Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675.Innhalt.CCLIX. Rembrand von Ryn: Ersinnet sich eigene Mahl-Reglen: Sein Reichtum: Lehret die Mahlere den rechten Kunst Gebrauch der Farben: Seine Art zu mahlen. CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag: Komt nach Venedig/ Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag: Seine Werke. CCLXI. Johann Heinrich Schönfeld/ von Augstburg: Seine Art zu mahlen: Seine Werke. CCLXII. Susanna Mayrin/ Mahlerin von Augstburg. CCLXIII. Johann Ulrich Mayr/ Mahler von Augstburg: Komt in Niederland und Italien: Wird ein fürtreflicher Contrafäter: Seine Werke. CCLXIV. Johann Sigmund Müller/ Assessor des Gerichts/ und Mahler von Augstburg: Seine Lehr-Jahre: Seine Reißen in Italien: Seine Werke: Seine Ehren Aemter. CCLIX. Rembrand von Ryn. ES ist fast zu bewundern/ daß da der fürtrefliche Rembrand von Ryn/ nur aus dem platten Land und von einem Müller entsprossen/ gleichwol ihm die Natur zu so edler Kunst der gestalt getrieben/ daß er durch großen Fleiß/ angeborne Inclination und Neigung auf einen so hohen Staffel in der Kunst gelanget. Er machte seinen Anfang zu Amsterdam bey dem berühmten Laßmann/ und gieng ihme/ wegen Gütigkeit der Natur/ ungesparten Fleißes und allstätiger Ubung nichts ab/ als daß er Italien und andere Oerter/ wo die Antichen und der Kunst Theorie zu erlernen nicht besucht/ zumal da er auch nicht als nur schlecht Niderländisch lesen/ und also sich durch die Bücher wenig helfen können: Demnach bliebe er Ersinnet sich eigene Mahl-Reglen. beständig bey seinem angenommenen Brauch/ und scheuete sich nicht/ wider unsere Kunst-Reglen/ als die Anatomia und Maas der menschlichen Gliedmaßen/ wider die Perspectiva und den Nutzen der antichen Statuen/ wider Raphaels Zeichenkunst und vernünftige Ausbildungen auch wider die unserer Profession höchst-nöhtigen Academien zu streiten/ und denenselben zu widersprechen/ vorgebend/ daß man sich einig und allein an die Natur und keine andere Reglen binden solle/ wie er dann auch/ nach Erforderung eines Werks/ das Liecht oder Schatten/ und die Umzüge aller Dingen/ ob sie schon dem Horizont zuwider/ wann sie nur seiner Meinung nach wol und der Sachen geholffen/ gut geheißen; So dann/ weil die saubere Umzüge sich an ihrem Ort correct solten erfinden/ füllte er die Gefahr zu vermeiden denselben mit Finsterschwarz dergestalt aus/ daß er von solchen nichts anders als die Zusammenhaltung der universal-Harmonia verlanget/ in welcher letzten er fürteflich gewesen/ und der Natur Einfalt nicht allein stattlich auszubilden/ sondern auch mit natürlichen Kräften in Colorten und starken Erheben zu zieren gewust/ für nemlich in halben Bildern/ oder alten Köpfen/[Spaltenumbruch] ja auch in kleinen Stucken/ zierlichen Kleidungen und andern Artigkeiten. Neben diesem hat er in Kupfer sehr viele und unterschiedliche Sachen geäzt/ die von seiner Hand im Druck ausgehen/ aus welchem allem wol zu sehen/ daß er ein sehr fleißiger unverdroßener Mann gewesen/ dannenhero ihme das Glück große baare Mittel zugetheilt/ und seine Behausung in Amsterdam Sein Reichtum. mit fast unzahlbaren fürnehmen Kindern zur Instruction und Lehre erfüllet/ deren jeder ihme jährlich in die 100. Gulden bezahlt/ ohne den Nutzen/ welchen er aus dieser seiner Lehrlinge Mahlwerken und Kupferstucken erhalten/ der sich auch in die 2 bis 2500 Gulden baares Gelds belauffen/ samt dem/ was er durch seine eigne Hand-Arbeit erworben. Gewiß ists/ daß/ wann er mit den Leuten sich hätte wißen zu halten/ und seine Sache vernünftig anzustellen/ er seinen Reichtum noch merklich ergrößert haben würde; Dann ob er schon kein Verschwender gewesen/ hat er doch seinen Stand gar nicht wißen zu beobachten/ und sich jederzeit nur zu niedrigen Leuten gesellet/ dannenhero er auch in seiner Arbeit verhindert gewesen. Dieses dienet zu seinem Lob/ daß er die Farben sehr vernünftig und künstlich von ihrer eignen Art zu brechen/ und nachmalen darmit auf der Tafel/ der Natur warhafte und lebhafte Einfältigkeit/ mit Lehret die Mahlere den rechten Kunst-Gebrauch der Farben. guter Harmonie des Lebens/ auszubilden gewust/ wormit er dann allen denen die Augen eröfnet/ welche/ dem gemeinen Brauch nach/ mehr Färber als Mahler sind/ indem sie die Härtigkeit und rauhe Art der Farben ganz frech und hart neben einander legen/ daß sie mit der Natur ganz keine Gemeinschaft haben/ sondern nur denen in den Kram-Läden gefüllten Farben Schachtlen/ oder aus der Färberey gebrachten Tüchern ähnlich und gleich sehen. Sonsten war er auch ein großer Liebhaber von allerley Kunststucken/ an Gemälden/ Handrißen/ Kupferstichen/ und allerhand fremden Seltsamkeiten/ dern er eine große Mänge gehabt/ und hierinnen sehr curios gewesen; deswegen er auch von Innhalt.CCLIX. Rembrand von Ryn: Ersinnet sich eigene Mahl-Reglen: Sein Reichtum: Lehret die Mahlere den rechten Kunst Gebrauch der Farben: Seine Art zu mahlen. CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag: Komt nach Venedig/ Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag: Seine Werke. CCLXI. Johann Heinrich Schönfeld/ von Augstburg: Seine Art zu mahlen: Seine Werke. CCLXII. Susanna Mayrin/ Mahlerin von Augstburg. CCLXIII. Johann Ulrich Mayr/ Mahler von Augstburg: Komt in Niederland und Italien: Wird ein fürtreflicher Contrafäter: Seine Werke. CCLXIV. Johann Sigmund Müller/ Assessor des Gerichts/ und Mahler von Augstburg: Seine Lehr-Jahre: Seine Reißen in Italien: Seine Werke: Seine Ehren Aemter. CCLIX. Rembrand von Ryn. ES ist fast zu bewundern/ daß da der fürtrefliche Rembrand von Ryn/ nur aus dem platten Land und von einem Müller entsprossen/ gleichwol ihm die Natur zu so edler Kunst der gestalt getrieben/ daß er durch großen Fleiß/ angeborne Inclination und Neigung auf einen so hohen Staffel in der Kunst gelanget. 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Gewiß ists/ daß/ wann er mit den Leuten sich hätte wißen zu halten/ und seine Sache vernünftig anzustellen/ er seinen Reichtum noch merklich ergrößert haben würde; Dann ob er schon kein Verschwender gewesen/ hat er doch seinen Stand gar nicht wißen zu beobachten/ und sich jederzeit nur zu niedrigen Leuten gesellet/ dannenhero er auch in seiner Arbeit verhindert gewesen. 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Das XXII. Capitel.
Rembrand von Ryn/ und noch fünf
andere Künstlere.
Innhalt.
CCLIX. Rembrand von Ryn: Ersinnet sich eigene Mahl-Reglen: Sein Reichtum: Lehret die Mahlere den rechten Kunst Gebrauch der Farben: Seine Art zu mahlen. CCLX. Carolo Screta/ Mahler von Prag: Komt nach Venedig/ Bolognen/ Florenz/ Rom/ und wieder auf Prag: Seine Werke. CCLXI. Johann Heinrich Schönfeld/ von Augstburg: Seine Art zu mahlen: Seine Werke. CCLXII. Susanna Mayrin/ Mahlerin von Augstburg. CCLXIII. Johann Ulrich Mayr/ Mahler von Augstburg: Komt in Niederland und Italien: Wird ein fürtreflicher Contrafäter: Seine Werke. CCLXIV. Johann Sigmund Müller/ Assessor des Gerichts/ und Mahler von Augstburg: Seine Lehr-Jahre: Seine Reißen in Italien: Seine Werke: Seine Ehren Aemter.
ES ist fast zu bewundern/ daß da der fürtrefliche Rembrand von Ryn/ nur aus dem platten Land und von einem Müller entsprossen/ gleichwol ihm die Natur zu so edler Kunst der gestalt getrieben/ daß er durch großen Fleiß/ angeborne Inclination und Neigung auf einen so hohen Staffel in der Kunst gelanget. Er machte seinen Anfang zu Amsterdam bey dem berühmten Laßmann/ und gieng ihme/ wegen Gütigkeit der Natur/ ungesparten Fleißes und allstätiger Ubung nichts ab/ als daß er Italien und andere Oerter/ wo die Antichen und der Kunst Theorie zu erlernen nicht besucht/ zumal da er auch nicht als nur schlecht Niderländisch lesen/ und also sich durch die Bücher wenig helfen können: Demnach bliebe er beständig bey seinem angenommenen Brauch/ und scheuete sich nicht/ wider unsere Kunst-Reglen/ als die Anatomia und Maas der menschlichen Gliedmaßen/ wider die Perspectiva und den Nutzen der antichen Statuen/ wider Raphaels Zeichenkunst und vernünftige Ausbildungen auch wider die unserer Profession höchst-nöhtigen Academien zu streiten/ und denenselben zu widersprechen/ vorgebend/ daß man sich einig und allein an die Natur und keine andere Reglen binden solle/ wie er dann auch/ nach Erforderung eines Werks/ das Liecht oder Schatten/ und die Umzüge aller Dingen/ ob sie schon dem Horizont zuwider/ wann sie nur seiner Meinung nach wol und der Sachen geholffen/ gut geheißen; So dann/ weil die saubere Umzüge sich an ihrem Ort correct solten erfinden/ füllte er die Gefahr zu vermeiden denselben mit Finsterschwarz dergestalt aus/ daß er von solchen nichts anders als die Zusammenhaltung der universal-Harmonia verlanget/ in welcher letzten er fürteflich gewesen/ und der Natur Einfalt nicht allein stattlich auszubilden/ sondern auch mit natürlichen Kräften in Colorten und starken Erheben zu zieren gewust/ für nemlich in halben Bildern/ oder alten Köpfen/
ja auch in kleinen Stucken/ zierlichen Kleidungen und andern Artigkeiten.
CCLIX. Rembrand von Ryn.
Ersinnet sich eigene Mahl-Reglen. Neben diesem hat er in Kupfer sehr viele und unterschiedliche Sachen geäzt/ die von seiner Hand im Druck ausgehen/ aus welchem allem wol zu sehen/ daß er ein sehr fleißiger unverdroßener Mann gewesen/ dannenhero ihme das Glück große baare Mittel zugetheilt/ und seine Behausung in Amsterdam mit fast unzahlbaren fürnehmen Kindern zur Instruction und Lehre erfüllet/ deren jeder ihme jährlich in die 100. Gulden bezahlt/ ohne den Nutzen/ welchen er aus dieser seiner Lehrlinge Mahlwerken und Kupferstucken erhalten/ der sich auch in die 2 bis 2500 Gulden baares Gelds belauffen/ samt dem/ was er durch seine eigne Hand-Arbeit erworben. Gewiß ists/ daß/ wann er mit den Leuten sich hätte wißen zu halten/ und seine Sache vernünftig anzustellen/ er seinen Reichtum noch merklich ergrößert haben würde; Dann ob er schon kein Verschwender gewesen/ hat er doch seinen Stand gar nicht wißen zu beobachten/ und sich jederzeit nur zu niedrigen Leuten gesellet/ dannenhero er auch in seiner Arbeit verhindert gewesen.
Sein Reichtum. Dieses dienet zu seinem Lob/ daß er die Farben sehr vernünftig und künstlich von ihrer eignen Art zu brechen/ und nachmalen darmit auf der Tafel/ der Natur warhafte und lebhafte Einfältigkeit/ mit guter Harmonie des Lebens/ auszubilden gewust/ wormit er dann allen denen die Augen eröfnet/ welche/ dem gemeinen Brauch nach/ mehr Färber als Mahler sind/ indem sie die Härtigkeit und rauhe Art der Farben ganz frech und hart neben einander legen/ daß sie mit der Natur ganz keine Gemeinschaft haben/ sondern nur denen in den Kram-Läden gefüllten Farben Schachtlen/ oder aus der Färberey gebrachten Tüchern ähnlich und gleich sehen. Sonsten war er auch ein großer Liebhaber von allerley Kunststucken/ an Gemälden/ Handrißen/ Kupferstichen/ und allerhand fremden Seltsamkeiten/ dern er eine große Mänge gehabt/ und hierinnen sehr curios gewesen; deswegen er auch von
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Zitationshilfe: | Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,3. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 326]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0103_1675/138>, abgerufen am 22.02.2025. |