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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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di Ravenna hat sie mit besonderer Liebe und glücklich in
Kupfer gestochen.

Noch vor dem Tode des Meisters möchte denn auch des-
sen Gartenhaus durch kleinere, in leichte Verzierungen ver-
flochtene Bilder geschmückt worden seyn. In diesen ist die
Ausführung sehr flüchtig, die Erfindung, besonders der Hoch-
zeit der Roxane, so anmuthsvoll, daß ich ihrer nie ohne Lust
gedenke. Von diesem Bilde giebt es ein älteres Blatt vom
Meister mit dem Würfel, ein neueres von Volpato, welches
zu dessen gelungeneren gezählt werden darf.

Diese neue Richtung der Kunst hat, nach Raphael, be-
sonders Giulio Romano fortgebildet, mit ihr in der Villa
Lante die Allegorie verbunden, sie in der Villa Madama zur
Architectur in ein untergeordnetes Verhältniß gesetzt, endlich
zu Mantua darin jegliches, auch das Unmögliche, mit geist-
reicher Kühnheit gewagt. Vasari und Benvenuto Cellini ha-
ben den großen, die gute Zeit, gleich einer rüstgen Eiche, um
Jahrzehende überdauernden Künstler beide zu Mantua besucht,
und erwähnen *) seiner umfassenden, schöpferischen Thätigkeit,
als Augenzeugen, mit beachtenswerther Wärme. Was Giulio
zu Mantua im Palast del T **) classisches geleistet, hat
Heinrich Meyer, in den Propyläen, vortrefflich untersucht und
beschrieben. Leider verliert das unvergleichbare Werk von
Jahr zu Jahr durch theilweisen Verfall des Gebäudes und
bedenkliche Restaurationen. Uebrigens ist darin wohl nur we-
niges von Giulio gemalt, das meiste von seinen Gehülfen,

*) Vasari im Leben des Giulio, gegen das Ende; und Cellini, vita,
ed. Colonia per P. Martello, 4. p. 53.
**) Cellini sagt: al Ti. -- Der Palast erhielt den Namen des Ba-
stions, auf welchem er angelegt war.

di Ravenna hat ſie mit beſonderer Liebe und gluͤcklich in
Kupfer geſtochen.

Noch vor dem Tode des Meiſters moͤchte denn auch deſ-
ſen Gartenhaus durch kleinere, in leichte Verzierungen ver-
flochtene Bilder geſchmuͤckt worden ſeyn. In dieſen iſt die
Ausfuͤhrung ſehr fluͤchtig, die Erfindung, beſonders der Hoch-
zeit der Roxane, ſo anmuthsvoll, daß ich ihrer nie ohne Luſt
gedenke. Von dieſem Bilde giebt es ein aͤlteres Blatt vom
Meiſter mit dem Wuͤrfel, ein neueres von Volpato, welches
zu deſſen gelungeneren gezaͤhlt werden darf.

Dieſe neue Richtung der Kunſt hat, nach Raphael, be-
ſonders Giulio Romano fortgebildet, mit ihr in der Villa
Lante die Allegorie verbunden, ſie in der Villa Madama zur
Architectur in ein untergeordnetes Verhaͤltniß geſetzt, endlich
zu Mantua darin jegliches, auch das Unmoͤgliche, mit geiſt-
reicher Kuͤhnheit gewagt. Vaſari und Benvenuto Cellini ha-
ben den großen, die gute Zeit, gleich einer ruͤſtgen Eiche, um
Jahrzehende uͤberdauernden Kuͤnſtler beide zu Mantua beſucht,
und erwaͤhnen *) ſeiner umfaſſenden, ſchoͤpferiſchen Thaͤtigkeit,
als Augenzeugen, mit beachtenswerther Waͤrme. Was Giulio
zu Mantua im Palaſt del T **) claſſiſches geleiſtet, hat
Heinrich Meyer, in den Propylaͤen, vortrefflich unterſucht und
beſchrieben. Leider verliert das unvergleichbare Werk von
Jahr zu Jahr durch theilweiſen Verfall des Gebaͤudes und
bedenkliche Reſtaurationen. Uebrigens iſt darin wohl nur we-
niges von Giulio gemalt, das meiſte von ſeinen Gehuͤlfen,

*) Vaſari im Leben des Giulio, gegen das Ende; und Cellini, vita,
ed. Colonia per P. Martello, 4. p. 53.
**) Cellini ſagt: al Ti. — Der Palaſt erhielt den Namen des Ba-
ſtions, auf welchem er angelegt war.
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[143/0165] di Ravenna hat ſie mit beſonderer Liebe und gluͤcklich in Kupfer geſtochen. Noch vor dem Tode des Meiſters moͤchte denn auch deſ- ſen Gartenhaus durch kleinere, in leichte Verzierungen ver- flochtene Bilder geſchmuͤckt worden ſeyn. In dieſen iſt die Ausfuͤhrung ſehr fluͤchtig, die Erfindung, beſonders der Hoch- zeit der Roxane, ſo anmuthsvoll, daß ich ihrer nie ohne Luſt gedenke. Von dieſem Bilde giebt es ein aͤlteres Blatt vom Meiſter mit dem Wuͤrfel, ein neueres von Volpato, welches zu deſſen gelungeneren gezaͤhlt werden darf. Dieſe neue Richtung der Kunſt hat, nach Raphael, be- ſonders Giulio Romano fortgebildet, mit ihr in der Villa Lante die Allegorie verbunden, ſie in der Villa Madama zur Architectur in ein untergeordnetes Verhaͤltniß geſetzt, endlich zu Mantua darin jegliches, auch das Unmoͤgliche, mit geiſt- reicher Kuͤhnheit gewagt. Vaſari und Benvenuto Cellini ha- ben den großen, die gute Zeit, gleich einer ruͤſtgen Eiche, um Jahrzehende uͤberdauernden Kuͤnſtler beide zu Mantua beſucht, und erwaͤhnen *) ſeiner umfaſſenden, ſchoͤpferiſchen Thaͤtigkeit, als Augenzeugen, mit beachtenswerther Waͤrme. Was Giulio zu Mantua im Palaſt del T **) claſſiſches geleiſtet, hat Heinrich Meyer, in den Propylaͤen, vortrefflich unterſucht und beſchrieben. Leider verliert das unvergleichbare Werk von Jahr zu Jahr durch theilweiſen Verfall des Gebaͤudes und bedenkliche Reſtaurationen. Uebrigens iſt darin wohl nur we- niges von Giulio gemalt, das meiſte von ſeinen Gehuͤlfen, *) Vaſari im Leben des Giulio, gegen das Ende; und Cellini, vita, ed. Colonia per P. Martello, 4. p. 53. **) Cellini ſagt: al Ti. — Der Palaſt erhielt den Namen des Ba- ſtions, auf welchem er angelegt war.

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/165>, abgerufen am 26.04.2024.