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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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Auf den Abend sah ich noch ein Feuerwerk in Apel's
Garten abbrennen, das recht hübsch war. Und damit
beschloß ich meinen Aufenthalt in Leipzig, einer Stadt,
die ohne Streit unter die angenehmsten und schönsten
Städte gehört, die ich besucht habe. Sie hat meist gra-
de, breite, helle, wohlgepflasterte, und des Nachts mit
Laternen erleuchtete Strassen, prächtige Häuser, und die
angenehme Bequemlichkeit, daß man sie in ohngefähr
einer kleinen Stunde Zeit unter angenehmen Alleen ganz
umgehen, und alle Viertelstunden wieder ein Thor errei-
chen kan. Die Einwohner sind in ihrem Umgange un-
gemein höflich und verbindlich, ohne steife Komplimente.
Besonders verbindet das schöne Geschlecht mit allen die-
sen Vorzügen noch viel Liebe zur Lektüre, und die Kunst,
sich ohne übertriebene Pracht mit dem feinsten Geschmack
zu kleiden. Die Universität war alleweile ziemlich blü-
hend. Man rechnete mir die Anzahl der gegenwärtig
hier Studirenden auf 1400: die meisten waren nicht reich
aber anständig gekleidet, auch in den Vorlesungen mei-
stens ruhig.

Reise nach Dresden.
Den 22ten Aug.

Heute früh um 5. Uhr must' ich dann meinen würdi-
gen Freund und lieben Wirth verlassen. Dieser Abschied
ging mir wirklich sehr nahe. Thut's einem gefühlvollen
Herzen nicht weh, den Umgang guter Menschen, wenn
man kaum ihren Werth kennen gelernt hat, schon wieder
entbehren zu müssen! Wie froh verflossen mir nicht die
Tage meines hiesigen Aufenthalts. Wie viele Beweise
aufrichtiger Freundschaft erhielt ich nicht von ihnen! Der

beste

Auf den Abend ſah ich noch ein Feuerwerk in Apel’s
Garten abbrennen, das recht huͤbſch war. Und damit
beſchloß ich meinen Aufenthalt in Leipzig, einer Stadt,
die ohne Streit unter die angenehmſten und ſchoͤnſten
Staͤdte gehoͤrt, die ich beſucht habe. Sie hat meiſt gra-
de, breite, helle, wohlgepflaſterte, und des Nachts mit
Laternen erleuchtete Straſſen, praͤchtige Haͤuſer, und die
angenehme Bequemlichkeit, daß man ſie in ohngefaͤhr
einer kleinen Stunde Zeit unter angenehmen Alleen ganz
umgehen, und alle Viertelſtunden wieder ein Thor errei-
chen kan. Die Einwohner ſind in ihrem Umgange un-
gemein hoͤflich und verbindlich, ohne ſteife Komplimente.
Beſonders verbindet das ſchoͤne Geſchlecht mit allen die-
ſen Vorzuͤgen noch viel Liebe zur Lektuͤre, und die Kunſt,
ſich ohne uͤbertriebene Pracht mit dem feinſten Geſchmack
zu kleiden. Die Univerſitaͤt war alleweile ziemlich bluͤ-
hend. Man rechnete mir die Anzahl der gegenwaͤrtig
hier Studirenden auf 1400: die meiſten waren nicht reich
aber anſtaͤndig gekleidet, auch in den Vorleſungen mei-
ſtens ruhig.

Reiſe nach Dresden.
Den 22ten Aug.

Heute fruͤh um 5. Uhr muſt’ ich dann meinen wuͤrdi-
gen Freund und lieben Wirth verlaſſen. Dieſer Abſchied
ging mir wirklich ſehr nahe. Thut’s einem gefuͤhlvollen
Herzen nicht weh, den Umgang guter Menſchen, wenn
man kaum ihren Werth kennen gelernt hat, ſchon wieder
entbehren zu muͤſſen! Wie froh verfloſſen mir nicht die
Tage meines hieſigen Aufenthalts. Wie viele Beweiſe
aufrichtiger Freundſchaft erhielt ich nicht von ihnen! Der

beſte
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[141/0179] Auf den Abend ſah ich noch ein Feuerwerk in Apel’s Garten abbrennen, das recht huͤbſch war. Und damit beſchloß ich meinen Aufenthalt in Leipzig, einer Stadt, die ohne Streit unter die angenehmſten und ſchoͤnſten Staͤdte gehoͤrt, die ich beſucht habe. Sie hat meiſt gra- de, breite, helle, wohlgepflaſterte, und des Nachts mit Laternen erleuchtete Straſſen, praͤchtige Haͤuſer, und die angenehme Bequemlichkeit, daß man ſie in ohngefaͤhr einer kleinen Stunde Zeit unter angenehmen Alleen ganz umgehen, und alle Viertelſtunden wieder ein Thor errei- chen kan. Die Einwohner ſind in ihrem Umgange un- gemein hoͤflich und verbindlich, ohne ſteife Komplimente. Beſonders verbindet das ſchoͤne Geſchlecht mit allen die- ſen Vorzuͤgen noch viel Liebe zur Lektuͤre, und die Kunſt, ſich ohne uͤbertriebene Pracht mit dem feinſten Geſchmack zu kleiden. Die Univerſitaͤt war alleweile ziemlich bluͤ- hend. Man rechnete mir die Anzahl der gegenwaͤrtig hier Studirenden auf 1400: die meiſten waren nicht reich aber anſtaͤndig gekleidet, auch in den Vorleſungen mei- ſtens ruhig. Reiſe nach Dresden. Den 22ten Aug. Heute fruͤh um 5. Uhr muſt’ ich dann meinen wuͤrdi- gen Freund und lieben Wirth verlaſſen. Dieſer Abſchied ging mir wirklich ſehr nahe. Thut’s einem gefuͤhlvollen Herzen nicht weh, den Umgang guter Menſchen, wenn man kaum ihren Werth kennen gelernt hat, ſchon wieder entbehren zu muͤſſen! Wie froh verfloſſen mir nicht die Tage meines hieſigen Aufenthalts. Wie viele Beweiſe aufrichtiger Freundſchaft erhielt ich nicht von ihnen! Der beſte

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/179>, abgerufen am 21.11.2024.