Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
33.

Den 16. Mai 1837.

Die Freunde haben mir den Becher übersendet,
Der, außen Silberschmuck und innen Gold, mich blendet.
Er ist nur viel zu groß, ich kann daraus nicht trinken,
Die Arme würden mir mit dem gefüllten sinken.
Es ist ein schöner Schein, darum ward er gegeben
Zum Lohn der Poesie, die auch nicht ist fürs Leben.

34.

Den Leipziger Freunden,
d. 21. Mai 1837.

Wofür belohnt ihr mich? Was hab' ich öffentlich,
Besondres was gethan für dich, und dich, und dich?
Die Welt belohnt sonst nur die Dienste der Partei,
Die Dienste des Bedarfs, des Nutzens mancherlei.
Doch solches Dienstes frei und ledig ist das Schöne;
Darum verlang' es nicht, daß ird'scher Lohn es kröne.
33.

Den 16. Mai 1837.

Die Freunde haben mir den Becher uͤberſendet,
Der, außen Silberſchmuck und innen Gold, mich blendet.
Er iſt nur viel zu groß, ich kann daraus nicht trinken,
Die Arme wuͤrden mir mit dem gefuͤllten ſinken.
Es iſt ein ſchoͤner Schein, darum ward er gegeben
Zum Lohn der Poeſie, die auch nicht iſt fuͤrs Leben.

34.

Den Leipziger Freunden,
d. 21. Mai 1837.

Wofuͤr belohnt ihr mich? Was hab' ich oͤffentlich,
Beſondres was gethan fuͤr dich, und dich, und dich?
Die Welt belohnt ſonſt nur die Dienſte der Partei,
Die Dienſte des Bedarfs, des Nutzens mancherlei.
Doch ſolches Dienſtes frei und ledig iſt das Schoͤne;
Darum verlang' es nicht, daß ird'ſcher Lohn es kroͤne.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0297" n="287"/>
        <div n="2">
          <head>33.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Den</hi> 16. <hi rendition="#g">Mai</hi> 1837.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Die Freunde haben mir den Becher u&#x0364;ber&#x017F;endet,</l><lb/>
              <l>Der, außen Silber&#x017F;chmuck und innen Gold, mich blendet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Er i&#x017F;t nur viel zu groß, ich kann daraus nicht trinken,</l><lb/>
              <l>Die Arme wu&#x0364;rden mir mit dem gefu&#x0364;llten &#x017F;inken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Es i&#x017F;t ein &#x017F;cho&#x0364;ner Schein, darum ward er gegeben</l><lb/>
              <l>Zum Lohn der Poe&#x017F;ie, die auch nicht i&#x017F;t fu&#x0364;rs Leben.</l>
            </lg><lb/>
            <l/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>34.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Den Leipziger Freunden</hi>,<lb/>
d. 21. Mai 1837.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <l/>
            <lg n="1">
              <l>Wofu&#x0364;r belohnt ihr mich? Was hab' ich o&#x0364;ffentlich,</l><lb/>
              <l>Be&#x017F;ondres was gethan fu&#x0364;r dich, und dich, und dich?</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Welt belohnt &#x017F;on&#x017F;t nur die Dien&#x017F;te der Partei,</l><lb/>
              <l>Die Dien&#x017F;te des Bedarfs, des Nutzens mancherlei.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Doch &#x017F;olches Dien&#x017F;tes frei und ledig i&#x017F;t das Scho&#x0364;ne;</l><lb/>
              <l>Darum verlang' es nicht, daß ird'&#x017F;cher Lohn es kro&#x0364;ne.</l>
            </lg><lb/>
            <l>
</l>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[287/0297] 33. Den 16. Mai 1837. Die Freunde haben mir den Becher uͤberſendet, Der, außen Silberſchmuck und innen Gold, mich blendet. Er iſt nur viel zu groß, ich kann daraus nicht trinken, Die Arme wuͤrden mir mit dem gefuͤllten ſinken. Es iſt ein ſchoͤner Schein, darum ward er gegeben Zum Lohn der Poeſie, die auch nicht iſt fuͤrs Leben. 34. Den Leipziger Freunden, d. 21. Mai 1837. Wofuͤr belohnt ihr mich? Was hab' ich oͤffentlich, Beſondres was gethan fuͤr dich, und dich, und dich? Die Welt belohnt ſonſt nur die Dienſte der Partei, Die Dienſte des Bedarfs, des Nutzens mancherlei. Doch ſolches Dienſtes frei und ledig iſt das Schoͤne; Darum verlang' es nicht, daß ird'ſcher Lohn es kroͤne.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/297
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/297>, abgerufen am 21.12.2024.