Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Rohgewinnung der Metalle.
einen, das taube Gestein aber auf der anderen Seite herabrollen, und so
die gesamte Masse in drei Haufen getrennt wird.

War die Aufbereitung der Erze rein mechanischer Art, so besteht
die nun folgende Vorbereitung derselben in chemischen Prozessen und
zwar im Rösten und Brennen. Hierdurch sollen die Erze aufgelockert,
also poröser gemacht werden, um so den Gasen während des Schmelz-
prozesses zugänglicher zu sein, oder es soll auch ihre chemische Zusammen-
setzung überhaupt geändert werden. Diese Prozesse werden in sog.
Röstöfen vorgenommen, deren Konstruktion je nach der Art des Erzes
verschieden ist und daher bei den einzelnen Erzen selbst erwähnt werden
soll. Sie haben im wesentlichen alle den Zweck, gewisse Bestandteile
des Erzes zu verflüchtigen, und zwar, indem sie die Erze entweder
oxydieren, oder reduzieren, oder sie endlich in Chlormetalle umwandeln.
Das Zugutemachen der Erze, d. h. die Gewinnung des Metalles oder
einer Verbindung desselben, ist der Hüttenprozeß. Hierfür werden ärmere
und reichere Erze derselben Art gemischt, welche Arbeit man "Gattieren"
nennt, und durch welche die den Erzen noch anhaftenden Beimengungen zur
Schlackenbildung geeignet gemacht werden sollen. Sehr selten ist dies
ohne gewisse Zusätze möglich, und diese sind für den Röstprozeß andere,
als für den Schmelzprozeß und werden "Zuschläge" genannt. Schließ-
lich giebt man -- abgesehen von den für Schachtöfen notwendigen
Mengen mit dem Brennmaterial selbst -- auch noch andere Zusätze,
"Flüsse" genannt, welche die Aufgabe haben, das ausgeschmolzene Erz
leichter abzuscheiden und flüssig zu machen. Dieses Gemenge wird in
den Schachtofen oder in einen Flammenofen gebracht und hier durch
Schmelzen in mehr oder weniger reine Metalle und Schlacken -- das
sind die Abfälle -- geschieden. Bei den Schachtöfen wird das Erz mit
dem Brennmaterial gemischt in denselben Raum gebracht, während bei
den Flammenöfen das Erz mit dem Brennmaterial selbst nicht in
Berührung kommt, sondern auf einem Herde durch die darüber streichende
Flamme erhitzt wird.

Nachdem im vorstehenden die sich auf alle Erze gemeinsam be-
ziehenden Prozesse erklärt sind, soll nun die Rohgewinnung der Metalle
selbst für jedes einzelne der in Betracht kommenden beschrieben werden,
und zwar unter Berücksichtigung der Erze, in welchen sie vorkommen.

a) Unedle Metalle.
Das Eisen.

Das Eisen ist ganz zweifellos das wichtigste von allen Metallen
und unsere gesamte, so hoch entwickelte Technik wäre in den allermeisten
Fällen ohne das Eisen gar nicht denkbar. Diese hervorragende Wir-
kung verdankt das Eisen sowohl seinem häufigen Vorkommen, als auch
seinen Eigenschaften, welche es befähigen, unter ganz verändertem

Die Rohgewinnung der Metalle.
einen, das taube Geſtein aber auf der anderen Seite herabrollen, und ſo
die geſamte Maſſe in drei Haufen getrennt wird.

War die Aufbereitung der Erze rein mechaniſcher Art, ſo beſteht
die nun folgende Vorbereitung derſelben in chemiſchen Prozeſſen und
zwar im Röſten und Brennen. Hierdurch ſollen die Erze aufgelockert,
alſo poröſer gemacht werden, um ſo den Gaſen während des Schmelz-
prozeſſes zugänglicher zu ſein, oder es ſoll auch ihre chemiſche Zuſammen-
ſetzung überhaupt geändert werden. Dieſe Prozeſſe werden in ſog.
Röſtöfen vorgenommen, deren Konſtruktion je nach der Art des Erzes
verſchieden iſt und daher bei den einzelnen Erzen ſelbſt erwähnt werden
ſoll. Sie haben im weſentlichen alle den Zweck, gewiſſe Beſtandteile
des Erzes zu verflüchtigen, und zwar, indem ſie die Erze entweder
oxydieren, oder reduzieren, oder ſie endlich in Chlormetalle umwandeln.
Das Zugutemachen der Erze, d. h. die Gewinnung des Metalles oder
einer Verbindung desſelben, iſt der Hüttenprozeß. Hierfür werden ärmere
und reichere Erze derſelben Art gemiſcht, welche Arbeit man „Gattieren“
nennt, und durch welche die den Erzen noch anhaftenden Beimengungen zur
Schlackenbildung geeignet gemacht werden ſollen. Sehr ſelten iſt dies
ohne gewiſſe Zuſätze möglich, und dieſe ſind für den Röſtprozeß andere,
als für den Schmelzprozeß und werden „Zuſchläge“ genannt. Schließ-
lich giebt man — abgeſehen von den für Schachtöfen notwendigen
Mengen mit dem Brennmaterial ſelbſt — auch noch andere Zuſätze,
„Flüſſe“ genannt, welche die Aufgabe haben, das ausgeſchmolzene Erz
leichter abzuſcheiden und flüſſig zu machen. Dieſes Gemenge wird in
den Schachtofen oder in einen Flammenofen gebracht und hier durch
Schmelzen in mehr oder weniger reine Metalle und Schlacken — das
ſind die Abfälle — geſchieden. Bei den Schachtöfen wird das Erz mit
dem Brennmaterial gemiſcht in denſelben Raum gebracht, während bei
den Flammenöfen das Erz mit dem Brennmaterial ſelbſt nicht in
Berührung kommt, ſondern auf einem Herde durch die darüber ſtreichende
Flamme erhitzt wird.

Nachdem im vorſtehenden die ſich auf alle Erze gemeinſam be-
ziehenden Prozeſſe erklärt ſind, ſoll nun die Rohgewinnung der Metalle
ſelbſt für jedes einzelne der in Betracht kommenden beſchrieben werden,
und zwar unter Berückſichtigung der Erze, in welchen ſie vorkommen.

a) Unedle Metalle.
Das Eiſen.

Das Eiſen iſt ganz zweifellos das wichtigſte von allen Metallen
und unſere geſamte, ſo hoch entwickelte Technik wäre in den allermeiſten
Fällen ohne das Eiſen gar nicht denkbar. Dieſe hervorragende Wir-
kung verdankt das Eiſen ſowohl ſeinem häufigen Vorkommen, als auch
ſeinen Eigenſchaften, welche es befähigen, unter ganz verändertem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0590" n="572"/><fw place="top" type="header">Die Rohgewinnung der Metalle.</fw><lb/>
einen, das taube Ge&#x017F;tein aber auf der anderen Seite herabrollen, und &#x017F;o<lb/>
die ge&#x017F;amte Ma&#x017F;&#x017F;e in drei Haufen getrennt wird.</p><lb/>
            <p>War die Aufbereitung der Erze rein mechani&#x017F;cher Art, &#x017F;o be&#x017F;teht<lb/>
die nun folgende Vorbereitung der&#x017F;elben in chemi&#x017F;chen Proze&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
zwar im Rö&#x017F;ten und Brennen. Hierdurch &#x017F;ollen die Erze aufgelockert,<lb/>
al&#x017F;o porö&#x017F;er gemacht werden, um &#x017F;o den Ga&#x017F;en während des Schmelz-<lb/>
proze&#x017F;&#x017F;es zugänglicher zu &#x017F;ein, oder es &#x017F;oll auch ihre chemi&#x017F;che Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzung überhaupt geändert werden. Die&#x017F;e Proze&#x017F;&#x017F;e werden in &#x017F;og.<lb/>&#x017F;töfen vorgenommen, deren Kon&#x017F;truktion je nach der Art des Erzes<lb/>
ver&#x017F;chieden i&#x017F;t und daher bei den einzelnen Erzen &#x017F;elb&#x017F;t erwähnt werden<lb/>
&#x017F;oll. Sie haben im we&#x017F;entlichen alle den Zweck, gewi&#x017F;&#x017F;e Be&#x017F;tandteile<lb/>
des Erzes zu verflüchtigen, und zwar, indem &#x017F;ie die Erze entweder<lb/>
oxydieren, oder reduzieren, oder &#x017F;ie endlich in Chlormetalle umwandeln.<lb/>
Das Zugutemachen der Erze, d. h. die Gewinnung des Metalles oder<lb/>
einer Verbindung des&#x017F;elben, i&#x017F;t der Hüttenprozeß. Hierfür werden ärmere<lb/>
und reichere Erze der&#x017F;elben Art gemi&#x017F;cht, welche Arbeit man &#x201E;Gattieren&#x201C;<lb/>
nennt, und durch welche die den Erzen noch anhaftenden Beimengungen zur<lb/>
Schlackenbildung geeignet gemacht werden &#x017F;ollen. Sehr &#x017F;elten i&#x017F;t dies<lb/>
ohne gewi&#x017F;&#x017F;e Zu&#x017F;ätze möglich, und die&#x017F;e &#x017F;ind für den Rö&#x017F;tprozeß andere,<lb/>
als für den Schmelzprozeß und werden &#x201E;Zu&#x017F;chläge&#x201C; genannt. Schließ-<lb/>
lich giebt man &#x2014; abge&#x017F;ehen von den für Schachtöfen notwendigen<lb/>
Mengen mit dem Brennmaterial &#x017F;elb&#x017F;t &#x2014; auch noch andere Zu&#x017F;ätze,<lb/>
&#x201E;Flü&#x017F;&#x017F;e&#x201C; genannt, welche die Aufgabe haben, das ausge&#x017F;chmolzene Erz<lb/>
leichter abzu&#x017F;cheiden und flü&#x017F;&#x017F;ig zu machen. Die&#x017F;es Gemenge wird in<lb/>
den Schachtofen oder in einen Flammenofen gebracht und hier durch<lb/>
Schmelzen in mehr oder weniger reine Metalle und Schlacken &#x2014; das<lb/>
&#x017F;ind die Abfälle &#x2014; ge&#x017F;chieden. Bei den Schachtöfen wird das Erz mit<lb/>
dem Brennmaterial gemi&#x017F;cht in den&#x017F;elben Raum gebracht, während bei<lb/>
den Flammenöfen das Erz mit dem Brennmaterial &#x017F;elb&#x017F;t nicht in<lb/>
Berührung kommt, &#x017F;ondern auf einem Herde durch die darüber &#x017F;treichende<lb/>
Flamme erhitzt wird.</p><lb/>
            <p>Nachdem im vor&#x017F;tehenden die &#x017F;ich auf alle Erze gemein&#x017F;am be-<lb/>
ziehenden Proze&#x017F;&#x017F;e erklärt &#x017F;ind, &#x017F;oll nun die Rohgewinnung der Metalle<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t für jedes einzelne der in Betracht kommenden be&#x017F;chrieben werden,<lb/>
und zwar unter Berück&#x017F;ichtigung der Erze, in welchen &#x017F;ie vorkommen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">a</hi>) Unedle Metalle.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#b">Das Ei&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
              <p>Das Ei&#x017F;en i&#x017F;t ganz zweifellos das wichtig&#x017F;te von allen Metallen<lb/>
und un&#x017F;ere ge&#x017F;amte, &#x017F;o hoch entwickelte Technik wäre in den allermei&#x017F;ten<lb/>
Fällen ohne das Ei&#x017F;en gar nicht denkbar. Die&#x017F;e hervorragende Wir-<lb/>
kung verdankt das Ei&#x017F;en &#x017F;owohl &#x017F;einem häufigen Vorkommen, als auch<lb/>
&#x017F;einen Eigen&#x017F;chaften, welche es befähigen, unter ganz verändertem<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[572/0590] Die Rohgewinnung der Metalle. einen, das taube Geſtein aber auf der anderen Seite herabrollen, und ſo die geſamte Maſſe in drei Haufen getrennt wird. War die Aufbereitung der Erze rein mechaniſcher Art, ſo beſteht die nun folgende Vorbereitung derſelben in chemiſchen Prozeſſen und zwar im Röſten und Brennen. Hierdurch ſollen die Erze aufgelockert, alſo poröſer gemacht werden, um ſo den Gaſen während des Schmelz- prozeſſes zugänglicher zu ſein, oder es ſoll auch ihre chemiſche Zuſammen- ſetzung überhaupt geändert werden. Dieſe Prozeſſe werden in ſog. Röſtöfen vorgenommen, deren Konſtruktion je nach der Art des Erzes verſchieden iſt und daher bei den einzelnen Erzen ſelbſt erwähnt werden ſoll. Sie haben im weſentlichen alle den Zweck, gewiſſe Beſtandteile des Erzes zu verflüchtigen, und zwar, indem ſie die Erze entweder oxydieren, oder reduzieren, oder ſie endlich in Chlormetalle umwandeln. Das Zugutemachen der Erze, d. h. die Gewinnung des Metalles oder einer Verbindung desſelben, iſt der Hüttenprozeß. Hierfür werden ärmere und reichere Erze derſelben Art gemiſcht, welche Arbeit man „Gattieren“ nennt, und durch welche die den Erzen noch anhaftenden Beimengungen zur Schlackenbildung geeignet gemacht werden ſollen. Sehr ſelten iſt dies ohne gewiſſe Zuſätze möglich, und dieſe ſind für den Röſtprozeß andere, als für den Schmelzprozeß und werden „Zuſchläge“ genannt. Schließ- lich giebt man — abgeſehen von den für Schachtöfen notwendigen Mengen mit dem Brennmaterial ſelbſt — auch noch andere Zuſätze, „Flüſſe“ genannt, welche die Aufgabe haben, das ausgeſchmolzene Erz leichter abzuſcheiden und flüſſig zu machen. Dieſes Gemenge wird in den Schachtofen oder in einen Flammenofen gebracht und hier durch Schmelzen in mehr oder weniger reine Metalle und Schlacken — das ſind die Abfälle — geſchieden. Bei den Schachtöfen wird das Erz mit dem Brennmaterial gemiſcht in denſelben Raum gebracht, während bei den Flammenöfen das Erz mit dem Brennmaterial ſelbſt nicht in Berührung kommt, ſondern auf einem Herde durch die darüber ſtreichende Flamme erhitzt wird. Nachdem im vorſtehenden die ſich auf alle Erze gemeinſam be- ziehenden Prozeſſe erklärt ſind, ſoll nun die Rohgewinnung der Metalle ſelbſt für jedes einzelne der in Betracht kommenden beſchrieben werden, und zwar unter Berückſichtigung der Erze, in welchen ſie vorkommen. a) Unedle Metalle. Das Eiſen. Das Eiſen iſt ganz zweifellos das wichtigſte von allen Metallen und unſere geſamte, ſo hoch entwickelte Technik wäre in den allermeiſten Fällen ohne das Eiſen gar nicht denkbar. Dieſe hervorragende Wir- kung verdankt das Eiſen ſowohl ſeinem häufigen Vorkommen, als auch ſeinen Eigenſchaften, welche es befähigen, unter ganz verändertem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/590
Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/590>, abgerufen am 22.12.2024.