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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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aus dem Zusammenhange nicht schicklich
heraus gerissen werden können.

Die Gefahr zur Versündigung wird,
durch das Beysammenschlafen verschiedener
Personen, vertausendfaeltigt.

Schon das Zusammenschlafen zweyer
unschuldigen Personen ist gefaehrlich. Stille,
Dunkelheit, Waerme, sind lauter zusammen-
treffende Ursachen, die die wollüstigen Gau-
ckeleyen der Einbildungskraft begünstigen,
die Begierden naehren und eine Art von Be-
taeubung gegen die schwache Stimme des
Gewissens hervorbringen. Sie wird sich
verliehren, das Gewissen wird seine Rechte
wieder behaupten, wenn es nur einige Zeit
hat, sich zu sammlen. Wenn nun aber
in eben diesem Stande der Beraeubung ein
junger halbnackter Körper an der Seite liegt
-- Welche Gefahr! Sie ist so gross, dass
ich wirklich gar nicht begreifen kann, wie
es möglich ist, dass so viele, sonst kluge und

ver-
(N 3)

aus dem Zuſammenhange nicht ſchicklich
heraus geriſſen werden können.

Die Gefahr zur Verſündigung wird,
durch das Beyſammenſchlafen verſchiedener
Perſonen, vertauſendfæltigt.

Schon das Zuſammenſchlafen zweyer
unſchuldigen Perſonen iſt gefæhrlich. Stille,
Dunkelheit, Wærme, ſind lauter zuſammen-
treffende Urſachen, die die wollüſtigen Gau-
ckeleyen der Einbildungskraft begünſtigen,
die Begierden næhren und eine Art von Be-
tæubung gegen die ſchwache Stimme des
Gewiſſens hervorbringen. Sie wird ſich
verliehren, das Gewiſſen wird ſeine Rechte
wieder behaupten, wenn es nur einige Zeit
hat, ſich zu ſammlen. Wenn nun aber
in eben dieſem Stande der Beræubung ein
junger halbnackter Körper an der Seite liegt
— Welche Gefahr! Sie iſt ſo groſs, daſs
ich wirklich gar nicht begreifen kann, wie
es möglich iſt, daſs ſo viele, ſonſt kluge und

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(N 3)
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[197/0207] aus dem Zuſammenhange nicht ſchicklich heraus geriſſen werden können. Die Gefahr zur Verſündigung wird, durch das Beyſammenſchlafen verſchiedener Perſonen, vertauſendfæltigt. Schon das Zuſammenſchlafen zweyer unſchuldigen Perſonen iſt gefæhrlich. Stille, Dunkelheit, Wærme, ſind lauter zuſammen- treffende Urſachen, die die wollüſtigen Gau- ckeleyen der Einbildungskraft begünſtigen, die Begierden næhren und eine Art von Be- tæubung gegen die ſchwache Stimme des Gewiſſens hervorbringen. Sie wird ſich verliehren, das Gewiſſen wird ſeine Rechte wieder behaupten, wenn es nur einige Zeit hat, ſich zu ſammlen. Wenn nun aber in eben dieſem Stande der Beræubung ein junger halbnackter Körper an der Seite liegt — Welche Gefahr! Sie iſt ſo groſs, daſs ich wirklich gar nicht begreifen kann, wie es möglich iſt, daſs ſo viele, ſonſt kluge und ver- (N 3)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/207>, abgerufen am 27.04.2024.