Das Klima ist hier so, daß viele Krankheiten, wie die Aerzte versichern, leicht in Entzündung übergehen.
Vom Staub, der hier die dicksten Wolken macht, und ein feiner ausgetrockneter Kalk und Sand ist, bekom- men viele Menschen, viele Fremde sonderlich, böse Augen. Bei manchem wird der Reiz so heftig, daß Eiter aus den Augen fließt.
Den 13ten Mai.
Ich brachte einige Morgenstunden mit der Revision des Manuskripts meiner in der Dänischen Gesand- schaftskapelle gehaltenen Predigt für die Druckerei zu. Hr. Kaufmann Wucherer hatte die Sache übernom- men, und während meiner Abwesenheit mit dem Buch- drucker von Schönfeld akkordirt. -- Man versicherte mir, daß ich hier unter Lutheranern und Katholiken mehr Leser und gute Freunde hätte, als ich kennen lernen könn- te; es wurden mir auch verschiedene Stammbücher ins Haus geschickt, oder hie und da, wo ich zuweilen hin- kam, angeboten, daß ich Leuten, deren Namen ich nicht behalten konnte, hinein schreiben mußte. *) Darauf be- sah ich das
Naturalienkabinet des Braunschw. Gesandten, des Hrn. Baron von Vockels. -- Es steckt zwischen
einer
*) Die Frau Gräfin von Hohenheim aus Stuttgard hatte, wie mir Hr. von Stockmaier sagte, mein Buch von der Güte und Weisheit Gottes etc. bei sich auf der Reise.
Bemerkungen.
Das Klima iſt hier ſo, daß viele Krankheiten, wie die Aerzte verſichern, leicht in Entzuͤndung uͤbergehen.
Vom Staub, der hier die dickſten Wolken macht, und ein feiner ausgetrockneter Kalk und Sand iſt, bekom- men viele Menſchen, viele Fremde ſonderlich, boͤſe Augen. Bei manchem wird der Reiz ſo heftig, daß Eiter aus den Augen fließt.
Den 13ten Mai.
Ich brachte einige Morgenſtunden mit der Reviſion des Manuſkripts meiner in der Daͤniſchen Geſand- ſchaftskapelle gehaltenen Predigt fuͤr die Druckerei zu. Hr. Kaufmann Wucherer hatte die Sache uͤbernom- men, und waͤhrend meiner Abweſenheit mit dem Buch- drucker von Schoͤnfeld akkordirt. — Man verſicherte mir, daß ich hier unter Lutheranern und Katholiken mehr Leſer und gute Freunde haͤtte, als ich kennen lernen koͤnn- te; es wurden mir auch verſchiedene Stammbuͤcher ins Haus geſchickt, oder hie und da, wo ich zuweilen hin- kam, angeboten, daß ich Leuten, deren Namen ich nicht behalten konnte, hinein ſchreiben mußte. *) Darauf be- ſah ich das
Naturalienkabinet des Braunſchw. Geſandten, des Hrn. Baron von Vockels. — Es ſteckt zwiſchen
einer
*) Die Frau Graͤfin von Hohenheim aus Stuttgard hatte, wie mir Hr. von Stockmaier ſagte, mein Buch von der Guͤte und Weisheit Gottes ꝛc. bei ſich auf der Reiſe.
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Bemerkungen.
Das Klima iſt hier ſo, daß viele Krankheiten, wie
die Aerzte verſichern, leicht in Entzuͤndung uͤbergehen.
Vom Staub, der hier die dickſten Wolken macht,
und ein feiner ausgetrockneter Kalk und Sand iſt, bekom-
men viele Menſchen, viele Fremde ſonderlich, boͤſe Augen.
Bei manchem wird der Reiz ſo heftig, daß Eiter aus den
Augen fließt.
Den 13ten Mai.
Ich brachte einige Morgenſtunden mit der Reviſion
des Manuſkripts meiner in der Daͤniſchen Geſand-
ſchaftskapelle gehaltenen Predigt fuͤr die Druckerei zu.
Hr. Kaufmann Wucherer hatte die Sache uͤbernom-
men, und waͤhrend meiner Abweſenheit mit dem Buch-
drucker von Schoͤnfeld akkordirt. — Man verſicherte
mir, daß ich hier unter Lutheranern und Katholiken mehr
Leſer und gute Freunde haͤtte, als ich kennen lernen koͤnn-
te; es wurden mir auch verſchiedene Stammbuͤcher
ins Haus geſchickt, oder hie und da, wo ich zuweilen hin-
kam, angeboten, daß ich Leuten, deren Namen ich nicht
behalten konnte, hinein ſchreiben mußte. *) Darauf be-
ſah ich das
Naturalienkabinet des Braunſchw. Geſandten,
des Hrn. Baron von Vockels. — Es ſteckt zwiſchen
einer
*) Die Frau Graͤfin von Hohenheim aus Stuttgard
hatte, wie mir Hr. von Stockmaier ſagte, mein Buch
von der Guͤte und Weisheit Gottes ꝛc. bei ſich auf
der Reiſe.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/614>, abgerufen am 21.11.2024.
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