heiten den Krieg angekündet haben, und die- sen Krieg auch auf Kirchenkanzeln gerne fort- gesetzt wissen möchten: oder die politische Gährung des Zeitalters, das allemal die Pre- diger mit in die bürgerlichen Händel verflicht, und sie zu Beförderern seiner Absichten machen will: oder die gemeinsame Schwachheit der Menschen, die die treffende Wahrheit nicht hö- ren mögen: oder die Trägheit und Gefühllosig- keit des Predigers, die ohne alle Ueberlegung und Vorbereitung ausspricht, was der Zufall auf die Zunge legt.
VIII.
Wenn sich die christliche Moral durch ihr Grundgesetz der Sittlichkeit, durch ihre Ange- messenheit für alle Stuffen der Moralität und Immoralität der Menschen, durch ihren Zu- sammenhang mit der Religion, durch ihre Ein- flüsse auf das dauerhafte Wohlseyn einzeler Menschen, der Familien, der Kirche, der Län- der auszeichnet: so wird es wohl ein schädli- cher Fehler seyn, nicht das zur Summe aller Gebote machen, was Jesus dazu machte, und nicht die Hauptsache Hauptsache seyn lassen, die Jesus dazu machte; nicht da Kraft suchen
lehren,
heiten den Krieg angekündet haben, und die- ſen Krieg auch auf Kirchenkanzeln gerne fort- geſetzt wiſſen möchten: oder die politiſche Gährung des Zeitalters, das allemal die Pre- diger mit in die bürgerlichen Händel verflicht, und ſie zu Beförderern ſeiner Abſichten machen will: oder die gemeinſame Schwachheit der Menſchen, die die treffende Wahrheit nicht hö- ren mögen: oder die Trägheit und Gefühlloſig- keit des Predigers, die ohne alle Ueberlegung und Vorbereitung ausſpricht, was der Zufall auf die Zunge legt.
VIII.
Wenn ſich die chriſtliche Moral durch ihr Grundgeſetz der Sittlichkeit, durch ihre Ange- meſſenheit für alle Stuffen der Moralität und Immoralität der Menſchen, durch ihren Zu- ſammenhang mit der Religion, durch ihre Ein- flüſſe auf das dauerhafte Wohlſeyn einzeler Menſchen, der Familien, der Kirche, der Län- der auszeichnet: ſo wird es wohl ein ſchädli- cher Fehler ſeyn, nicht das zur Summe aller Gebote machen, was Jeſus dazu machte, und nicht die Hauptſache Hauptſache ſeyn laſſen, die Jeſus dazu machte; nicht da Kraft ſuchen
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heiten den Krieg angekündet haben, und die-
ſen Krieg auch auf Kirchenkanzeln gerne fort-
geſetzt wiſſen möchten: oder die politiſche
Gährung des Zeitalters, das allemal die Pre-
diger mit in die bürgerlichen Händel verflicht,
und ſie zu Beförderern ſeiner Abſichten machen
will: oder die gemeinſame Schwachheit der
Menſchen, die die treffende Wahrheit nicht hö-
ren mögen: oder die Trägheit und Gefühlloſig-
keit des Predigers, die ohne alle Ueberlegung
und Vorbereitung ausſpricht, was der Zufall
auf die Zunge legt.
VIII.
Wenn ſich die chriſtliche Moral durch ihr
Grundgeſetz der Sittlichkeit, durch ihre Ange-
meſſenheit für alle Stuffen der Moralität und
Immoralität der Menſchen, durch ihren Zu-
ſammenhang mit der Religion, durch ihre Ein-
flüſſe auf das dauerhafte Wohlſeyn einzeler
Menſchen, der Familien, der Kirche, der Län-
der auszeichnet: ſo wird es wohl ein ſchädli-
cher Fehler ſeyn, nicht das zur Summe aller
Gebote machen, was Jeſus dazu machte, und
nicht die Hauptſache Hauptſache ſeyn laſſen,
die Jeſus dazu machte; nicht da Kraft ſuchen
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Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sailer_prediger_1791/125>, abgerufen am 03.03.2025.
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