Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite
I.

Ich bitte, machen Sie es Sich gefälligst zunächst in
diesem Zimmer vor der eigentlichen Werkstatt bequem
und lassen Sie mich Ihnen hier in einer einleitenden
Plauderei berichten, wie ich dazu gekommen, ein deutscher
Wörterbuchschreiber zu werden.

Ob überhaupt jemals Jemand bei der Berufs-
wahl von vorn herein zu dem Entschluss gekommen
ist, ein Wörterbuchschreiber zu werden, -- ich weiß
es nicht und ich bezweifle es; jedenfalls bei mir ist es
nicht der Fall gewesen, so wenig wie bei den Brüdern
Jakob und Wilhelm Grimm und bei Littre.

Dieser letztere eröffnet seine bekannte anmuthige
Plauderei: "Wie ich mein Wörterbuch der französischen
Sprache zu Stande gebracht habe" mit den allerdings
auf die Spitze getriebenen Worten:

"Nichts hatte mich eigentlich zu einer Unter-
nehmung der Art vorbereitet"

und Jakob Grimm, in der Vorrede zu dem von ihm
und seinem Bruder Wilhelm begonnenen "Deutschen
Wörterbuch", berichtet, als ihnen die erste Anregung
zu dem genannten Werke 1837, wo sie ihres Amtes

I.

Ich bitte, machen Sie es Sich gefälligſt zunächſt in
dieſem Zimmer vor der eigentlichen Werkſtatt bequem
und laſſen Sie mich Ihnen hier in einer einleitenden
Plauderei berichten, wie ich dazu gekommen, ein deutſcher
Wörterbuchſchreiber zu werden.

Ob überhaupt jemals Jemand bei der Berufs-
wahl von vorn herein zu dem Entſchluſs gekommen
iſt, ein Wörterbuchſchreiber zu werden, — ich weiß
es nicht und ich bezweifle es; jedenfalls bei mir iſt es
nicht der Fall geweſen, ſo wenig wie bei den Brüdern
Jakob und Wilhelm Grimm und bei Littré.

Dieſer letztere eröffnet ſeine bekannte anmuthige
Plauderei: „Wie ich mein Wörterbuch der franzöſiſchen
Sprache zu Stande gebracht habe“ mit den allerdings
auf die Spitze getriebenen Worten:

„Nichts hatte mich eigentlich zu einer Unter-
nehmung der Art vorbereitet“

und Jakob Grimm, in der Vorrede zu dem von ihm
und ſeinem Bruder Wilhelm begonnenen „Deutſchen
Wörterbuch“, berichtet, als ihnen die erſte Anregung
zu dem genannten Werke 1837, wo ſie ihres Amtes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0031" n="3"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#aq">I.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">I</hi>ch bitte, machen Sie es Sich gefällig&#x017F;t zunäch&#x017F;t in<lb/>
die&#x017F;em Zimmer vor der eigentlichen Werk&#x017F;tatt bequem<lb/>
und la&#x017F;&#x017F;en Sie mich Ihnen hier in einer einleitenden<lb/>
Plauderei berichten, wie ich dazu gekommen, ein deut&#x017F;cher<lb/>
Wörterbuch&#x017F;chreiber zu werden.</p><lb/>
        <p>Ob überhaupt jemals Jemand bei der Berufs-<lb/>
wahl von vorn herein zu dem Ent&#x017F;chlu&#x017F;s gekommen<lb/>
i&#x017F;t, ein Wörterbuch&#x017F;chreiber zu werden, &#x2014; ich weiß<lb/>
es nicht und ich bezweifle es; jedenfalls bei mir i&#x017F;t es<lb/>
nicht der Fall gewe&#x017F;en, &#x017F;o wenig wie bei den Brüdern<lb/>
Jakob und Wilhelm Grimm und bei Littr<hi rendition="#aq">é</hi>.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;er letztere eröffnet &#x017F;eine bekannte anmuthige<lb/>
Plauderei: &#x201E;Wie ich mein Wörterbuch der franzö&#x017F;i&#x017F;chen<lb/>
Sprache zu Stande gebracht habe&#x201C; mit den allerdings<lb/>
auf die Spitze getriebenen Worten:</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et">
            <quote rendition="#et">&#x201E;Nichts hatte mich eigentlich zu einer Unter-<lb/>
nehmung der Art vorbereitet&#x201C;</quote>
          </hi> </p><lb/>
        <p>und Jakob Grimm, in der Vorrede zu dem von ihm<lb/>
und &#x017F;einem Bruder Wilhelm begonnenen &#x201E;Deut&#x017F;chen<lb/>
Wörterbuch&#x201C;, berichtet, als ihnen die er&#x017F;te Anregung<lb/>
zu dem genannten Werke 1837, wo &#x017F;ie ihres Amtes<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[3/0031] I. Ich bitte, machen Sie es Sich gefälligſt zunächſt in dieſem Zimmer vor der eigentlichen Werkſtatt bequem und laſſen Sie mich Ihnen hier in einer einleitenden Plauderei berichten, wie ich dazu gekommen, ein deutſcher Wörterbuchſchreiber zu werden. Ob überhaupt jemals Jemand bei der Berufs- wahl von vorn herein zu dem Entſchluſs gekommen iſt, ein Wörterbuchſchreiber zu werden, — ich weiß es nicht und ich bezweifle es; jedenfalls bei mir iſt es nicht der Fall geweſen, ſo wenig wie bei den Brüdern Jakob und Wilhelm Grimm und bei Littré. Dieſer letztere eröffnet ſeine bekannte anmuthige Plauderei: „Wie ich mein Wörterbuch der franzöſiſchen Sprache zu Stande gebracht habe“ mit den allerdings auf die Spitze getriebenen Worten: „Nichts hatte mich eigentlich zu einer Unter- nehmung der Art vorbereitet“ und Jakob Grimm, in der Vorrede zu dem von ihm und ſeinem Bruder Wilhelm begonnenen „Deutſchen Wörterbuch“, berichtet, als ihnen die erſte Anregung zu dem genannten Werke 1837, wo ſie ihres Amtes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/31
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/31>, abgerufen am 21.12.2024.