Was man im 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts von den Lebenserscheinungen der Pflanzen wußte, war nicht viel mehr als das, was ohnehin schon seit den ältesten Zeiten mensch- licher Cultur durch Landwirthschaft, Gärtnerei und andere prak- tische Beschäftigung mit Pflanzen bekannt geworden war. Man wußte, daß die Wurzeln nicht nur zur Befestigung im Boden, sondern auch zur Nahrungsaufnahme dienen, daß gewisse Dünge- stoffe z. B. Asche, unter Umständen auch Salz, die Vegetation kräftigen; daß ferner die Knospen auswachsen und Sprosse bilden, der Erzeugung von Samen und Früchten die Blüthen voraus- gehen müssen und mancherlei unbedeutendere physiologische Er- scheinungen, welche die Gartenkunst zu Tage förderte, waren be- kannt. Dagegen hatte man von der physiologischen Bedeutung der Blätter für die Ernährung gar keine, von der der Staub- gefäße für die Erzeugung fruchtbarer Samen nur eine ganz dunkle Ahnung; daß die aus der Erde aufgenommenen Nahrungs- stoffe innerhalb der Pflanze sich bewegen müssen, um auch die höher liegenden Theile zu ernähren, war eine nahe liegende Folgerung, die man auch zog und durch Vergleichung mit der Blutbewegung der Thiere zu verstehen suchte. Von der Be- deutung des Lichts und der Wärme für die Ernährung und das Wachsthum der Pflanzen berichten die Schriftsteller bis in die
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Einleitung.
Was man im 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts von den Lebenserſcheinungen der Pflanzen wußte, war nicht viel mehr als das, was ohnehin ſchon ſeit den älteſten Zeiten menſch- licher Cultur durch Landwirthſchaft, Gärtnerei und andere prak- tiſche Beſchäftigung mit Pflanzen bekannt geworden war. Man wußte, daß die Wurzeln nicht nur zur Befeſtigung im Boden, ſondern auch zur Nahrungsaufnahme dienen, daß gewiſſe Dünge- ſtoffe z. B. Aſche, unter Umſtänden auch Salz, die Vegetation kräftigen; daß ferner die Knoſpen auswachſen und Sproſſe bilden, der Erzeugung von Samen und Früchten die Blüthen voraus- gehen müſſen und mancherlei unbedeutendere phyſiologiſche Er- ſcheinungen, welche die Gartenkunſt zu Tage förderte, waren be- kannt. Dagegen hatte man von der phyſiologiſchen Bedeutung der Blätter für die Ernährung gar keine, von der der Staub- gefäße für die Erzeugung fruchtbarer Samen nur eine ganz dunkle Ahnung; daß die aus der Erde aufgenommenen Nahrungs- ſtoffe innerhalb der Pflanze ſich bewegen müſſen, um auch die höher liegenden Theile zu ernähren, war eine nahe liegende Folgerung, die man auch zog und durch Vergleichung mit der Blutbewegung der Thiere zu verſtehen ſuchte. Von der Be- deutung des Lichts und der Wärme für die Ernährung und das Wachsthum der Pflanzen berichten die Schriftſteller bis in die
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Einleitung.
Was man im 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts
von den Lebenserſcheinungen der Pflanzen wußte, war nicht viel
mehr als das, was ohnehin ſchon ſeit den älteſten Zeiten menſch-
licher Cultur durch Landwirthſchaft, Gärtnerei und andere prak-
tiſche Beſchäftigung mit Pflanzen bekannt geworden war. Man
wußte, daß die Wurzeln nicht nur zur Befeſtigung im Boden,
ſondern auch zur Nahrungsaufnahme dienen, daß gewiſſe Dünge-
ſtoffe z. B. Aſche, unter Umſtänden auch Salz, die Vegetation
kräftigen; daß ferner die Knoſpen auswachſen und Sproſſe bilden,
der Erzeugung von Samen und Früchten die Blüthen voraus-
gehen müſſen und mancherlei unbedeutendere phyſiologiſche Er-
ſcheinungen, welche die Gartenkunſt zu Tage förderte, waren be-
kannt. Dagegen hatte man von der phyſiologiſchen Bedeutung
der Blätter für die Ernährung gar keine, von der der Staub-
gefäße für die Erzeugung fruchtbarer Samen nur eine ganz
dunkle Ahnung; daß die aus der Erde aufgenommenen Nahrungs-
ſtoffe innerhalb der Pflanze ſich bewegen müſſen, um auch die
höher liegenden Theile zu ernähren, war eine nahe liegende
Folgerung, die man auch zog und durch Vergleichung mit der
Blutbewegung der Thiere zu verſtehen ſuchte. Von der Be-
deutung des Lichts und der Wärme für die Ernährung und das
Wachsthum der Pflanzen berichten die Schriftſteller bis in die
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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. [387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/399>, abgerufen am 22.12.2024.
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