Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675.

Bild:
<< vorherige Seite
Das IV Capitel.
Vom Mahlen mit Wasser- und Oel-
farben/ auch auf Stein.

Innhalt.

Mahlerey alla Tempera oder mit Wasserfarben. Wie die Tempera gemacht werde? Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Sie dauret etwas/ aber nicht überall. Mahlerey mit Oelfarben: deren erste Erfindere/ Jan und Hubert von Eych/ in Flandern; denen die Rugieri gefolget. Das Oel macht die Farben rein/ lind und lebhaft. Process dieser Mahlerey. Grundfarbe des Tuchs/ und Aufdruck der Zeichnung. Mahlerey von freyer Hand. Furchtsames Mahlen/ zeiget des Mahlers Unverstand und Unerfahrenheit. Mahlerey auf Stein: als Lastri und Schieferstein. Vielfärbige Steine/ taugen nicht hierzu. Auf Stein/ läßt es sich/ ohne Grund/ mahlen.

[Spaltenumbruch]

Mahlerey alla Tempera, oder mit Wasserfarben.VOn Zeiten Cimabue und seiner Vorfahren/ bis auf unsre Zeit/ ist allemal/ und noch lang vorher bey den Griechen/ gebräuchig gewesen/ auf Taflen und Mauren/ auch in Gypswerk/ Bilder zu mahlen. Weil sie aber fürchteten/ daß die Mauren schricken möchten/ haben sie solche/ vermittels des Leims/ mit Tuch oder Leinwat überzogen/ darauf gegypst/ und dann erst ihre Gemälde geführet/ welches sie Tempera benamet.

Wie die Tempera gemacht wird. Diese Tempera haben sie also zugerichtet. Sie nahmen erstlich ein Hüner-Ey/ schlugen es ein/ und zerriben darinn ein zartes Aestlein von einem jungen Feigenbaum: Da dann/ aus der Milch dieses Schößleins/ und aus dem Ayer-gelb/ die Tempera entsprungen. Mit dieser haben sie nachmals/ an statt des Wassers/ Gummi oder Tragant/ ihre Farben zugerichtet und gebrochen/ und also ihre Arbeit verrichtet.

Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Es sind zu solcher Arbeit alle Farben tauglich/ auch die man aus den Mineralien/ und durch die Alchimie zurichtet. Aber die weiße Kalch-Farbe ist hierzu undienlich/ weil sie zu scharff und stark ist. Aber das Blaue/ machten sie mit Leimwasser an: weil das Eyer-gelb solcher Farbe eine sichtige grüne anhenget und hinterlasset/ welches der Leim und Gummi nicht in sich hat. Es ist diese Art zu mahlen auch wärhaft: massen Stucke Sie dauret etwas/ aber nicht über all. unserer Vorfahren zusehen gewesen/ die über hundert Jahre gedauret. Sie wird/ in Italien und Teutschland/ nur in truckenen Zimmern gebraucht. Aber in Niederland hat sie wenig Bestand/ wie gemeldet.

Mahlerey mit Oelfarben:Nach diesem ist/ die Weise mit Oel zu mahlen/ ersonnen worden/ welche vorermeldte meist alle in Bann gethan/ wie überflüssig jeziger Zeit zu sehen ist.

Deren erste Erfindere/ Jan und Hubert von Eych/ in Flandern;Diese herrliche Kunst ist zweifelsfrey am ersten in Flandern/ von Jan und Hubert von Eych/ sonst von Brugg genannt/ erfunden worden. Jener hat/ dem König Alfonso, und Friderico II Herzogen von Urbino, jedem eine Tafel in sein[Spaltenumbruch] Cabinet geschicket/ mit dem Bildnis des H. Hieronymi: welche nachmals Laurentius de Medices überkommen. Sie haben auch sonst viel preisliche Stuck verfärtiget. Ihnen folgte ihr Scholar denen die Rugieri gefolget. und Lehrling Rugiero , neben seinem erstgebohrnen Sohn gleiches Namens: und hat jener/ alla S. Maria Nova zu Florenz/ ein kleines Stuck in quadro sehr künstlich gemahlet/ welches anheut bey jezt-regierendem Groß-Herzog zu finden ist.

Diese Manier/ die Farben mit Oel anzumachen Das Oel/ macht die Farben rein lind und lebhafter. und zu mängen/ erwecket und belebet die Farben viel mehr/ als vorige/ und wird zu solcher wenig anders/ als Lust und Liebe/ erfordert. Das Oel benimmet den Farben alle Schwäche und unreine Härtigkeit/ und macht sie/ durch seine Linde und Durchdringlichkeit/ gegen der Feuchtigkeit/ viel beständiger/ kräftiger und subtiler: also daß die Kunstmeistere allen Bildnisen gar leicht eine rechte Lebens-Art und Aenlichkeit mittheilen können; absonderlich/ wann sie vorher alles zierlich und mit gesundem Verstand gezeichnet haben.

Es wird aber damit also verfahren. Erstlich Process diser Mahlerey. reiben sie die Farben auf einem glatten Stein/ mängen folgends diese Farben/ als weiß/ gelb/ rötlich und wenig schwarz/ unter einander/ doch also/ daß keine vorschläget; oder man nimt Bolus oder Kessel-braun allein. Mit dieser Mäng-Farbe oder Grundfarbe des Tuchs/ Einschichtige/ übergehen sie die aufgespannte Leinwat oder Tafel ein- oder zweymal/ bis sie glatt genug überzogen ist: und das nennet man/ gründen. und Aufdruck der Zeichnung. Wann nun das Tuch wol trucken worden/ leget der Künstler seinen Abriß und Zeichnung darauf/ welchen er mit Kreiden unten an gemacht/ streichet ihn fest an/ und drucket ihn also völlig auf: maßen das Tuch solchen leichtlich annimmet.

Andere/ und zwar die mehr-wissende Teutsche und Niederländische Mahler/ auch theils Italiäner/ Mahlerey von freyer Hand. zeichnen ihre Invention,nach dem gemachten Modell, von freyer Hand/ mit Kreide auf das Blat/ und fangen darauf an/ solche zu untermahlen. Andere/ beginnen gleich anfangs ihre Bilder nach dem Leben völlig auszumahlen. Und dieses sind die Furchtsames mahle/ zeiget des des Mahlers Unverstand und Unerfahren heit erfahrenste und hurtigste. Welcher Mahler aber langsam ist/ der gibt damit Anzeigung seiner Unerfahrenheit/

Das IV Capitel.
Vom Mahlen mit Wasser- und Oel-
farben/ auch auf Stein.

Innhalt.

Mahlerey alla Tempera oder mit Wasserfarben. Wie die Tempera gemacht werde? Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Sie dauret etwas/ aber nicht überall. Mahlerey mit Oelfarben: deren erste Erfindere/ Jan und Hubert von Eych/ in Flandern; denen die Rugieri gefolget. Das Oel macht die Farben rein/ lind und lebhaft. Process dieser Mahlerey. Grundfarbe des Tuchs/ und Aufdruck der Zeichnung. Mahlerey von freyer Hand. Furchtsames Mahlen/ zeiget des Mahlers Unverstand und Unerfahrenheit. Mahlerey auf Stein: als Lastri und Schieferstein. Vielfärbige Steine/ taugen nicht hierzu. Auf Stein/ läßt es sich/ ohne Grund/ mahlen.

[Spaltenumbruch]

Mahlerey alla Tempera, oder mit Wasserfarben.VOn Zeiten Cimabue und seiner Vorfahren/ bis auf unsre Zeit/ ist allemal/ und noch lang vorher bey den Griechen/ gebräuchig gewesen/ auf Taflen und Mauren/ auch in Gypswerk/ Bilder zu mahlen. Weil sie aber fürchteten/ daß die Mauren schricken möchten/ haben sie solche/ vermittels des Leims/ mit Tuch oder Leinwat überzogen/ darauf gegypst/ und dann erst ihre Gemälde geführet/ welches sie Tempera benamet.

Wie die Tempera gemacht wird. Diese Tempera haben sie also zugerichtet. Sie nahmen erstlich ein Hüner-Ey/ schlugen es ein/ und zerriben darinn ein zartes Aestlein von einem jungen Feigenbaum: Da dann/ aus der Milch dieses Schößleins/ und aus dem Ayer-gelb/ die Tempera entsprungen. Mit dieser haben sie nachmals/ an statt des Wassers/ Gummi oder Tragant/ ihre Farben zugerichtet und gebrochen/ und also ihre Arbeit verrichtet.

Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Es sind zu solcher Arbeit alle Farben tauglich/ auch die man aus den Mineralien/ und durch die Alchimie zurichtet. Aber die weiße Kalch-Farbe ist hierzu undienlich/ weil sie zu scharff und stark ist. Aber das Blaue/ machten sie mit Leimwasser an: weil das Eyer-gelb solcher Farbe eine sichtige grüne anhenget und hinterlasset/ welches der Leim und Gummi nicht in sich hat. Es ist diese Art zu mahlen auch wärhaft: massen Stucke Sie dauret etwas/ aber nicht über all. unserer Vorfahren zusehen gewesen/ die über hundert Jahre gedauret. Sie wird/ in Italien und Teutschland/ nur in truckenen Zimmern gebraucht. Aber in Niederland hat sie wenig Bestand/ wie gemeldet.

Mahlerey mit Oelfarben:Nach diesem ist/ die Weise mit Oel zu mahlen/ ersonnen worden/ welche vorermeldte meist alle in Bann gethan/ wie überflüssig jeziger Zeit zu sehen ist.

Deren erste Erfindere/ Jan und Hubert von Eych/ in Flandern;Diese herrliche Kunst ist zweifelsfrey am ersten in Flandern/ von Jan und Hubert von Eych/ sonst von Brugg genannt/ erfunden worden. Jener hat/ dem König Alfonso, und Friderico II Herzogen von Urbino, jedem eine Tafel in sein[Spaltenumbruch] Cabinet geschicket/ mit dem Bildnis des H. Hieronymi: welche nachmals Laurentius de Medices überkommen. Sie haben auch sonst viel preisliche Stuck verfärtiget. Ihnen folgte ihr Scholar denen die Rugieri gefolget. und Lehrling Rugiero , neben seinem erstgebohrnen Sohn gleiches Namens: und hat jener/ alla S. Maria Nova zu Florenz/ ein kleines Stuck in quadro sehr künstlich gemahlet/ welches anheut bey jezt-regierendem Groß-Herzog zu finden ist.

Diese Manier/ die Farben mit Oel anzumachen Das Oel/ macht die Farben rein lind und lebhafter. und zu mängen/ erwecket und belebet die Farben viel mehr/ als vorige/ und wird zu solcher wenig anders/ als Lust und Liebe/ erfordert. Das Oel benimmet den Farben alle Schwäche und unreine Härtigkeit/ und macht sie/ durch seine Linde und Durchdringlichkeit/ gegen der Feuchtigkeit/ viel beständiger/ kräftiger und subtiler: also daß die Kunstmeistere allen Bildnisen gar leicht eine rechte Lebens-Art und Aenlichkeit mittheilen können; absonderlich/ wann sie vorher alles zierlich und mit gesundem Verstand gezeichnet haben.

Es wird aber damit also verfahren. Erstlich Process diser Mahlerey. reiben sie die Farben auf einem glatten Stein/ mängen folgends diese Farben/ als weiß/ gelb/ rötlich und wenig schwarz/ unter einander/ doch also/ daß keine vorschläget; oder man nimt Bolus oder Kessel-braun allein. Mit dieser Mäng-Farbe oder Grundfarbe des Tuchs/ Einschichtige/ übergehen sie die aufgespannte Leinwat oder Tafel ein- oder zweymal/ bis sie glatt genug überzogen ist: und das nennet man/ gründen. und Aufdruck der Zeichnung. Wann nun das Tuch wol trucken worden/ leget der Künstler seinen Abriß und Zeichnung darauf/ welchen er mit Kreiden unten an gemacht/ streichet ihn fest an/ und drucket ihn also völlig auf: maßen das Tuch solchen leichtlich annimmet.

Andere/ und zwar die mehr-wissende Teutsche und Niederländische Mahler/ auch theils Italiäner/ Mahlerey von freyer Hand. zeichnen ihre Invention,nach dem gemachten Modell, von freyer Hand/ mit Kreide auf das Blat/ und fangen darauf an/ solche zu untermahlen. Andere/ beginnen gleich anfangs ihre Bilder nach dem Leben völlig auszumahlen. Und dieses sind die Furchtsames mahle/ zeiget des des Mahlers Unverstand und Unerfahren heit erfahrenste und hurtigste. Welcher Mahler aber langsam ist/ der gibt damit Anzeigung seiner Unerfahrenheit/

<TEI>
  <text xml:id="ta1675">
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0245" xml:id="pb-153" n="[I, Buch 3 (Malerei), S. 66]"/>
          <div xml:id="d153.1">
            <head xml:id="h153.1">Das <hi rendition="#aq">IV</hi> Capitel.<lb/>
Vom Mahlen mit Wasser- und Oel-<lb/>
farben/ auch auf Stein.</head><lb/>
            <argument>
              <head xml:id="h153.2">Innhalt.</head><lb/>
              <p xml:id="p153.1">Mahlerey <hi rendition="#aq">alla Tempera</hi> oder mit Wasserfarben. Wie die <hi rendition="#aq">Tempera</hi> gemacht werde? Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Sie dauret etwas/ aber nicht überall. Mahlerey mit Oelfarben: deren erste Erfindere/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-81 http://d-nb.info/gnd/118531557 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500116209 http://viaf.org/viaf/54156267">Jan</persName></hi> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-80 http://d-nb.info/gnd/118531549 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013023 http://viaf.org/viaf/84033564"><hi rendition="#aq">Hubert</hi> von Eych</persName>/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024097">Flandern</placeName>; denen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5393"><hi rendition="#aq">Rugieri</hi></persName> gefolget. Das Oel macht die Farben rein/ lind und lebhaft. <hi rendition="#aq">Process</hi> dieser Mahlerey. Grundfarbe des Tuchs/ und Aufdruck der Zeichnung. Mahlerey von freyer Hand. Furchtsames Mahlen/ zeiget des Mahlers Unverstand und Unerfahrenheit. Mahlerey auf Stein: als <hi rendition="#aq">Lastri</hi> und Schieferstein. Vielfärbige Steine/ taugen nicht hierzu. Auf Stein/ läßt es sich/ ohne Grund/ mahlen.</p>
            </argument>
            <cb/>
            <p xml:id="p153.2"><note place="right">Mahlerey <hi rendition="#aq">alla Tempera,</hi> oder mit Wasserfarben.</note><hi rendition="#in">V</hi>On Zeiten <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-147 http://d-nb.info/gnd/119138883 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500016284 http://viaf.org/viaf/42641544"><hi rendition="#aq">Cimabue</hi></persName> und seiner Vorfahren/ bis auf unsre Zeit/ ist allemal/ und noch lang vorher bey den Griechen/ gebräuchig gewesen/ auf Taflen und Mauren/ auch in Gypswerk/ Bilder zu mahlen. Weil sie aber fürchteten/ daß die Mauren schricken möchten/ haben sie solche/ vermittels des Leims/ mit Tuch oder Leinwat überzogen/ darauf gegypst/ und dann erst ihre Gemälde geführet/ welches sie <hi rendition="#aq">Tempera</hi> benamet.</p>
            <p xml:id="p153.3"><note place="right">Wie die <hi rendition="#aq">Tempera</hi> gemacht wird.</note> Diese <hi rendition="#aq">Tempera</hi> haben sie also zugerichtet. Sie nahmen erstlich ein Hüner-Ey/ schlugen es ein/ und zerriben darinn ein zartes Aestlein von einem jungen Feigenbaum: Da dann/ aus der Milch dieses Schößleins/ und aus dem Ayer-gelb/ die <hi rendition="#aq">Tempera</hi> entsprungen. Mit dieser haben sie nachmals/ an statt des Wassers/ Gummi oder Tragant/ ihre Farben zugerichtet und gebrochen/ und also ihre Arbeit verrichtet.</p>
            <p xml:id="p153.4"><note place="right">Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich?</note> Es sind zu solcher Arbeit alle Farben tauglich/ auch die man aus den <hi rendition="#aq">Minerali</hi>en/ und durch die <hi rendition="#aq">Alchimie</hi> zurichtet. Aber die weiße Kalch-Farbe ist hierzu undienlich/ weil sie zu scharff und stark ist. Aber das Blaue/ machten sie mit Leimwasser an: weil das Eyer-gelb solcher Farbe eine sichtige grüne anhenget und hinterlasset/ welches der Leim und Gummi nicht in sich hat. Es ist diese Art zu mahlen auch wärhaft: massen Stucke <note place="right">Sie dauret etwas/ aber nicht über all.</note> unserer Vorfahren zusehen gewesen/ die über hundert Jahre gedauret. Sie wird/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-352 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=1000080">Italien</placeName> und <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-257 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000084">Teutschland</placeName>/ nur in truckenen Zimmern gebraucht. Aber in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-127 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7016845">Niederland</placeName> hat sie wenig Bestand/ wie gemeldet.</p>
            <p xml:id="p153.5"><note place="right">Mahlerey mit Oelfarben:</note>Nach diesem ist/ die Weise mit Oel zu mahlen/ ersonnen worden/ welche vorermeldte meist alle in Bann gethan/ wie überflüssig jeziger Zeit zu sehen ist.</p>
            <p xml:id="p153.6"><note place="right">Deren erste Erfindere/ <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-81 http://d-nb.info/gnd/118531557 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500116209 http://viaf.org/viaf/54156267"><hi rendition="#aq">Jan</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-80 http://d-nb.info/gnd/118531549 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013023 http://viaf.org/viaf/84033564"><hi rendition="#aq">Hubert</hi> von Eych</persName>/ in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024097">Flandern</placeName>;</note>Diese herrliche Kunst ist zweifelsfrey am ersten in <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-62 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7024097">Flandern</placeName>/ von <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-81 http://d-nb.info/gnd/118531557 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500116209 http://viaf.org/viaf/54156267"><hi rendition="#aq">Jan</hi></persName> und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-80 http://d-nb.info/gnd/118531549 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500013023 http://viaf.org/viaf/84033564"><hi rendition="#aq">Hubert</hi> von Eych</persName>/ sonst von Brugg genannt/ erfunden worden. Jener hat/ dem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-209 http://d-nb.info/gnd/12222518X http://viaf.org/viaf/55023741">König <hi rendition="#aq">Alfonso</hi></persName>, und <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-206 http://d-nb.info/gnd/118967444 http://viaf.org/viaf/89656609"><hi rendition="#aq">Friderico II</hi> Herzogen von <hi rendition="#aq">Urbino</hi></persName>, jedem eine Tafel in sein<cb/>
Cabinet geschicket/ mit dem Bildnis des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-208 http://d-nb.info/gnd/118550853 http://viaf.org/viaf/95147024">H. <hi rendition="#aq">Hieronymi</hi></persName>: welche nachmals <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-207 http://d-nb.info/gnd/118574418 http://viaf.org/viaf/54169908"><hi rendition="#aq">Laurentius de Medices</hi></persName> überkommen. Sie haben auch sonst viel preisliche Stuck verfärtiget. Ihnen folgte ihr <hi rendition="#aq">Scholar</hi> <note place="right">denen die <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-5393"><hi rendition="#aq">Rugieri</hi></persName> gefolget.</note> und Lehrling <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-142 http://d-nb.info/gnd/118860143 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500008384 http://viaf.org/viaf/100171627"><hi rendition="#aq">Rugiero</hi></persName> , neben seinem erstgebohrnen Sohn gleiches Namens: und hat jener/ <hi rendition="#aq">alla <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-765">S. Maria Nova</placeName></hi> zu <placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-23 http://www.geonames.org/3176959/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7000457">Florenz</placeName>/ ein kleines Stuck <hi rendition="#aq">in quadro</hi> sehr künstlich gemahlet/ welches anheut bey jezt-regierendem <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-250 http://d-nb.info/gnd/118638521 http://viaf.org/viaf/72187375">Groß-Herzog</persName> zu finden ist.</p>
            <p xml:id="p153.7">Diese Manier/ die Farben mit Oel anzumachen <note place="right">Das Oel/ macht die Farben rein lind und lebhafter.</note> und zu mängen/ erwecket und belebet die Farben viel mehr/ als vorige/ und wird zu solcher wenig anders/ als Lust und Liebe/ erfordert. Das Oel benimmet den Farben alle Schwäche und unreine Härtigkeit/ und macht sie/ durch seine Linde und Durchdringlichkeit/ gegen der Feuchtigkeit/ viel beständiger/ kräftiger und subtiler: also daß die Kunstmeistere allen Bildnisen gar leicht eine rechte Lebens-Art und Aenlichkeit mittheilen können; absonderlich/ wann sie vorher alles zierlich und mit gesundem Verstand gezeichnet haben.</p>
            <p xml:id="p153.8">Es wird aber damit also verfahren. Erstlich <note place="right"><hi rendition="#aq">Process</hi> diser Mahlerey.</note> reiben sie die Farben auf einem glatten Stein/ mängen folgends diese Farben/ als weiß/ gelb/ rötlich und wenig schwarz/ unter einander/ doch also/ daß keine vorschläget; oder man nimt <hi rendition="#aq">Bolus</hi> oder Kessel-braun allein. Mit dieser Mäng-Farbe oder <note place="right">Grundfarbe des Tuchs/</note> Einschichtige/ übergehen sie die aufgespannte Leinwat oder Tafel ein- oder zweymal/ bis sie glatt genug überzogen ist: und das nennet man/ gründen. <note place="right">und Aufdruck der Zeichnung.</note> Wann nun das Tuch wol trucken worden/ leget der Künstler seinen Abriß und Zeichnung darauf/ welchen er mit Kreiden unten an gemacht/ streichet ihn fest an/ und drucket ihn also völlig auf: maßen das Tuch solchen leichtlich annimmet.</p>
            <p xml:id="p153.9">Andere/ und zwar die mehr-wissende Teutsche und Niederländische Mahler/ auch theils Italiäner/ <note place="right">Mahlerey von freyer Hand.</note> zeichnen ihre <hi rendition="#aq">Invention,</hi>nach dem gemachten <hi rendition="#aq">Modell,</hi> von freyer Hand/ mit Kreide auf das Blat/ und fangen darauf an/ solche zu untermahlen. Andere/ beginnen gleich anfangs ihre Bilder nach dem Leben völlig auszumahlen. Und dieses sind die <note place="right">Furchtsames mahle/ zeiget des des Mahlers Unverstand und Unerfahren heit</note> erfahrenste und hurtigste. Welcher Mahler aber langsam ist/ der gibt damit Anzeigung seiner Unerfahrenheit/
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[I, Buch 3 (Malerei), S. 66]/0245] Das IV Capitel. Vom Mahlen mit Wasser- und Oel- farben/ auch auf Stein. Innhalt. Mahlerey alla Tempera oder mit Wasserfarben. Wie die Tempera gemacht werde? Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Sie dauret etwas/ aber nicht überall. Mahlerey mit Oelfarben: deren erste Erfindere/ Jan und Hubert von Eych/ in Flandern; denen die Rugieri gefolget. Das Oel macht die Farben rein/ lind und lebhaft. Process dieser Mahlerey. Grundfarbe des Tuchs/ und Aufdruck der Zeichnung. Mahlerey von freyer Hand. Furchtsames Mahlen/ zeiget des Mahlers Unverstand und Unerfahrenheit. Mahlerey auf Stein: als Lastri und Schieferstein. Vielfärbige Steine/ taugen nicht hierzu. Auf Stein/ läßt es sich/ ohne Grund/ mahlen. VOn Zeiten Cimabue und seiner Vorfahren/ bis auf unsre Zeit/ ist allemal/ und noch lang vorher bey den Griechen/ gebräuchig gewesen/ auf Taflen und Mauren/ auch in Gypswerk/ Bilder zu mahlen. Weil sie aber fürchteten/ daß die Mauren schricken möchten/ haben sie solche/ vermittels des Leims/ mit Tuch oder Leinwat überzogen/ darauf gegypst/ und dann erst ihre Gemälde geführet/ welches sie Tempera benamet. Mahlerey alla Tempera, oder mit Wasserfarben. Diese Tempera haben sie also zugerichtet. Sie nahmen erstlich ein Hüner-Ey/ schlugen es ein/ und zerriben darinn ein zartes Aestlein von einem jungen Feigenbaum: Da dann/ aus der Milch dieses Schößleins/ und aus dem Ayer-gelb/ die Tempera entsprungen. Mit dieser haben sie nachmals/ an statt des Wassers/ Gummi oder Tragant/ ihre Farben zugerichtet und gebrochen/ und also ihre Arbeit verrichtet. Wie die Tempera gemacht wird. Es sind zu solcher Arbeit alle Farben tauglich/ auch die man aus den Mineralien/ und durch die Alchimie zurichtet. Aber die weiße Kalch-Farbe ist hierzu undienlich/ weil sie zu scharff und stark ist. Aber das Blaue/ machten sie mit Leimwasser an: weil das Eyer-gelb solcher Farbe eine sichtige grüne anhenget und hinterlasset/ welches der Leim und Gummi nicht in sich hat. Es ist diese Art zu mahlen auch wärhaft: massen Stucke unserer Vorfahren zusehen gewesen/ die über hundert Jahre gedauret. Sie wird/ in Italien und Teutschland/ nur in truckenen Zimmern gebraucht. Aber in Niederland hat sie wenig Bestand/ wie gemeldet. Welcherley Farben zu dieser Mahlerey tauglich? Sie dauret etwas/ aber nicht über all.Nach diesem ist/ die Weise mit Oel zu mahlen/ ersonnen worden/ welche vorermeldte meist alle in Bann gethan/ wie überflüssig jeziger Zeit zu sehen ist. Mahlerey mit Oelfarben:Diese herrliche Kunst ist zweifelsfrey am ersten in Flandern/ von Jan und Hubert von Eych/ sonst von Brugg genannt/ erfunden worden. Jener hat/ dem König Alfonso, und Friderico II Herzogen von Urbino, jedem eine Tafel in sein Cabinet geschicket/ mit dem Bildnis des H. Hieronymi: welche nachmals Laurentius de Medices überkommen. Sie haben auch sonst viel preisliche Stuck verfärtiget. Ihnen folgte ihr Scholar und Lehrling Rugiero , neben seinem erstgebohrnen Sohn gleiches Namens: und hat jener/ alla S. Maria Nova zu Florenz/ ein kleines Stuck in quadro sehr künstlich gemahlet/ welches anheut bey jezt-regierendem Groß-Herzog zu finden ist. Deren erste Erfindere/ Jan und Hubert von Eych/ in Flandern; denen die Rugieri gefolget.Diese Manier/ die Farben mit Oel anzumachen und zu mängen/ erwecket und belebet die Farben viel mehr/ als vorige/ und wird zu solcher wenig anders/ als Lust und Liebe/ erfordert. Das Oel benimmet den Farben alle Schwäche und unreine Härtigkeit/ und macht sie/ durch seine Linde und Durchdringlichkeit/ gegen der Feuchtigkeit/ viel beständiger/ kräftiger und subtiler: also daß die Kunstmeistere allen Bildnisen gar leicht eine rechte Lebens-Art und Aenlichkeit mittheilen können; absonderlich/ wann sie vorher alles zierlich und mit gesundem Verstand gezeichnet haben. Das Oel/ macht die Farben rein lind und lebhafter.Es wird aber damit also verfahren. Erstlich reiben sie die Farben auf einem glatten Stein/ mängen folgends diese Farben/ als weiß/ gelb/ rötlich und wenig schwarz/ unter einander/ doch also/ daß keine vorschläget; oder man nimt Bolus oder Kessel-braun allein. Mit dieser Mäng-Farbe oder Einschichtige/ übergehen sie die aufgespannte Leinwat oder Tafel ein- oder zweymal/ bis sie glatt genug überzogen ist: und das nennet man/ gründen. Wann nun das Tuch wol trucken worden/ leget der Künstler seinen Abriß und Zeichnung darauf/ welchen er mit Kreiden unten an gemacht/ streichet ihn fest an/ und drucket ihn also völlig auf: maßen das Tuch solchen leichtlich annimmet. Process diser Mahlerey. Grundfarbe des Tuchs/ und Aufdruck der Zeichnung.Andere/ und zwar die mehr-wissende Teutsche und Niederländische Mahler/ auch theils Italiäner/ zeichnen ihre Invention,nach dem gemachten Modell, von freyer Hand/ mit Kreide auf das Blat/ und fangen darauf an/ solche zu untermahlen. Andere/ beginnen gleich anfangs ihre Bilder nach dem Leben völlig auszumahlen. Und dieses sind die erfahrenste und hurtigste. Welcher Mahler aber langsam ist/ der gibt damit Anzeigung seiner Unerfahrenheit/ Mahlerey von freyer Hand. Furchtsames mahle/ zeiget des des Mahlers Unverstand und Unerfahren heit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sandrart.net: Bereitstellung der Texttranskription in XML/TEI. (2013-05-21T09:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus sandrart.net entsprechen muss.
Sandrart.net: Bereitstellung der Bilddigitalisate. (2013-05-21T09:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-05-21T09:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Der Zeilenfall wurde nicht übernommen.
  • Bei Worttrennungen am Spalten- oder Seitenumbruch, steht das gesamte Wort auf der vorhergehenden Spalte bzw. Seite.
  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/245
Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,1. Nürnberg, 1675, S. [I, Buch 3 (Malerei), S. 66]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0101_1675/245>, abgerufen am 30.12.2024.