während man bisher annahm, daß derselbe nur etwas über 400°C. läge, behauptet V. Meyer neuerdings, daß derselbe erst bei ca. 800°C. zu suchen sei. Über den Schmelzpunkt hinaus erhitzt, entzündet es sich und verbrennt mit blendend weißem Lichte zu Magnesia; ungefähr bei 1020°C. verdampft es. Es ist sehr duktil und läßt sich zu Draht aus- ziehen und zu Blech ausschlagen.
Legierungen. Nach Fleischmann soll ein Zusatz von Magnesium- legierungen, besonders von einer Nickel-Magnesiumlegierung, zu Metall- bädern diese Metalle für den Guß insofern geeigneter machen, als sie dadurch sehr dehnbare, blasenfreie Gußstücke liefern. J. F. Holtz hin- gegen fand, daß das Magnesium zur Darstellung von Legierungen sehr ungeeignet sei, weil die betreffenden Metalle, wie z. B. Eisen, Stahl, Kupfer, Messing und Bronze durch Zusatz von Magnesium spröder, statt schmiedbarer und weicher würden.
Geschichtliches. Die ersten Versuche zur Isolierung des Magne- siums aus seinen Verbindungen stellte Davy an, dieselben gelangen aber erst Liebig und Bussy. 1852 fand Bunsen die Reindarstellung des Magnesiums auf elektrolytischem Wege.
b) Edle Metalle.
Alle vorstehend behandelten Metalle werden "unedle" Metalle genannt, während die vier nun noch zu beschreibenden, nämlich Queck- silber, Platin, Silber und Gold "edle" Metalle genannt werden. Ihr allgemeiner Charakter wird bestimmt durch ihr seltenes Vorkommen, ihr hohes spezifisches Gewicht und ihre geringe Affinität zum Sauer- stoff, wodurch sie sich an der Luft nicht verändern und auch das Wasser nicht zersetzen, weder bei gewöhnlicher noch bei höherer Temperatur und endlich auch nicht bei Gegenwart von Säuren.
Das Quecksilber.
Vorkommen. Das Quecksilber (chemische Formel Hg, von hy- drargyrum abgeleitet) ist nicht sehr verbreitet. Es findet sich nur in geringen Quantitäten gediegen, hauptsächlich an Schwefel gebunden im Zinnober HgS und kommt besonders zu Idria in Illyrien, zu Almaden in Spanien und auch in China, Peru und Kalifornien vor. Ferner findet es sich in der bayerischen Rheinpfalz, Westfalen, Kärnthen, Steiermark, Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen und am Ural. Zu er- wähnen sind noch das Quecksilberlebererz, ein mit thonigen und bitu- minösen Teilen verunreinigter Zinnober und das Quecksilberfahlerz, welches 2 bis 15 % Quecksilber enthält.
Darstellung. Das Quecksilber wird hauptsächlich aus dem Zinnober dargestellt, und zwar in Idria durch Rösten desselben in
Die Rohgewinnung der Metalle.
während man bisher annahm, daß derſelbe nur etwas über 400°C. läge, behauptet V. Meyer neuerdings, daß derſelbe erſt bei ca. 800°C. zu ſuchen ſei. Über den Schmelzpunkt hinaus erhitzt, entzündet es ſich und verbrennt mit blendend weißem Lichte zu Magneſia; ungefähr bei 1020°C. verdampft es. Es iſt ſehr duktil und läßt ſich zu Draht aus- ziehen und zu Blech ausſchlagen.
Legierungen. Nach Fleiſchmann ſoll ein Zuſatz von Magneſium- legierungen, beſonders von einer Nickel-Magneſiumlegierung, zu Metall- bädern dieſe Metalle für den Guß inſofern geeigneter machen, als ſie dadurch ſehr dehnbare, blaſenfreie Gußſtücke liefern. J. F. Holtz hin- gegen fand, daß das Magneſium zur Darſtellung von Legierungen ſehr ungeeignet ſei, weil die betreffenden Metalle, wie z. B. Eiſen, Stahl, Kupfer, Meſſing und Bronze durch Zuſatz von Magneſium ſpröder, ſtatt ſchmiedbarer und weicher würden.
Geſchichtliches. Die erſten Verſuche zur Iſolierung des Magne- ſiums aus ſeinen Verbindungen ſtellte Davy an, dieſelben gelangen aber erſt Liebig und Buſſy. 1852 fand Bunſen die Reindarſtellung des Magneſiums auf elektrolytiſchem Wege.
b) Edle Metalle.
Alle vorſtehend behandelten Metalle werden „unedle“ Metalle genannt, während die vier nun noch zu beſchreibenden, nämlich Queck- ſilber, Platin, Silber und Gold „edle“ Metalle genannt werden. Ihr allgemeiner Charakter wird beſtimmt durch ihr ſeltenes Vorkommen, ihr hohes ſpezifiſches Gewicht und ihre geringe Affinität zum Sauer- ſtoff, wodurch ſie ſich an der Luft nicht verändern und auch das Waſſer nicht zerſetzen, weder bei gewöhnlicher noch bei höherer Temperatur und endlich auch nicht bei Gegenwart von Säuren.
Das Queckſilber.
Vorkommen. Das Queckſilber (chemiſche Formel Hg, von hy- drargyrum abgeleitet) iſt nicht ſehr verbreitet. Es findet ſich nur in geringen Quantitäten gediegen, hauptſächlich an Schwefel gebunden im Zinnober HgS und kommt beſonders zu Idria in Illyrien, zu Almaden in Spanien und auch in China, Peru und Kalifornien vor. Ferner findet es ſich in der bayeriſchen Rheinpfalz, Weſtfalen, Kärnthen, Steiermark, Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen und am Ural. Zu er- wähnen ſind noch das Queckſilberlebererz, ein mit thonigen und bitu- minöſen Teilen verunreinigter Zinnober und das Queckſilberfahlerz, welches 2 bis 15 % Queckſilber enthält.
Darſtellung. Das Queckſilber wird hauptſächlich aus dem Zinnober dargeſtellt, und zwar in Idria durch Röſten desſelben in
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Die Rohgewinnung der Metalle.
während man bisher annahm, daß derſelbe nur etwas über 400°C.
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zu ſuchen ſei. Über den Schmelzpunkt hinaus erhitzt, entzündet es ſich
und verbrennt mit blendend weißem Lichte zu Magneſia; ungefähr bei
1020°C. verdampft es. Es iſt ſehr duktil und läßt ſich zu Draht aus-
ziehen und zu Blech ausſchlagen.
Legierungen. Nach Fleiſchmann ſoll ein Zuſatz von Magneſium-
legierungen, beſonders von einer Nickel-Magneſiumlegierung, zu Metall-
bädern dieſe Metalle für den Guß inſofern geeigneter machen, als ſie
dadurch ſehr dehnbare, blaſenfreie Gußſtücke liefern. J. F. Holtz hin-
gegen fand, daß das Magneſium zur Darſtellung von Legierungen ſehr
ungeeignet ſei, weil die betreffenden Metalle, wie z. B. Eiſen, Stahl,
Kupfer, Meſſing und Bronze durch Zuſatz von Magneſium ſpröder,
ſtatt ſchmiedbarer und weicher würden.
Geſchichtliches. Die erſten Verſuche zur Iſolierung des Magne-
ſiums aus ſeinen Verbindungen ſtellte Davy an, dieſelben gelangen
aber erſt Liebig und Buſſy. 1852 fand Bunſen die Reindarſtellung des
Magneſiums auf elektrolytiſchem Wege.
b) Edle Metalle.
Alle vorſtehend behandelten Metalle werden „unedle“ Metalle
genannt, während die vier nun noch zu beſchreibenden, nämlich Queck-
ſilber, Platin, Silber und Gold „edle“ Metalle genannt werden. Ihr
allgemeiner Charakter wird beſtimmt durch ihr ſeltenes Vorkommen,
ihr hohes ſpezifiſches Gewicht und ihre geringe Affinität zum Sauer-
ſtoff, wodurch ſie ſich an der Luft nicht verändern und auch das Waſſer
nicht zerſetzen, weder bei gewöhnlicher noch bei höherer Temperatur
und endlich auch nicht bei Gegenwart von Säuren.
Das Queckſilber.
Vorkommen. Das Queckſilber (chemiſche Formel Hg, von hy-
drargyrum abgeleitet) iſt nicht ſehr verbreitet. Es findet ſich nur in
geringen Quantitäten gediegen, hauptſächlich an Schwefel gebunden
im Zinnober HgS und kommt beſonders zu Idria in Illyrien, zu
Almaden in Spanien und auch in China, Peru und Kalifornien vor.
Ferner findet es ſich in der bayeriſchen Rheinpfalz, Weſtfalen, Kärnthen,
Steiermark, Böhmen, Ungarn, Siebenbürgen und am Ural. Zu er-
wähnen ſind noch das Queckſilberlebererz, ein mit thonigen und bitu-
minöſen Teilen verunreinigter Zinnober und das Queckſilberfahlerz,
welches 2 bis 15 % Queckſilber enthält.
Darſtellung. Das Queckſilber wird hauptſächlich aus dem
Zinnober dargeſtellt, und zwar in Idria durch Röſten desſelben in
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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/630>, abgerufen am 21.11.2024.
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