Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Von den Wägungen.
der gleichen Belastung ungleich. Stellt Fig. 13 einen Wagebalken vor,
so ist c die Mittelschneide, a, b sind die Endschneiden, ac und bc die
gleich langen Arme, s der genau vertikal unter c liegende Schwerpunkt.
[Abbildung] Fig. 13.

Schematische Darstellung der Wage.

Legt man jetzt in die beiden Schalen zwei gleiche Gewichte P, so greifen
dieselben in a und b an, der gemeinsame Schwerpunkt beider fällt
demnach in c, und der gemeinsame Schwerpunkt aller in c wirkenden
Massen, also auch des Balkens und der beiden Gewichte mit Schalen
und Gehängen, fällt in einen Punkt zwischen c und s. Aus der Figur
ersieht man sofort, daß außer der Bedingung der gleichen Länge der
Arme auch noch die erfüllt sein muß, daß alle drei Schneiden genau
in einer geraden Horizontallinie liegen müssen. Läge b tiefer wie a,
und wäre c b keine Horizontale, so würde die Last in b nicht recht-
winklig zum Hebelarm angreifen, es würde demnach nur ein Teil der
Last und nicht die ganze wirken. Dasselbe würde eintreten, wenn zwar
die drei Schneiden in einer Ebene lägen, aber die Schalen nicht einander
parallel hingen, so daß die Kräfte dann unter verschiedenem Winkel
angreifen würden.

Man macht deshalb die Aufhängung der Schalen stets so leicht beweg-
lich wie möglich, damit sie sich immer vertikal einstellen. Steht dann der
Wagebalken schief, so greifen die Lasten zwar unter einem Winkel an,
so daß ein Teil der Last nicht in Wirkung tritt; aber der Verlust ist
auf beiden Seiten der gleiche und da es sich nur um Gewichts-
vergleichungen handelt, so bleiben die Verhältnisse die nämlichen.
Bringt man jetzt auf der rechten Seite ein kleines Übergewicht an, so
fällt der Schwerpunkt der beiden Lasten, die in a und b angreifen, nicht
mehr mit c zusammen. sondern in d, und der gemeinschaftliche Schwer-
punkt nicht mehr in die Linie c s, sondern in die Linie d s in den
Punkt m. Da wir ein stabiles System haben, so wird der ganze
Wagebalken sich soweit um c drehen, bis m vertikal unter c zu liegen
kommt. Der Winkel s c m, um den sich der Balken dreht, heißt der
Ausschlagswinkel für die Last r. Dieser Ausschlagswinkel bietet ein

Von den Wägungen.
der gleichen Belaſtung ungleich. Stellt Fig. 13 einen Wagebalken vor,
ſo iſt c die Mittelſchneide, a, b ſind die Endſchneiden, ac und bc die
gleich langen Arme, s der genau vertikal unter c liegende Schwerpunkt.
[Abbildung] Fig. 13.

Schematiſche Darſtellung der Wage.

Legt man jetzt in die beiden Schalen zwei gleiche Gewichte P, ſo greifen
dieſelben in a und b an, der gemeinſame Schwerpunkt beider fällt
demnach in c, und der gemeinſame Schwerpunkt aller in c wirkenden
Maſſen, alſo auch des Balkens und der beiden Gewichte mit Schalen
und Gehängen, fällt in einen Punkt zwiſchen c und s. Aus der Figur
erſieht man ſofort, daß außer der Bedingung der gleichen Länge der
Arme auch noch die erfüllt ſein muß, daß alle drei Schneiden genau
in einer geraden Horizontallinie liegen müſſen. Läge b tiefer wie a,
und wäre c b keine Horizontale, ſo würde die Laſt in b nicht recht-
winklig zum Hebelarm angreifen, es würde demnach nur ein Teil der
Laſt und nicht die ganze wirken. Daſſelbe würde eintreten, wenn zwar
die drei Schneiden in einer Ebene lägen, aber die Schalen nicht einander
parallel hingen, ſo daß die Kräfte dann unter verſchiedenem Winkel
angreifen würden.

Man macht deshalb die Aufhängung der Schalen ſtets ſo leicht beweg-
lich wie möglich, damit ſie ſich immer vertikal einſtellen. Steht dann der
Wagebalken ſchief, ſo greifen die Laſten zwar unter einem Winkel an,
ſo daß ein Teil der Laſt nicht in Wirkung tritt; aber der Verluſt iſt
auf beiden Seiten der gleiche und da es ſich nur um Gewichts-
vergleichungen handelt, ſo bleiben die Verhältniſſe die nämlichen.
Bringt man jetzt auf der rechten Seite ein kleines Übergewicht an, ſo
fällt der Schwerpunkt der beiden Laſten, die in a und b angreifen, nicht
mehr mit c zuſammen. ſondern in d, und der gemeinſchaftliche Schwer-
punkt nicht mehr in die Linie c s, ſondern in die Linie d s in den
Punkt m. Da wir ein ſtabiles Syſtem haben, ſo wird der ganze
Wagebalken ſich ſoweit um c drehen, bis m vertikal unter c zu liegen
kommt. Der Winkel s c m, um den ſich der Balken dreht, heißt der
Ausſchlagswinkel für die Laſt r. Dieſer Ausſchlagswinkel bietet ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0033" n="15"/><fw place="top" type="header">Von den Wägungen.</fw><lb/>
der gleichen Bela&#x017F;tung ungleich. Stellt Fig. 13 einen Wagebalken vor,<lb/>
&#x017F;o i&#x017F;t <hi rendition="#aq">c</hi> die Mittel&#x017F;chneide, <hi rendition="#aq">a, b</hi> &#x017F;ind die End&#x017F;chneiden, <hi rendition="#aq">ac</hi> und <hi rendition="#aq">bc</hi> die<lb/>
gleich langen Arme, <hi rendition="#aq">s</hi> der genau vertikal unter <hi rendition="#aq">c</hi> liegende Schwerpunkt.<lb/><figure><head>Fig. 13. </head><p>Schemati&#x017F;che Dar&#x017F;tellung der Wage.</p></figure><lb/>
Legt man jetzt in die beiden Schalen zwei gleiche Gewichte <hi rendition="#aq">P</hi>, &#x017F;o greifen<lb/>
die&#x017F;elben in <hi rendition="#aq">a</hi> und <hi rendition="#aq">b</hi> an, der gemein&#x017F;ame Schwerpunkt beider fällt<lb/>
demnach in <hi rendition="#aq">c</hi>, und der gemein&#x017F;ame Schwerpunkt aller in <hi rendition="#aq">c</hi> wirkenden<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en, al&#x017F;o auch des Balkens und der beiden Gewichte mit Schalen<lb/>
und Gehängen, fällt in einen Punkt zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">c</hi> und <hi rendition="#aq">s.</hi> Aus der Figur<lb/>
er&#x017F;ieht man &#x017F;ofort, daß außer der Bedingung der gleichen Länge der<lb/>
Arme auch noch die erfüllt &#x017F;ein muß, daß alle drei Schneiden genau<lb/>
in einer geraden Horizontallinie liegen mü&#x017F;&#x017F;en. Läge <hi rendition="#aq">b</hi> tiefer wie <hi rendition="#aq">a</hi>,<lb/>
und wäre <hi rendition="#aq">c b</hi> keine Horizontale, &#x017F;o würde die La&#x017F;t in <hi rendition="#aq">b</hi> nicht recht-<lb/>
winklig zum Hebelarm angreifen, es würde demnach nur ein Teil der<lb/>
La&#x017F;t und nicht die ganze wirken. Da&#x017F;&#x017F;elbe würde eintreten, wenn zwar<lb/>
die drei Schneiden in einer Ebene lägen, aber die Schalen nicht einander<lb/>
parallel hingen, &#x017F;o daß die Kräfte dann unter ver&#x017F;chiedenem Winkel<lb/>
angreifen würden.</p><lb/>
            <p>Man macht deshalb die Aufhängung der Schalen &#x017F;tets &#x017F;o leicht beweg-<lb/>
lich wie möglich, damit &#x017F;ie &#x017F;ich immer vertikal ein&#x017F;tellen. Steht dann der<lb/>
Wagebalken &#x017F;chief, &#x017F;o greifen die La&#x017F;ten zwar unter einem Winkel an,<lb/>
&#x017F;o daß ein Teil der La&#x017F;t nicht in Wirkung tritt; aber der Verlu&#x017F;t i&#x017F;t<lb/>
auf beiden Seiten der gleiche und da es &#x017F;ich nur um Gewichts-<lb/>
vergleichungen handelt, &#x017F;o bleiben die Verhältni&#x017F;&#x017F;e die nämlichen.<lb/>
Bringt man jetzt auf der rechten Seite ein kleines Übergewicht an, &#x017F;o<lb/>
fällt der Schwerpunkt der beiden La&#x017F;ten, die in <hi rendition="#aq">a</hi> und <hi rendition="#aq">b</hi> angreifen, nicht<lb/>
mehr mit <hi rendition="#aq">c</hi> zu&#x017F;ammen. &#x017F;ondern in <hi rendition="#aq">d</hi>, und der gemein&#x017F;chaftliche Schwer-<lb/>
punkt nicht mehr in die Linie <hi rendition="#aq">c s</hi>, &#x017F;ondern in die Linie <hi rendition="#aq">d s</hi> in den<lb/>
Punkt <hi rendition="#aq">m</hi>. Da wir ein &#x017F;tabiles Sy&#x017F;tem haben, &#x017F;o wird der ganze<lb/>
Wagebalken &#x017F;ich &#x017F;oweit um <hi rendition="#aq">c</hi> drehen, bis <hi rendition="#aq">m</hi> vertikal unter <hi rendition="#aq">c</hi> zu liegen<lb/>
kommt. Der Winkel <hi rendition="#aq">s c m</hi>, um den &#x017F;ich der Balken dreht, heißt der<lb/>
Aus&#x017F;chlagswinkel für die La&#x017F;t <hi rendition="#aq">r.</hi> Die&#x017F;er Aus&#x017F;chlagswinkel bietet ein<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[15/0033] Von den Wägungen. der gleichen Belaſtung ungleich. Stellt Fig. 13 einen Wagebalken vor, ſo iſt c die Mittelſchneide, a, b ſind die Endſchneiden, ac und bc die gleich langen Arme, s der genau vertikal unter c liegende Schwerpunkt. [Abbildung Fig. 13. Schematiſche Darſtellung der Wage.] Legt man jetzt in die beiden Schalen zwei gleiche Gewichte P, ſo greifen dieſelben in a und b an, der gemeinſame Schwerpunkt beider fällt demnach in c, und der gemeinſame Schwerpunkt aller in c wirkenden Maſſen, alſo auch des Balkens und der beiden Gewichte mit Schalen und Gehängen, fällt in einen Punkt zwiſchen c und s. Aus der Figur erſieht man ſofort, daß außer der Bedingung der gleichen Länge der Arme auch noch die erfüllt ſein muß, daß alle drei Schneiden genau in einer geraden Horizontallinie liegen müſſen. Läge b tiefer wie a, und wäre c b keine Horizontale, ſo würde die Laſt in b nicht recht- winklig zum Hebelarm angreifen, es würde demnach nur ein Teil der Laſt und nicht die ganze wirken. Daſſelbe würde eintreten, wenn zwar die drei Schneiden in einer Ebene lägen, aber die Schalen nicht einander parallel hingen, ſo daß die Kräfte dann unter verſchiedenem Winkel angreifen würden. Man macht deshalb die Aufhängung der Schalen ſtets ſo leicht beweg- lich wie möglich, damit ſie ſich immer vertikal einſtellen. Steht dann der Wagebalken ſchief, ſo greifen die Laſten zwar unter einem Winkel an, ſo daß ein Teil der Laſt nicht in Wirkung tritt; aber der Verluſt iſt auf beiden Seiten der gleiche und da es ſich nur um Gewichts- vergleichungen handelt, ſo bleiben die Verhältniſſe die nämlichen. Bringt man jetzt auf der rechten Seite ein kleines Übergewicht an, ſo fällt der Schwerpunkt der beiden Laſten, die in a und b angreifen, nicht mehr mit c zuſammen. ſondern in d, und der gemeinſchaftliche Schwer- punkt nicht mehr in die Linie c s, ſondern in die Linie d s in den Punkt m. Da wir ein ſtabiles Syſtem haben, ſo wird der ganze Wagebalken ſich ſoweit um c drehen, bis m vertikal unter c zu liegen kommt. Der Winkel s c m, um den ſich der Balken dreht, heißt der Ausſchlagswinkel für die Laſt r. Dieſer Ausſchlagswinkel bietet ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/33
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/33>, abgerufen am 26.04.2024.