27) Die MünzeNon exoratus exorior ist hier, gros wie ein Konventionsthaler: sie steht beschrieben und abgebildet in Lochners Sammlung merkwürdiger Medaillen. Th. V. p. 217. und in Köhlers Münz- belustigungen T. XIX. p. 65.
In Hr. von Schönfelds Druckerei *) brachte ich einen Theil des übrigen Tages zu. Er hat hier und in Prag 13. Pressen. Die Verleger gestehen doch selber, daß manches Schriftchen ganz erbärmlich sei, aber jeder hat das Privilegium, sie bezahlens, und das Wiener Publikum liest und verdaut auch alles.
Bemerkungen.
Hier kan Niemand etwas anfangen, der nicht ein starkes Kapital in Händen hat. Eine Barbierstube in einer Vorstadt kan 4000 -- in der Stadt selber 8 -- 10000. Gulden kosten. Allein die Freiheit mit Käse zu handeln, kommt auf 3000. Gulden zu stehen. Aber freilich ist Wien auch der Ort, wo ein auf diese Art an- gelegtes Kapital grosse Zinsen trägt.
Gebettelt wird hier sehr stark, besonders in den Vorstädten, im Prater und im Augarten, und weil man keine kleinere Silbermünze hat, als 1. Groschen, und keine kleinere Kupfermünze als 1. Kreuzer, und so
viele
*) Die katholischen Setzer haben, wenn man ihnen auch ein richtig geschriebenes Mspt. in die Hände gibt, doch die allerfehlerhafteste Orthographie im Kopfe. Ich korrigirte den ersten Bogen meiner Predigt, der von Fehlern wimmelte, und es sollte doch nur die letzte Revision seyn.
27) Die MuͤnzeNon exoratus exorior iſt hier, gros wie ein Konventionsthaler: ſie ſteht beſchrieben und abgebildet in Lochners Sammlung merkwuͤrdiger Medaillen. Th. V. p. 217. und in Koͤhlers Muͤnz- beluſtigungen T. XIX. p. 65.
In Hr. von Schoͤnfelds Druckerei *) brachte ich einen Theil des uͤbrigen Tages zu. Er hat hier und in Prag 13. Preſſen. Die Verleger geſtehen doch ſelber, daß manches Schriftchen ganz erbaͤrmlich ſei, aber jeder hat das Privilegium, ſie bezahlens, und das Wiener Publikum lieſt und verdaut auch alles.
Bemerkungen.
Hier kan Niemand etwas anfangen, der nicht ein ſtarkes Kapital in Haͤnden hat. Eine Barbierſtube in einer Vorſtadt kan 4000 — in der Stadt ſelber 8 — 10000. Gulden koſten. Allein die Freiheit mit Kaͤſe zu handeln, kommt auf 3000. Gulden zu ſtehen. Aber freilich iſt Wien auch der Ort, wo ein auf dieſe Art an- gelegtes Kapital groſſe Zinſen traͤgt.
Gebettelt wird hier ſehr ſtark, beſonders in den Vorſtaͤdten, im Prater und im Augarten, und weil man keine kleinere Silbermuͤnze hat, als 1. Groſchen, und keine kleinere Kupfermuͤnze als 1. Kreuzer, und ſo
viele
*) Die katholiſchen Setzer haben, wenn man ihnen auch ein richtig geſchriebenes Mſpt. in die Haͤnde gibt, doch die allerfehlerhafteſte Orthographie im Kopfe. Ich korrigirte den erſten Bogen meiner Predigt, der von Fehlern wimmelte, und es ſollte doch nur die letzte Reviſion ſeyn.
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27) Die Muͤnze Non exoratus exorior iſt hier, gros
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beluſtigungen T. XIX. p. 65.
In Hr. von Schoͤnfelds Druckerei *) brachte ich
einen Theil des uͤbrigen Tages zu. Er hat hier und in
Prag 13. Preſſen. Die Verleger geſtehen doch ſelber,
daß manches Schriftchen ganz erbaͤrmlich ſei, aber jeder
hat das Privilegium, ſie bezahlens, und das Wiener
Publikum lieſt und verdaut auch alles.
Bemerkungen.
Hier kan Niemand etwas anfangen, der nicht ein
ſtarkes Kapital in Haͤnden hat. Eine Barbierſtube
in einer Vorſtadt kan 4000 — in der Stadt ſelber
8 — 10000. Gulden koſten. Allein die Freiheit mit Kaͤſe
zu handeln, kommt auf 3000. Gulden zu ſtehen. Aber
freilich iſt Wien auch der Ort, wo ein auf dieſe Art an-
gelegtes Kapital groſſe Zinſen traͤgt.
Gebettelt wird hier ſehr ſtark, beſonders in den
Vorſtaͤdten, im Prater und im Augarten, und weil
man keine kleinere Silbermuͤnze hat, als 1. Groſchen,
und keine kleinere Kupfermuͤnze als 1. Kreuzer, und ſo
viele
*) Die katholiſchen Setzer haben, wenn man ihnen
auch ein richtig geſchriebenes Mſpt. in die Haͤnde gibt,
doch die allerfehlerhafteſte Orthographie im Kopfe.
Ich korrigirte den erſten Bogen meiner Predigt, der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 590. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/628>, abgerufen am 03.12.2024.
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