Hrn. Prof. Klein's Beobachtungen an Amei- sen und Ameisenfressern. Die ersten hebt man im Haufen mit der Schaufel auf, setzt sie in eine Schüssel, woran der Töpfer einen vertieften Rand, wie eine Rin- ne oder Kanal mit einem zu verstopfenden Loch, gemacht hat. Diese Rinne wird mit Wasser angefüllt, so können die Ameisen nicht heraus, man sieht ihrem Bauen, und ihren verschiedenen Bemühungen über den Graben zu se- tzen, mit Vergnügen zu. Sie hängen sich aneinander, probirens auf Spänchen, wollen vom Grund eine Brü- cke bauen. Sie können 15, 16mahl schwerer tragen, als sie selbst schwer sind, also sind sie nach Proportion der Grösse stärker, als der Mensch. Man füttert sie mit Zucker, Birnen, Aepfeln etc. Weil man die Unreinig- keiten, die sie ins Wasser werfen, nicht leicht alle durch das Loch bringt, so läst man den Kranz lieber von Blech machen, und kan ihn dann wegnehmen, wie man will. Waldameisen setzten einmahl schnell ins Wasser durch den Graben durch, schüttelten sich nur ab, und fort waren sie. Die Formica Leo setzt man nur in eine Schachtel von Pappdeckel mit Sand. Das Thierchen kan wohl 6. Wochen hungern.
Ich verlies nun das herliche Mannheim, und be- gab mich auf die
Reise nach Strasburg.
Den 16ten Sept.
War ich über Mittag in
Speier, wo die alte Dom- oder Kathedralkirche, welche die Asche unsrer deutschen Kaiser verwahrt, gesehen
zu
S s
Etwas bei dieſer Gelegenheit von
Hrn. Prof. Klein’s Beobachtungen an Amei- ſen und Ameiſenfreſſern. Die erſten hebt man im Haufen mit der Schaufel auf, ſetzt ſie in eine Schuͤſſel, woran der Toͤpfer einen vertieften Rand, wie eine Rin- ne oder Kanal mit einem zu verſtopfenden Loch, gemacht hat. Dieſe Rinne wird mit Waſſer angefuͤllt, ſo koͤnnen die Ameiſen nicht heraus, man ſieht ihrem Bauen, und ihren verſchiedenen Bemuͤhungen uͤber den Graben zu ſe- tzen, mit Vergnuͤgen zu. Sie haͤngen ſich aneinander, probirens auf Spaͤnchen, wollen vom Grund eine Bruͤ- cke bauen. Sie koͤnnen 15, 16mahl ſchwerer tragen, als ſie ſelbſt ſchwer ſind, alſo ſind ſie nach Proportion der Groͤſſe ſtaͤrker, als der Menſch. Man fuͤttert ſie mit Zucker, Birnen, Aepfeln ꝛc. Weil man die Unreinig- keiten, die ſie ins Waſſer werfen, nicht leicht alle durch das Loch bringt, ſo laͤſt man den Kranz lieber von Blech machen, und kan ihn dann wegnehmen, wie man will. Waldameiſen ſetzten einmahl ſchnell ins Waſſer durch den Graben durch, ſchuͤttelten ſich nur ab, und fort waren ſie. Die Formica Leo ſetzt man nur in eine Schachtel von Pappdeckel mit Sand. Das Thierchen kan wohl 6. Wochen hungern.
Ich verlies nun das herliche Mannheim, und be- gab mich auf die
Reiſe nach Strasburg.
Den 16ten Sept.
War ich uͤber Mittag in
Speier, wo die alte Dom- oder Kathedralkirche, welche die Aſche unſrer deutſchen Kaiſer verwahrt, geſehen
zu
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Etwas bei dieſer Gelegenheit von
Hrn. Prof. Klein’s Beobachtungen an Amei-
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Haufen mit der Schaufel auf, ſetzt ſie in eine Schuͤſſel,
woran der Toͤpfer einen vertieften Rand, wie eine Rin-
ne oder Kanal mit einem zu verſtopfenden Loch, gemacht
hat. Dieſe Rinne wird mit Waſſer angefuͤllt, ſo koͤnnen
die Ameiſen nicht heraus, man ſieht ihrem Bauen, und
ihren verſchiedenen Bemuͤhungen uͤber den Graben zu ſe-
tzen, mit Vergnuͤgen zu. Sie haͤngen ſich aneinander,
probirens auf Spaͤnchen, wollen vom Grund eine Bruͤ-
cke bauen. Sie koͤnnen 15, 16mahl ſchwerer tragen, als
ſie ſelbſt ſchwer ſind, alſo ſind ſie nach Proportion der
Groͤſſe ſtaͤrker, als der Menſch. Man fuͤttert ſie mit
Zucker, Birnen, Aepfeln ꝛc. Weil man die Unreinig-
keiten, die ſie ins Waſſer werfen, nicht leicht alle durch
das Loch bringt, ſo laͤſt man den Kranz lieber von Blech
machen, und kan ihn dann wegnehmen, wie man will.
Waldameiſen ſetzten einmahl ſchnell ins Waſſer durch
den Graben durch, ſchuͤttelten ſich nur ab, und fort
waren ſie. Die Formica Leo ſetzt man nur in eine
Schachtel von Pappdeckel mit Sand. Das Thierchen
kan wohl 6. Wochen hungern.
Ich verlies nun das herliche Mannheim, und be-
gab mich auf die
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]
Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird dessen Reisebeschreibung veröffentlicht. Es handelt sich dabei um ein druckfertiges Manuskript aus dem Nachlass, welches Sanders Vater dem Verleger Friedrich Gotthold Jacobäer zur Verfügung stellte. Nach dem Vorbericht des Herausgebers wurden nur einige wenige Schreibfehler berichtigt (siehe dazu den Vorbericht des Herausgebers des ersten Bandes, Faksimile 0019f.).
Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung01_1783/665>, abgerufen am 21.11.2024.
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