Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679.

Bild:
<< vorherige Seite
Vorrede zum Edlen Leser.
[Spaltenumbruch]

WAnn reisende Personen fremde Länder besuchen/ und auf ihrer/ Reise künstliche Mauerwercke/ oder schöne Gebäue finden/ entweder an Kirchen/ oder öffentlichen Spiel- und Schau-Häusern/ die zu einer ansehnlichen Höhe sich aufrichten/ und wol geschlossen sind: so verlangen sie zu wissen/ was vor sonderbare herrliche Wercke und Zierraten darinnen begriffen: sie gucken durch die Spalten/ und forschen von den Innwohnern/ nach Möglichkeit/ hievon allen Unterricht und Beschaffenheit. Dann es wohnet/ in denen Hertzen der Menschen/ eine treibende Begier/ Erkäntnüs und Wissenschaft der Warheit/ insonderheit von angenehmen oder nützlich-verborgenen Dingen/ zuerlangen. Dannenhero auch die alte künstliche Poeten und Philosophi ihre geliebte/ durch viel Arbeit/ erlangte Wissenschaften/ und weise Lehren/ mit sonderbaren vortreflichen Mumkleidern/ verdeckt/ und verborgen gehalten/ theils daß andere desto begierig- und hungeriger drauf würden: theils auch darum/ damit solche köstliche Kleinodien/ von dem rohen Pöfel/ und unachtsamen Volck/ nicht in den Koht getretten/ und verunreiniget würden: Sintemal der gemeine Mann/ an seinen gewohnten Meinungen/ insgemein so gar verhärtet ist/ daß er die würdigst- und löblichste Dinge der Welt/ insonderheit die bey ihm gemein- oder leichtlich zu bekommen sind/ aufs spöttlichste verwirfft; hingegen jähling in grosse Achtung und hohe Verwunderung ziehet/ was schwer und mit vieler Mühe erlanget wird. Wer aber diesen gemeinen Irrweg weislich vermeidet; ist von einem bescheidenem Urtheil nicht zu tadlen. Und dieses war auch die Ursach/ daß viel hoher Verstand/ so wol natürlich- als himmlischer Dinge/ und höchst-nöthige Unterweisungen/ unter mancherley Fabeln/ durch gelehrte und hurtige Poeten/ verstecket wurden: welche/ wie man davor hielt/ vom Geiste gedrungen/[Spaltenumbruch] und/ durch verborgene Krafft/ ausser sich selbst getrieben/ als gleichsam rasende/ ihre Gedichte und Verse an das Liecht brachten. Wie man dann auch glaubte/ daß/ nach seiner Geburt/ kein Mensch ein rechter Poet werden könte/ als der zu solcher wol-redenden Süssigkeit vorher geschickt und erkohren wäre. Weswegen der Arcadische Thyrsis also singt:

Ihr Hirten ziert den wachsenden Poeten/
Mit Epheu/ den kein Winter pflegt zu tödten.

Und anderswo pflegte Menalcas zu singen:

Gleichwie dem müden Mann/ im Gras/ pflegt süß zu
seyn

ein sanffter Schlaf; so auch mir in das Ohr dringt ein
das liebliche Gedicht der Göttlichen Poeten/ etc.

Dann diese alte Poeten waren Opfer-Priester der Götter/ heilige Weissager/ Ausleger der Geheimnüssen/ tugendhafte vortrefflich-gelehrte Männer/ in hohem Ansehen bey den grossen Herren und Königen/ als deren Kinder sie insgemein unterrichteten/ und ihnen/ mit ihren reitzenden Lustspiel-Erzehlungen/ die süssen Unterweisungen und Verstandbringende Lehren zu den zarten Ohren einflößten. Gleichwie der weise Plato, in seiner Republic/ auch begehrte/ daß die Mütter und Säug-Ammen den Kindern und Säuglingen auserlesene Sprüche vorsagen/ und/ vermittelst deren/ den Geist/ mit mehrer Sorgfalt/ als/ vermittelst der Hände/ den Leib/ zu bilden und zugestalten sich bemühen solten. So waren auch der Poeten Schrifften für göttliche Geheimnüsse/ Zwietracht-beylegende Staats-Regeln/ aufrichtig unfehlbare und gewisse Urtheile und Lehr-Sprüche geachtet: Also/ daß sie auch die leibliche Unterhaltungs-Nothdurfft nit so nöthig zu seyn schätzten/ als ihre Gedichte. Dann indem sie der Tugend/ und die tugendliche Vorgänger/ herrlich herausstrichen/ entzündeten sie die Hertzen/ in dem Lob-erwerbendem Tugendwege/ nachzufolgen: zwungen sie auch/ mit ernsthaftem Abschrecken/ zu scheuen und zu verachten den untugendlichen Abweg; der zu grausamen Straffen in den stinckenden und duncklen Abgrund führet: zu welchem Ende das Gedicht/ mit der erfreuenden

Vorrede zum Edlen Leser.
[Spaltenumbruch]

WAnn reisende Personen fremde Länder besuchen/ und auf ihrer/ Reise künstliche Mauerwercke/ oder schöne Gebäue finden/ entweder an Kirchen/ oder öffentlichen Spiel- und Schau-Häusern/ die zu einer ansehnlichen Höhe sich aufrichten/ und wol geschlossen sind: so verlangen sie zu wissen/ was vor sonderbare herrliche Wercke und Zierraten darinnen begriffen: sie gucken durch die Spalten/ und forschen von den Innwohnern/ nach Möglichkeit/ hievon allen Unterricht und Beschaffenheit. Dann es wohnet/ in denen Hertzen der Menschen/ eine treibende Begier/ Erkäntnüs und Wissenschaft der Warheit/ insonderheit von angenehmen oder nützlich-verborgenen Dingen/ zuerlangen. Dannenhero auch die alte künstliche Poeten und Philosophi ihre geliebte/ durch viel Arbeit/ erlangte Wissenschaften/ und weise Lehren/ mit sonderbaren vortreflichen Mumkleidern/ verdeckt/ und verborgen gehalten/ theils daß andere desto begierig- und hungeriger drauf würden: theils auch darum/ damit solche köstliche Kleinodien/ von dem rohen Pöfel/ und unachtsamen Volck/ nicht in den Koht getretten/ und verunreiniget würden: Sintemal der gemeine Mann/ an seinen gewohnten Meinungen/ insgemein so gar verhärtet ist/ daß er die würdigst- und löblichste Dinge der Welt/ insonderheit die bey ihm gemein- oder leichtlich zu bekommen sind/ aufs spöttlichste verwirfft; hingegen jähling in grosse Achtung und hohe Verwunderung ziehet/ was schwer und mit vieler Mühe erlanget wird. Wer aber diesen gemeinen Irrweg weislich vermeidet; ist von einem bescheidenem Urtheil nicht zu tadlen. Und dieses war auch die Ursach/ daß viel hoher Verstand/ so wol natürlich- als himmlischer Dinge/ und höchst-nöthige Unterweisungen/ unter mancherley Fabeln/ durch gelehrte und hurtige Poeten/ verstecket wurden: welche/ wie man davor hielt/ vom Geiste gedrungen/[Spaltenumbruch] und/ durch verborgene Krafft/ ausser sich selbst getrieben/ als gleichsam rasende/ ihre Gedichte und Verse an das Liecht brachten. Wie man dann auch glaubte/ daß/ nach seiner Geburt/ kein Mensch ein rechter Poet werden könte/ als der zu solcher wol-redenden Süssigkeit vorher geschickt und erkohren wäre. Weswegen der Arcadische Thyrsis also singt:

Ihr Hirten ziert den wachsenden Poeten/
Mit Epheu/ den kein Winter pflegt zu tödten.

Und anderswo pflegte Menalcas zu singen:

Gleichwie dem müden Mann/ im Gras/ pflegt süß zu
seyn

ein sanffter Schlaf; so auch mir in das Ohr dringt ein
das liebliche Gedicht der Göttlichen Poeten/ etc.

Dann diese alte Poeten waren Opfer-Priester der Götter/ heilige Weissager/ Ausleger der Geheimnüssen/ tugendhafte vortrefflich-gelehrte Männer/ in hohem Ansehen bey den grossen Herren und Königen/ als deren Kinder sie insgemein unterrichteten/ und ihnen/ mit ihren reitzenden Lustspiel-Erzehlungen/ die süssen Unterweisungen und Verstandbringende Lehren zu den zarten Ohren einflößten. Gleichwie der weise Plato, in seiner Republic/ auch begehrte/ daß die Mütter und Säug-Ammen den Kindern und Säuglingen auserlesene Sprüche vorsagen/ und/ vermittelst deren/ den Geist/ mit mehrer Sorgfalt/ als/ vermittelst der Hände/ den Leib/ zu bilden und zugestalten sich bemühen solten. So waren auch der Poeten Schrifften für göttliche Geheimnüsse/ Zwietracht-beylegende Staats-Regeln/ aufrichtig unfehlbare und gewisse Urtheile und Lehr-Sprüche geachtet: Also/ daß sie auch die leibliche Unterhaltungs-Nothdurfft nit so nöthig zu seyn schätzten/ als ihre Gedichte. Dann indem sie der Tugend/ und die tugendliche Vorgänger/ herrlich herausstrichen/ entzündeten sie die Hertzen/ in dem Lob-erwerbendem Tugendwege/ nachzufolgen: zwungen sie auch/ mit ernsthaftem Abschrecken/ zu scheuen und zu verachten den untugendlichen Abweg; der zu grausamen Straffen in den stinckenden und duncklen Abgrund führet: zu welchem Ende das Gedicht/ mit der erfreuenden

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div>
          <pb facs="#f0177" xml:id="pb-1124" n="[Metamorphosis, S. 1]"/>
          <div>
            <head>Vorrede zum Edlen Leser.</head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">W</hi>Ann reisende Personen fremde Länder besuchen/ und auf ihrer/ Reise künstliche Mauerwercke/ oder schöne Gebäue finden/ entweder an Kirchen/ oder öffentlichen Spiel- und Schau-Häusern/ die zu einer ansehnlichen Höhe sich aufrichten/ und wol geschlossen sind: so verlangen sie zu wissen/ was vor sonderbare herrliche Wercke und Zierraten darinnen begriffen: sie gucken durch die Spalten/ und forschen von den Innwohnern/ nach Möglichkeit/ hievon allen Unterricht und Beschaffenheit. Dann es wohnet/ in denen Hertzen der Menschen/ eine treibende Begier/ Erkäntnüs und Wissenschaft der Warheit/ insonderheit von angenehmen oder nützlich-verborgenen Dingen/ zuerlangen. Dannenhero auch die alte künstliche Poeten und <hi rendition="#aq">Philosophi</hi> ihre geliebte/ durch viel Arbeit/ erlangte Wissenschaften/ und weise Lehren/ mit sonderbaren vortreflichen Mumkleidern/ verdeckt/ und verborgen gehalten/ theils daß andere desto begierig- und hungeriger drauf würden: theils auch darum/ damit solche köstliche Kleinodien/ von dem rohen Pöfel/ und unachtsamen Volck/ nicht in den Koht getretten/ und verunreiniget würden: Sintemal der gemeine Mann/ an seinen gewohnten Meinungen/ insgemein so gar verhärtet ist/ daß er die würdigst- und löblichste Dinge der Welt/ insonderheit die bey ihm gemein- oder leichtlich zu bekommen sind/ aufs spöttlichste verwirfft; hingegen jähling in grosse Achtung und hohe Verwunderung ziehet/ was schwer und mit vieler Mühe erlanget wird. Wer aber diesen gemeinen Irrweg weislich vermeidet; ist von einem bescheidenem Urtheil nicht zu tadlen. Und dieses war auch die Ursach/ daß viel hoher Verstand/ so wol natürlich- als himmlischer Dinge/ und höchst-nöthige Unterweisungen/ unter mancherley Fabeln/ durch gelehrte und hurtige Poeten/ verstecket wurden: welche/ wie man davor hielt/ vom Geiste gedrungen/<cb/>
und/ durch verborgene Krafft/ ausser sich selbst getrieben/ als gleichsam rasende/ ihre Gedichte und Verse an das Liecht brachten. Wie man dann auch glaubte/ daß/ nach seiner Geburt/ kein Mensch ein rechter Poet werden könte/ als der zu solcher wol-redenden Süssigkeit vorher geschickt und erkohren wäre. Weswegen der Arcadische <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Thyrsis</persName> also singt:</p>
            <lg rendition="#c" type="poem">
              <l>Ihr Hirten ziert den wachsenden Poeten/</l><lb/>
              <l>Mit Epheu/ den kein Winter pflegt zu tödten.</l><lb/>
            </lg>
            <p>Und anderswo pflegte <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5403">Menalcas</persName> zu singen:</p>
            <lg rendition="#c" type="poem">
              <l>Gleichwie dem müden Mann/ im Gras/ pflegt süß zu<lb/>
seyn</l><lb/>
              <l>ein sanffter Schlaf; so auch mir in das Ohr dringt ein</l><lb/>
              <l>das liebliche Gedicht der Göttlichen Poeten/ etc.</l><lb/>
            </lg>
            <p>Dann diese alte Poeten waren Opfer-Priester der Götter/ heilige Weissager/ Ausleger der Geheimnüssen/ tugendhafte vortrefflich-gelehrte Männer/ in hohem Ansehen bey den grossen Herren und Königen/ als deren Kinder sie insgemein unterrichteten/ und ihnen/ mit ihren reitzenden Lustspiel-Erzehlungen/ die süssen Unterweisungen und Verstandbringende Lehren zu den zarten Ohren einflößten. Gleichwie der weise <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-892 http://d-nb.info/gnd/118594893 http://viaf.org/viaf/79033288">Plato</persName>,</hi> in seiner Republic/ auch begehrte/ daß die Mütter und Säug-Ammen den Kindern und Säuglingen auserlesene Sprüche vorsagen/ und/ vermittelst deren/ den Geist/ mit mehrer Sorgfalt/ als/ vermittelst der Hände/ den Leib/ zu bilden und zugestalten sich bemühen solten. So waren auch der Poeten Schrifften für göttliche Geheimnüsse/ Zwietracht-beylegende Staats-Regeln/ aufrichtig unfehlbare und gewisse Urtheile und Lehr-Sprüche geachtet: Also/ daß sie auch die leibliche Unterhaltungs-Nothdurfft nit so nöthig zu seyn schätzten/ als ihre Gedichte. Dann indem sie der Tugend/ und die tugendliche Vorgänger/ herrlich herausstrichen/ entzündeten sie die Hertzen/ in dem Lob-erwerbendem Tugendwege/ nachzufolgen: zwungen sie auch/ mit ernsthaftem Abschrecken/ zu scheuen und zu verachten den untugendlichen Abweg; der zu grausamen Straffen in den stinckenden und duncklen Abgrund führet: zu welchem Ende das Gedicht/ mit der erfreuenden
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[Metamorphosis, S. 1]/0177] Vorrede zum Edlen Leser. WAnn reisende Personen fremde Länder besuchen/ und auf ihrer/ Reise künstliche Mauerwercke/ oder schöne Gebäue finden/ entweder an Kirchen/ oder öffentlichen Spiel- und Schau-Häusern/ die zu einer ansehnlichen Höhe sich aufrichten/ und wol geschlossen sind: so verlangen sie zu wissen/ was vor sonderbare herrliche Wercke und Zierraten darinnen begriffen: sie gucken durch die Spalten/ und forschen von den Innwohnern/ nach Möglichkeit/ hievon allen Unterricht und Beschaffenheit. Dann es wohnet/ in denen Hertzen der Menschen/ eine treibende Begier/ Erkäntnüs und Wissenschaft der Warheit/ insonderheit von angenehmen oder nützlich-verborgenen Dingen/ zuerlangen. Dannenhero auch die alte künstliche Poeten und Philosophi ihre geliebte/ durch viel Arbeit/ erlangte Wissenschaften/ und weise Lehren/ mit sonderbaren vortreflichen Mumkleidern/ verdeckt/ und verborgen gehalten/ theils daß andere desto begierig- und hungeriger drauf würden: theils auch darum/ damit solche köstliche Kleinodien/ von dem rohen Pöfel/ und unachtsamen Volck/ nicht in den Koht getretten/ und verunreiniget würden: Sintemal der gemeine Mann/ an seinen gewohnten Meinungen/ insgemein so gar verhärtet ist/ daß er die würdigst- und löblichste Dinge der Welt/ insonderheit die bey ihm gemein- oder leichtlich zu bekommen sind/ aufs spöttlichste verwirfft; hingegen jähling in grosse Achtung und hohe Verwunderung ziehet/ was schwer und mit vieler Mühe erlanget wird. Wer aber diesen gemeinen Irrweg weislich vermeidet; ist von einem bescheidenem Urtheil nicht zu tadlen. Und dieses war auch die Ursach/ daß viel hoher Verstand/ so wol natürlich- als himmlischer Dinge/ und höchst-nöthige Unterweisungen/ unter mancherley Fabeln/ durch gelehrte und hurtige Poeten/ verstecket wurden: welche/ wie man davor hielt/ vom Geiste gedrungen/ und/ durch verborgene Krafft/ ausser sich selbst getrieben/ als gleichsam rasende/ ihre Gedichte und Verse an das Liecht brachten. Wie man dann auch glaubte/ daß/ nach seiner Geburt/ kein Mensch ein rechter Poet werden könte/ als der zu solcher wol-redenden Süssigkeit vorher geschickt und erkohren wäre. Weswegen der Arcadische Thyrsis also singt: Ihr Hirten ziert den wachsenden Poeten/ Mit Epheu/ den kein Winter pflegt zu tödten. Und anderswo pflegte Menalcas zu singen: Gleichwie dem müden Mann/ im Gras/ pflegt süß zu seyn ein sanffter Schlaf; so auch mir in das Ohr dringt ein das liebliche Gedicht der Göttlichen Poeten/ etc. Dann diese alte Poeten waren Opfer-Priester der Götter/ heilige Weissager/ Ausleger der Geheimnüssen/ tugendhafte vortrefflich-gelehrte Männer/ in hohem Ansehen bey den grossen Herren und Königen/ als deren Kinder sie insgemein unterrichteten/ und ihnen/ mit ihren reitzenden Lustspiel-Erzehlungen/ die süssen Unterweisungen und Verstandbringende Lehren zu den zarten Ohren einflößten. Gleichwie der weise Plato, in seiner Republic/ auch begehrte/ daß die Mütter und Säug-Ammen den Kindern und Säuglingen auserlesene Sprüche vorsagen/ und/ vermittelst deren/ den Geist/ mit mehrer Sorgfalt/ als/ vermittelst der Hände/ den Leib/ zu bilden und zugestalten sich bemühen solten. So waren auch der Poeten Schrifften für göttliche Geheimnüsse/ Zwietracht-beylegende Staats-Regeln/ aufrichtig unfehlbare und gewisse Urtheile und Lehr-Sprüche geachtet: Also/ daß sie auch die leibliche Unterhaltungs-Nothdurfft nit so nöthig zu seyn schätzten/ als ihre Gedichte. Dann indem sie der Tugend/ und die tugendliche Vorgänger/ herrlich herausstrichen/ entzündeten sie die Hertzen/ in dem Lob-erwerbendem Tugendwege/ nachzufolgen: zwungen sie auch/ mit ernsthaftem Abschrecken/ zu scheuen und zu verachten den untugendlichen Abweg; der zu grausamen Straffen in den stinckenden und duncklen Abgrund führet: zu welchem Ende das Gedicht/ mit der erfreuenden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/177
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,3. Nürnberg, 1679, S. [Metamorphosis, S. 1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0203_1679/177>, abgerufen am 30.12.2024.