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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Egypter/ Araber/ Trogloditen/ und andere Völcker mehr/ solche zu ihren Speisen gebraucht/ und sich sehr wol dabey befunden: Wie dis alles Galenus, an unterschiedlichen Orten/ bekräfftiget/ und Plin. lib. 7. cap. 2. gut heisset. Plinius gedenckt derjenigen Ost-Indianer/ welche über den Fluß Indum hin gewohnet/ daß sie eben dergleichen Speise sich bedienet: Und insonderheit die Cyrni, welche ihr Alter auf 140. Jahre gebracht. Nicht weniger auch die Mohren/ samt denen Macrobiis und Seris, (welche heut zu Tag für die Sineser gehalten werden) derer langes Leben vornemlich dem Schlangen-Fleisch/ das sie assen/ zugeschrieben wurde. Die heutigen West-Indianer thun eben dergleichen/ indem sie die Schlangen/ gleichwie wir die Aale Barlaeus in Brasil. pag 428. verzehren: Bevor aber diejenige/ welche sie Manuah nennen/ und am Schwantz ein Horn haben; damit sie Menschen und Vieh ergreiffen/ ihnen tieff in den Leib hinab schlagen/ bis sie solche zu einem Baum bringen/ daran umschlingen/ und ihnen alles Blut/ samt dem Leben selbsten aussaugen. In Piso lic. 3. de Medic. Bras. fol. 41.42.Brasilien ist heut zu Tag nichts gemeiners/ als daß die barbarischen Innwohner des Lands/ das Fleisch von der wiewol vergifften/ und neun/ bisweilen auch zehen Schuhe langen Schlangen/Cucurucu genannt/ also zubereiten/ daß sie solches geniessen können: Ja/ nicht nur allein die schwartzen/ sondern auch unsere Europeer selbst/ essen das Fleisch von der Schlangen Boigvacu, oder liboya genannt; welche so groß/ starck und dick/ als ein Mensch um die Brust seyn mag: Unter denen manche 18. bis 20. Ellen lang sind/ die Portugesen nennen sie Cobre de Veado, dieweil sie gantze Rehen verschlingen/ und aussaugen. Wann die Schlang Jararaca jemand beschädiget/ so wird die Haut/ der Schwantz/ und das Haubt/ samt dem Ingeweid/ hinweg gethan; das Fleisch aber in Wasser von der Wurtzel Jurepeba, mit Saltz/ Oel/ Lauch/ Dillkraut/ und andern dergleichen gekocht/ und den Patienten/ nicht ohne sonderbarem Nutzen/ zu essen gegeben.

Was Wunder ist es dann/ wolte ich noch ferner sagen/ wann der hochberühmte welsche Medicus, Severinus de Viper. nat. ven medic. part. 1. cap. 3M. Aur. Severinus die Vipern/ und dero Fleisch/ als eine sonderbare Gabe GOttes/ dem Menschen zum Besten/ so höchlich rühmet und preiset; wodurch nemlich die Gesundheit erhalten/ das Leben verwahret/ die Sinnen geschärffet/ die Fruchtbarkeit des Leibes befordert/ die Jugend fortgesetzet/ und das Alter weit zuruck getrieben/ und aufgehalten/ die grössesten Schwachheiten den Krancken benommen/ und alles zu vollkömmlichen Wolstand gebracht wird. Dannenhero die Natur/ zu Erhaltung des Menschen/ so sorgfältig gewest/ Der Vipern grosse Fruchtbarkeit. daß sie denen obbesagten Vipern grosse Fruchtbarkeit eingepflantzet: Sintemal diese (gleich der Aesculapischen Schlange) viel tausend/ und eine jede jährlich für sich allein funftzig ihres Gleichen gebieret. Wodurch die Römischen Keiser/ (wie bevor gemeldt) um so viel desto mehr veranlasset worden; wann entweder sie selbst denen unter sich gebrachten Völckern ihre hochschätzbare Wolthaten zu verstehen geben; oder auch das Römische Volck/ und die neuerbaute Landstädte deren gute[Spaltenumbruch] Dienste rühmen/ und kundbar machen wollen: sie deroselben Bildnusse in Gestalt einer Heil-Göttinn/ Salutis oder Hygiae, abgemahlet; welche dergleichen Schlangen in den Händen hielten. Wann allgemeine Bet-Täge dem Jovi, der Junoni und Minervae, in den Römischen Tempeln hin und her öffentlich angestellet und gehalten wurden; irgend eine gefährliche Seuche/ oder auch gar die eingerissene Pest zeitlich dadurch abzuwenden; so Neronis Wunschpfenning. bildeten sie (wie aus des Keysers Neronis Wunsch-Pfenning zu ersehen) einen auf einem Bette darnieder ligenden Menschen ab/ samt zweyen Schlangen/ oben zum Haubten/ und unten zu den Füssen. Acilii Gesundheit Seule.M. Acilius, als ein Müntzer/ ließ/ entweder wegen erlangter Gesundheit/ oder auch aus Wunsch derselben/ für seine Person ein Weibsbild in Messing graben/ welche sich ruckwerts mit dem lincken Arm an eine starcke Seulen leinete; mit der rechten Hand aber einer krümmenden Schlangen Kopf an ihren Mund hielt/ derselben heilsames Anhauchen/ wie vermuthlich/ desto näher in sich zu ziehen; mit dieser Innschrifft: M. ACILIUS TRIUMVIR (monetalis) VALETUDINI. Das ist: M. Acilius, ein Müntzer/ hat solches Bild/ der Gesundheit zu Ehren/ formiren/ und aufrichten Jo. Georg. Velschius in Exerc. de Vena Medin. cap. 3. lassen. Zu geschweigen vieler andern Müntzen/ Götzenbilder/ Statuen/ und dergleichen Figuren mehr/ welche der hochberühmte Velschius mit höchstem Fleiß zusamm getragen/ von der Schlangen Abgötterey vortrefflich erklärt/ und weitläuftig ausgeführt hat.

Aesculapius von einer Schlangen erzeugt. Lucian. Dial. de falso vate. Uberdis alles ist bey den Griechen nichts gemeiners/ als daß/ ihrem Fürgeben nach/ Aesculapius von einer solchen Schlange/ die aus einem Ey geschlosssen/ erzeuget worden sey; wie Lucianus uns dessen berichtet: Aus welcher Ursach dann die Schlangen unter des Aesculapii Schutz zu seyn/ erachtet wurde. Von Aesculapio aber ist nachmals der vortreffliche Artzt/ Hippocrates, erzeuget/ und deswegen gleichfalls auch mit Der Schlangen Ehre in Griechenland. einem Schlangenstab abgemahlet worden. Der Griechen noch weiter zu gedencken/ so hatten die Eleischen Völcker einer Schlangen/ so ihre Stadt gesund erhalten/ diesen sonderbaren Ehren-Namen geben/ daß sie dieselbe Sosipolin, das ist/ die Stadt-Erhalterinn genennet. Die Argiver/ (wie der Peripatetische Philosophus, Namens Clearchus, bey Aeliano, hiervon meldet) hielten es für keine geringe Sünde/ daß man eine Schlange tödten solte: Zu geschweigen/ daß Jupiter/ in Gestalt einer Schlangen/ an vielen Orten/ durch Griechenland/ geehret worden; wie Claudius Minos zu des Alciati Sinnbildern solches angemercket.

In Preussen/ Lithau/ und Calecuth. Ferner ist aus den Historien bekant/ daß die Preussen weyland den Schlangen fast göttliche Ehre angethan; daß die Lithauer solche gar angebetet/ bezeuget Aeneas Sylvius: Die Könige in Calecuth haben die Schlangen-Mörder so heftig abgestrafft/ als diejenigen/ so einen Menschen todtgeschlagen; und zu Verwahrung derselben betachte Hütten/ damit sie für dem Regen sicher wären/ aufschlagen lassen: Denn sie waren der gäntzlichen

[Spaltenumbruch] Egypter/ Araber/ Trogloditen/ und andere Völcker mehr/ solche zu ihren Speisen gebraucht/ und sich sehr wol dabey befunden: Wie dis alles Galenus, an unterschiedlichen Orten/ bekräfftiget/ und Plin. lib. 7. cap. 2. gut heisset. Plinius gedenckt derjenigen Ost-Indianer/ welche über den Fluß Indum hin gewohnet/ daß sie eben dergleichen Speise sich bedienet: Und insonderheit die Cyrni, welche ihr Alter auf 140. Jahre gebracht. Nicht weniger auch die Mohren/ samt denen Macrobiis und Seris, (welche heut zu Tag für die Sineser gehalten werden) derer langes Leben vornemlich dem Schlangen-Fleisch/ das sie assen/ zugeschrieben wurde. Die heutigen West-Indianer thun eben dergleichen/ indem sie die Schlangen/ gleichwie wir die Aale Barlaeus in Brasil. pag 428. verzehren: Bevor aber diejenige/ welche sie Manuah nennen/ und am Schwantz ein Horn haben; damit sie Menschen und Vieh ergreiffen/ ihnen tieff in den Leib hinab schlagen/ bis sie solche zu einem Baum bringen/ daran umschlingen/ und ihnen alles Blut/ samt dem Leben selbsten aussaugen. In Piso lic. 3. de Medic. Bras. fol. 41.42.Brasilien ist heut zu Tag nichts gemeiners/ als daß die barbarischen Innwohner des Lands/ das Fleisch von der wiewol vergifften/ und neun/ bisweilen auch zehen Schuhe langen Schlangen/Cucurucu genannt/ also zubereiten/ daß sie solches geniessen können: Ja/ nicht nur allein die schwartzen/ sondern auch unsere Europeer selbst/ essen das Fleisch von der Schlangen Boigvacu, oder liboya genannt; welche so groß/ starck und dick/ als ein Mensch um die Brust seyn mag: Unter denen manche 18. bis 20. Ellen lang sind/ die Portugesen nennen sie Cobre de Veado, dieweil sie gantze Rehen verschlingen/ und aussaugen. Wann die Schlang Jararaca jemand beschädiget/ so wird die Haut/ der Schwantz/ und das Haubt/ samt dem Ingeweid/ hinweg gethan; das Fleisch aber in Wasser von der Wurtzel Jurepeba, mit Saltz/ Oel/ Lauch/ Dillkraut/ und andern dergleichen gekocht/ und den Patienten/ nicht ohne sonderbarem Nutzen/ zu essen gegeben.

Was Wunder ist es dann/ wolte ich noch ferner sagen/ wann der hochberühmte welsche Medicus, Severinus de Viper. nat. ven medic. part. 1. cap. 3M. Aur. Severinus die Vipern/ und dero Fleisch/ als eine sonderbare Gabe GOttes/ dem Menschen zum Besten/ so höchlich rühmet und preiset; wodurch nemlich die Gesundheit erhalten/ das Leben verwahret/ die Sinnen geschärffet/ die Fruchtbarkeit des Leibes befordert/ die Jugend fortgesetzet/ und das Alter weit zuruck getrieben/ und aufgehalten/ die grössesten Schwachheiten den Krancken benommen/ und alles zu vollkömmlichen Wolstand gebracht wird. Dannenhero die Natur/ zu Erhaltung des Menschen/ so sorgfältig gewest/ Der Vipern grosse Fruchtbarkeit. daß sie denen obbesagten Vipern grosse Fruchtbarkeit eingepflantzet: Sintemal diese (gleich der Aesculapischen Schlange) viel tausend/ und eine jede jährlich für sich allein funftzig ihres Gleichen gebieret. Wodurch die Römischen Keiser/ (wie bevor gemeldt) um so viel desto mehr veranlasset worden; wann entweder sie selbst denen unter sich gebrachten Völckern ihre hochschätzbare Wolthaten zu verstehen geben; oder auch das Römische Volck/ und die neuerbaute Landstädte deren gute[Spaltenumbruch] Dienste rühmen/ und kundbar machen wollen: sie deroselben Bildnusse in Gestalt einer Heil-Göttinn/ Salutis oder Hygiae, abgemahlet; welche dergleichen Schlangen in den Händen hielten. Wann allgemeine Bet-Täge dem Jovi, der Junoni und Minervae, in den Römischen Tempeln hin und her öffentlich angestellet und gehalten wurden; irgend eine gefährliche Seuche/ oder auch gar die eingerissene Pest zeitlich dadurch abzuwenden; so Neronis Wunschpfenning. bildeten sie (wie aus des Keysers Neronis Wunsch-Pfenning zu ersehen) einen auf einem Bette darnieder ligenden Menschen ab/ samt zweyen Schlangen/ oben zum Haubten/ und unten zu den Füssen. Acilii Gesundheit Seule.M. Acilius, als ein Müntzer/ ließ/ entweder wegen erlangter Gesundheit/ oder auch aus Wunsch derselben/ für seine Person ein Weibsbild in Messing graben/ welche sich ruckwerts mit dem lincken Arm an eine starcke Seulen leinete; mit der rechten Hand aber einer krümmenden Schlangen Kopf an ihren Mund hielt/ derselben heilsames Anhauchen/ wie vermuthlich/ desto näher in sich zu ziehen; mit dieser Innschrifft: M. ACILIUS TRIUMVIR (monetalis) VALETUDINI. Das ist: M. Acilius, ein Müntzer/ hat solches Bild/ der Gesundheit zu Ehren/ formiren/ und aufrichten Jo. Georg. Velschius in Exerc. de Vena Medin. cap. 3. lassen. Zu geschweigen vieler andern Müntzen/ Götzenbilder/ Statuen/ und dergleichen Figuren mehr/ welche der hochberühmte Velschius mit höchstem Fleiß zusamm getragen/ von der Schlangen Abgötterey vortrefflich erklärt/ und weitläuftig ausgeführt hat.

Aesculapius von einer Schlangen erzeugt. Lucian. Dial. de falso vate. Uberdis alles ist bey den Griechen nichts gemeiners/ als daß/ ihrem Fürgeben nach/ Aesculapius von einer solchen Schlange/ die aus einem Ey geschlosssen/ erzeuget worden sey; wie Lucianus uns dessen berichtet: Aus welcher Ursach dann die Schlangen unter des Aesculapii Schutz zu seyn/ erachtet wurde. Von Aesculapio aber ist nachmals der vortreffliche Artzt/ Hippocrates, erzeuget/ und deswegen gleichfalls auch mit Der Schlangen Ehre in Griechenland. einem Schlangenstab abgemahlet worden. Der Griechen noch weiter zu gedencken/ so hatten die Eleischen Völcker einer Schlangen/ so ihre Stadt gesund erhalten/ diesen sonderbaren Ehren-Namen geben/ daß sie dieselbe Sosipolin, das ist/ die Stadt-Erhalterinn genennet. Die Argiver/ (wie der Peripatetische Philosophus, Namens Clearchus, bey Aeliano, hiervon meldet) hielten es für keine geringe Sünde/ daß man eine Schlange tödten solte: Zu geschweigen/ daß Jupiter/ in Gestalt einer Schlangen/ an vielen Orten/ durch Griechenland/ geehret worden; wie Claudius Minos zu des Alciati Sinnbildern solches angemercket.

In Preussen/ Lithau/ und Calecuth. Ferner ist aus den Historien bekant/ daß die Preussen weyland den Schlangen fast göttliche Ehre angethan; daß die Lithauer solche gar angebetet/ bezeuget Aeneas Sylvius: Die Könige in Calecuth haben die Schlangen-Mörder so heftig abgestrafft/ als diejenigen/ so einen Menschen todtgeschlagen; und zu Verwahrung derselben betachte Hütten/ damit sie für dem Regen sicher wären/ aufschlagen lassen: Denn sie waren der gäntzlichen

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Dienste rühmen/ und kundbar machen wollen: sie deroselben Bildnusse in Gestalt einer Heil-Göttinn/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-838 http://d-nb.info/gnd/119295113 http://viaf.org/viaf/8194684">Salutis</persName></hi> oder <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-753 http://d-nb.info/gnd/118900293 http://viaf.org/viaf/74651613">Hygiae</persName>,</hi> abgemahlet; welche dergleichen Schlangen in den Händen hielten. Wann allgemeine Bet-Täge dem <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-99 http://d-nb.info/gnd/118558897 http://viaf.org/viaf/22933410">Jovi</persName>,</hi> der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-100 http://d-nb.info/gnd/118800574 http://viaf.org/viaf/47558229">Junoni</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-145 http://d-nb.info/gnd/118986155 http://viaf.org/viaf/13107718">Minervae</persName>,</hi> in den Römischen Tempeln hin und her öffentlich angestellet und gehalten wurden; irgend eine gefährliche Seuche/ oder auch gar die eingerissene Pest zeitlich dadurch abzuwenden; so <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-219 http://d-nb.info/gnd/118586998 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115696 http://viaf.org/viaf/84036175">Neronis</persName></hi> Wunschpfenning.</note> bildeten sie (wie aus des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-219 http://d-nb.info/gnd/118586998 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500115696 http://viaf.org/viaf/84036175">Keysers <hi rendition="#aq">Neronis</hi></persName> Wunsch-Pfenning zu ersehen) einen auf einem Bette darnieder ligenden Menschen ab/ samt zweyen Schlangen/ oben zum Haubten/ und unten zu den Füssen. <note place="right"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">Acilii</persName></hi> Gesundheit Seule.</note><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">M. Acilius</persName>,</hi> als ein Müntzer/ ließ/ entweder wegen erlangter Gesundheit/ oder auch aus Wunsch derselben/ für seine Person ein Weibsbild in Messing graben/ welche sich ruckwerts mit dem lincken Arm an eine starcke Seulen leinete; mit der rechten Hand aber einer krümmenden Schlangen Kopf an ihren Mund hielt/ derselben heilsames Anhauchen/ wie vermuthlich/ desto näher in sich zu ziehen; mit dieser Innschrifft: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">M. ACILIUS</persName> TRIUMVIR (monetalis) VALETUDINI</hi>. Das ist: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5632">M. Acilius</persName>,</hi> ein Müntzer/ hat solches Bild/ der Gesundheit zu Ehren/ <hi rendition="#aq">formiren</hi>/ und aufrichten <note place="right"><bibl><ref target="http://ta.sandrart.net/-bibliography-1722 http://gso.gbv.de/xslt/DB=1.28/CMD?ACT=SRCHA&amp;IKT=8002&amp;TRM=23%3A275441M"><hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5211 http://d-nb.info/gnd/104194995 http://viaf.org/viaf/66765429">Jo. Georg. Velschius</persName> in Exerc. de Vena Medin. cap. 3.</hi></ref></bibl></note> lassen. Zu geschweigen vieler andern Müntzen/ Götzenbilder/ <hi rendition="#aq">Statuen</hi>/ und dergleichen Figuren mehr/ welche der hochberühmte <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5211 http://d-nb.info/gnd/104194995 http://viaf.org/viaf/66765429">Velschius</persName></hi> mit höchstem Fleiß zusamm getragen/ von der Schlangen Abgötterey vortrefflich erklärt/ und weitläuftig ausgeführt hat.</p>
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              <p xml:id="p780.3"><note place="right">In <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-274 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016786">Preussen</placeName>/ <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-275 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7006542">Lithau</placeName>/ und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-276 http://www.geonames.org/1275004/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030776">Calecuth</placeName>.</note> Ferner ist aus den Historien bekant/ daß die Preussen weyland den Schlangen fast göttliche Ehre angethan; daß die Lithauer solche gar angebetet/ bezeuget <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-3001 http://d-nb.info/gnd/118594702 http://viaf.org/viaf/95156138">Aeneas Sylvius</persName></hi>: Die Könige in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-276 http://www.geonames.org/1275004/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7030776">Calecuth</placeName> haben die Schlangen-Mörder so heftig abgestrafft/ als diejenigen/ so einen Menschen todtgeschlagen; und zu Verwahrung derselben betachte Hütten/ damit sie für dem Regen sicher wären/ aufschlagen lassen: Denn sie waren der gäntzlichen
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[[I (Architektur), S. 48]/0245] Egypter/ Araber/ Trogloditen/ und andere Völcker mehr/ solche zu ihren Speisen gebraucht/ und sich sehr wol dabey befunden: Wie dis alles Galenus, an unterschiedlichen Orten/ bekräfftiget/ und gut heisset. Plinius gedenckt derjenigen Ost-Indianer/ welche über den Fluß Indum hin gewohnet/ daß sie eben dergleichen Speise sich bedienet: Und insonderheit die Cyrni, welche ihr Alter auf 140. Jahre gebracht. Nicht weniger auch die Mohren/ samt denen Macrobiis und Seris, (welche heut zu Tag für die Sineser gehalten werden) derer langes Leben vornemlich dem Schlangen-Fleisch/ das sie assen/ zugeschrieben wurde. Die heutigen West-Indianer thun eben dergleichen/ indem sie die Schlangen/ gleichwie wir die Aale verzehren: Bevor aber diejenige/ welche sie Manuah nennen/ und am Schwantz ein Horn haben; damit sie Menschen und Vieh ergreiffen/ ihnen tieff in den Leib hinab schlagen/ bis sie solche zu einem Baum bringen/ daran umschlingen/ und ihnen alles Blut/ samt dem Leben selbsten aussaugen. In Brasilien ist heut zu Tag nichts gemeiners/ als daß die barbarischen Innwohner des Lands/ das Fleisch von der wiewol vergifften/ und neun/ bisweilen auch zehen Schuhe langen Schlangen/Cucurucu genannt/ also zubereiten/ daß sie solches geniessen können: Ja/ nicht nur allein die schwartzen/ sondern auch unsere Europeer selbst/ essen das Fleisch von der Schlangen Boigvacu, oder liboya genannt; welche so groß/ starck und dick/ als ein Mensch um die Brust seyn mag: Unter denen manche 18. bis 20. Ellen lang sind/ die Portugesen nennen sie Cobre de Veado, dieweil sie gantze Rehen verschlingen/ und aussaugen. Wann die Schlang Jararaca jemand beschädiget/ so wird die Haut/ der Schwantz/ und das Haubt/ samt dem Ingeweid/ hinweg gethan; das Fleisch aber in Wasser von der Wurtzel Jurepeba, mit Saltz/ Oel/ Lauch/ Dillkraut/ und andern dergleichen gekocht/ und den Patienten/ nicht ohne sonderbarem Nutzen/ zu essen gegeben. Plin. lib. 7. cap. 2. Barlaeus in Brasil. pag 428. Piso lic. 3. de Medic. Bras. fol. 41.42.Was Wunder ist es dann/ wolte ich noch ferner sagen/ wann der hochberühmte welsche Medicus, M. Aur. Severinus die Vipern/ und dero Fleisch/ als eine sonderbare Gabe GOttes/ dem Menschen zum Besten/ so höchlich rühmet und preiset; wodurch nemlich die Gesundheit erhalten/ das Leben verwahret/ die Sinnen geschärffet/ die Fruchtbarkeit des Leibes befordert/ die Jugend fortgesetzet/ und das Alter weit zuruck getrieben/ und aufgehalten/ die grössesten Schwachheiten den Krancken benommen/ und alles zu vollkömmlichen Wolstand gebracht wird. Dannenhero die Natur/ zu Erhaltung des Menschen/ so sorgfältig gewest/ daß sie denen obbesagten Vipern grosse Fruchtbarkeit eingepflantzet: Sintemal diese (gleich der Aesculapischen Schlange) viel tausend/ und eine jede jährlich für sich allein funftzig ihres Gleichen gebieret. Wodurch die Römischen Keiser/ (wie bevor gemeldt) um so viel desto mehr veranlasset worden; wann entweder sie selbst denen unter sich gebrachten Völckern ihre hochschätzbare Wolthaten zu verstehen geben; oder auch das Römische Volck/ und die neuerbaute Landstädte deren gute Dienste rühmen/ und kundbar machen wollen: sie deroselben Bildnusse in Gestalt einer Heil-Göttinn/ Salutis oder Hygiae, abgemahlet; welche dergleichen Schlangen in den Händen hielten. Wann allgemeine Bet-Täge dem Jovi, der Junoni und Minervae, in den Römischen Tempeln hin und her öffentlich angestellet und gehalten wurden; irgend eine gefährliche Seuche/ oder auch gar die eingerissene Pest zeitlich dadurch abzuwenden; so bildeten sie (wie aus des Keysers Neronis Wunsch-Pfenning zu ersehen) einen auf einem Bette darnieder ligenden Menschen ab/ samt zweyen Schlangen/ oben zum Haubten/ und unten zu den Füssen. M. Acilius, als ein Müntzer/ ließ/ entweder wegen erlangter Gesundheit/ oder auch aus Wunsch derselben/ für seine Person ein Weibsbild in Messing graben/ welche sich ruckwerts mit dem lincken Arm an eine starcke Seulen leinete; mit der rechten Hand aber einer krümmenden Schlangen Kopf an ihren Mund hielt/ derselben heilsames Anhauchen/ wie vermuthlich/ desto näher in sich zu ziehen; mit dieser Innschrifft: M. ACILIUS TRIUMVIR (monetalis) VALETUDINI. Das ist: M. Acilius, ein Müntzer/ hat solches Bild/ der Gesundheit zu Ehren/ formiren/ und aufrichten lassen. Zu geschweigen vieler andern Müntzen/ Götzenbilder/ Statuen/ und dergleichen Figuren mehr/ welche der hochberühmte Velschius mit höchstem Fleiß zusamm getragen/ von der Schlangen Abgötterey vortrefflich erklärt/ und weitläuftig ausgeführt hat. Severinus de Viper. nat. ven medic. part. 1. cap. 3 Der Vipern grosse Fruchtbarkeit. Neronis Wunschpfenning. Acilii Gesundheit Seule. Jo. Georg. Velschius in Exerc. de Vena Medin. cap. 3. Uberdis alles ist bey den Griechen nichts gemeiners/ als daß/ ihrem Fürgeben nach/ Aesculapius von einer solchen Schlange/ die aus einem Ey geschlosssen/ erzeuget worden sey; wie Lucianus uns dessen berichtet: Aus welcher Ursach dann die Schlangen unter des Aesculapii Schutz zu seyn/ erachtet wurde. Von Aesculapio aber ist nachmals der vortreffliche Artzt/ Hippocrates, erzeuget/ und deswegen gleichfalls auch mit einem Schlangenstab abgemahlet worden. Der Griechen noch weiter zu gedencken/ so hatten die Eleischen Völcker einer Schlangen/ so ihre Stadt gesund erhalten/ diesen sonderbaren Ehren-Namen geben/ daß sie dieselbe Sosipolin, das ist/ die Stadt-Erhalterinn genennet. Die Argiver/ (wie der Peripatetische Philosophus, Namens Clearchus, bey Aeliano, hiervon meldet) hielten es für keine geringe Sünde/ daß man eine Schlange tödten solte: Zu geschweigen/ daß Jupiter/ in Gestalt einer Schlangen/ an vielen Orten/ durch Griechenland/ geehret worden; wie Claudius Minos zu des Alciati Sinnbildern solches angemercket. Aesculapius von einer Schlangen erzeugt. Lucian. Dial. de falso vate. Der Schlangen Ehre in Griechenland. Ferner ist aus den Historien bekant/ daß die Preussen weyland den Schlangen fast göttliche Ehre angethan; daß die Lithauer solche gar angebetet/ bezeuget Aeneas Sylvius: Die Könige in Calecuth haben die Schlangen-Mörder so heftig abgestrafft/ als diejenigen/ so einen Menschen todtgeschlagen; und zu Verwahrung derselben betachte Hütten/ damit sie für dem Regen sicher wären/ aufschlagen lassen: Denn sie waren der gäntzlichen In Preussen/ Lithau/ und Calecuth.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 48]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/245>, abgerufen am 27.04.2024.