Sailer, Johann Michael: Kurzgefaßte Erinnerungen an junge Prediger. München, 1791.Wer die Regel hat und kennt, wird auch die VII. Wenn der Prediger bey seinem Vortrage heiten
Wer die Regel hat und kennt, wird auch die VII. Wenn der Prediger bey ſeinem Vortrage heiten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0124" n="110"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Wer die Regel hat und kennt, wird auch die<lb/> Abweichung von der Regel, den Fehler wenigſt be-<lb/> urtheilen können, und nach und nach auch meiden<lb/> lernen. Da dieſe Fehler an einem andern Ort aufrich-<lb/> tig genug angegeben ſind (Paſtoralth. II. B. S. 18-25):<lb/> ſo will ich ſie hier nicht wiederholen. Nur bitten<lb/> will ich noch meine jüngern Leſer, um der Wahr-<lb/> heit willen, für die Jeſus ſtarb, nie ein unnützes Ge-<lb/> mächte des Verſtandes, nie ein eitel Spielwerk des<lb/> Witzes, nie ein Süſsgeſchwätz von Modetugend auf<lb/> die Stätte zu bringen, von der nur Wort Gottes<lb/> durch Menſchen an Menſchen kommen ſoll.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>VII.</head><lb/> <p>Wenn der Prediger bey ſeinem Vortrage<lb/> die Natur der Sache, den Zweck des Evange-<lb/> liums und Predigtamtes, die Fähigkeit ſeiner<lb/> Zuhörer, die Umſtände des Orts, der Zeit etc.<lb/> und ſeine eigne Perſon zu Rathe ziehen ſoll (III);<lb/> ſo wird es wohl ein ſchädlicher Fehler ſeyn,<lb/> entweder ſeine eigne Eitelkeit, die nur glänzen<lb/> will, entſcheiden laſſen, was man ſagen ſolle;<lb/> oder die Eitelkeit einiger Zuhörer, die durch<lb/> einen akademiſchen <hi rendition="#i">Discours prononcè avec mille<lb/> graces</hi> unterhalten ſeyn wollen: oder die literä-<lb/> riſchen Vorurtheile anderer, die gewiſſen Wahr-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">heiten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [110/0124]
Wer die Regel hat und kennt, wird auch die
Abweichung von der Regel, den Fehler wenigſt be-
urtheilen können, und nach und nach auch meiden
lernen. Da dieſe Fehler an einem andern Ort aufrich-
tig genug angegeben ſind (Paſtoralth. II. B. S. 18-25):
ſo will ich ſie hier nicht wiederholen. Nur bitten
will ich noch meine jüngern Leſer, um der Wahr-
heit willen, für die Jeſus ſtarb, nie ein unnützes Ge-
mächte des Verſtandes, nie ein eitel Spielwerk des
Witzes, nie ein Süſsgeſchwätz von Modetugend auf
die Stätte zu bringen, von der nur Wort Gottes
durch Menſchen an Menſchen kommen ſoll.
VII.
Wenn der Prediger bey ſeinem Vortrage
die Natur der Sache, den Zweck des Evange-
liums und Predigtamtes, die Fähigkeit ſeiner
Zuhörer, die Umſtände des Orts, der Zeit etc.
und ſeine eigne Perſon zu Rathe ziehen ſoll (III);
ſo wird es wohl ein ſchädlicher Fehler ſeyn,
entweder ſeine eigne Eitelkeit, die nur glänzen
will, entſcheiden laſſen, was man ſagen ſolle;
oder die Eitelkeit einiger Zuhörer, die durch
einen akademiſchen Discours prononcè avec mille
graces unterhalten ſeyn wollen: oder die literä-
riſchen Vorurtheile anderer, die gewiſſen Wahr-
heiten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |