Mittags speiste ich beim Hrn. O. K. R. Teller, wo auch Hr. Hofr. Troschel war.
Nachmittags wiederfuhr mir die hohe Gnade, Ih- ro Königl. Hoheit der Prinzessin von Preussen vorgestellt zu werden. Eine ungemein gnädige Fürstin, die Musik und Malerei sehr liebt. Sie hielt sich jetzt hier auf, weil ihr Gemal gegenwärtig in Petersburg ist.
Zum Beschluß von heute besah ich noch des
Hrn. Rendant Siegfried's Kabinet, und muste auch zum Abendessen bei dem lieben Manne bleiben. Er ist ein Schwager von Hr. D. Semler in Halle. Ich fand hier:
1) Einen Puddingstone, wo alle Kiesel eine Einfassung auf beiden Seiten haben.
2) Charpentier's aus Freiberg, Suiten von Sächßl. Mineralien, darunter aber viele kleine und schlechte Stücke waren.
3) Eine schöne Bibliothek.
Den 9ten Sept.
Heute machte ich wieder Besuche, und zwar zuerst beim
Hrn. Geh. Rath Formey. Ich fand einen alten, schon baufälligen Mann. Er denkt selbst verächtlich von der französischen Litteratur. Er lud mich ein, auf den Donnerstag die Aufnahme des Mr. Prevot in der Akad. d. W. mit abzuwarten.
Beim Hrn. O. K. R. Sack. Ein ehrwürdiger Greis von 79. Jahren. Litt heftig am Podagra. "Ich
"warte
Mittags ſpeiſte ich beim Hrn. O. K. R. Teller, wo auch Hr. Hofr. Troſchel war.
Nachmittags wiederfuhr mir die hohe Gnade, Ih- ro Koͤnigl. Hoheit der Prinzeſſin von Preuſſen vorgeſtellt zu werden. Eine ungemein gnaͤdige Fuͤrſtin, die Muſik und Malerei ſehr liebt. Sie hielt ſich jetzt hier auf, weil ihr Gemal gegenwaͤrtig in Petersburg iſt.
Zum Beſchluß von heute beſah ich noch des
Hrn. Rendant Siegfried’s Kabinet, und muſte auch zum Abendeſſen bei dem lieben Manne bleiben. Er iſt ein Schwager von Hr. D. Semler in Halle. Ich fand hier:
1) Einen Puddingſtone, wo alle Kieſel eine Einfaſſung auf beiden Seiten haben.
2) Charpentier’s aus Freiberg, Suiten von Saͤchßl. Mineralien, darunter aber viele kleine und ſchlechte Stuͤcke waren.
3) Eine ſchoͤne Bibliothek.
Den 9ten Sept.
Heute machte ich wieder Beſuche, und zwar zuerſt beim
Hrn. Geh. Rath Formey. Ich fand einen alten, ſchon baufaͤlligen Mann. Er denkt ſelbſt veraͤchtlich von der franzoͤſiſchen Litteratur. Er lud mich ein, auf den Donnerſtag die Aufnahme des Mr. Prevôt in der Akad. d. W. mit abzuwarten.
Beim Hrn. O. K. R. Sack. Ein ehrwuͤrdiger Greis von 79. Jahren. Litt heftig am Podagra. „Ich
„warte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0225"n="187"/><p>Mittags ſpeiſte ich beim Hrn. O. K. R. <hirendition="#fr">Teller,</hi><lb/>
wo auch Hr. Hofr. <hirendition="#fr">Troſchel</hi> war.</p><lb/><p>Nachmittags wiederfuhr mir die hohe Gnade, <hirendition="#fr">Ih-<lb/>
ro Koͤnigl. Hoheit</hi> der <hirendition="#fr">Prinzeſſin von Preuſſen</hi><lb/>
vorgeſtellt zu werden. Eine ungemein gnaͤdige Fuͤrſtin,<lb/>
die Muſik und Malerei ſehr liebt. Sie hielt ſich jetzt<lb/>
hier auf, weil ihr Gemal gegenwaͤrtig in <hirendition="#fr">Petersburg</hi><lb/>
iſt.</p><lb/><p>Zum Beſchluß von heute beſah ich noch des</p><lb/><p>Hrn. Rendant <hirendition="#fr">Siegfried’s</hi> Kabinet, und muſte<lb/>
auch zum Abendeſſen bei dem lieben Manne bleiben. Er<lb/>
iſt ein Schwager von Hr. D. <hirendition="#fr">Semler</hi> in <hirendition="#fr">Halle.</hi> Ich<lb/>
fand hier:</p><lb/><list><item>1) Einen <hirendition="#fr">Puddingſtone,</hi> wo alle Kieſel eine Einfaſſung<lb/>
auf beiden Seiten haben.</item><lb/><item>2) <hirendition="#fr">Charpentier’s</hi> aus <hirendition="#fr">Freiberg,</hi> Suiten von <hirendition="#fr">Saͤchßl.</hi><lb/>
Mineralien, darunter aber viele kleine und ſchlechte<lb/>
Stuͤcke waren.</item><lb/><item>3) Eine ſchoͤne <hirendition="#fr">Bibliothek.</hi></item></list></div><lb/><divn="3"><head>Den 9ten Sept.</head><lb/><p>Heute machte ich wieder Beſuche, und zwar zuerſt<lb/>
beim</p><lb/><p>Hrn. Geh. Rath <hirendition="#fr">Formey.</hi> Ich fand einen alten,<lb/>ſchon baufaͤlligen Mann. Er denkt ſelbſt veraͤchtlich<lb/>
von der franzoͤſiſchen Litteratur. Er lud mich ein, auf<lb/>
den Donnerſtag die Aufnahme des <hirendition="#aq">Mr. Prevôt</hi> in der<lb/>
Akad. d. W. mit abzuwarten.</p><lb/><p>Beim Hrn. O. K. R. <hirendition="#fr">Sack.</hi> Ein ehrwuͤrdiger<lb/>
Greis von 79. Jahren. Litt heftig am Podagra. „Ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„warte</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[187/0225]
Mittags ſpeiſte ich beim Hrn. O. K. R. Teller,
wo auch Hr. Hofr. Troſchel war.
Nachmittags wiederfuhr mir die hohe Gnade, Ih-
ro Koͤnigl. Hoheit der Prinzeſſin von Preuſſen
vorgeſtellt zu werden. Eine ungemein gnaͤdige Fuͤrſtin,
die Muſik und Malerei ſehr liebt. Sie hielt ſich jetzt
hier auf, weil ihr Gemal gegenwaͤrtig in Petersburg
iſt.
Zum Beſchluß von heute beſah ich noch des
Hrn. Rendant Siegfried’s Kabinet, und muſte
auch zum Abendeſſen bei dem lieben Manne bleiben. Er
iſt ein Schwager von Hr. D. Semler in Halle. Ich
fand hier:
1) Einen Puddingſtone, wo alle Kieſel eine Einfaſſung
auf beiden Seiten haben.
2) Charpentier’s aus Freiberg, Suiten von Saͤchßl.
Mineralien, darunter aber viele kleine und ſchlechte
Stuͤcke waren.
3) Eine ſchoͤne Bibliothek.
Den 9ten Sept.
Heute machte ich wieder Beſuche, und zwar zuerſt
beim
Hrn. Geh. Rath Formey. Ich fand einen alten,
ſchon baufaͤlligen Mann. Er denkt ſelbſt veraͤchtlich
von der franzoͤſiſchen Litteratur. Er lud mich ein, auf
den Donnerſtag die Aufnahme des Mr. Prevôt in der
Akad. d. W. mit abzuwarten.
Beim Hrn. O. K. R. Sack. Ein ehrwuͤrdiger
Greis von 79. Jahren. Litt heftig am Podagra. „Ich
„warte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/225>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.