So wollen wir denn be- stimmen, ob man im grau- en Alter das Ende der Ta- ge nicht ab- warten, son- dern dem Le- ben selbst ein Ende machen müsse.
So wollen wir denn die Jugend- und Mannsjahre so zubringen, daß das graue Alter noch eine Quelle der Freude für uns werden kann, und daß wir mit stets unbe- siegter Gegenwart des Geistes dem kommenden Tode entge- gen sehen, den verzögernden getrost erwarten können: weil es doch längst ausgemacht ist, daß wir ihn so wenig beschleu- nigen dürfen, als wir Ursa- che haben, vor ihm zu zit- tern, wenn wir weise gele- bet haben.
Itaque de isto seremus sententiam, an opor- teat fastidire senectutis extrema, et finem non operiri sed manu facere. -- Prope est a timen- te, qui fatum segnis exspectat: sicut ille ul-
Immer
tra
Von den Bewahrungsmitteln ꝛc.
Stellen aus dem 58 Briefe, ſamt Anmerkungen.
Seneka.
Der chriſtliche Weiſe.
So wollen wir denn be- ſtimmen, ob man im grau- en Alter das Ende der Ta- ge nicht ab- warten, ſon- dern dem Le- ben ſelbſt ein Ende machen muͤſſe.
So wollen wir denn die Jugend- und Mannsjahre ſo zubringen, daß das graue Alter noch eine Quelle der Freude fuͤr uns werden kann, und daß wir mit ſtets unbe- ſiegter Gegenwart des Geiſtes dem kommenden Tode entge- gen ſehen, den verzoͤgernden getroſt erwarten koͤnnen: weil es doch laͤngſt ausgemacht iſt, daß wir ihn ſo wenig beſchleu- nigen duͤrfen, als wir Urſa- che haben, vor ihm zu zit- tern, wenn wir weiſe gele- bet haben.
Itaque de iſto ſeremus ſententiam, an opor- teat faſtidire ſenectutis extrema, et finem non operiri ſed manu facere. — Prope eſt à timen- te, qui fatum ſegnis exſpectat: ſicut ille ul-
Immer
tra
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Von den Bewahrungsmitteln ꝛc.
Stellen aus dem 58 Briefe,
ſamt Anmerkungen.
Seneka. Der chriſtliche Weiſe.
So wollen
wir denn be-
ſtimmen, ob
man im grau-
en Alter das
Ende der Ta-
ge nicht ab-
warten, ſon-
dern dem Le-
ben ſelbſt ein
Ende machen
muͤſſe. So wollen wir denn die
Jugend- und Mannsjahre
ſo zubringen, daß das graue
Alter noch eine Quelle der
Freude fuͤr uns werden kann,
und daß wir mit ſtets unbe-
ſiegter Gegenwart des Geiſtes
dem kommenden Tode entge-
gen ſehen, den verzoͤgernden
getroſt erwarten koͤnnen: weil
es doch laͤngſt ausgemacht iſt,
daß wir ihn ſo wenig beſchleu-
nigen duͤrfen, als wir Urſa-
che haben, vor ihm zu zit-
tern, wenn wir weiſe gele-
bet haben.
Immer
Itaque de iſto ſeremus ſententiam, an opor-
teat faſtidire ſenectutis extrema, et finem non
operiri ſed manu facere. — Prope eſt à timen-
te, qui fatum ſegnis exſpectat: ſicut ille ul-
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Sailer, Johann Michael: Über den Selbstmord. München, 1785, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_selbstmord_1785/183>, abgerufen am 24.02.2025.
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