ wäre er dickmals hingegangen/ in einem Brunnen sich zu bespiegeln/ und selbsten zu sehen/ weil er/ in Beschauung seiner selber/ gleichsam die Gestalt seiner Schwester gesehen: allein es habe diese Freude ihm sein Leyden nicht benehmen können/ sondern er sey darüber gestorben; oder/ wie andere sagen/ in dem Brunnen/ allda sie offtermalen zusammen kommen/ ertruncken. Pausanias aber ist disfalls einer andern Meinung. Endlich wird auch die Fabel vom Narcissus/ also ausgelegt: Das/ durch die Nymphe Echo verstanden werde die Unsterblichkeit eines tugendsamen und ehrlichen Gerüchts/ so einen stetigen Nachklang/ in der Menschen Munde/ behält. Aber die Narcissen/ das ist/ solche Menschen/ die sich den Wollüsten ergeben/ und Erbärmlich in sich selbsten verliebt seyn/ werden endlich verwandelt in Blumen/ die des Morgens zwar frisch/ schön und lieblich anzusehen sind/ gegen den Abend aber verwelcken oder gar verdorren und zu nichte werden. Wann diese eigen-liebige Menschen sterben/ so bleiben ebenmässig ihre Namen/ in den Gräbern/ zusamt denen Leichnamen/ ewig verborgen/ und haben keinen Genus mehr von den Wollüsten/ wormit sie alhier ihr Leben zugebracht haben. Dergleichen Selbst-liebhabere waren etliche/ unter denen berühmten Römischen Hauptleuten/ gar nicht; [Spaltenumbruch] dann sie das gemeine Beste über Reichthum und ihr eignen Leben geschätzet und geliebt: Dannenhero sie auch einen unsterblichen Namen erlangt haben. Die Fabel von dem Pentheus/ welcher von seiner Mutter/ der Agave/ und dessen zweyen Muhmen/ der Avtonoe und Ino/ umgebracht worden/ suchet/ zu beweisen/ daß es denen Verächtern des Gottesdiensts/ oder Göttlichen Bundes/ allezeit/ oder doch meistentheils/ übel zugehen pflege/ und sie ernstlich gestraffet werden: Dergleichen warnende Vorbilder viel/ bey den Poeten/ angetroffen werden. Es ist aber dieses Gedicht genommen/ aus einer Geschichte: darum weil er keinen Wein tranck: dannenhero er genannt und beschrieben wird/ daß er des Bachus Feind gewesen seye/ und in solchem seinem Haß/ wider denselben/ ihn allezeit zu tödten gesucht/ unangesehen ihm die Kräffte und Tugenden dieses Gottes erzehlt und kund gemacht waren. Als wie Bachus die leichtfertige Gesellen des Acetes in Delphinen verändert/ welche man rühmet/ daß sie den Menschen geneigt/ und Liebhaber der Music auch die schnelleste unter den Fischen seyn. Hierdurch kan verstanden werden die Krafft des Weins/ welcher mässig getruncken/ dem Menschen sehr nützlich ist/ und ihnen die Gesundheit des Leibes und Geistes verbessert/ sie auch hurtig und schnellfüssig macht; und was sonst dessen Tugenden mehr sind. Ende des Dritten Buchs. Vierdtes Buch. [Spaltenumbruch]
DIe Fabel von der Alcithoe/ welche/ samt ihren Schwestern/ die Opffer-Feste und Spiele des Bachus verachtet/ sich auf die Ubung der klugen Minerva/ als Spinnen/ weben und nähen/ begab und darneben die Sinnen und Gedancken/ mit denen unter sich selbst gepflognen Erzehlungen/ beschäfftigt gehalten/ kan bedeuten/ Alcithoe sey die Keuschheit/ welche zu zween grausamen Feinden habe/ den Wein und Müssiggang/ und/ aus grosser Vorsichtigkeit/ das überflüssige Trincken/ und eiteles Genügen vermeide/ auch/ vermittelst der Arbeit und des Fleisses/ sich selbsten/ in Krafft ihrer eignen Tugend/ erhalte. Die Geschicht/ von dem Pyramus und der [Spaltenumbruch] Thysbe/ gibt uns unterschiedliche lehrsame Anweisungen. Erstlich zwar diese: Daß die Jugend sich wol zuhüten und vorzusehen/ auch/ auß allem Vermögen/ zu meiden habe die unmässige Krafft der fleischlichen Liebe. Zum andern: daß sie sich/ ohne wissen und willen ihrer Eltern/ nicht verehligen/ dieweil solches insgemein ein unglückliches Ende und Ausgang zu nehmen pfleget. Drittens/ daß die Eltern auch die ienige junge Leute/ welche so gar grosse Liebe oder Neigung gegen einander haben/ nicht dergestalt hartnäckicht und gewaltiglich von einander zu trennen sich unter stehen/ noch dasjenige zuverhindern trachten sollen/ was doch öffters nicht zu hindern ist; dieweil mehrmalen grosses Unglück und Schwerigkeit/ und eine allzuspate fruchtlose Reu daraus zu entstehen pfleget. [Spaltenumbruch] gewest; und weil sie allezeit mit einander auf die Jagt gegangen/ habe er sich in sie verliebt; sie aber wäre inzwischen mit Tode abgegangen: Als er nun über ihren Verlust sehr betrübt und trostlos gewesen/ wäre er dickmals hingegangen/ in einem Brunnen sich zu bespiegeln/ und selbsten zu sehen/ weil er/ in Beschauung seiner selber/ gleichsam die Gestalt seiner Schwester gesehen: allein es habe diese Freude ihm sein Leyden nicht benehmen können/ sondern er sey darüber gestorben; oder/ wie andere sagen/ in dem Brunnen/ allda sie offtermalen zusammen kommen/ ertruncken. Pausanias aber ist disfalls einer andern Meinung. Endlich wird auch die Fabel vom Narcissus/ also ausgelegt: Das/ durch die Nymphe Echo verstanden werde die Unsterblichkeit eines tugendsamen und ehrlichen Gerüchts/ so einen stetigen Nachklang/ in der Menschen Munde/ behält. Aber die Narcissen/ das ist/ solche Menschen/ die sich den Wollüsten ergeben/ und Erbärmlich in sich selbsten verliebt seyn/ werden endlich verwandelt in Blumen/ die des Morgens zwar frisch/ schön und lieblich anzusehen sind/ gegen den Abend aber verwelcken oder gar verdorren und zu nichte werden. Wann diese eigen-liebige Menschen sterben/ so bleiben ebenmässig ihre Namen/ in den Gräbern/ zusamt denen Leichnamen/ ewig verborgen/ und haben keinen Genus mehr von den Wollüsten/ wormit sie alhier ihr Leben zugebracht haben. Dergleichen Selbst-liebhabere waren etliche/ unter denen berühmten Römischen Hauptleuten/ gar nicht; [Spaltenumbruch] dann sie das gemeine Beste über Reichthum und ihr eignen Leben geschätzet und geliebt: Dannenhero sie auch einen unsterblichen Namen erlangt haben. Die Fabel von dem Pentheus/ welcher von seiner Mutter/ der Agave/ und dessen zweyen Muhmen/ der Avtonoe und Ino/ umgebracht worden/ suchet/ zu beweisen/ daß es denen Verächtern des Gottesdiensts/ oder Göttlichen Bundes/ allezeit/ oder doch meistentheils/ übel zugehen pflege/ und sie ernstlich gestraffet werden: Dergleichen warnende Vorbilder viel/ bey den Poeten/ angetroffen werden. Es ist aber dieses Gedicht genommen/ aus einer Geschichte: darum weil er keinen Wein tranck: dannenhero er genannt und beschrieben wird/ daß er des Bachus Feind gewesen seye/ und in solchem seinem Haß/ wider denselben/ ihn allezeit zu tödten gesucht/ unangesehen ihm die Kräffte und Tugenden dieses Gottes erzehlt und kund gemacht waren. Als wie Bachus die leichtfertige Gesellen des Acetes in Delphinen verändert/ welche man rühmet/ daß sie den Menschen geneigt/ und Liebhaber der Music auch die schnelleste unter den Fischen seyn. Hierdurch kan verstanden werden die Krafft des Weins/ welcher mässig getruncken/ dem Menschen sehr nützlich ist/ und ihnen die Gesundheit des Leibes und Geistes verbessert/ sie auch hurtig und schnellfüssig macht; und was sonst dessen Tugenden mehr sind. Ende des Dritten Buchs. Vierdtes Buch. [Spaltenumbruch]
DIe Fabel von der Alcithoe/ welche/ samt ihren Schwestern/ die Opffer-Feste und Spiele des Bachus verachtet/ sich auf die Ubung der klugen Minerva/ als Spinnen/ weben und nähen/ begab und darneben die Sinnen und Gedancken/ mit denen unter sich selbst gepflognen Erzehlungen/ beschäfftigt gehalten/ kan bedeuten/ Alcithoe sey die Keuschheit/ welche zu zween grausamen Feinden habe/ den Wein und Müssiggang/ und/ aus grosser Vorsichtigkeit/ das überflüssige Trincken/ und eiteles Genügen vermeide/ auch/ vermittelst der Arbeit und des Fleisses/ sich selbsten/ in Krafft ihrer eignen Tugend/ erhalte. Die Geschicht/ von dem Pyramus und der [Spaltenumbruch] Thysbe/ gibt uns unterschiedliche lehrsame Anweisungen. Erstlich zwar diese: Daß die Jugend sich wol zuhüten und vorzusehen/ auch/ auß allem Vermögen/ zu meiden habe die unmässige Krafft der fleischlichen Liebe. Zum andern: daß sie sich/ ohne wissen und willen ihrer Eltern/ nicht verehligen/ dieweil solches insgemein ein unglückliches Ende und Ausgang zu nehmen pfleget. Drittens/ daß die Eltern auch die ienige junge Leute/ welche so gar grosse Liebe oder Neigung gegen einander haben/ nicht dergestalt hartnäckicht und gewaltiglich von einander zu trennen sich unter stehen/ noch dasjenige zuverhindern trachten sollen/ was doch öffters nicht zu hindern ist; dieweil mehrmalen grosses Unglück und Schwerigkeit/ und eine allzuspate fruchtlose Reu daraus zu entstehen pfleget. <TEI> <text> <body> <div> <div> <div xml:id="d1156.1"> <p><pb facs="#f0217" n="[Metamorphosis, S. 41]" xml:id="pb-1164"/><cb/> gewest; und weil sie allezeit mit einander auf die Jagt gegangen/ habe er sich in sie verliebt; sie aber wäre inzwischen mit Tode abgegangen: Als er nun über ihren Verlust sehr betrübt und trostlos gewesen/ wäre er dickmals hingegangen/ in einem Brunnen sich zu bespiegeln/ und selbsten zu sehen/ weil er/ in Beschauung seiner selber/ gleichsam die Gestalt seiner Schwester gesehen: allein es habe diese Freude ihm sein Leyden nicht benehmen können/ sondern er sey darüber gestorben; oder/ wie andere sagen/ in dem Brunnen/ allda sie offtermalen zusammen kommen/ ertruncken. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-331 http://d-nb.info/gnd/118592246 http://viaf.org/viaf/100176033">Pausanias</persName> aber ist disfalls einer andern Meinung. 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Dergleichen Selbst-liebhabere waren etliche/ unter denen berühmten Römischen Hauptleuten/ gar nicht; <cb/> dann sie das gemeine Beste über Reichthum und ihr eignen Leben geschätzet und geliebt: Dannenhero sie auch einen unsterblichen Namen erlangt haben.</p> <p xml:id="p1164.2">Die Fabel von dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2366">Pentheus</persName>/ welcher von seiner Mutter/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2493">Agave</persName>/ und dessen zweyen Muhmen/ der <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2494">Avtonoe</persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2659 http://d-nb.info/gnd/119362511 http://viaf.org/viaf/820054">Ino</persName>/ umgebracht worden/ suchet/ zu beweisen/ daß es denen Verächtern des Gottesdiensts/ oder Göttlichen Bundes/ allezeit/ oder doch meistentheils/ übel zugehen pflege/ und sie ernstlich gestraffet werden: Dergleichen warnende Vorbilder viel/ bey den Poeten/ angetroffen werden. Es ist aber dieses Gedicht genommen/ aus einer Geschichte: darum weil er keinen Wein tranck: dannenhero er genannt und beschrieben wird/ daß er des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> Feind gewesen seye/ und in solchem seinem Haß/ wider denselben/ ihn allezeit zu tödten gesucht/ unangesehen ihm die Kräffte und Tugenden dieses Gottes erzehlt und kund gemacht waren. Als wie <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-133 http://d-nb.info/gnd/118651439 http://viaf.org/viaf/27864934">Bachus</persName> die leichtfertige Gesellen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-2700">Acetes</persName> in Delphinen verändert/ welche man <choice><sic>rühmct</sic><corr>rühmet</corr></choice>/ daß sie den Menschen geneigt/ und Liebhaber der Music auch die schnelleste unter den Fischen seyn. 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Erstlich zwar diese: Daß die Jugend sich wol zuhüten und vorzusehen/ auch/ auß allem Vermögen/ zu meiden habe die unmässige Krafft der fleischlichen Liebe. Zum andern: daß sie sich/ ohne wissen und willen ihrer Eltern/ nicht verehligen/ dieweil solches insgemein ein unglückliches Ende und Ausgang zu nehmen pfleget. Drittens/ daß die Eltern auch die ienige junge Leute/ welche so gar grosse Liebe oder Neigung gegen einander haben/ nicht dergestalt hartnäckicht und gewaltiglich von einander zu trennen sich unter stehen/ noch dasjenige zuverhindern trachten sollen/ was doch öffters nicht zu hindern ist; dieweil mehrmalen grosses Unglück und Schwerigkeit/ und eine allzuspate fruchtlose Reu daraus zu entstehen pfleget.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[Metamorphosis, S. 41]/0217]
gewest; und weil sie allezeit mit einander auf die Jagt gegangen/ habe er sich in sie verliebt; sie aber wäre inzwischen mit Tode abgegangen: Als er nun über ihren Verlust sehr betrübt und trostlos gewesen/ wäre er dickmals hingegangen/ in einem Brunnen sich zu bespiegeln/ und selbsten zu sehen/ weil er/ in Beschauung seiner selber/ gleichsam die Gestalt seiner Schwester gesehen: allein es habe diese Freude ihm sein Leyden nicht benehmen können/ sondern er sey darüber gestorben; oder/ wie andere sagen/ in dem Brunnen/ allda sie offtermalen zusammen kommen/ ertruncken. Pausanias aber ist disfalls einer andern Meinung. Endlich wird auch die Fabel vom Narcissus/ also ausgelegt: Das/ durch die Nymphe Echo verstanden werde die Unsterblichkeit eines tugendsamen und ehrlichen Gerüchts/ so einen stetigen Nachklang/ in der Menschen Munde/ behält. Aber die Narcissen/ das ist/ solche Menschen/ die sich den Wollüsten ergeben/ und Erbärmlich in sich selbsten verliebt seyn/ werden endlich verwandelt in Blumen/ die des Morgens zwar frisch/ schön und lieblich anzusehen sind/ gegen den Abend aber verwelcken oder gar verdorren und zu nichte werden. Wann diese eigen-liebige Menschen sterben/ so bleiben ebenmässig ihre Namen/ in den Gräbern/ zusamt denen Leichnamen/ ewig verborgen/ und haben keinen Genus mehr von den Wollüsten/ wormit sie alhier ihr Leben zugebracht haben. Dergleichen Selbst-liebhabere waren etliche/ unter denen berühmten Römischen Hauptleuten/ gar nicht;
dann sie das gemeine Beste über Reichthum und ihr eignen Leben geschätzet und geliebt: Dannenhero sie auch einen unsterblichen Namen erlangt haben.
Die Fabel von dem Pentheus/ welcher von seiner Mutter/ der Agave/ und dessen zweyen Muhmen/ der Avtonoe und Ino/ umgebracht worden/ suchet/ zu beweisen/ daß es denen Verächtern des Gottesdiensts/ oder Göttlichen Bundes/ allezeit/ oder doch meistentheils/ übel zugehen pflege/ und sie ernstlich gestraffet werden: Dergleichen warnende Vorbilder viel/ bey den Poeten/ angetroffen werden. Es ist aber dieses Gedicht genommen/ aus einer Geschichte: darum weil er keinen Wein tranck: dannenhero er genannt und beschrieben wird/ daß er des Bachus Feind gewesen seye/ und in solchem seinem Haß/ wider denselben/ ihn allezeit zu tödten gesucht/ unangesehen ihm die Kräffte und Tugenden dieses Gottes erzehlt und kund gemacht waren. Als wie Bachus die leichtfertige Gesellen des Acetes in Delphinen verändert/ welche man rühmet/ daß sie den Menschen geneigt/ und Liebhaber der Music auch die schnelleste unter den Fischen seyn. Hierdurch kan verstanden werden die Krafft des Weins/ welcher mässig getruncken/ dem Menschen sehr nützlich ist/ und ihnen die Gesundheit des Leibes und Geistes verbessert/ sie auch hurtig und schnellfüssig macht; und was sonst dessen Tugenden mehr sind.
Ende des Dritten Buchs.
Ausleg- und Sinn-gebender
Erklärung/
über die
Bücher der Wandlung/
Des
Publius Ovidius Naso.
Vierdtes Buch.
DIe Fabel von der Alcithoe/ welche/ samt ihren Schwestern/ die Opffer-Feste und Spiele des Bachus verachtet/ sich auf die Ubung der klugen Minerva/ als Spinnen/ weben und nähen/ begab und darneben die Sinnen und Gedancken/ mit denen unter sich selbst gepflognen Erzehlungen/ beschäfftigt gehalten/ kan bedeuten/ Alcithoe sey die Keuschheit/ welche zu zween grausamen Feinden habe/ den Wein und Müssiggang/ und/ aus grosser Vorsichtigkeit/ das überflüssige Trincken/ und eiteles Genügen vermeide/ auch/ vermittelst der Arbeit und des Fleisses/ sich selbsten/ in Krafft ihrer eignen Tugend/ erhalte.
Die Geschicht/ von dem Pyramus und der
Thysbe/ gibt uns unterschiedliche lehrsame Anweisungen. Erstlich zwar diese: Daß die Jugend sich wol zuhüten und vorzusehen/ auch/ auß allem Vermögen/ zu meiden habe die unmässige Krafft der fleischlichen Liebe. Zum andern: daß sie sich/ ohne wissen und willen ihrer Eltern/ nicht verehligen/ dieweil solches insgemein ein unglückliches Ende und Ausgang zu nehmen pfleget. Drittens/ daß die Eltern auch die ienige junge Leute/ welche so gar grosse Liebe oder Neigung gegen einander haben/ nicht dergestalt hartnäckicht und gewaltiglich von einander zu trennen sich unter stehen/ noch dasjenige zuverhindern trachten sollen/ was doch öffters nicht zu hindern ist; dieweil mehrmalen grosses Unglück und Schwerigkeit/ und eine allzuspate fruchtlose Reu daraus zu entstehen pfleget.
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 41]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/217>, abgerufen am 03.03.2025. |