Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Schnitzen, Zeichnen, Musik u. dgl. verfiele.
Diess Geschaefte müsste man alsdenn aufs
möglichste begünstigen, und ihm erlauben,
jede Freystunde diesem Geschaefte zu wid-
men. Wer diess möglich machen kann, hat
schon bey seinem Kinde viel gewonnen, in-
dem das bestaendige Streben nach Erreichung
einer gewissen Absicht, die Hervorbringung
wollüstiger Bilder sehr gut verhindert *).

Vorzüglich ist körperliche Thaetigkeit
nöthig: weil sie nicht nur der Einbildungs-
kraft die Zeit raubt, ihren Gauckeleyen nach-
zuhaengen, sondern auch noch den Leib er-
müdet, so dass, wenn er das naechtliche La-
ger besteigt, sogleich in Schlaf versinkt.

Wenn
*) Diess ist eine der vorzüglichsten Ursachen,
die mich bewogen hat, meinem Erzie-
hungsplane eine solche Einrichtung zu
geben, dass die Neigung der Zöglinge da-
durch unvermerkt auf Erwerbung eines
kleinen Eigenthums gerichtet werden
muss.
(P 5)

Schnitzen, Zeichnen, Muſik u. dgl. verfiele.
Dieſs Geſchæfte müſste man alsdenn aufs
möglichſte begünſtigen, und ihm erlauben,
jede Freyſtunde dieſem Geſchæfte zu wid-
men. Wer dieſs möglich machen kann, hat
ſchon bey ſeinem Kinde viel gewonnen, in-
dem das beſtændige Streben nach Erreichung
einer gewiſſen Abſicht, die Hervorbringung
wollüſtiger Bilder ſehr gut verhindert *).

Vorzüglich iſt körperliche Thætigkeit
nöthig: weil ſie nicht nur der Einbildungs-
kraft die Zeit raubt, ihren Gauckeleyen nach-
zuhængen, ſondern auch noch den Leib er-
müdet, ſo daſs, wenn er das næchtliche La-
ger beſteigt, ſogleich in Schlaf verſinkt.

Wenn
*) Dieſs iſt eine der vorzüglichſten Urſachen,
die mich bewogen hat, meinem Erzie-
hungsplane eine ſolche Einrichtung zu
geben, daſs die Neigung der Zöglinge da-
durch unvermerkt auf Erwerbung eines
kleinen Eigenthums gerichtet werden
muſs.
(P 5)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0243" n="233"/>
Schnitzen, Zeichnen, Mu&#x017F;ik u. dgl. verfiele.<lb/>
Die&#x017F;s Ge&#x017F;chæfte mü&#x017F;ste man alsdenn aufs<lb/>
möglich&#x017F;te begün&#x017F;tigen, und ihm erlauben,<lb/>
jede Frey&#x017F;tunde die&#x017F;em Ge&#x017F;chæfte zu wid-<lb/>
men. Wer die&#x017F;s möglich machen kann, hat<lb/>
&#x017F;chon bey &#x017F;einem Kinde viel gewonnen, in-<lb/>
dem das be&#x017F;tændige Streben nach Erreichung<lb/>
einer gewi&#x017F;&#x017F;en Ab&#x017F;icht, die Hervorbringung<lb/>
wollü&#x017F;tiger Bilder &#x017F;ehr gut verhindert <note place="foot" n="*)">Die&#x017F;s i&#x017F;t eine der vorzüglich&#x017F;ten Ur&#x017F;achen,<lb/>
die mich bewogen hat, meinem Erzie-<lb/>
hungsplane eine &#x017F;olche Einrichtung zu<lb/>
geben, da&#x017F;s die Neigung der Zöglinge da-<lb/>
durch unvermerkt auf Erwerbung eines<lb/>
kleinen Eigenthums gerichtet werden<lb/>
mu&#x017F;s.</note>.</p><lb/>
            <p>Vorzüglich i&#x017F;t körperliche Thætigkeit<lb/>
nöthig: weil &#x017F;ie nicht nur der Einbildungs-<lb/>
kraft die Zeit raubt, ihren Gauckeleyen nach-<lb/>
zuhængen, &#x017F;ondern auch noch den Leib er-<lb/>
müdet, &#x017F;o da&#x017F;s, wenn er das næchtliche La-<lb/>
ger be&#x017F;teigt, &#x017F;ogleich in Schlaf ver&#x017F;inkt.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">(P 5)</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[233/0243] Schnitzen, Zeichnen, Muſik u. dgl. verfiele. Dieſs Geſchæfte müſste man alsdenn aufs möglichſte begünſtigen, und ihm erlauben, jede Freyſtunde dieſem Geſchæfte zu wid- men. Wer dieſs möglich machen kann, hat ſchon bey ſeinem Kinde viel gewonnen, in- dem das beſtændige Streben nach Erreichung einer gewiſſen Abſicht, die Hervorbringung wollüſtiger Bilder ſehr gut verhindert *). Vorzüglich iſt körperliche Thætigkeit nöthig: weil ſie nicht nur der Einbildungs- kraft die Zeit raubt, ihren Gauckeleyen nach- zuhængen, ſondern auch noch den Leib er- müdet, ſo daſs, wenn er das næchtliche La- ger beſteigt, ſogleich in Schlaf verſinkt. Wenn *) Dieſs iſt eine der vorzüglichſten Urſachen, die mich bewogen hat, meinem Erzie- hungsplane eine ſolche Einrichtung zu geben, daſs die Neigung der Zöglinge da- durch unvermerkt auf Erwerbung eines kleinen Eigenthums gerichtet werden muſs. (P 5)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/243
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/243>, abgerufen am 26.04.2024.