Auerbach's Hof, wo in den hiesigen berühmten Messen, Pracht, Reichthum und Geschmack aus allen Gewölbern einem entgegen schimmern soll. Sonst ist er ein altes, winklichtes, unregelmässiges Gebäude.
Den Nachmittag führte mich mein Freund Jako- bäer, der mir meinen hiesigen Aufenthalt auf alle Art angenehm zu machen wuste, nach Raschwitz, ohngefähr 3/4. Stunde von der Stadt, wo ein Garten mit ungemein reizenden Spaziergängen ins Gehölz und über Wiesen ist. Wir tranken da Kaffee. Ein heftiger Platzregen aber stöhrte unser Vergnügen ein wenig, und erinnerte uns, daß keine Freude in der Welt vollkommen sei.
Abends sah ich im Gros-Bosischen Garten ein ar- tiges Feuerwerk abbrennen, wozu der Namenstag der Churfürstin Veranlassung gab. Es war eine Illumina- tion dabei, mit Musik hinter den Laubwänden. Die Zu- schauer sassen unter Zeltern.
Den 17ten Aug.
Der heutige Tag war bestimmt, mehrere der hiesigen Gelehrten kennen zu lernen, also wartete ich zuvörderst eine Vorlesung des
Hrn. Prof. Morus ab. Ich traf eben in eine exegetische Stunde, wo er über 1. Petr. II. 7. 8. 9. las. Er sagte, der Apostel akkomodire den Ti- tel des jüdischen Volks auf die Christen. Ierateuma basileion sei nur Collegium sacerdotum illius, qui est rex: aretas sei nach den LXX. soviel wie gloria, laus, excelsa illius attributa. Wider die Seele streiten, heisse, wider die gesunde Vernunft, und
die
Zweiter Theil. J
Auerbach’s Hof, wo in den hieſigen beruͤhmten Meſſen, Pracht, Reichthum und Geſchmack aus allen Gewoͤlbern einem entgegen ſchimmern ſoll. Sonſt iſt er ein altes, winklichtes, unregelmaͤſſiges Gebaͤude.
Den Nachmittag fuͤhrte mich mein Freund Jako- baͤer, der mir meinen hieſigen Aufenthalt auf alle Art angenehm zu machen wuſte, nach Raſchwitz, ohngefaͤhr ¾. Stunde von der Stadt, wo ein Garten mit ungemein reizenden Spaziergaͤngen ins Gehoͤlz und uͤber Wieſen iſt. Wir tranken da Kaffee. Ein heftiger Platzregen aber ſtoͤhrte unſer Vergnuͤgen ein wenig, und erinnerte uns, daß keine Freude in der Welt vollkommen ſei.
Abends ſah ich im Gros-Boſiſchen Garten ein ar- tiges Feuerwerk abbrennen, wozu der Namenstag der Churfuͤrſtin Veranlaſſung gab. Es war eine Illumina- tion dabei, mit Muſik hinter den Laubwaͤnden. Die Zu- ſchauer ſaſſen unter Zeltern.
Den 17ten Aug.
Der heutige Tag war beſtimmt, mehrere der hieſigen Gelehrten kennen zu lernen, alſo wartete ich zuvoͤrderſt eine Vorleſung des
Hrn. Prof. Morus ab. Ich traf eben in eine exegetiſche Stunde, wo er uͤber 1. Petr. II. 7. 8. 9. las. Er ſagte, der Apoſtel akkomodire den Ti- tel des juͤdiſchen Volks auf die Chriſten. Ιερατευμα βασιλειον ſei nur Collegium ſacerdotum illius, qui eſt rex: αρετας ſei nach den LXX. ſoviel wie gloria, laus, excelſa illius attributa. Wider die Seele ſtreiten, heiſſe, wider die geſunde Vernunft, und
die
Zweiter Theil. J
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Auerbach’s Hof, wo in den hieſigen beruͤhmten
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Gewoͤlbern einem entgegen ſchimmern ſoll. Sonſt iſt er
ein altes, winklichtes, unregelmaͤſſiges Gebaͤude.
Den Nachmittag fuͤhrte mich mein Freund Jako-
baͤer, der mir meinen hieſigen Aufenthalt auf alle Art
angenehm zu machen wuſte, nach Raſchwitz, ohngefaͤhr
¾. Stunde von der Stadt, wo ein Garten mit ungemein
reizenden Spaziergaͤngen ins Gehoͤlz und uͤber Wieſen
iſt. Wir tranken da Kaffee. Ein heftiger Platzregen
aber ſtoͤhrte unſer Vergnuͤgen ein wenig, und erinnerte
uns, daß keine Freude in der Welt vollkommen ſei.
Abends ſah ich im Gros-Boſiſchen Garten ein ar-
tiges Feuerwerk abbrennen, wozu der Namenstag der
Churfuͤrſtin Veranlaſſung gab. Es war eine Illumina-
tion dabei, mit Muſik hinter den Laubwaͤnden. Die Zu-
ſchauer ſaſſen unter Zeltern.
Den 17ten Aug.
Der heutige Tag war beſtimmt, mehrere der hieſigen
Gelehrten kennen zu lernen, alſo wartete ich zuvoͤrderſt
eine Vorleſung des
Hrn. Prof. Morus ab. Ich traf eben in eine
exegetiſche Stunde, wo er uͤber 1. Petr. II. 7. 8. 9.
las. Er ſagte, der Apoſtel akkomodire den Ti-
tel des juͤdiſchen Volks auf die Chriſten. Ιερατευμα
βασιλειον ſei nur Collegium ſacerdotum illius,
qui eſt rex: αρετας ſei nach den LXX. ſoviel wie
gloria, laus, excelſa illius attributa. Wider die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/167>, abgerufen am 21.11.2024.
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