für die Hausfrauen von ganz besonderem Interesse sein muß, das Emaillieren oder Glasieren. Es wurde zuerst im Jahre 1783 von dem schwedischen Bergwerksbeamten Rinman versucht, doch soll man noch 1828 in England und Frankreich zu keinen Resultaten gekommen sein; wogegen in Deutschland zu Lauchhammer schon 1815 bis 1820 emaillierte, gußeiserne Geschirre hergestellt wurden. Emaille oder Glas- schmelz dient ebenso zum Schutz -- wie bei allen Kochgeschirren -- wie zur Verzierung, wie bei den mannigfaltigen Schmucksachen, Zifferblättern und ähnlichen Gegenständen. Das Arbeitsverfahren beim Emaillieren ist höchst einfach, man pulverisiert die Emaille ganz, rührt sie mit Wasser zu einem dünnen Brei an, den man mit einem Pinsel in gehöriger Stärke auf das Metall aufträgt, dann trocknet man die Emaillemasse und erhitzt sie mit dem Metall so stark, bis sie eine geschmolzene Decke bildet, worauf alles wieder langsam abgekühlt wird. Was ist nun aber Emaille? Der Hauptsache nach ein durchsichtiges leicht flüssiges Glas, am besten hergestellt durch Zusammenschmelzen von Quarzpulver mit kohlensauren Alkalien und Bleioxyd, oder mit Thonerde, Kalk- erde u. s. w., überall da, wo Blei wegen seiner Giftigkeit keine An- wendung finden darf, wie z. B. bei Kochgefäßen. Soll die Emaille weiß werden, so fügt man Zinnoxyd hinzu, Kobaltoxyd macht sie blau, Kupfer- oder Chromoxyd grün, antimonsaures Kali gelb, Eisenoxyd, Kupferoxydul oder Goldpurpur rot, Braunstein violett, Hammerschlag mit Braunstein schwarz. Das Gemisch wird im Tiegel geschmolzen, und nach dem Erkalten gemahlen. Auch beim Emaillieren muß das Metall absolut rein sein.
So hätten wir denn das Metall auf seiner ganzen Laufbahn von seinem Herauskommen aus der Erde bis zum Kunstwerk verfolgt, das vollendet in der Form und wohlgeschmückt und verziert vor uns steht, -- einige der gebräuchlichsten Metallwaren mögen noch als Beispiele für die dargelegten Bearbeitungsweisen und die vorgeführten Methoden dienen.
Die Stahlschreibfedern.
Von wem zuerst der Gedanke gefaßt wurde, den Gänsekiel durch ein metallenes Instrumentchen in der Form nachzuahmen und dasselbe zum gleichen Zwecke zu verwenden, das ist leider, wie bei so vielen welt- erschütternden Erfindungen nicht mehr ausfindig zu machen, trotzdem ist es sicher nachweisbar, daß im Anfang des 19. Jahrhunderts messin- gene und auch silberne Federn in Gebrauch waren, die ihren Zweck jedoch noch so schlecht erfüllten, daß sie die Gänsekiele nicht zu ver- drängen vermochten. Für Zeichner und Kalligraphen verfertigte man aber bald auch stählerne Federn, mit denen man auch auf Steine zum Steindruck schrieb. Alles dies waren nur Versuche, erst James Perry in London vervollkommnete 1830 die Stahlfedern so, daß sie bald ihre früheren Konkurrenten verdrängten. Perry ist der eigentliche
Die Stahlſchreibfedern.
für die Hausfrauen von ganz beſonderem Intereſſe ſein muß, das Emaillieren oder Glaſieren. Es wurde zuerſt im Jahre 1783 von dem ſchwediſchen Bergwerksbeamten Rinman verſucht, doch ſoll man noch 1828 in England und Frankreich zu keinen Reſultaten gekommen ſein; wogegen in Deutſchland zu Lauchhammer ſchon 1815 bis 1820 emaillierte, gußeiſerne Geſchirre hergeſtellt wurden. Emaille oder Glas- ſchmelz dient ebenſo zum Schutz — wie bei allen Kochgeſchirren — wie zur Verzierung, wie bei den mannigfaltigen Schmuckſachen, Zifferblättern und ähnlichen Gegenſtänden. Das Arbeitsverfahren beim Emaillieren iſt höchſt einfach, man pulveriſiert die Emaille ganz, rührt ſie mit Waſſer zu einem dünnen Brei an, den man mit einem Pinſel in gehöriger Stärke auf das Metall aufträgt, dann trocknet man die Emaillemaſſe und erhitzt ſie mit dem Metall ſo ſtark, bis ſie eine geſchmolzene Decke bildet, worauf alles wieder langſam abgekühlt wird. Was iſt nun aber Emaille? Der Hauptſache nach ein durchſichtiges leicht flüſſiges Glas, am beſten hergeſtellt durch Zuſammenſchmelzen von Quarzpulver mit kohlenſauren Alkalien und Bleioxyd, oder mit Thonerde, Kalk- erde u. ſ. w., überall da, wo Blei wegen ſeiner Giftigkeit keine An- wendung finden darf, wie z. B. bei Kochgefäßen. Soll die Emaille weiß werden, ſo fügt man Zinnoxyd hinzu, Kobaltoxyd macht ſie blau, Kupfer- oder Chromoxyd grün, antimonſaures Kali gelb, Eiſenoxyd, Kupferoxydul oder Goldpurpur rot, Braunſtein violett, Hammerſchlag mit Braunſtein ſchwarz. Das Gemiſch wird im Tiegel geſchmolzen, und nach dem Erkalten gemahlen. Auch beim Emaillieren muß das Metall abſolut rein ſein.
So hätten wir denn das Metall auf ſeiner ganzen Laufbahn von ſeinem Herauskommen aus der Erde bis zum Kunſtwerk verfolgt, das vollendet in der Form und wohlgeſchmückt und verziert vor uns ſteht, — einige der gebräuchlichſten Metallwaren mögen noch als Beiſpiele für die dargelegten Bearbeitungsweiſen und die vorgeführten Methoden dienen.
Die Stahlſchreibfedern.
Von wem zuerſt der Gedanke gefaßt wurde, den Gänſekiel durch ein metallenes Inſtrumentchen in der Form nachzuahmen und dasſelbe zum gleichen Zwecke zu verwenden, das iſt leider, wie bei ſo vielen welt- erſchütternden Erfindungen nicht mehr ausfindig zu machen, trotzdem iſt es ſicher nachweisbar, daß im Anfang des 19. Jahrhunderts meſſin- gene und auch ſilberne Federn in Gebrauch waren, die ihren Zweck jedoch noch ſo ſchlecht erfüllten, daß ſie die Gänſekiele nicht zu ver- drängen vermochten. Für Zeichner und Kalligraphen verfertigte man aber bald auch ſtählerne Federn, mit denen man auch auf Steine zum Steindruck ſchrieb. Alles dies waren nur Verſuche, erſt James Perry in London vervollkommnete 1830 die Stahlfedern ſo, daß ſie bald ihre früheren Konkurrenten verdrängten. Perry iſt der eigentliche
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0701"n="683"/><fwplace="top"type="header">Die Stahlſchreibfedern.</fw><lb/>
für die Hausfrauen von ganz beſonderem Intereſſe ſein muß, das<lb/>
Emaillieren oder Glaſieren. Es wurde zuerſt im Jahre 1783 von<lb/>
dem ſchwediſchen Bergwerksbeamten Rinman verſucht, doch ſoll man<lb/>
noch 1828 in England und Frankreich zu keinen Reſultaten gekommen<lb/>ſein; wogegen in Deutſchland zu Lauchhammer ſchon 1815 bis 1820<lb/>
emaillierte, gußeiſerne Geſchirre hergeſtellt wurden. Emaille oder Glas-<lb/>ſchmelz dient ebenſo zum Schutz — wie bei allen Kochgeſchirren — wie zur<lb/>
Verzierung, wie bei den mannigfaltigen Schmuckſachen, Zifferblättern und<lb/>
ähnlichen Gegenſtänden. Das Arbeitsverfahren beim Emaillieren iſt höchſt<lb/>
einfach, man pulveriſiert die Emaille ganz, rührt ſie mit Waſſer zu<lb/>
einem dünnen Brei an, den man mit einem Pinſel in gehöriger Stärke<lb/>
auf das Metall aufträgt, dann trocknet man die Emaillemaſſe und<lb/>
erhitzt ſie mit dem Metall ſo ſtark, bis ſie eine geſchmolzene Decke<lb/>
bildet, worauf alles wieder langſam abgekühlt wird. Was iſt nun<lb/>
aber Emaille? Der Hauptſache nach ein durchſichtiges leicht flüſſiges<lb/>
Glas, am beſten hergeſtellt durch Zuſammenſchmelzen von Quarzpulver<lb/>
mit kohlenſauren Alkalien und Bleioxyd, oder mit Thonerde, Kalk-<lb/>
erde u. ſ. w., überall da, wo Blei wegen ſeiner Giftigkeit keine An-<lb/>
wendung finden darf, wie z. B. bei Kochgefäßen. Soll die Emaille<lb/>
weiß werden, ſo fügt man Zinnoxyd hinzu, Kobaltoxyd macht ſie blau,<lb/>
Kupfer- oder Chromoxyd grün, antimonſaures Kali gelb, Eiſenoxyd,<lb/>
Kupferoxydul oder Goldpurpur rot, Braunſtein violett, Hammerſchlag<lb/>
mit Braunſtein ſchwarz. Das Gemiſch wird im Tiegel geſchmolzen,<lb/>
und nach dem Erkalten gemahlen. Auch beim Emaillieren muß das<lb/>
Metall abſolut rein ſein.</p><lb/><p>So hätten wir denn das Metall auf ſeiner ganzen Laufbahn von<lb/>ſeinem Herauskommen aus der Erde bis zum Kunſtwerk verfolgt, das<lb/>
vollendet in der Form und wohlgeſchmückt und verziert vor uns ſteht, —<lb/>
einige der gebräuchlichſten Metallwaren mögen noch als Beiſpiele für<lb/>
die dargelegten Bearbeitungsweiſen und die vorgeführten Methoden<lb/>
dienen.</p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#b">Die Stahlſchreibfedern.</hi></head><lb/><p>Von wem zuerſt der Gedanke gefaßt wurde, den Gänſekiel durch ein<lb/>
metallenes Inſtrumentchen in der Form nachzuahmen und dasſelbe zum<lb/>
gleichen Zwecke zu verwenden, das iſt leider, wie bei ſo vielen welt-<lb/>
erſchütternden Erfindungen nicht mehr ausfindig zu machen, trotzdem<lb/>
iſt es ſicher nachweisbar, daß im Anfang des 19. Jahrhunderts meſſin-<lb/>
gene und auch ſilberne Federn in Gebrauch waren, die ihren Zweck<lb/>
jedoch noch ſo ſchlecht erfüllten, daß ſie die Gänſekiele nicht zu ver-<lb/>
drängen vermochten. Für Zeichner und Kalligraphen verfertigte man<lb/>
aber bald auch ſtählerne Federn, mit denen man auch auf Steine zum<lb/>
Steindruck ſchrieb. Alles dies waren nur Verſuche, erſt James Perry<lb/>
in London vervollkommnete 1830 die Stahlfedern ſo, daß ſie bald<lb/>
ihre früheren Konkurrenten verdrängten. Perry iſt der eigentliche<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[683/0701]
Die Stahlſchreibfedern.
für die Hausfrauen von ganz beſonderem Intereſſe ſein muß, das
Emaillieren oder Glaſieren. Es wurde zuerſt im Jahre 1783 von
dem ſchwediſchen Bergwerksbeamten Rinman verſucht, doch ſoll man
noch 1828 in England und Frankreich zu keinen Reſultaten gekommen
ſein; wogegen in Deutſchland zu Lauchhammer ſchon 1815 bis 1820
emaillierte, gußeiſerne Geſchirre hergeſtellt wurden. Emaille oder Glas-
ſchmelz dient ebenſo zum Schutz — wie bei allen Kochgeſchirren — wie zur
Verzierung, wie bei den mannigfaltigen Schmuckſachen, Zifferblättern und
ähnlichen Gegenſtänden. Das Arbeitsverfahren beim Emaillieren iſt höchſt
einfach, man pulveriſiert die Emaille ganz, rührt ſie mit Waſſer zu
einem dünnen Brei an, den man mit einem Pinſel in gehöriger Stärke
auf das Metall aufträgt, dann trocknet man die Emaillemaſſe und
erhitzt ſie mit dem Metall ſo ſtark, bis ſie eine geſchmolzene Decke
bildet, worauf alles wieder langſam abgekühlt wird. Was iſt nun
aber Emaille? Der Hauptſache nach ein durchſichtiges leicht flüſſiges
Glas, am beſten hergeſtellt durch Zuſammenſchmelzen von Quarzpulver
mit kohlenſauren Alkalien und Bleioxyd, oder mit Thonerde, Kalk-
erde u. ſ. w., überall da, wo Blei wegen ſeiner Giftigkeit keine An-
wendung finden darf, wie z. B. bei Kochgefäßen. Soll die Emaille
weiß werden, ſo fügt man Zinnoxyd hinzu, Kobaltoxyd macht ſie blau,
Kupfer- oder Chromoxyd grün, antimonſaures Kali gelb, Eiſenoxyd,
Kupferoxydul oder Goldpurpur rot, Braunſtein violett, Hammerſchlag
mit Braunſtein ſchwarz. Das Gemiſch wird im Tiegel geſchmolzen,
und nach dem Erkalten gemahlen. Auch beim Emaillieren muß das
Metall abſolut rein ſein.
So hätten wir denn das Metall auf ſeiner ganzen Laufbahn von
ſeinem Herauskommen aus der Erde bis zum Kunſtwerk verfolgt, das
vollendet in der Form und wohlgeſchmückt und verziert vor uns ſteht, —
einige der gebräuchlichſten Metallwaren mögen noch als Beiſpiele für
die dargelegten Bearbeitungsweiſen und die vorgeführten Methoden
dienen.
Die Stahlſchreibfedern.
Von wem zuerſt der Gedanke gefaßt wurde, den Gänſekiel durch ein
metallenes Inſtrumentchen in der Form nachzuahmen und dasſelbe zum
gleichen Zwecke zu verwenden, das iſt leider, wie bei ſo vielen welt-
erſchütternden Erfindungen nicht mehr ausfindig zu machen, trotzdem
iſt es ſicher nachweisbar, daß im Anfang des 19. Jahrhunderts meſſin-
gene und auch ſilberne Federn in Gebrauch waren, die ihren Zweck
jedoch noch ſo ſchlecht erfüllten, daß ſie die Gänſekiele nicht zu ver-
drängen vermochten. Für Zeichner und Kalligraphen verfertigte man
aber bald auch ſtählerne Federn, mit denen man auch auf Steine zum
Steindruck ſchrieb. Alles dies waren nur Verſuche, erſt James Perry
in London vervollkommnete 1830 die Stahlfedern ſo, daß ſie bald
ihre früheren Konkurrenten verdrängten. Perry iſt der eigentliche
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/701>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.